Nach ausführlicher Klärung der Begriffe Motologie, Mototherapie, Motopädagogik und Psychomotorik und einer Darstellung der Grundphilosophie der hier aufgezeigten psychomotorischen Förderung, des humanistischen und holistischen Menschenbildes und der ökologisch-systemischen Perspektive, werden die Geschichte der Psychomotorik in Europa und im Besonderen die Geschichte der Psychomotorik im Wasser erläutert.
Es werden andere Wassertherapien vorgestellt, die in manchen Elementen einer psychomotorischen Förderung im Wasser entsprechen. Als Auswahl wurden hier drei Methoden ausgewählt, die dem Anspruch einer psychomotorischen Förderung am nächsten kommen: Das Water-Balancing, die Aquatherapie und Aqua Wellness Methode und die Halliwick Methode nach McMillan.
Der psychomotorische Raum als Lernraum stellt ein weiteres Kapitel dieser Arbeit dar. In diesem Lernraum soll es behinderten und nicht behinderten Kindern ermöglicht werden Körper-, Sozial- und Materialerfahrungen zu sammeln und ihre Handlungs- und Bewegungskompetenzen zu erweitern. Die sinnliche Wahrnehmung stellt in der psychomotorischen Förderung einen Hauptaspekt dar, auf den in der Planung und Durchführung einer Fördereinheit Bezug genommen wird.
Der Schwerpunkt der Arbeit liegt den Bereich des Elementes Wassers als neuen Lernraum zu entdecken. Anhand von ausführlich dargelegten Vorüberlegungen, umfangreichen vorgestellten Materialien und den Möglichkeiten einer Stundenplanung wird eine Durchführung einer psychomotorischen Förderung im Wasser möglich. Anhand eines Förderbeispiels aus der Praxis, das sowohl Einheiten im Wasser als auch im Bewegungsraum beinhaltet, werden diese Aspekte anschaulicher dargestellt. Es werden vier komplett ausgearbeitete und erprobte Einheiten unter dem Hauptthema „Tiere“ vorgestellt, die als Anreiz dienen sollen psychomotorische Förderung im Wasser in die eigene Praxis zu integrieren.
INHALTSVERZEICHNIS
1 PROBLEMSTELLUNG UND AUFBAU DER ARBEIT
2 GRUNDLAGEN DER PSYCHOMOTORIK
2.1 BEGRIFFSBILDUNGEN UND DEFINITIONEN
2.2 DAS HUMANISTISCHE UND HOLISTISCHE MENSCHENBILD
2.3 DIE ÖKOLOGISCH-SYSTEMISCHE PERSPEKTIVE
3 DIE GESCHICHTE DER PSYCHOMOTORIK
3.1 DIE ENTWICKLUNG DER PSYCHOMOTORIK IN EUROPA
3.2 DIE GESCHICHTE DER PSYCHOMOTORIK IM WASSER
3.2.1 WATER-BALANCING
3.2.2 AQUATHERAPIE UND AQUA WELLNESS METHODE
3.2.3 DIE HALLIWICK METHODE NACH McMILLAN
4 DER PSYCHOMOTORISCHE RAUM ALS LERNRAUM
4.1 KÖRPER-, MATERIAL- UND SOZIALERFAHRUNG
4.2 DIE SINNLICHE WAHRNEHMUNG
5 PSYCHOMOTORIK IM WASSER
5.1 VORÜBERLEGUNGEN
5.2 MATERIALIEN
5.3 DIE STUNDENPLANUNG
5.4 EINE PSYCHOMOTORISCHE FÖRDERUNG IM WASSER UND IM BEWEGUNGSRAUM
5.4.1 Stundenbeispiele mit dem Thema „Tiere“
5.4.2 1. Einheit – Eine psychomotorische Förderung im Bewegungsraum:
Tiere auf dem Bauernhof
5.4.3 2. Einheit - Eine psychomotorische Förderung im Wasser:
Eine Reise durch die Tierwelt im Wasser – Schwerpunkt Wassereigenschaften und Materialerfahrung im Wasser
5.4.4 3. Einheit - Eine psychomotorische Förderung im Bewegungsraum: Kleine Tiere über und unter der Erde
5.4.5 4. Einheit - Eine psychomotorische Förderung im Wasser: Tiere im Wasser – Schwerpunkt Körpererfahrungen im Wasser
6 SCHLUSSWORT
7 QUELLENVERZEICHNIS
ANHANG
1 PROBLEMSTELLUNG UND AUFBAU DER ARBEIT
Psychomotorik im Wasser scheint ein unerforschtes Gebiet zu sein. Es existiert dazu wenig Literatur, am meisten wird in gängigen Zeitschriften, wie „Praxis der Psychomotorik“ bzw. „Motorik“ und anderen bewegungspädagogischen und sportpädagogischen Blättern veröffentlicht. Bücher gibt es dazu kaum, die Erfahrungen beziehen sich auf Eigenerfahrungen und Eigenüberlegungen der Autoren[1], die Psychomotorik im Wasser selbst anbieten und ausprobiert haben. Diese Erfahrungen wurden zumeist in Zeitschriften veröffentlicht. Es gibt Bücher, die sich mit Bewegung im Wasser auseinandersetzen, dabei handelt es sich aber meist um die Thematik Schwimmen oder Elternratgeber und Literatur aus dem Behindertenbereich.
