Sport, insbesondere Fußball, hat sich zu einem komplexen und vielfältigen Phänomen entwickelt, dessen Darstellung in den Medien in der heutigen Gesellschaft einen immer größeren Stellenwert einnimmt.
Stichworte wie Inszenierung oder Medieninszenierung werden dabei in der Öffentlichkeit diskutiert, und es ist unumstritten, dass die sogenannte Mediensportwirklichkeit oder Medienrealität, d. h. die Inszenierung von Sport, nicht mit dem realen Sport mithalten kann. Mit Inszenierung ist dabei nicht die herkömmliche Konstruktion einer Wirklichkeit gemeint, sondern die von den Medien ganz bewusst und gezielt geschaffene dramatische Aufbereitung einer Wirklichkeit.
Fußballspieler wie David Beckham oder Ronaldinho sorgen heute längst nicht mehr nur auf Grund ihrer Tricks und Tore für Schlagzeilen. Sie verkörpern mehr als „nur“ einen Sportler. Sie haben ihr sportliches Umfeld verlassen und bewegen sich zielstrebig und erfolgreich in diversen Bereichen der Unterhaltungsindustrie.
Die vorliegende Arbeit will in erster Linie untersuchen, wie Fußballspieler in den Massenmedien inszeniert werden. Konkret soll untersucht werden, wie Profifußballer in einer Zeitschrift inszeniert werden. Um die Inszenierung untersuchen zu können, wird eine Beschreibung der Phänomene Sport, hier insbesondere Fußball, Massenmedien und der Akteure, d. h. der Fußballspieler, als Hintergrund herangezogen.
Um das große Feld der Medien übersichtlicher zu gestalten, beschränkt sich die Arbeit auf die Analyse eines einzelnen Mediums, auf die der Fußballzeitschrift „PLAYER - Fussball/People/Style“.
Bei der Untersuchung der Inszenierung von Profifußballern in „PLAYER“ stehen folgende Fragen im Mittelpunkt des Interesses: Wie wird was inszeniert und warum wird es gerade so arrangiert, wie es geschieht? Ist es eine künstliche Wirklichkeit die geschaffen wird und wenn ja, welche Merkmale besitzt und wie konstituiert sie sich? Welche Werte und Normen werden in den Texten und Bildern des Magazins angesprochen, wie sehen Sprache, Form und Stil aus?
Die übergeordnete Forschungsfrage lautet demnach: Durch welche Prozesse wird aus der Sport- die Mediensportwirklichkeit, d. h. wie werden Fußballer in „PLAYER“ inszeniert? Dabei ist es nicht von Interesse, in welchem Umfang die Berichterstattung stattfindet, sondern auf welche Art und Weise inszeniert wird? Wie sehen die Prozesse der Konstruktion der Mediensportrealität aus?
Inhaltsverzeichnis
Verzeichnis der Abkürzungen
Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen
1 Einleitung
1.1 Fragestellung
1.2 Der Inszenierungsbegriff
1.3 Aufbau der Arbeit
2 Theoretischer Bezugsrahmen
2.1 Forschungsstand
2.2 Zeitschriftenforschung: Entwicklung und Definitionsprobleme
2.3 Zum Bedeutungswandel von Sport – insbesondere Fußball
2.3.1 Sport im Wandel der Zeit
2.3.2 Zur Geschichte von Fußball
2.3.2.1 Die Anfänge des Fußballspiels
2.3.2.2 Die Entstehung von Fußball in Europa
2.3.2.3 Die Entwicklung von Fußball in Deutschland
2.3.2.4 Fußball heute
2.4 Der Akteur - von Helden und Stars
2.4.1 Der Held
2.4.2 Der Star
2.4.3 Zur Geschichte der Inszenierung
2.5 Sport und Massenmedien
2.5.1 Zur Entwicklung der Sportberichterstattung in Printmedien
2.5.2 Sportzeitschriften heute
2.5.3 TV, Hörfunk und Internet von gestern bis heute
2.6 Zwischenfazit
3 Empirischer Teil
3.1 Methode
3.1.1 Durchführung der Untersuchung
3.1.2 Datenmaterial
3.1.3 Qualitative Forschung
3.1.4 Forschungsdesign Dokumentenanalyse
3.1.5 Techniken der Datenauswertung - Kodieren im Sinne der Grounded Theory
3.2 Ergebnisse
3.2.1 Einführung
3.2.2 Die Phänomene
3.2.2.1 Sonderstatus
3.2.2.2 Style
3.2.2.3 Emotionen
4 Diskussion
5 Zusammenfassung
6 Literaturverzeichnis
Anhang
Abkürzungen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Mitgliederstatistik des DFB nach 1945
Tab. 2: Top 10 der meistgesehene TV-Sendungen in Deutschland vom 01.01.2004 bis 31.08.2004
Tab. 3: Zuschauerentwicklung in der deutschen Fußball Bundesliga seit Gründung 1963
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: David Beckham Aufmache
Abb. 2 a: Beckham beim Freisto
Abb. 2 b: Beckham beim Eckbal
Abb. 3: Logo David Beckham Adidas-Kollektio
Abb. 4: Elfmeterschießen David Beckha
Abb. 5: David Beckham Jugen
Abb. 6: David Beckham Vertragsunterzeichnun
Abb. 7 a: Beckham Oberkörpe
Abb. 7 b: David und Victoria Beckha
Abb. 8: Beckhams Mode-Accessoire
Abb. 9: Torsten Fring
Abb. 10: David Beckham Style und Statussymbol
Abb. 11: David Beckham Parfü
Abb. 12: Rafael van der Vaar
Abb. 13: Positive Emotione
Abb. 14: Negative Emotione
1 Einleitung
„Sportstars stehen längst auf einer Stufe mit der Pop- oder Film-Prominenz. Wir orientieren uns an ihren Körpern, ihrem Lifestyle. Und anders als Entertainer müssen sie sich ständig im Wettkampf bewähren, um ihren Status zu erhalten. Sportler sind die wahren Popstars unserer Zeit“ (PLAYER Look & Feel, 2005, 20, S. 2)[1].
„Die Welt des Fußballs ist größer geworden. Einige Spieler werden wie Popstars gefeiert. Fußball ist Lifestyle“ (Kim, 2005, S. 6).
„Es war „Posh Spice“, die aus Fußballern Popstars machte“ (PLAYER, 2005, 12, S. 104).
Sport, insbesondere Fußball, hat sich zu einem komplexen und vielfältigen Phänomen entwickelt, dessen Darstellung in den Medien in der heutigen Gesellschaft einen immer größeren Stellenwert einnimmt.
