Der Beginn dieser Arbeit wird in den 1870er Jahren liegen und sich bis in die 1930er Jahre erstrecken, wobei zunächst kurz auf die Erfindung des Telefons eingegangen wird. Davon ausgehend wird sich dann der Entstehung der American Telephon and Telegraph (AT&T) sowie der ab 1893/94 eintretenden Competitive Era gewidmet, aus der AT&T endgültig als Telefonmonopolist hervorgehen sollte. Schließlich wird, getrennt nach Land- und Stadtbevölkerung, untersucht, wie und bei wem sich das Telefon verbreitete und welche Folgen es für die Menschen im Alltag hatte.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Erfindung des Telefons
3. Von der Bell Telephone Company zur American Telephone and Telegraph Company
4. Die Competitive Era
5. Die Verbreitung des Telefons auf dem Lande
6. Die Verbreitung des Telefons in der Stadt
7. Auswirkungen auf das Alltagsleben
8. Schlussbetrachtung
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die Grundidee für das neuartige Gerät, das später als Magneto Telephone bekannt wurde, beschrieb Alexander Graham Bell am 23. November 1874 in einem Brief:
„The idea to which I allude is an instrument by which the human voice might be telegraphed without the use of a battery at all […] The vibrations of a permanent magnet will induce a vibrating current of electricity in the coils of an electromagnet.”[1]
Heute gibt es wohl nur noch wenige Haushalte in den USA, in denen ein Telefon fehlt. Vor drei Generationen jedoch sei es unüblich gewesen, ein Telefon zu besitzen, so Claude S. Fischer in seinem Werk America Calling.[2]
Gegenstand dieser Arbeit soll die Geschichte des Telefons in den USA von der Erfindung des Telefons 1876 bis in die 1930er Jahre sein. Als Überblicksliteratur diente hierbei der Band 4 der Propyläen Technikgeschichte.[3] Der Schwerpunkt der Ausarbeitung wird hierbei auf der Geschichte der American Telephone and Telegraph Company (AT&T) liegen, da diese maßgeblich dazu beigetragen hat, in den USA ein einheitliches Telefonnetzwerk zu errichten und AT&T überdies zu einem der größten Unternehmen der USA wurde.[4] Als wichtige Literatur zu diesem Thema dienten die Werke über das Leben Alexander Graham Bells von Edwin S. Grosvenor und Morgan Wesson.[5] Über AT&T selbst hat Robert W. Garnet geschrieben, dessen Studie in einer Reihe der Johns Hopkins University Press erschienen ist, die das Unternehmen AT&T zum Gegenstand hat.[6]
Desweiteren soll untersucht werden, mit welchen Folgen das Telefon den Alltag der Menschen auf dem Land und in der Stadt veränderte. Als Standardwerk ist hierfür America Calling von Claude S. Fischer anzusehen, der sich diesem Thema, gestützt auf Auswertungen von Interviews mit Zeitzeugen oder deren Angehörigen, gewidmet hat.[7]
Der Beginn dieser Arbeit wird in den 1870er Jahren liegen und sich bis in die 1930er Jahre erstrecken, wobei zunächst kurz auf die Erfindung des Telefons eingegangen wird. Davon ausgehend wird sich dann der Entstehung der AT&T sowie der ab 1893/94 eintretenden Competitive Era gewidmet, aus der AT&T endgültig als Telefonmonopolist hervorgehen sollte. Schließlich wird, getrennt nach Land- und Stadtbevölkerung, untersucht, wie und bei wem sich das Telefon verbreitete und welche Folgen es für die Menschen im Alltag hatte.