Zu Beginn der Arbeit wird nach einer Erläuterung der Begriffe Motologie, Mototherapie, Motopädagogik und Psychomotorik auf den Zusammenhang von Bewegung und Lernen eingegangen, der eine wesentliche Grundlage der Bedeutung von psychomotorischem Lernen für die Entwicklung des Menschen darstellt.
In dieser Arbeit wird davon ausgegangen, dass das für die psychomotorische Arbeit wesentliche Menschenbild und die Theorie nach BRONFENBRENNER sowohl in der Förderung im Bewegungsraum, als auch im Wasser notwendig sind. Für das Verständnis des besonderen Zugangs zum Menschen innerhalb dieser Denkweise wird dieses Menschenbild dargelegt. Die ökologisch-systemische Perspektive, die Basis meiner psychomotorischen Förderarbeit, soll für das Verständnis meines psychomotorischen Zugangs kurz dargestellt werden.
Die Geschichte der Psychomotorik und der psychomotorischen Förderung im Wasser wird in einem Kapitel dargelegt, um die Strömungen und Entwicklungen der jungen Theorie aufzuzeigen.
Im behinderten-, bzw. im therapeutischen Bereich ist das Element Wasser mit einigen Methoden beschrieben. Besonders zu erwähnen sind hier die Halliwick-Methode, die Water-Balancing Methode und die Aquatherapie. Sie kommen von ihrem Ansatz des Erlebens des Elementes Wassers und dem Dialog zwischen Therapeuten und Klienten der Möglichkeit psychomotorisch im Wasser zu arbeiten sehr nahe. Diese Möglichkeiten sollen kurz erläutert werden, um einen Einblick in die Theorien zu geben und damit ähnliche Ansätze, wie die psychomotorische Arbeit im Wasser aufzuzeigen. Es gibt noch zahlreiche weitere Methoden, die sich die Eigenschaften von Wasser und fernöstliche Entspannungstechniken und Lebensweisen zu nutze machen, sie sind für diese Arbeit jedoch nicht relevant und könnten in einer eigenen Arbeit untersucht und im Hinblick auf einen psychomotorischen Ansatz verglichen werden.
Besonders im Psychiatrie- und Suchtbereich scheint die Arbeit mit dem Element Wasser sehr gute Erfolge zu erzielen und wird, z. B. in Deutschland, an einigen entsprechenden Einrichtungen angeboten. In der Rehabilitation wird das Element Wasser stark genützt.
Die positiven Effekte des Wassers auf den Menschen hinsichtlich seines Organismus sind zahlreich untersucht worden. Den Auswirkungen auf seine Psyche wurde weniger Aufmerksamkeit geschenkt, sie sind empirisch schwieriger zu belegen. In der Rehabilitation sind die Effekte ebenfalls zahlreich dokumentiert.
DEIMEL u. a. (2004, S183-193) beschreiben in ihrer Untersuchung signifikante und hochsignifikante Verbesserungen bei depressiven Patienten durch Aquatherapie.
In dieser Arbeit steht der Raum des Wassers im Vordergrund, seine Möglichkeiten, Qualitäten und ebenso eventuelle Nachteile des Wassers werden dargelegt.
Da es sich um eine psychomotorische Förderung handelt, ist es notwendig die Basis dieser darzustellen. Die Philosophie – die Ansätze der Psychomotorik, besonders in Hinblick auf die ökologisch-systemische Theorie, die Grundelemente einer Förderung, ihrer Methodik und Bereiche - sowohl der unterschiedlichen Räume die sich anbieten, als auch die Bereiche des Menschen die sie anspricht, im Besonderen den Wahrnehmungs- und Sinneserfahrungsbereich - und die Materialien einer psychomotorischen Förderung und die Umsetzung dieser auf die Arbeit im Wasser sollen dargestellt werden.
Es ist in der heutigen Zeit sehr wichtig Bewegung und Entwicklung Räume, im Sinne von Lernräumen, zu bieten. Die Psychomotorik kann mit dem Element Wasser einen neuen Raum anbieten. Der Aspekt des Wassers eröffnet einen neuen Lernraum, in dem psychomotorische Förderung außerhalb des üblichen Settings eines Bewegungsraums stattfinden kann.
Es wird häufig gefragt, warum die psychomotorisch Förderung in der heutigen Zeit ein so wichtiges Instrument für die Entwicklung der Kinder darstellt. Dieser Frage soll nachgegangen werden und die Erkenntnisse dargelegt werden.
Es stellt sich weiters die Frage, ob in der Arbeit im Wasser von den gleichen Grundprinzipien der psychomotorischen Förderung ausgegangen werden kann, wie im Bewegungsraum. Es ergibt sich daraus die Frage, wie eine psychomotorische Stundenplanung und ihre Förderinhalte auf die Planung und Inhalte einer Förderung im Wasser umgelegt werden kann. Dies soll mit Hilfe eines Beispiels einer psychomotorischen Förderung, die in Einheiten im Bewegungsraum und im Wasser aufgeteilt ist, näher betrachtet werden. Ich möchte die von mir gemachten Erfahrungen mit dem Element Wasser als Möglichkeit einer psychomotorischen Förderung darlegen.