Stichworte wie Inszenierung oder Medieninszenierung werden dabei in der Öffentlichkeit diskutiert, und es ist unumstritten, dass die so genannte Mediensportwirklichkeit oder Medienrealität, d. h. die Inszenierung von Sport, nicht mit dem realen Sport mithalten kann. Mit Inszenierung ist dabei nicht die herkömmliche Konstruktion einer Wirklichkeit gemeint, sondern die von den Medien ganz bewusst und gezielt geschaffene dramatische Aufbereitung einer Wirklichkeit.
Neben dem Fernsehen, das sich mit „seinen spannungssteigernden Techniken Bild, Text und Ton“ besonders für eine „intensive Inszenierung der Realität“ (vgl. Horky, 2001, S. 11) eignet, „weisen immer mehr Medien den Sport als einen ihrer größten Programmteile aus“ und haben längst erkannt, dass sich der Sport mit seinen Akteuren besonders gut in Szene setzen lässt.
Fußballspieler wie David Beckham oder Ronaldinho sorgen heute längst nicht mehr nur auf Grund ihrer Tricks und Tore für Schlagzeilen. Sie verkörpern mehr als „nur“ einen Sportler. Sie haben ihr sportliches Umfeld verlassen und bewegen sich zielstrebig und erfolgreich in diversen Bereichen der Unterhaltungsindustrie.
„Aus Vorbildern sportlicher Handlungsweisen werden Trendsetter in puncto Lifestyle, Mode und Werthaltungen. […], so wandeln heute bei Fußballspielen jeder Spielklasse, auf Schulhöfen und in Discotheken, Kopien von David Beckhams Frisur, die ihre Träger an seiner Prominenz partizipieren lassen soll“ (Schauerte, 2004, S. 89).
Fußballer sind zu einer komplexen und daher schwierig beschreibbaren Kombination aus Leistungssportler, Popstar und Entertainer geworden. Ebenfalls diffizil zu erforschen sind die Massenmedien, die die Fußballer in der Öffentlichkeit in Szene setzen.
Die vorliegende Arbeit will in erster Linie untersuchen, wie Fußballspieler in den Massenmedien inszeniert werden. Konkret soll untersucht werden, wie Profifußballer in einer Zeitschrift inszeniert werden. Um die Inszenierung untersuchen zu können, wird eine Beschreibung der Phänomene Sport, hier insbesondere Fußball, Massenmedien und der Akteure, d. h. der Fußballspieler, als Hintergrund herangezogen.
Um das große Feld der Medien übersichtlicher zu gestalten, beschränkt sich die Arbeit auf die Analyse eines einzelnen Mediums, auf die der Fußballzeitschrift „PLAYER - Fussball/People/Style“[2]. Bei der Suche nach geeignetem Datenmaterial fiel die Wahl auf „PLAYER“, da diese Zeitschrift auf Grund ihrer Akzentuierung der Spieler und ihres gesamten Inhalts als besonders geeignet erschien, um die Inszenierung von Fußballern in den Medien zu untersuchen (vgl. Abschnitt 3.1.1 und 3.1.2).
1.1 Fragestellung
Bei der Untersuchung der Inszenierung von Profifußballern in „PLAYER“ stehen folgende Fragen im Mittelpunkt des Interesses: Wie wird was inszeniert und warum wird es gerade so arrangiert, wie es geschieht? Ist es eine künstliche Wirklichkeit die geschaffen wird und wenn ja, welche Merkmale besitzt und wie konstituiert sie sich? Welche Werte und Normen werden in den Texten und Bildern des Magazins angesprochen, wie sehen Sprache, Form und Stil aus?
Die übergeordnete Forschungsfrage lautet demnach: Durch welche Prozesse wird aus der Sport- die Mediensportwirklichkeit, d. h. wie werden Fußballer in „PLAYER“ inszeniert? Dabei ist es nicht von Interesse, in welchem Umfang die Berichterstattung stattfindet, sondern auf welche Art und Weise inszeniert wird? Wie sehen die Prozesse der Konstruktion der Mediensportrealität aus?
Die vorläufige Fragestellung lautet also: Auf welche Art und Weise werden Profifußballer in der Zeitschrift „PLAYER“ inszeniert? Diese soll in einem gemeinsamen Rahmen von Sport- und Medienwissenschaft beantwortet werden.
Es ist anzumerken, dass sich die Sportwissenschaft in Deutschland seit Mitte der 70er Jahre mit der thematischen Kombination von Sport und Medien befasst. Die ersten Ansätze beinhalten vorzugsweise Aussagen über Wirkung und Rezipienten medialer Berichterstattung, jedoch nicht über die Inszenierung von Sport in den Medien. Obwohl sich in der jüngsten Vergangenheit ein Aufschwung in der Forschung diesbezüglich gezeigt hat, konnte die einst entstandene Forschungslücke bislang nicht geschlossen werden. Zum einen kann die Wissenschaft nicht mit dem Tempo in welchem sich Sport und Medien entwickeln mithalten, zum anderen sind Standardwerke aus dem Bereich der Sport- und Medienwissenschaft wie etwa die Arbeiten von Binnewies (1975), Hackforth (1975), Weischenberg (1976) oder Gödecke (1976), veraltet.
Von den Folgearbeiten sind die Werke von Neugebauer (1986), Emig (1987), Kleinjohann (1987), vom Stein (1988), Quentin (1989), Tewes (1991), Fischer (1993), Scholz (1993), Hattig (1994), Görner (1995), Schaffrath (1997), Loosen (1998), Horky (2001) und Wurm (2004) zu erwähnen. Doch auch diese Untersuchungen haben es bislang nicht geschafft, alle Forschungsfelder ausreichend abzudecken.
Besonders auf dem Gebiet der Zeitschriftenforschung gibt es Nachholbedarf (vgl. Abschnitt 2). Überhaupt hat sich die Wissenschaft mit der Inszenierung von Sportstars in einzelnen Medien bislang kaum beschäftigt und daher erscheint der vorliegende Forschungsansatz als wichtig.
1.2 Der Inszenierungsbegriff
Um die zentrale Forschungsfrage wie die Zeitschrift „PLAYER“ Fußballer in Szene setzt untersuchen zu können, muss zunächst der Begriff Inszenierung geklärt werden.
Ursprünglich stammt dieser aus dem Bereich des Theaters und meint ein, „meist öffentliches, zur Schaustellen von Werken, Taten oder Handlungen“ (vgl. Der Brockhaus, 1998 a, S. 433).