2. Die Erfindung des Telefons
Die Erfindung des Telefons war eng mit der Weiterentwicklung des Telegraphen verbunden. Zwar hatte sich in den USA ein dichtes Telegraphennetz entwickelt, doch machte sich negativ bemerkbar, dass nur eine Nachricht auf einer Leitung übertragen werden konnte. Die Erfindung der sogenannten Duplex-Telegraphie Anfang der 1870er Jahre stellte zwar eine Weiterentwicklung dar, doch wurde bereits nach funktionsfähigen Multiplex-Systemen geforscht. Bells Ansatz zu einem solchen System war es, akustische Schwingungen unterschiedlicher Frequenz in elektrische Schwingungen umzuwandeln, diese zu übertragen und die unterschiedlichen Frequenzen am Ende des Prozesses wieder herauszufiltern. Dabei stellte Bell fest, dass sich so auch Sprache übertragen ließ.[8] Obschon Bell von dieser neuen Möglichkeit fasziniert war, drängte ihn sein Berater Gardiner Greene Hubbard darauf, seine Entwicklungsarbeit auf das profitträchtige Feld der Telegraphie zu beschränken und mögliche Erkenntnisse für die Sprachübermittlung schriftlich festzuhalten, um diese später nutzen zu können.[9] Bei den Arbeiten zur Nachrichtenübertragung eines neuen Telegraphentypen stellte Bell fest, dass das metallische Geräusch eines am Sendegerät angetippten Metallstreifens, der an einer Spule angeschlossen war, am Empfangsgerät zu hören war. Er hatte also erkannt, dass der durch mechanische Schwingungen entstehende Induktionsstrom ausreichte, um akustische Signale übertragen zu können. In Zukunft sollte dies durch eine Membran geschehen. Trotz seiner Begeisterung drängten sowohl seine Eltern, als auch Hubbard darauf, weiter an seinem neuen Telegraphentyp zu arbeiten.[10]
Bells schärfster Konkurrent bei der Entwicklung des Telefons war Elisha Gray, der dieser Entwicklung, im Gegensatz zu Bell, keinerlei kommerzielle Bedeutung zumaß. Obwohl Gray einer der führenden Telegraphenfachleute und Elektrotechniker war und zudem durch seine Verbindungen zur Telegraphenindustrie, namentlich dem größten Telegraphenkonzern, Western Union, wesentliche Vorteile gegenüber Bell hatte, konnte jener am 14. Februar 1876 das Patent für das Telefon anmelden.[11]
Dass das Telefon zu Anfang noch als Spielzeug angesehen wurde zeigt die Tatsache, dass Western Union Ende 1876 nicht auf das Angebot einging, die Rechte am Telefon für 100.000 US-Dollar zu kaufen.[12] Einerseits zeigt dies, so Neil H. Wassermann, dass Bell selbst und seine Geldgeber zunächst nicht vom Nutzen der Erfindung überzeugt waren und somit das Patent gewinnbringend verkaufen wollten, statt darauf aufbauend eine Geschäft zu gründen. Anderseits zeige dies aber auch, dass mögliche Käufer nicht vom Nutzen des Telefons überzeugt gewesen seien, da es keine schriftlichen Nachrichten übermitteln konnte und die technischen Leistungsmerkmale überdies noch nicht den Anforderungen entsprochen hätten.[13]
3. Von der Bell Telephone Company zur American Telephone and Telegraph Company
Obwohl, wie von Wasserman angenommen, nach der Patentanmeldung selbst bei Bell Zweifel über den konkreten kommerziellen Nutzen des Telefons aufgekommen sein sollen, wurde am 9. Juli 1877 die Bell Telephone Company of Massachusetts gegründet, bei der Hubbard als Treuhänder und Bell als Chefelektriker fungierten. Nach Robert W. Garnet stellte diese Gesellschaft eher ein Familienunternehmen als eine moderne Firma dar. Da es Hubbard nach einer halbjährigen Reise durch die USA nicht gelungen war, Investoren für die junge Firma zu finden,[14] richtete er überall im Land Vertretungen ein, die von Maklern gegen Provision betrieben wurden und z.B. für den Service zuständig waren.[15] Die Telefone wurden hierbei jedoch nicht verkauft, sondern vermietet; für private Zwecke betrug die Miete $20 und für kommerzielle Zwecke $40 pro Jahr, wobei darüber hinaus Kosten für die Leitungsinstallation in Höhe von $100 bis $150 pro Meile anfielen.[16] Die Telefonapparate wurden hierbei von 1877 bis zum Frühling 1879 zentral bei Charles Williams jun. beschafft.[17] Die Bell-Systeme stellten also Kleinnetze dar, die nach und nach zusammenwuchsen und mit Fernleitungen miteinander verbunden wurden.[18]