Ich sehe das Wasser als neu entdeckten psychomotorischen Raum, der zur Persönlichkeitsentfaltung, zur Handlungs-, und Kompetenzerweiterung, zum Erfahrungssammeln und zum Lernen einlädt.
Psychomotorische Förderung bleibt nicht nur auf den klassischen Kindesbereich beschränkt, es ist in jedem Alter anwendbar und als geeignete Möglichkeit zu sehen. Dieser Aspekt gilt ebenso für die Arbeit im Wasser. Es werden eigene Erfahrungen beschrieben und Möglichkeiten einer Umsetzung von psychomotorischer Förderung dargestellt. Besonderes Augenmerk wird in diesem Teil auf die psychomotorische Förderung im Kindesalter der 3- bis 6-jährigen mit und ohne körperlichen und/oder geistigen Behinderungen gelegt.
Diese Arbeit ist von ihrem methodischen Aufbau literaturorientiert, d. h. die Literatur, die zur Thematik dieser Arbeit existiert, wurde hinzugezogen und in eigene Überlegungen mit einbezogen. Dieser theoretische Teil soll durch eigene Erfahrungen, anhand eines praktischen Beispieles einer Umsetzung psycho-motorischer Förderung im Wasser, veranschaulicht werden und als praktischer Teil der Arbeit dargelegt werden.
2 GRUNDLAGEN DER PSYCHOMOTORIK
2.1 BEGRIFFSBILDUNGEN UND DEFINITIONEN
Die Begriffe Psychomotorik, Motopädagogik und Motologie werden oft verwechselt. Es trägt jeder Begriff seine Bedeutung in sich, wobei die Begriffsbildung im geschichtlichen Hinblick und aufgrund der Ursprungsdisziplinen der Vertreter mitbestimmt wurde.
Der Oberbegriff Motologie ist nach SCHILLING die „Lehre von der Motorik als Grundlage der Handlungs- und Kommunikationsfähigkeit des Menschen, ihrer Entwicklung, ihrer Störungen und deren Behandlung“ (Zimmer, 1999, S19). Die Motopädagogik und die Mototherapie sind die Anwendungsgebiete der Motologie. Unter Mototherapie wird nach SCHILLING eine „bewegungsorientierte Methode zur Behandlung von Auffälligkeiten und Störungen im psychomotorischen Verhaltens- und Leistungsbereich“ verstanden (Zimmer, 1999, S19). Hier ist eine stark klinische und therapeutische Orientierung erkennbar. Die Motopädagogik ist eine Abwandlung des Begriffs der Psychomotorik. Er schien den Begriff erst abzulösen, da KIPHARD u. a. in den 70er Jahren plötzlich vermehrt begannen den Begriff der Motopädagogik zu verwenden. Es wurde jedoch keine allgemeine Strömung und der Begriff Psychomotorik blieb größtenteils erhalten. Die Motopädagogik ist nach SCHILLING ein „Konzept der Persönlichkeitsbildung über motorische Lernprozesse“ (Zimmer, 1999, S20). SCHILLING versteht weiter unter Motopädagogik eine „Konzepterweiterung der psychomotorischen Erziehung“ und definiert sie als „ganzheitlich orientiertes Konzept der Erziehung durch Wahrnehmung, Erleben und Bewegung“ (Fischer, 2004, S18). Motopädagogik wird vor allem als bewegungsorientiertes Konzept präventiv in der Frühförderung oder in der Schule eingesetzt. Psychomotorik verweist innerhalb seines Begriffs auf den Zusammenhang von Psyche und Motorik. Der Begriff der Psychomotorik ist seit Ende des 19.Jhdt. bekannt. Er bedeutete damals Bewegungslehre und Motorikforschung, hatte also eine andere Bedeutung, als in unserem Zusammen-hang. Auch die Psychologie verwendet diesen Begriff im Zusammenhang kognitiver und körperlicher Prozesse innerhalb der Wahrnehmungsforschung.
ZIMMER (1999, S21) versteht „die Psychomotorik […] als Einheit körperlich-motorischer und psychisch-geistiger Prozesse“. Jeder Mensch ist eine „psychomotorische Einheit“, eine bio-psycho-sozial-geistige Einheit nach GERBER und REINELT. Auf diese wird in der Darstellung des holistischen Menschenbildes noch näher eingegangen werden. Der Mensch drückt sich durch Bewegung aus, innerseelische Zustände können durch Bewegung an die Oberfläche kommen und transparent werden. Sei es über Mimik und Gestik, Körperspannung und Körperreaktionen, um nur einige zu nennen. Der Mensch lernt durch Bewegung, beim Kind wird dies am deutlichsten. In der gesamten Bewegungshandlung ist das Kind als Ganzes, als Einheit enthalten. Es fließen motorische, psychische, körperliche und geistige Elemente mit ein. Es entstehen Wechselwirkungen zwischen den Bereichen, es erfolgt ein ständiger Austausch zwischen ihnen.