Horky spricht im Zusammenhang von Inszenierung und Sport von zwei verschiedenen Arten der Inszenierung. Zum einen gibt es die Eigeninszenierung des Sports, vergleichbar mit einer Theateraufführung, bei der sich der Sport durch gewisse Handlungen selbst in Szene setzt. Zum anderen gibt es die Inszenierung, bei der Sport durch Gründe und Interessen von anderen Systemen, wie etwa dem der Medien in Szene gesetzt wird. In dem Fall ist von Fremdinszenierung die Rede. Beide Formen greifen ineinander über und sind nur schwer zu differenzieren (vgl. Horky, 2001, S. 101).
Für die vorliegende Untersuchung ist die Fremdinszenierung von entscheidender Bedeutung, da sie übergeordnet der Frage nachgeht, wie die Medien den Profifußballer inszenieren.
Dabei ist zu beachten: Medien können niemals die Realität wiedergeben, sondern lediglich ein Abbild dieser liefern. „Der Sport bzw. die Sportveranstaltung wird nicht nur als eine Herstellung sozialer Wirklichkeit verstanden, sondern der Sport wird inszeniert, setzt sich ´in Szene´, und dabei soll die „Inszenierung … ersetzen, was einst Realität war“ (Horky, 2001, S. 101). Das gilt für beide Formen der Inszenierung. Medien schaffen also ein Abbild der Realität, eine Konstruktion, ihre eigene Wirklichkeit die verschiedenste Interpretation ermöglicht, je nach Blickwinkel des Betrachters.
Die eigentliche Realität erlebt lediglich der Sportler selbst oder z. B. der Zuschauer vor Ort. Ein Bericht oder ein Foto über ein Ereignis, ein Freistoßtor oder einen verschossen Elfmeter kann niemals die wahre Realität wiedergeben. Es liegt immer im Auge des Betrachters, wie diese von den Medien geschaffene Wirklichkeit auf einen wirkt.
Dabei ist es stets zu beachten, dass die verschiedenen Medien darauf bedacht sind, die für ihre Ausrichtung, Anzeigenpartner und somit schlussendlich für ihre Verkaufszahlen relevanten Aspekte darzustellen. Dadurch nehmen sie Einfluss auf den Rezipienten und lenken seine Wahrnehmung gegebenenfalls in eine bestimmte Richtung.
Für die vorliegende Untersuchung ist es demnach entscheidend, die von den Medien konstruierte Inszenierung, also die Fremdinszenierung, zu analysieren und dadurch zu erklären, warum genau so arrangiert wird, wie es geschieht. Dazu gilt es u. a. zu hinterfragen, mit welchen Werten und Normen die Medien arbeiten und welche Wirkung z. B. Form, Sprache oder Stil der Berichterstattung mit sich bringen.
1.3 Aufbau der Arbeit
Der erste Teil der Arbeit liefert zunächst einen Überblick über die für diese Arbeit relevante Literatur und skizziert den Forschungsstand zum Thema „Inszenierung von Fußballern in den Medien“.
Anschließend folgt die Beschreibung der Phänomene „Sport“, „Fußball“, „Akteure“ und „Massenmedien“. Den Beginn hierzu stellt ein Abriss über den Stellenwert des Sports generell in der heutigen Gesellschaft dar. Es folgt ein entsprechender Überblick, jedoch im speziellen auf den Fußballsport bezogen.
Im darauf folgenden Abschnitt werden die Begriffe „Held“ und „Star“ definiert und die Entwicklung der Inszenierung von Sportlern, insbesondere Fußballern in den Medien aufgezeigt.
Der letzte Teilbereich umfasst den Sport und die Massenmedien. Zunächst wird die Entwicklung der Sportberichterstattung von der ersten Sportnachricht aus dem Jahr 1681 bis hin zum heutigen Online-Journalismus aufgezeichnet. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der jüngsten Entwicklung des Marktes für Fußballzeitschriften anlässlich der WM 2006. Ein Zwischenfazit schließt den Theorieteil ab und dient dazu, die aus den Hintergründen gewonnen Ergebnisse zusammenzufassen.
Im Methodenteil wird zunächst die Durchführung der Untersuchung erläutert. Es folgt eine Beschreibung des Datenmaterials, des Forschungsansatzes und der Techniken der Datenauswertung.
Es handelt sich bei der vorliegenden Untersuchung um eine Dokumentenanalyse, mit einem qualitativen Forschungsansatz. Die Untersuchung der Texte und Bilder in „PLAYER“ wurde anhand des Kodierverfahrens im Sinne der Grounded Theory nach Glaser und Strauss (1998) vorgenommen.
Die Darstellung der Ergebnisse schließt den Methodenteil ab. In Kapitel vier werden die zentralen Ergebnisse der Untersuchung diskutiert. Abschließend wird die vorliegende Arbeit in einem kurzen Abstract zusammengefasst.
An dieser Stelle soll erwähnt werden, dass der Verfasser im Frühjahr 2006 zwei Monate lang in der Redaktion von „PLAYER“ hospitierte. Vom 4. April bis 7. Juni hat der Verfasser den Redaktionsalltag kennen gelernt und konnte die Ausgaben Mai bis Juli aktiv mitgestalten. In dem knapp zweimonatigen Praktikum wurden interessante Einblicke gewonnen, die sich bei der Anfertigung der vorliegenden Arbeit als hilfreich erwiesen.
2 Theoretischer Bezugsrahmen
An dieser Stelle folgt die Einordnung der vorliegenden Arbeit gegen den bisherigen Forschungsstand in der Sport-, Publizistik- und Kommunikationsforschung.
Zunächst liefert der folgende Abschnitt einen Überblick über die generellen Tendenzen in der Forschung zum Thema Sportberichterstattung. Anschließend stehen die Arbeiten im Mittelpunkt, die sich mit der Mediensportwirklichkeit in verschiedenen Medien, besonders in Zeitschriften, auseinandergesetzt haben. Zudem wird die Entwicklung der Zeitschriftenforschung in Deutschland aufgezeigt, und es wird der Begriff „Zeitschrift“ geklärt.
Es folgt eine Beschreibung, der für die vorliegende Arbeit relevanten Systeme Sport und Massenmedien. Hauptaugenmerk liegt hierbei auf dem Fußballsport, sowie dem Medium Zeitschrift. Mit „Massenmedien“ wird ein weiterer zentraler Begriff der Arbeit geklärt und abschließend werden die endgültigen Fragestellungen formuliert.
