Als man sich 1999 um das Gesetz über die Scheinselbständigkeit stritt, da führten sowohl Gegner als auch Befürworter Argumente ins Feld, die überraschend stark an die gegensätzlichen Positionen im ausgehenden Mittelalter, die rund um die Thematik des Verlagswesens sich artikulierten, erinnern. Es geht nicht um die pauschale Gleichsetzung beider Sachverhalte, aber eine große Parallele ist klar zu sehen: die Güterabwägung zwischen ′Eigennutz′ und ′Gemeinem Nutzen′, die rund um beide Fragen kreist.
Besonders das Beispiel Nürnberg, das im Folgenden mit seinem Metallhandwerk Thema dieser Arbeit sein wird, eignete sich aufgrund seiner Verfasstheit sicher für einen eingehenderen Vergleich. Doch wird sich der Fokus auf Grundlage älterer und jüngerer Forschungsliteratur auf das Mittelalter beschränken, im Hinblick auf den Gegenstand dabei im Zeitraum zwischen dem 14. und dem frühen 17. Jahrhundert bleiben. Im hier angelegten Rahmen ist der Verlagsbegriff zu klären und seiner Bedeutung und seine Rolle im Hinblick auf das Metall verarbeitende Gewerbe Nürnbergs gerecht zu werden. Danach wird Wesen und Bedeutung des Metallhandwerks für Nürnberg dargestellt, wobei Entwicklungen außerhalb Nürnbergs, insbesondere im Bereich der Hammerwerke und Verhüttung nur am Rande Erwähnung finden. Als dritter Abschnitt werden Verleger und Verlegter gegenübergestellt, um darauf mit einer Zusammenfassung abzuschließen.
Inhaltsverzeichnis
- Das Aktuelle an dieser Thematik
- Dimensionen der Verlags-Problematik
- Eingrenzung des Verlags-Begriffes
- Der Verlag in Nürnberg
- Handel und metallverarbeitendes Gewerbe
- Handel und Metall
- Besonderheiten des Nürnberger Metallhandwerks
- Verlag und Verlegte
- Die Frage nach den Verlegern
- Stückwerker und Verlegte
- Zwischen Gemeinwohl und Eigennutz
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht das Verlagswesen im Nürnberger Metallhandwerk im Mittelalter, insbesondere im Zeitraum zwischen dem 14. und dem frühen 17. Jahrhundert. Dabei werden die Entwicklung und Bedeutung des Verlagsbegriffs im Kontext des Nürnberger Metallhandwerks analysiert. Die Arbeit beleuchtet die Rolle des Verlagswesens im Spannungsfeld zwischen "Eigennutz" und "Gemeinem Nutzen" und betrachtet die Entwicklung vom Gezeug- zum Geldverlag.
- Entwicklung des Verlagsbegriffs im Mittelalter
- Bedeutung des Verlagswesens für das Nürnberger Metallhandwerk
- Das Spannungsfeld zwischen "Eigennutz" und "Gemeinem Nutzen"
- Die Entwicklung vom Gezeug- zum Geldverlag
- Die Rolle des Nürnberger Rates im Kontext des Verlagswesens
Zusammenfassung der Kapitel
- Das erste Kapitel beleuchtet die Aktualität der Thematik des Verlagswesens, indem es Parallelen zwischen der Diskussion um Scheinselbstständigkeit im Jahr 1999 und der Verlagsdebatte im Mittelalter aufzeigt. Der Fokus liegt auf der Güterabwägung zwischen "Eigennutz" und "Gemeinem Nutzen".
- Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Definition des Verlagsbegriffs und seiner Entwicklung im Mittelalter. Dabei wird die Arbeit von Rudolf Holbach zur Frühform von Verlag und Großbetrieb in der gewerblichen Produktion herangezogen und die Abgrenzung des Verlags von der Manufaktur und der Fabrik diskutiert. Des Weiteren wird der Verlag in Nürnberg betrachtet, wobei der Schwerpunkt auf den Entwicklungen vom Gezeug- zum Geldverlag liegt.
- Das dritte Kapitel analysiert die Verbindung zwischen Handel und metallverarbeitendem Gewerbe in Nürnberg. Die Stadt Nürnberg wird als "Spinne im Netz" dargestellt, die ihre Stellung durch geschickte Handelsstrategien ausbaut. Die Besonderheiten des Nürnberger Metallhandwerks werden beleuchtet.
- Das vierte Kapitel widmet sich den Verlegern und Verlegten im Nürnberger Metallhandwerk. Die Frage nach den Verlegern und deren Rolle im System wird untersucht, ebenso wie die Rolle der Stückwerker und Verlegten. Die Arbeit betrachtet dabei die Entwicklung des Verlagswesens im Kontext des Fernhandels und die Abneigung des Nürnberger Rates gegenüber diesem System.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Verlag, Verlagswesen, Metallhandwerk, Nürnberg, Mittelalter, Gezeugverlag, Geldverlag, Fernhandel, Eigennutz, Gemeinwohl, Stückwerker, Verlegte, Nürnberger Rat, Schwerdtfegerordnung. Die Arbeit befasst sich mit der Entwicklung und Bedeutung des Verlagswesens im Nürnberger Metallhandwerk im Mittelalter und untersucht dessen Einfluss auf die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung der Stadt. Sie analysiert das Spannungsfeld zwischen "Eigennutz" und "Gemeinem Nutzen", das durch das Verlagswesen geprägt wurde.
- Quote paper
- Felix Hessmann (Author), 2002, Der Verlag im Nürnberger Metallhandwerk, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/7712