Die andere Begriffsbedeutung von Psychomotorik ist die eines pädagogisch-therapeutischen Konzeptes, dass sich diese Wechselwirkungen und Prozesse zu nutzen macht. Es wird mit Hilfe von Bewegung versucht körperliche, motorische, psychische und geistige Prozesse im Menschen auszulösen. Es sollen mit Hilfe von Psychomotorik sowohl über das Bewegungserlebnis zu einer Stabilisierung der Persönlichkeit des Menschen, als auch zu einer Bearbeitung von motorischen Schwächen und Störungen kommen und eine Auseinandersetzung mit der eigenen Person und seiner Umwelt ermöglicht werden (Zimmer, 1999, S22).
Vom Zugang und ihrer Gestaltung des Raums soll statt einer isolierten Übungsbehandlung ein freier psychomotorischer Raum geschaffen werden, in dem sich das Kind spontan über Bewegung und Handlung ausdrücken kann. Dabei können sich Verhaltensweisen zeigen, die symbolhaft an frühere Situationen anknüpfen. Durch freie Bewegung können Wünsche, Konflikte und Schuldgefühle wiederbelebt werden, um diese weitestgehend bewusst zu machen und aufarbeiten zu können. Das Kind kann sich selbst über seinen Körper entdecken. Es wird ihm möglich seinen Bezug zu anderen und zum Raum zu entdecken. Durch Klarheit, Offenheit und Autonomie werden Möglichkeiten geschaffen, die das Kind für seine Entwicklung und sein Lernen frei machen.
KIPHARD (2001, S30) definiert Motopädagogik bzw. Psychomotorik als „Modell der Persönlichkeitsentwicklung über motorische Lernprozesse“. Das Kind soll befähigt werden, „sich sinnvoll mit sich selbst, seiner dinglichen und personalen Umwelt auseinanderzusetzen und entsprechend zu handeln. Diese Lernprozesse spielen sich im Motorischen ab, im Kognitiven, im Affektiven und im Sozialen. Durch entsprechend entwicklungsgemäße und kindgemäße Situationsangebote soll das Kind eine weitgehend selbstständige Handlungsfähigkeit erlangen.“ KIPHARD (2001, S30) teilt diese Handlungsfähigkeit in drei Bereiche:
- „Die Ich-Kompetenz, d. h. sich selbst und seinen Körper (kognitiv) erfahren und (affektiv) erleben,
- Sachkompetenz, d. h. sich an die dingliche Umwelt mit ihren Materialien, Geräten und Hindernissen anzupassen sowie dies Umwelt handelnd an sich anzupassen,
- Sozialkompetenz, d. h. zu lernen, sich an andere Personen anzupassen, dabei aber auch in echter Kommunikation eigen Bedürfnisse durchzusetzen.“
Diese drei Bereiche sind wesentlich in einer psychomotorischen Förderung und der Planung einer solchen.
Die Persönlichkeitsentwicklung und der Ausbau der Handlungsperspektiven sind Ziel einer psychomotorischen Förderung. Die Psychomotorik fördert sensorische, motorische und geistige Fähigkeiten und sozial-emotionales Verhalten. Bewegung wird als Medium verstanden, mit dem gearbeitet wird. Mit Bewegung ist geistige, seelische, soziale und körperliche Bewegung gemeint. Bewegung steht im Mittelpunkt und ist ein Teilaspekt „eines komplexen Gesamtgeschehens“ (Eggert, 2002, S34). Die gesamte Person, alle Bereiche der bio-psycho-geistig-sozialen Einheit Mensch sind im Geschehen involviert und angesprochen und stehen in einer ständigen Wechselwirkung zueinander. Psychomotorische Förderung ist eine Möglichkeit den Menschen in seinem Entwicklungsprozess zu begleiten, zu unterstützen und zu fördern. Dies kann präventiv oder als begleitende bewusst eingesetzte Maßnahme erfolgen.
Der Aktionskreis für Psychomotorik in Deutschland hat folgende Definition für Psychomotorik auf ihrer Homepage[2] angeführt:
„Die Psychomotorik versteht sich als eine ganzheitliche Methode der Entwicklung und Förderung der Persönlichkeit auf der Grundlage eines humanistischen Menschen- und Weltbildes. Die optimale Entwicklung des menschlichen Potentials steht hierbei im Mittelpunkt, wobei die Achtung der Würde des einzelnen Menschen verlangt, dass wir ihn als selbständig handelnden Akteur seiner eigenen Entwicklung verstehen - eingebunden in seinen gesellschaftlichen und lebensweltlichen Kontext. Die Psychomotorik betont den engen Zusammenhang von Wahrnehmen, Erleben und Handeln. Die Psychomotorik als Prinzip bildet deshalb eine wichtige Grundlage für die Organisation von Lernprozessen und zur Gestaltung des Alltags […] Körper, Bewegung und Spiel sind dabei zentrale Medien der psychomotorischen Entwicklungsbegleitung, wobei die Auseinandersetzung mit dem Körper und der bewusste Einsatz von Materialien wichtiger Bestandteil dieser Maßnahme darstellt […] “
Die Vertretung des humanistischen Menschenbildes stellt eine Vorraussetzung für jede Arbeit mit Menschen dar, so auch in der psychomotorischen Förderung. Dieses Menschenbild wird nach den Begriffsdefinitionen in Kürze dargestellt werden. Zuvor sollen noch weitere Sichtweisen der Psychomotorik, wie auch meine eigene, festgehalten werden.