2.1 Forschungsstand
Die Wissenschaft beschäftigt sich mit der Sportberichterstattung erst seit kurzer Zeit intensiv. Anfang der 1980er hieß es noch: Die „symbolische Sportwelt der Medien bleibt in ihrer Struktur und Wirkung der Sportwissenschaft noch weitgehend verschlossen“ (Becker, 1983, S. 25). Dies änderte sich ab 1984 mit der Einführung der privaten Fernseh- und Rundfunksender. Die Kommerzialisierung im Sport stieg stetig an und mit ihr das Interesse der Medien für den Sport. Dies hatte auch einen gesteigerten Wert des Sports für die Wissenschaft zur Folge.
Trotz erheblicher Ausweitung des Forschungsstandes muss dieser im Bereich von Sport und Massenkommunikation weiterhin als nicht ausreichend bezeichnet werden. Vor allem in Hinblick auf die weiterhin wachsende Bedeutung des Themas Sport in den Massenmedien werden nach wie vor große Forschungslücken deutlich.
Es liegt somit ein klares Missverhältnis von Forschung und Bedeutung vor, was sich in den wichtigsten Veröffentlichungen zum Thema erkennen lässt. Die Sammelbände von Hackforth/Weischenberg (1978), Hackforth (1988), Hackforth/Fischer (1994), Digel (1983), Binnewies, Bizer, Blödorn & Hoffmann-Riem (1988), Allmer/Muckenhaupt (1990), und Krüger/Scharenberg (1993) befassen sich zwar mit Themen aus den Gebieten der Kommunikatorforschung, Analyse von Medieninhalten und Publikumsforschung, es fehlt jedoch zumeist an wissenschaftlichem Gehalt. Daran konnte auch bislang die seit Ende der 1980er Jahre zunehmende Anzahl von Dissertation und Magisterarbeiten zum Thema Inszenierung von Sport(lern) in den Medien nichts ändern. Von den jüngeren Arbeiten seien die von Knobbe (2000), Wipper (2003), Wurm (2004) und Schütz (2006) erwähnt.
Ausgeklammert sind an dieser Stelle die Ergebnisse im Forschungsbereich der Mediensportwirklichkeit, die noch im Einzelnen besprochen werden (siehe S. X in diesem Abschnitt).
Die Kommunikatorforschung setzt sich vor allem mit dem Berufsfeld des Sportjournalisten auseinander, seiner Selbsteinschätzung und seinem Stellenwert innerhalb seines Berufsstandes (vgl. Horky, 2001, S. 129 ff.).
Wesentlicher Bestandteil der Sport- und Medienwissenschaft war jedoch bislang die Analyse von Medieninhalten. In erster Linie ging es hierbei darum, welcher Anteil der Sportberichterstattung im Vergleich zu anderen Themenbereichen der Presse zukommt. Tageszeitungen, Sportzeitschriften, Agenturen, Fernsehen und Hörfunk waren Gegenstand dieser Inhaltsanalysen, wobei dem Medium Fernsehen stets die größte Aufmerksamkeit zuteil wurde. Im Bereich der Printmedien nahm die Analyse von Tageszeitungen stets die Vormachtsstellung ein und das obwohl die Wichtigkeit der Zeitschriften längst erkannt wurde.
„Eine besondere Rolle besitzen im Printbereich die Sportzeitschriften; ein Segment der Printmedien, bei dem im Sport ein zunehmendes Wachstum (an Titeln) zu verzeichnen ist. In der wissenschaftlichen Literatur ist die Auseinandersetzung mit den Sportzeitschriften bislang stark vernachlässigt worden, eine kleiner Untersuchung von Hammer/Kock (1978) zu Fußballzeitschriften war zunächst der einzige Hinweis auf den Bereich der Zeitschriften.“ (Horky, 2001, S. 136)
Hammer und Kock stellten einen Vergleich des „kicker Sportmagazins“ und der „Fußballwoche“ an. Zu den wichtigsten Erkenntnissen dieser Arbeit zählt, dass beide Hefte mit einem stark ausgeprägten „Starkult“ arbeiteten (vgl. Hammer/Kock, 1978, S. 56/57).
Kleinjohann setzte sich 1987 als erster mit der kompletten Landschaft der Sportzeitschriften in Deutschland auseinander und versuchte, einen Überblick über sämtliche in Deutschland erschienen Titel zu geben (Kleinjohann, 1987). In seiner Arbeit hielt er 197 Titel fest und teilte diese in ein Kategoriensystem ein. Die größte Schwierigkeit bestand darin, eine geeignete Definition zu formulieren, was eine Sportzeitschrift ausmacht. Kleinjohann hielt fest, dass es sechs verschiedene Formen von Sportzeitschriften in Deutschland gibt (vgl. ebd.). Seine Untersuchung war eine Bestandsaufnahme der deutschen Sportzeitschriften, mit der Inszenierung eines Sportlers in den Medien hat sich Kleinjohann nicht beschäftigt.
Der Erste, der sich damit beschäftigte war Binnewies (1975), der in seiner quantitativen Analyse von neun Tageszeitungen erstmals darauf aufmerksam machte, dass die Sportberichterstattung in vielen Fällen nicht die Sportwirklichkeit widerspiegelt (vgl. Horky, 2001, S. 133). Die Berichterstattung sei „einseitig, sie ´verzerrt´ bewusst das Bild der Sportrealität.“ (Binnewies, 1975, S. 189). Binnewies ist der Meinung, dass sich die Sportberichterstattung lediglich auf die Wiedergabe von Sportereignissen beschränke und kritische Hintergrundberichterstattung völlig außer Acht gelassen werde. Eine qualitative Begründung der Ursachen für diesen Zustand wurde im Rahmen seiner Untersuchung allerdings nicht geliefert (vgl. Horky, 2001, S. 134). Dies machte Binnewies daran fest, dass die Sportberichterstattung zum einen fast ausschließlich am „Leistungssport orientiert“ und zum anderen, die Form der Berichte weitgehend gleich sei (vgl. ebd., S. 133).
Erst danach entstanden weitere Untersuchungen, die sich mit der Inszenierung von Sport und seinen Akteuren in den Medien und der Konstruktion der dadurch geschaffenen Mediensportwirklichkeit beschäftigten. Gegenstand dieser Arbeiten war zum einen inhaltliche Teilaspekte der Qualität jener Mediensportwirklichkeit und zum anderen wurde versucht, das Zustandekommen der Mediensportwirklichkeit zu entschlüsseln und dabei das Konzept der Wirklichkeitskonstruktion in der Massenkommunikation auch auf den Sport bzw. das Thema Sport in den Medien anzuwenden (vgl. ebd., 2001, S. 148).