In der Werbung wurde mit den Vorteilen des Telefons geworben: Es sei zuverlässig, wirtschaftlich und könne, so die Bell-Reklame, mehr Wörter pro Minute übermitteln als der Telegraph.[19] Anders als in der Werbung verkündet, war das Telefonieren so teuer und unzuverlässig, dass der hohe Preis die Vorteile des Telefons, wie z.B. die Zeitersparnis, die Festigung von Freundschaften, das Austauschen von Neuigkeiten u.ä. aufwog. Nicht zuletzt aufgrund des hohen Preises waren Ende 1879 weniger als 70.000 Telefone angemeldet, vornehmlich in den großen Städten, wobei die Nachfrage weiter abnahm.[20] Zu diesem Abklingen kam die Konkurrenz durch Western Union hinzu, die sich durch ihre Finanzstärke, ihr Vertriebsnetz und das bestehende Leitungsnetz auszeichnete. Des Weiteren war es Western Union gelungen, zahlreiche Telefonpatente zu kaufen, wie die von Elisha Gray, Amos Dolbear und Thomas Edison. Erschwerend für die Bell Company kam hinzu, dass Western Union mit Western Electric eine Zulieferfirma besaß, die es qualitativ mit den Produkten von Williams aufnehmen und diese in weitaus größerer Stückzahl und mit einer wesentlich größeren Produktpalette, darunter auch Telefonvermittlungen, produzieren konnte.[21]
Der inzwischen als Geschäftsführer eingestellte Theodore Vail begann schließlich damit, die Bell Company zu einem professionell geführten Firma zu machen. Um den technischen Vorsprung, den die Western Union mittlerweile erlangt hatte, wettzumachen, führte die Bell Company im Herbst 1878 ein neues, batteriegetriebenes Gerät ein, dass sich mit seinem neuartigen Mikrophon – mit Elektroden aus Karbon und Platin – als anderen Modellen überlegen herausstellen sollte.[22] Trotz dieses technischen Vorsprungs war das alte Problem bestehen geblieben, gegenüber Western Union finanziell benachteiligt zu sein. Am 13. März 1879 wurde die National Bell Telephone Company aus der New England Telephone und der Bell Telephone unter Verkauf von 7.250 Aktien gegründet. Etwas mehr als ein Jahr später gründete sich die American Bell Telephone Company, die 73.500 Aktien zeichnete. Nunmehr stieg die Zahl der Installationen an: Im Februar 1881 zählte American Bell 132.692 Telefone. Waren bis 1883 13.653 Meilen Leitungen verlegt,[23] so stieg diese Zahl jährlich um rund 35.000 bis 36.000 Meilen an Leitungskreisläufen.[24]
[...]
[1] Alexander Graham Bell, 23.11.1874, zitiert nach: Grovenor, Edwin S., Wesson, Morgan: Alexander Graham Bell. The Life and Times of the Man Who Invented The Telephone, New York 1997, S. 51.
[2] Fischer, Claude S.: America calling. A social history of the telephone to 1940, Berkeley 1992, S. 86.
[3] König, Wolfgang), Weber, Wolfhard: Propyläen Technikgeschichte, Band 4, Netzwerke. Stahl und Strom. 1840 bis 1914, Berlin 1997.
[4] Garnet, Robert W.: The Telephone Enterprise: The Evolution of the Bell System’s Horizontal Structure, 1896-1909, Baltimore, London 1985, S. 154.
[5] Grovenor, Edwin S., Wesson, Morgan: Alexander Graham Bell. The Life and Times of the Man Who Invented The Telephone, New York 1997.
[6] Smith, George David: The Anatomy of a Business Strategy: Bell, Western Electric, and the Origins of the American Telephone Industry, Baltimor, London 1986, Wasserman, Neil H.: From Invention to Innovation: Long-Distance Telephone Transmission at the Turn of The Century, Baltimore, London 1985.
[7] Fischer, Claude S.: America calling. A social history of the telephone to 1940, Berkeley 1992.
[8] König, Wolfgang (Hrsg.), Weber, Wolfhard, S. 494.
[9] Grovenor, Edwin S., Wesson, Morgan. S. 51.
[10] Grovenor, Edwin S., Wesson, Morgan, S.57f.
[11] König, Wolfgang (Hrsg.), Weber, Wolfhard, S. 495.
[12] Grovenor, Edwin S., Wesson, Morgan, S.75.
[13] Wasserman, Neil H., S. 17.
[14] Garnet, Robert W., S. 13f.
[15] Lipartito, Kenneth, S. 7.
[16] Smith, George David, S. 25.
[17] Smith, George David, S. 29.
[18] König, Wolfgang (Hrsg.), Weber, Wolfhard, S. 497.
[19] Grovenor, Edwin S., Wesson, Morgan, S. 79-83.
[20] Grovenor, Edwin S., Wesson, Morgan, S. 122.
[21] Smith, George David, S. 37-40.
[22] Smith, George David, S. 46f.
[23] Grovenor, Edwin S., Wesson, Morgan, S. 122.
[24] Garnet, Robert W., S. 69.
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