In der nächsten Definition, einem Auszug aus der Präambel des Europäischen Forums für Psychomotorik[3], wird besonders der Bezug zum holistischen Menschenbild hervorgehoben.
„Auf Grund eines holistischen Menschenbildes, das von einer Einheit von Körper, Seele und Geist ausgeht, beschreibt der Begriff Psychomotorik die Wechselwirkung von Kognition, Emotion und Bewegung und deren Bedeutung für die Entwicklung der Handlungskompetenz des Individuums im psychosozialen Kontext.“ […] „Aus dieser Erkenntnis heraus sind in den Ländern und Regionen Europas zum Teil spezifische Verfahren entwickelt worden, die die menschliche Handlung in dieser Wechselwirkung in den Vordergrund stellen. Sie finden mit jeweils besonderen Schwerpunkten in präventiven, pädagogischen und therapeutischen Praxisfeldern Anwendung, haben zu eigenständigen Aus- und Weiterbildungen und zu staatlichen Diplomen geführt und werden zunehmend mehr zum Gegenstand wissenschaftlicher Forschung.“
Diese Definition stellt in Kürze die Tragweite der Psychomotorik, sowohl im Menschenbild, als auch im Ländervergleich mit Verdeutlichung ihrer Schwerpunktsetzung dar. Diese Entwicklung wird im Kapitel 2 genauer beschrieben.
Um mein Verständnis vom Begriff der Psychomotorik zu verdeutlichen, folgt nun zum Abschluss der Begriffserklärungen meine eigene Definition (2004, S4).
„Psychomotorik ist für mich eine Möglichkeit über Bewegung und den Einbezug aller Sinne der Ganzheitlichkeit und Individualität des Menschen möglichst umfassend zu entsprechen, mit dem Ziel seine Handlungskompetenzen zu erweitern und im Menschen – neben der körperlichen Bewegung - eine geistige, seelische und soziale Bewegung auszulösen und dadurch sein Ich-Bewusstsein, sein Selbstbewusstsein, seine Selbstständigkeit und seine biologischen, psychischen, sozialen und geistigen Kompetenzen zu fördern, zu stärken und zu erweitern.“
In diesem Sinne verwende ich in dieser Arbeit den Begriff Psychomotorik bzw. psychomotorische Förderung, um dem Leser vor dem Hintergrund meines Verständnisses des Begriffs eine leichtere und nachvollziehbare Lesbarkeit zu ermöglichen und meine Sicht der psychomotorischen Arbeit näher zu bringen.
2.2 DAS HUMANISTISCHE UND HOLISTISCHE MENSCHENBILD
Das humanistische Menschenbild wird in der humanistischen Psychologie beschrieben. Die Psychomotorik hat sich, wie andere pädagogische Richtungen auch, daran in ihrem Leitbild orientiert. Um die Grundparadigmen nachvollziehen zu können, wird dieses Menschenbild kurz beschrieben. Die gesamte psychomotorische Arbeit stützt sich darauf und es bestimmt den Zugang zum Menschen und seiner Förderung in der Psychomotorik. Das humanistische Menschenbild geht von den Paradigmen aus, dass der Mensch für sich und sein Tun Eigenverantwortung übernehmen und er sich sein ganzes Leben lang verändern kann, weil er entwicklungs- und lernfähig ist. Jeder Mensch hat die Fähigkeit zu denken und zu fühlen. Gerade in der Arbeit mit Menschen mit Behinderungen wird dies häufig unterschätzt und nicht in die Arbeit mit einbezogen. Die Psychomotorik geht in jedem Fall von diesen Fähigkeiten aus.
Der Mensch strebt nach Autonomie. Je mehr sich der Säugling beherrscht, umso mehr strebt er nach Unabhängigkeit von äußerer Kontrolle. „Der Mensch strebt danach, sich selbst und die Umwelt zu beherrschen und dadurch unabhängig von äußerer Kontrolle zu werden. Autonomie heißt aber auch, sozialverantwortlich zu sein“ (Zimmer, 1999, S26).