Die Schwierigkeiten der Wissenschaft bestanden jeweils darin, dass eine sichtbare Differenz zwischen dem realem Sportgeschehen und der vermittelten und somit verzerrten Sportwirklichkeit in den Medien herrschte. Auf das Fernsehen bezogen bedeutete dies: „Die Manipulation … von Zeit und Raum, die unrealistische Verzerrung der tatsächlichen Abfolge eines Ereignisses, die vermittelte Wirklichkeit durch Kameramann, Bildregisseur und Reporter stellen auch weiterhin das größte Problem des Mediums dar“ (Hackforth, 1978, S. 81).
Diese auf die Sportberichterstattung im TV bezogene Aussage wurde von verschiedenen Autoren für alle anderen Medien wie z. B. Sportzeitschriften oder Tageszeitungen bestätigt.
„Gemäß der Wirklichkeitskonstruktion durch Massenkommunikation ist der Vorwurf der ´Verzerrung´ oder gar ´Manipulation´ der Sportwirklichkeit nicht haltbar, denn die Medien können die Wirklichkeit nicht ´wirklichkeitsgetreu´, also quasi im Maßstab 1:1 abbilden, sie konstruieren ihre jeweils eigene Wirklichkeit. Entscheidend ist es, diese Konstruktion zu analysieren, um damit die Sportmedienwirklichkeit erklärbar zu machen“ (Horky, 2001, S. 149).
Im Folgenden werden die wichtigsten Arbeiten erwähnt, die sich mit der Wirklichkeitskonstruktion sprich der Inszenierung von Sport in den Massenmedien auseinander gesetzt haben bzw. versucht haben, sich den Regeln und Prozessen der Konstruktion von Mediensportwirklichkeit zu nähern.
Für alle Untersuchungen gilt, dass sie auf der Erkenntnis einer grundlegenden, zweistufigen Selektion der Sportjournalisten basieren. Zuerst wählen die Pressevertreter die Themen aus, über die berichtet wird. Diese Auswahl ist meist sehr einseitig. Zu den gängigsten Themen gehören Leistung, Sprache, Nationalismus, Idolisierung, Gewalt, Unterhaltung/Show, Frauen, Farbige und Kommerzialisierung im Sport (vgl. ebd., 2001, S. 154 ff.) Die zweite Stufe beinhaltet die Thematisierung, wie über Ergebnisse und Themen berichtet wird. Als auffällig wurde dabei konstatiert, dass:
„Die Sportberichterstattung beschränkt sich weitgehend auf das Zusammentragen, Einordnen und Wiedergeben von Fakten und hält damit an der Tradition der `1:0-Berichterstattung´ fest. … Dabei dominiert ausschließlich die Berichterstattung über den internationalen und überregionalen Leistungssport. Zudem wird innerhalb dieser Berichterstattung dem Berufssport eine Bedeutung zugemessen bzw. zugeordnet, die durch die Sportrealität nicht zu rechtfertigen ist und sich in keiner Weise für das gesellschaftliche Phänomen Sport in Übereinstimmung bringen lässt. Es ist die eindeutige Tendenz zu beobachten, dass dem ´Publikumssport´(tatsächlich oder vermeintlich publikumswirksame Sportarten) gegenüber der breiten aktiven Sportbestätigung der Vorrang gegeben wird“ (Binnewies, 1975, S. 39-40).
Kein Sportberichterstatter, weder aus dem Bereich der audiovisuellen Medien, noch der Printmedien, schafft es, die Wirklichkeit der Sportereignisse und Leistungen der Sportler in allen Einzelheiten darzustellen, wie sie sich in der Realität abgespielt haben. Die Reporter müssen selektieren und im Rahmen ihrer Möglichkeiten versuchen, das Geschehen zu schildern. Dadurch entsteht die Mediensportrealität (vgl. Horky, 2001, S. 150, vgl. auch Becker 1983 und vom Stein 1988).
Der Sportwissenschaftler Becker belegte anhand eines Zeitungsvergleiches zu den Olympischen Spielen 1972 vier „Regeln der Themenauswahl“, also wesentliche inhaltliche Aspekte der Thematisierung in der Sportberichterstattung. Diese vier Regeln waren die folgenden: Demonstration von Leistung und Erfolg, Krisen und Krisensymptome, Human Interest und Personalisierung. Becker differenzierte seine Regeln weiter und belegte fünf mehr prozesshaft orientierte, „inhaltsbezogene Regeln, die für die Erklärung der zustande kommenden Sportrealität verantwortlich sind und „die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass sportliche Ereignisse als berichtenswert in den Medien aufgenommen werden.“ Diese fünf bezeichnete er als:
- Nähe (Vertrautheit in kultureller, politischer und zeitlicher Hinsicht),
- Rekorde, Siege und Elite (außergewöhnliche Leistungen und Erfolge, Großereignisse von Weltniveau),
- Konflikte, Gewalt und Aktion (Bedrohliches, dass die Ordnung sportlicher Handlung durcheinander bringt, Unfälle, Disharmonien in Mannschaften),
- Personalisierung (Bevorzugung personalisierter Tendenzen),
- Human Interest (alltägliche und private Lebensumstände prominenter Sportler).
Diese Regeln können als Anleitung für die bereits erwähnte zweistufige journalistische Konstruktion der Mediensportwirklichkeit verstanden werden. (vgl. Becker, 1983a, S. 33-34 und vgl. Becker, 1983b, S. 81-82).
Im Rahmen seiner Untersuchung der vier überregionalen Tageszeitungen Frankfurter Rundschau, Welt, Frankfurter Allgemeine Zeitung und Bild verglich Becker die Themenhäufigkeit und Rangreihenfolge im Sportteil und stellte trotz der unterschiedlichen Ausrichtungen der Zeitungen „verblüffend ähnliche Sportwelten“ und starke Übereinstimmung bei der Darstellung von Leistungen, bei der Erfolgsorientierung und bei den handelnden Personen. (vgl. Becker, 1983b, S. 81-95) fest. Beckers Ansatz war jedoch ausschließlich quantitativer Natur und seine Auszählung ließ keinerlei qualitative Aussage über die Qualität der Berichterstattung in den einzelnen Zeitungen zu.
Hier setzte Tewes an und versuchte durch eine feinere Ausarbeitung von Kategorien der Hintergrundberichterstattung im Sport näher zu kommen (vgl. Tewes, 1991, S. 131-145).