Der Mensch kann durch Selbstreflexion und Selbstbeobachtung Bewusstheit über sich und sein Tun erlangen. Wenn sich der Mensch selbst verändern kann, dann kann er seine Umwelt manipulieren. In der Psychomotorik erhält der Mensch Handlungskompetenzen, um sich und seine Umwelt beeinflussen zu können. Alleine die Erkenntnis, dass er selbst dazu beiträgt etwas verändern zu können ist in der Psychomotorik sinnvoll, auch im Hinblick auf die Erkenntnis, ein aktives Teil des sozialen Umfeldes und der Welt zu sein. Im sozialen Umfeld und im Austausch der Individuen innerhalb Familie, Freunde, Schule etc. kann sich eine autonome Persönlichkeit entwickeln. In der psychomotorischen Förderung wird ein soziales Umfeld geschaffen, das eine ergänzende soziale Gemeinschaft für das Kind darstellt. In manchen Fällen kann es als Überbrückung dienen, wenn andere soziale Gemeinschaften ausfallen oder schwach vertreten sind, z. B. durch wenig oder negativ besetzte soziale Kontakte in der Schule. Der Aspekt der sozialen Gemeinschaft wird innerhalb der ökologisch-systemtheoretischen Perspektive in der psychomotorischen Arbeit deutlich. Diese Perspektive wird in Kapitel 1.3 näher beschrieben.
Der Mensch strebt nach Selbstverwirklichung, er möchte Wissen erlangen und seine schöpferischen Fähigkeiten entfalten. Dieses Streben ist eine Antriebskraft, in ständigem Austausch mit seiner sozialen Umwelt. Fähigkeiten und Anlagen von Menschen entwickeln sich nicht nur von selbst, die Entwicklung wird von Umweltbedingungen unterstützt und gefördert (Zimmer, 1999, S26). Die psychomotorische Förderung kann diese Umweltbedingungen anbieten, die im Umfeld des Kindes fehlen, wie z. B. Bewegungsmöglichkeiten und Möglichkeiten zur Persönlichkeitsentfaltung.
Das humanistische Menschenbild geht von einer Ziel - und Sinnorientierung des Menschen aus. Er strebt nach einem sinnvollen und erfüllten Leben, solange die Grundbedürfnisse nach Liebe und Geborgenheit erfüllt werden. In der psychomotorischen Förderung werden Situationen geschaffen, in denen die Grundbedürfnisse erfüllt werden können, damit sich der Mensch auf sein Schaffen einlassen kann. Er sieht in seiner Tätigkeit sinnvolles Tun und er will ein Ziel durch sein Tun erreichen. Bewegung und Spiel ermöglichen eine Erfahrung sinnvollen Handelns.
Ein Paradigma des humanistischen Menschenbildes ist der Anspruch auf die Ganzheit eines jeden Menschen. Jeder Mensch wird in seiner Ganzheit gesehen, seine psychischen, kognitiven, emotionalen, sozialen und somatischen Prozesse sind an jeder Handlung als Ganzheit beteiligt. Sie beeinflussen sich gegenseitig und kein Prozess ist ohne Beteiligung der anderen Prozesse möglich. „Leib und Seele, Gefühl und Vernunft werden als Einheit betrachtet. Aus humanistischer Sicht ist der Mensch ein handelndes Subjekt, ein biologisches, psychisches und soziales Wesen“ (Zimmer, 1999, S27). Diese Ansicht ist eine wesentliche Grundannahme der Psychomotorik. In der psychomotorischen Förderung werden alle Bereiche angesprochen.
Der psychomotorischen Arbeit liegt dieses holistische Menschenbild zugrunde. Es gilt eine Untrennbarkeit von physischen, psychischen, kognitiven und sozialen Komponenten des Menschen. GERBER und REINELT haben diese Einheit als bio-psycho-geistig-soziale Einheit beschrieben. Die Psychomotorik bietet einen Zugang über die körperliche Einheit, da aber alle diese Dimensionen in einer ständigen Wechselwirkung und einem gegenseitigen Einfluss aufeinander stehen, bleibt in der psychomotorischen Arbeit nicht nur die körperliche Dimension angesprochen. In der Arbeit mit Menschen sollte weitestgehend versucht werden, ihn unter Einbezug aller Bereiche der Einheit Mensch zu betrachten und nicht nur von einem Teilaspekt auszugehen, da es dem Menschen nicht gerecht werden würde. „Gerade bei Kindern […] sind […] die geistigen, emotionalen und körperlichen Vorgänge nicht voneinander zu trennen […] Deshalb muss das Kind immer in seiner Ganzheitlichkeit wahrgenommen und angesprochen werden“ (Durchholz, 2002, S10).
Unter Ganzheitlichkeit werden dieser Zusammenhang der Bereiche und ihre Untrennbarkeit verstanden. In der psychomotorischen Förderung ist diese Sichtweise die Grundlage für die Arbeit mit Menschen und eine Vorraussetzung für eine umfassende, in diesem Sinne ganzheitliche Auseinandersetzung mit dem Individuum. Eine Förderung ist nur möglich, wenn der Mensch nicht mehr in seinen Teilaspekten betrachtet wird, sondern in seiner Ganzheit als bio-psycho-geistig-soziale Einheit und jeder dieser Aspekte in die Betrachtungen einbezogen wird.
Der Gedanke wird von DURCHHOLZ (2002, S21) noch einmal verdeutlicht und vertieft dargelegt: „Das Prinzip der „Ganzheitlichkeit“ bedeutet, dass die Kinder nicht ausschließlich nach ihren funktionalen Schwächen beurteilt und gefördert werden, sondern ihre gesamte Persönlichkeit mit den motorisch-körperlichen, geistigen und emotional-sozialen Komponenten innerhalb der Fördermaßnahmen zu berücksichtigen sind.“
In der psychomotorischen Förderung wird an den Stärken des Kindes angesetzt, niemals an den Schwächen, um ein positives Selbstbild, positive Erfahrungen und eine Weiterentwicklung zu ermöglichen.
EGGERT (2002) unterstreicht neben dem Zusammenspiel von allen Ebenen besonders die soziale Komponente bzw. den Dialog innerhalb der psychomotorischen Förderung, innerhalb der Gruppe und zwischen Kind und Psychomotoriker. Auf diese Grundvoraussetzung für eine optimale psychomotorische Förderung wird im nächsten Kapitel genauer eingegangen.
2.3 DIE ÖKOLOGISCH-SYSTEMISCHE PERSPEKTIVE
FISCHER (2004, S100-109) benennt die Theorie von BRONFENBRENNER als eine grundlegende Theorie der psychomotorischen Arbeit. BRONFENBRENNER unterteilt in seiner Theorie in Meso-, Micro-, Macro- und Exosysteme. Er beschreibt in seiner ökologisch-systemischen Perspektive der Entwicklung die Wichtigkeit von Interaktionen innerhalb dieser Systeme und der Systeme untereinander. In der psychomotorischen Förderung kommen diese Interaktionen zum Tragen. Die Interaktionen beziehen sich nicht nur auf innerhalb der agierenden Gruppe bzw. zwischen Kind und Psychomotoriker, sondern auch auf soziale Interaktionen außerhalb der psychomotorischen Fördereinheit. Es werden neben diesen zwischenmenschlichen Interaktion und der Individualität des Kindes seine sozialen und sozialräumlichen Lebenskontexte betrachtet. Zu diesen zählen die Microsysteme des Kindes, also Familie, Kindergarten und Schule, Hort, Freizeitverein, die psychomotorische Gruppe etc., überall wo das Kind aktiver Teilnehmer ist.
Zu den Mesosystemen des Kindes zählen z. B. die qualitative Verbindung zwischen Schule und Familie. Das Exosystem ist z. B. der Arbeitsplatz der Mutter, der in Wechselwirkung mit der Familie steht. Alle drei genannten Systeme bilden das Macrosystem, das von Religion, Gesellschaftssystem und Wirtschaftssystem abhängig ist und somit bestimmte Vorgaben mit sich bringt. Das Kind ist in diesen Systemen integriert, eine Veränderung in einem Bereich wirkt sich auf das Kind aus, manchmal mehr und manchmal weniger. Das Kind benötigt nun Kompetenzen, um mit dieser Veränderung umgehen und sich neu orientieren zu können. Der Psychomotoriker versucht nun diesen Lebenskontext und die Erlebnisse und Bedürfnisse des Kindes, die sich in diesen Bereichen ergeben, also die Lebensthemen des Kindes, zu verstehen und entsprechende fördernde Angebote anzubieten bzw. sein Lebensumfeld so zu beeinflussen, dass sich Verbesserungen für das Kind einstellen.
Ein Zusammenspiel von Kindergarten, Schule, Eltern, Psychomotoriker und Kind ist wichtig, damit das Kind bzw. der Psychomotoriker und die Eltern, in keinen Konflikt geraten und die psychomotorische Förderung erfolgreich sein kann. Interdisziplinarität ist in jeder pädagogischen Arbeit und Therapie notwendig und ist als Grundsatz der psychomotorischen Förderung zu sehen.
EGGERT (2002, S31-33) beschreibt im Besonderen unter „psychomotorischer Handlung als Interaktionssituation“ den unvermeidbaren Prozess des interaktionären Handelns zwischen dem Kind, seinem Lebensthema und seiner Umwelt bzw. der Gruppe und dem Psychomotoriker. Eine gute Zusammenarbeit und Transparenz innerhalb der Beziehungen trägt zu einer optimalen Voraussetzung für eine erfolgreiche psychomotorische Förderung bei.
3 DIE GESCHICHTE DER PSYCHOMOTORIK
Im folgenden Kapitel wird die Geschichte der Psychomotorik in Europa in Kürze aufgezeigt. Durch die Einflüsse und Zugänge verschiedener Mitbegründer wurde die Psychomotorik geprägt und die psychomotorische Arbeitsweise und ihre Philosophie können durch die Darstellung für den Leser nachvollziehbarer werden. Die Geschichte zeigt verschiedene Einflüsse auf diese junge wissenschaftliche Richtung auf, ermöglicht eine Abgrenzung zu anderen verwandten Bereichen und trägt zum Verständnis dieser eigenständigen Richtung bei. Gerade die Entwicklung in Deutschland ist für die österreichische Psychomotorik sehr wichtig, da sie von ihr sehr beeinflusst ist. Daher wird der Entwicklung in Deutschland besonderes Augenmerk geschenkt und den Entwicklungen in anderen Ländern nur kurze Aufmerksamkeit zugewandt.
Die noch junge Geschichte der Psychomotorik im Wasser stellt einen weiteren Punkt dieses Kapitels dar, sie wird im Anschluss an die Geschichte der Psychomotorik in Europa beschrieben.