Tewes analysierte in seiner Untersuchung die Berichterstattung zu 16 sportlichen Großereignissen in acht unterschiedliche Tageszeitungen, wobei über 20.000 Themen codierte wurden.
Seine Untersuchung basierte auf zwei unterschiedlichen „Genres von Kategorien“: Zum einen den sportspezifischen definierten Hauptkategorien“, die die unterschiedlichen thematischen Inhalte der Berichterstattung (Leistung, Ästhetik, Ethik, Spielerisches, Personalisierung, Kommerzialisierung, Lokalkolorit, Organisation, Medizin, Anderes) darstellen. Zum anderen den „argumentations-spezifisch definierten Feinkategorien“ (Thematisierung, Hintergrund, Interpretation), die die Qualität der Aussagen in den Hauptkategorien bewerten sollen (vgl. Horky, 2001, S. 151).
Die wichtigste Erkenntnis die Tewes im Gegensatz zu Beckers Arbeit belegen konnte war die, dass „Sport nicht gleich Sport“ ist. Ganz im Gegenteil: Eine „Zeitungsgruppe beziehungsweise Einzelzeitung“ entwirft „ein jeweils ´eigenes Wirklichkeitsbild´ vom Sport, dessen Konstruktionsregeln sich durchaus voneinander unterscheiden, mitunter sogar in extremer Weise“ (vgl. Tewes, 1991, S. 145-150).
Zu den jüngsten Versuchen, die Inszenierung von Sportlern und die Konstruktion des „in Szene setzen“ zu untersuchen gehören die Arbeiten von Loosen (1998), Horky (2001) und Wurm (2004).
Loosen untersuchte erstmals welchen Gehalt Nachrichtenfaktoren für die Sportberichterstattung in tagesaktuellen Printmedien haben. Demnach hätten sich Personalisierung, Räumliche Nähe, Elite, Ethnozentrismus und Faktizität als vordringlich für die Themenbildung erwiesen (vgl. Loosen, 1998, S. 147).
Thomas Horky liefert mit seiner Dissertation einen generellen Überblick auf welche Art und Weise der Sport in den verschiedenen Medien in Szene gesetzt wird. Dabei untersuchte Horky nicht allein Umfang und Inhalte der Sportberichterstattung in TV, Hörfunk, Tageszeitung, Zeitschrift, Agenturen etc., sondern in erster Linie die Prozesse der Konstruktion von Mediensportwirklichkeit. Seine Zielsetzung war, eine möglichst differenzierte, qualitative Beschreibung der selbigen. Durch eine genaue Analyse der Kopplungen und Referenzen der beiden Systeme Sport und Massenkommunikation stellte er weiterhin die Rückwirkung der Inszenierung des Sports in der Massenkommunikation auf das Sportsystem dar.
Während Horky sich in seiner Untersuchung auf die gesamte Medienlandschaft setzte, ging Wurm in seiner Untersuchung (Wurm, 2004) ganz konkret der Frage nach, wie Sportler in einem bestimmten Medium (im Lifestyle-Magazin MAX) in Szene gesetzt werden.
Für alle Medien gilt, dass sich in den Arbeiten zur Inszenierung im Sport eine deutliche Tendenz zum Starkult feststellen lässt.
„Der Trend zur Personalisierung findet sich bei den überregionalen Printmedien wie der FAZ bis hin zum ausgeprägten Stil der Bild-Zeitung, vor allem bei den Zeitschriften mit gesonderten Rubriken, beim Hörfunk und besonders auch beim Fernsehen auf Grund von Studiogästen und Porträts. Verantwortlich scheinen dafür vor allem die Identifikationswünsche der Rezipienten zu sein, das Publikum soll an den Erfolgen der nationalen Athleten teilhaben dürfen, gleichzeitig wird durch die Idolisierung aber auch die Identifikationsbereitschaft der Rezipienten aufgebaut“ (Horky, 2001, S. 157).
Der Sportler als Werbefigur und als Privatperson sind die interessantesten Gegenstände in der Berichterstattung der verschiedenen Medien, wobei es zudem stets darauf ankommt, von welcher Art Star die Rede ist[3].
2.2 Zeitschriftenforschung: Entwicklung und Definitionsprobleme
Bei Betrachtung der Presselandschaft lässt sich feststellen, dass Zeitschriften, als Erst-Informationsquelle gegenüber anderen klassischen Medien, wie dem Fernsehen, Radio und Tageszeitungen (neuerdings auch dem Internet) auf Grund ihrer mangelnden Aktualität weit zurück stehen. Dies gilt für sämtliche Bereiche des Zeitschriftenmarktes und somit auch für die Sport- und Fußballzeitschriften. Mit einer Zeitschrift lässt sich im Gegensatz zum Radio, Internet oder TV keine Live-Berichterstattung ermöglichen. Oft ist es sogar nicht möglich über aktuelle Geschehnisse vom Vortag zu berichten, da der Weg der letzten Zeile aus der Redaktion über die Druckerei bis hin zum fertigen Produkt bei Zeitschriften wie beispielsweise „MAX“ mehrere Tage dauert.
Die mangelnde Aktualität ist ein Grund dafür, weshalb sich die Wissenschaft bislang nur wenig mit dem Medium Sportzeitschrift auseinandergesetzt hat.
Menhard und Treede weisen jedoch auf ein anderes, weit wichtigeres Problem dieser Pressegattung hin. Zwar sei das Interesse an Zeitschriften bei der Leserschaft groß. Die Zeitschriftenforschung wurde dagegen bislang „unverhältnismäßig stark vernachlässigt“, weil die Gattung der Zeitschrift eine „schwierige und unüberschaubare“ sei und zudem das Problem der Definition mit sich bringt.
Was genau eine Zeitschrift ist oder was sie ausmacht, darüber streiten die Wissenschaftler und es gibt nach wie vor keine allgemein gültige Definition.
„Den „Focus“, die Fernsehzeitschrift „TV Today“ oder das Jugendmagazin „Bravo“ vor Augen, weiß im Grunde genommen jeder, was eine Zeitschrift ist. Doch eine passende, allgemein gültige Definition zu finden, ist schwierig. Die Zeitschriftenforschung kann bis heute die Frage nicht zufrieden stellend beantworten. Zu vielfältig und unterschiedlich ist das Angebot an Zeitschriftentiteln, so dass jede Definition unscharf und konturenschwach erscheint“ (Menhard/Treede 2004, S. 15/16).
Diese Aussage wird dadurch unterstrichen, dass selbst das statistische Bundesamt Zeitschriften mit einer so genannten Negativ-Definition belegt: „Zeitschriften sind alle periodischen Druckwerke mit kontinuierlicher Stoffdarbietung, die mit der Absicht eines zeitlich unbegrenzten Erscheinens mindestens viermal jährlich herausgegeben werden, soweit sie keine Zeitungen sind“ (ebd., S. 16).
Zahlreiche weitere Forschungsansätze ergeben für die Zeitschriftenforschung ebenfalls keine zufrieden stellende Definition (vgl. ebd.), es lassen sich lediglich einige Gemeinsamkeiten feststellen: „Zeitschriften sind Druckwerke, haben einen eingeschränkten Leserkreis und sind nicht so aktuell wie Tageszeitungen. Der Inhalt ist auf bestimmte Themen begrenzt und die Erscheinungsweise ist zwar regelmäßig, aber in größeren Abständen als bei der Zeitung“ (ebd.).
Vogel sieht ebenfalls in der mangelnden Definition von Zeitschriften das größte Problem bei der Erforschung dieses Mediums. „Neben dem schnelllebigen und unübersichtlichen Marktzutritt und Marktaustritt von Objekten ist das Definitionsproblem von Zeitschriften allgemein und den so genannten Publikumszeitschriften speziell ein wesentliches Forschungshemmnis“ (Vogel, 1998, S. 18).
Vogel bemängelt, dass beim Definitionsversuch von Zeitschriften allzu oft versucht wird, diese von Zeitungen abzugrenzen, dies seiner Ansicht nach jedoch nicht nötig ist. Vielmehr sind beide Gattungen unter dem Oberbegriff Presse zu verstehen sind. „Wer ´Zeitung´ und ´Zeitschrift´ als zwei getrennte Medien begreift, führt daher die wissenschaftlichen Erkenntnismöglichkeiten in eine Sackgasse. „Denn das unteilbare Medium der periodischen Druckschriften ist die Presse, die sich in die verschiedenen Pressetypen Tagespresse, Fachpresse, usw. untergliedert“ (ebd., S. 20).
Es bedarf laut Vogel bei jedem Medium einer „Einzelfallprüfung“, um definieren zu können, in welchem Teilbereich der Presse es sich ansiedeln lässt. Zeitungen und Zeitschriften lassen sich heute nicht mehr anhand ihres Inhalts, sonder nur noch durch ihre Herstellungsweise unterscheiden (vgl. ebd., S. 20-24). „Ursächlich“ für die „fehlende Wahrnehmung durch die Wissenschaft“ sei jedoch die mangelnde „kontinuierliche Forschung“ (vgl. ebd., S. I).
Generell kritisiert Vogel, dass in der Öffentlichkeit nur noch Fernsehen, Hörfunk und die multimedialen, individualisierten Informationsverbreitungen über den Computer als Massenmedien gelten. Zeitungen und Zeitschriften scheinen dagegen nur noch eine geringe Rolle zu spielen, wobei vergessen wird, dass eben dies „wirksame Medien sind“, die „positive Besonderheiten“ aufzeigen (vgl. ebd., S. I).
Innerhalb des Sektors der Printmedien kritisiert Vogel zusätzlich die „Gegenwartsbezogene Presseforschung“, die meistens ihren engen „Blick sehr rasch auf die Gattung der Tagespresse“ richtet.
„Wenn Printmedien diskutiert werden, dann geht es primär um die (Tages-) Zeitungen als wichtiges Medium politischer Kommunikation. […] Die Zeitschriften werden noch seltener als die Zeitungen zum Gegenstand wissenschaftlicher Arbeiten gewählt, weil die Konstituierung eines eigenen Mediums Zeitschriften, die zeitweise in der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft versucht worden ist, nicht überzeugend gelang“ (ebd., S. II).
Das in der Publizistik- und Kommunikationsforschung keine kontinuierliche wissenschaftliche Forschung über das Phänomen ´Zeitschrift´ statt findet ist für Vogel „unverständlich“, denn seiner Ansicht nach, dürfte dieses Medium „unsere alltagskulturelle Entwicklung nicht nur begeleitet, sondern in erheblichem Maße mitgeprägt haben“, zumal die Zeitschriftenforschung zu Beginn des 20. Jahrhunderts den Großteil der wissenschaftlichen Ansätze zum Thema Medien ausmachte (vgl. ebd., S. 9/13).
Was für die Zeitschriften generell gilt, gilt im Speziellen auch für die Kombination Sport, insbesondere Fußball und Zeitschrift.
Görner stellte fest, dass zwei Drittel der deutschen Sportjournalisten aus dem Bereich Printmedien kommt. Eine Vernachlässigung dieser durch die Wissenschaft sei daher zu beklagen (vgl. Görner, 1995, S. 133) und Digel verweist darauf, dass es zwar unzählige wissenschaftliche und auch nicht wissenschaftliche Beiträge zum Thema Medien und Fußball gibt, die Kombination aus Fußball und Printmedien wurde allerdings „bisher eher etwas stiefmütterlich behandelt“ (vgl. Digel, 1983, S. 39).
Kleinjohann sorgte mit seiner Bereits erwähnten Arbeit (Kleinjohann, 1987) für den Beginn der jüngsten Sportzeitschriften-Forschung. Dabei versuchte sich Kleinjohann mit einer Definition der Sportzeitschrift:
„Sportzeitschriften sind Periodika, deren journalistische Selektion und inhaltliche Konzentration dem Vermittlungs- und Publikationsprinzip der Spezialisierung unterliegt. Ihr Inhalt ist hochgradig homothematisch, da sie sich auf die publizistische Darstellung von Sport beschränken; sie weisen daher nur bedingt Universalität auf. Die thematische Beschränkung führt einerseits zu einer stark selektiven Spezialisierung, andererseits jedoch auch zu einer Ausführlichkeit und Konzentration des publizistischen Angebotes. Die Sportzeitschrift unterscheidet sich dadurch grundsätzlich von anderen sportpublizistischen Medien und stellt damit das Spezialmedium über Sport dar, das sich wie kein anderes in dieser Weise exklusiv, extensiv und intensiv dem gesellschaftlichen Phänomen Sport publizistisch annimmt“ (vgl. Kleinjohann 1987, S. 258 ff.).
Weiterhin stellte Kleinjohann fest, dass es im Wesentlichen zwei Typen von Sportzeitschriften gibt. Die einen, allgemeinen, die sich mit mehreren Sportarten beschäftigen und auf der anderen Seite ein zweiter Typ, der sich lediglich mit einer Sportart auseinander setzt (vgl. ebd., S. 259), so genannte Special-Interest-Blätter. Zu dieser Form gehört die in der vorliegenden Arbeit untersuchte Zeitschrift „PLAYER“ (vgl. Abschnitt 3.1).