3.1 DIE ENTWICKLUNG DER PSYCHOMOTORIK IN EUROPA
Die Psychomotorik wurde in Deutschland maßgeblich von E. J. KIPHARD geprägt. Er entwickelte mit H. HÜNNEKEN in der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Hamm in den 50er Jahren ein alternatives Angebot für Kinder, weggehend von den sportmotorischen Übungen, die bislang praktiziert wurden. Es wurde ein neuer Zugang geboren. KIPHARD gilt als der „Urvater der Psychomotorik“, er verfügt über eine Gabe das Publikum, sowohl in Seminaren als auch die Kinder seiner Fördergruppen, mitzureißen. Sein Enthusiasmus ist spürbar und prägte die Psychomotorik in Deutschland. Die Psychomotorik stieß auf reges Interesse, vor allem im Einsatz mit Kindern mit Entwicklungsauffälligkeiten. Sie hatte noch keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit. KIPHARD hatte die Praxis vor der Theorie gefunden. Die Theorie musste in weiterer Folge noch festgehalten werden. KIPHARD war dies nicht so wichtig, wie anderen Vorreitern der Psychomotorik. Um der wissenschaftlichen Diskussion und Akzeptanz standhalten zu können musste eine Theorie festgeschrieben werden. KIPHARD und HÜNNEKEN schrieben 1960 als erstes Werk „Bewegung heilt“. Dieses Werk ist mittlerweile in der siebten Auflage erschienen, es versteht sich als Übungsfibel und praxisnahe Handanweisung für Kindergruppen.
KIPHARD war der Zusammenhang von Körper und Psyche bewusst, er nutzte den Körper als Ausdrucksmittel der innerseelischen Vorgänge, aber auch als Werkzeug zur Weiterentwicklung des Kindes. Kompetenzen und Handlungsmöglichkeiten zu erweitern, die eigene Phantasie anzuregen und den Selbstwert des Kindes zu stärken und die Wahrnehmungs- und Bewegungsentwicklung stehen im Vordergrund. Es wird von einer engen Verbindung von Wahrnehmen, Bewegen, Denken und Erleben ausgegangen. Dieser Grundsatz ist in der heutigen Definition von Psychomotorik besonders hervorgehoben, wie es bereits in Kapitel 1 dargelegt wurde.
Die Übungsbeispiele KIPHARDS (1985, S10) ersten Buches „Bewegung heilt“ umfassen folgende Abschnitte:
- Sinnes- und Körperschemaübungen (Sehen, Tasten, Horchen, Körperorientierung, Raumorientierung, Gestalttraining)
- Übungen der Behutsamkeit und Selbstbeherrschung (Zusammenstöße vermeiden, Klettern und Springen, Selbstbeherrschung, Behutsamkeit, Reaktion, Anpassen an die Gemeinsamkeit, Geschicklichkeit, Doppelkonzentration)
- Rhythmisch- musikalische Übungen (rhythmische und dynamische Bewegungsübungen, Schulung des musikalischen Gehörs, Hören von Musik, Bewegen nach Musik)
- Übungen des Erfindens und Darstellens (erfinderische Selbsttätigkeit, Improvisation und Darstellung, Tierspiele, Tätigkeitspantomimen, Situationsdarstellung, mimischer und lautlicher Ausdruck)
Es wird durch diese Punkte deutlich, welche Bereiche von KIPHARD und HÜNNEKEN als besonders wichtig für die kindliche Entwicklung gesehen werden. Die Psychomotorik eignete sich weitere Strömungen an und nutzte sie in ihrer Förderung, der „psychomotorischen Übungsbehandlung“. Sie eignete sich Elemente von der Kleinkindförderung nach DIEM, aus der heilpädagogischen Rhythmik von COBURGER, PFEFFER, SCHEIBLAUER u. a., dem Biodrama nach PLÄTZER, der Ausdruckstherapie nach SCHWUNG, und aus meiner Sicht am wesentlichsten für die Grundlagen der Psychomotorik die Sinnes- und Bewegungsschulung nach MONTESSORI, mit ihren Vorgängern ITARD und SEGUIN an (Kiphard, 1985, S17). Es fließen in die psychomotorische Förderung ebenso Elemente von NAVILLE, FROSTIG, AYRES und AFFOLTER mit ein. Dies resultiert daraus, dass sie alle ähnlich in ihren Grundkonstrukten sind, sie schließen alle die Bedeutung der Wahrnehmung mit ein, beschreiben aber ihre eigenen Zugänge.
[...]
[1] In dieser Arbeit werden die Bezeichnungen Autor, Psychomotoriker, Motopädagoge etc. - soweit nicht explizit angegeben - für beide Geschlechter verwendet, wobei diese Verkürzung einzig und allein auf eine Erleichterung des Leseflusses abzielt.
[2] URL: http://www.psychomotorik.com [Zugriff am 13.4.2005]
[3] URL: http://www.psychomot.org/forum-d1.html#Präambel [Zugriff 13.4.2005]
- Arbeit zitieren
- Mag., MA Angelika Kopetzky (Autor:in), 2005, Psychomotorische Förderung im Element Wasser, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77524
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