2.3 Zum Bedeutungswandel von Sport – insbesondere Fußball
„Sportlich-spielerische Körperertüchtigung sowie Wettkampf und Bewegung sind seit Tausenden von Jahren Kernelement menschlichen Zusammenlebens. Schon die alten Griechen zelebrierten den sportlichen Leistungsvergleich in Olympia, bei den gleichnamigen Olympischen Spielen. In jedem historischen Zeitabschnitt der Menschheitsgeschichte fanden sich Menschen unterschiedlicher Kulturen und Religion die dem sportlichen Zeitvertreib frönten. Die Metamorphose des „altertümlichen“ Sports hin zum modernen Sport fand im 19. Jahrhundert in England statt. Dieser rationale, moderne Sport unterschied sich in verschiedenen Kriterien von dem Sport, der bis dato ausgeübt wurde. So sind beispielsweise Weltlichkeit und Chancengleichheit zentrale Elemente des modernen Sports. Zudem sind die Teilnahmebedingungen am sportlichen Leistungsvergleich nicht mehr an den gesellschaftlichen Stand gekoppelt“ (Lamprecht & Stamm, 2002, S.13 u. 15).
Dieses Kapitel dient der Orientierung, welche Veränderungen der Sport im Laufe der Zeit durchgemacht hat und wie seine Rolle in der heutigen Gesellschaft definiert ist. Es sei an dieser Stelle noch einmal darauf hingewiesen, dass es sich bei dem hier beschriebenen Sport lediglich um den medial verbreiteten Leistungs- und Profisport handelt. Sämtliche Aspekte des Breiten- und Freizeitsports sind außer Acht gelassen worden. Daher gilt es zunächst den Begriff des Leistungs- bzw. Profisport zu definieren.
Im Anschluss daran wird der Sport zunächst als Ganzes betrachtet, bevor im Einzelnen auf den Fußballsport eingegangen wird. Es gilt zu klären, inwieweit sich die Rolle des Sports in den vergangenen Jahren verändert hat oder nicht, und welchen Stellenwert Sport in der Gesellschaft erlangt hat. Anschließend gilt es, dies in Bezug auf den Fußball zu klären. Um das heutige Phänomen Fußball verstehen und beschreiben zu können, liefert Abschnitt 2.3.2 einen Überblick über die Geschichte des Spiels von den vermeintlichen Anfängen, über die Entstehung des modernen Fußballs in England, bis hin zur heutigen Form des Spiels.
Der darauf folgende Abschnitt beschäftigt sich mit der Frage, wer oder was ist ein Held oder ein Star im Sport und wie wird er in den Medien inszeniert.
Die Medienlandschaft wird ausführlich vorgestellt und der Begriff der Massenmedien wird erläutert. Des Weiteren wird die Entwicklung der Sportberichterstattung aufgezeigt.
Bevor die Entwicklung von Sport aufgezeigt werden kann, ist zunächst eine Definition des Begriffs notwendig, um ein einheitliches Verständnis gewährleisten zu können.
Dem Phänomen Sport kann man sich aus diversen Richtungen annähern. Da wäre z. B. die soziologisch zu untersuchende Möglichkeit des Breiten- oder Freizeitsports oder die eher von ökonomischen Gesichtspunkten bestimmte Variante des professionell betriebenen Hochleistungssports. Da es sich bei der Zeitschrift „PLAYER“ um ein Magazin handelt, dass sich ausschließlich mit Berufsfußballern auseinandersetzt, steht diese Form der Sportausübung im Mittelpunkt der vorliegenden Arbeit. Aus diesem Grund ist es notwendig, den Begriff Sport im Kontext von Professionalismus zu definieren.
Hortleder tut dies wie folgt: „Hochleistungssport ist der auf Bundesligaebene betriebene Sport, der in der Regel unter professionellen Bedingungen geplant und durchgeführt wird“ (Hortleder, 1978, S. 23). Es geht also um „Sport, der gezielt für den Weiterverkauf an interessierte Abnehmer (Zuschauer, Fernsehanstalten, Werbewirtschaft) produziert wird“ (Franck, 1995, S. 7 ff.)[4].
2.3.1 Sport im Wandel der Zeit
Der Sport war in den vergangenen Jahrzehnten einem stetigen Entwicklungsprozess unterworfen. Speziell seit den 1980er Jahren ist ein markanter Wandel zuerkennen.
„Im Verlauf dieses Prozesses sind Fußballweltmeisterschaften, Olympische Spiele, die Formel 1 oder der NFL-Superbowl zu globalen Spektakeln und „Quotenhits“ des Medienzeitalters geworden“ (vgl. Schauerte/Schwier, 2006, S 1).
Neben „König“ Fußball trugen in Deutschland seit Beginn der 1980er abwechselnd Athleten aus diversen Sportarten zu einer immer größeren Beliebtheit und Relevanz von Sport bei. Zu nennen sind Namen wie Boris Becker, Steffi Graf (Tennis), Franziska van Almsick (Schwimmern), Henry Maske (Boxen), Jan Ullrich (Radsport), Michael Schumacher (Formel 1), Martin Schmitt oder Sven Hannawald (Skispringen). Diese Akteure und viele andere mehr haben ihren Teil dazu beigetragen, das Sport sich zu einem wichtigen Gesellschaftsphänomen entwickelt hat und den Alltag so stark beeinflusst wie nie zuvor. Ob an Stammtischen, im Film, Theater, Musik oder in Talk-Shows, sogar bei politischen Fragen begegnet uns der Sport mit seinen Akteuren.
[...]
[1] Beim „Look & Feel“-Heft von „PLAYER“, handelt es sich um einen so genannten Dummy. Es ist das Heft vor der Neueinführung einer Zeitschrift, in dem Struktur, Optik, Inhalt etc. präsentiert werden.
[2] Dies ist der komplette Titel der Zeitschrift. Im weiteren Verlauf der Arbeit wird verkürzt „PLAYER“ verwendet.
[3] Zu den verschiedenen Startypen vgl. Abschnitt 2.4.2.
[4] Im Folgenden ist mit dem Begriff Sport die hier beschriebene Form des Phänomens gemeint, d. h. professionell betriebener Sport.
- Arbeit zitieren
- Magister Artium Ruwen Möller (Autor:in), 2007, Inszenierung und Imagebildung von Profifußballern in den Medien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77135
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