Einleitung
Mit dem wachsenden internationalen Handel und den Auswirkungen der fortschreitenden Globalisierung, wird es gerade für multinationale Konzerne und international operierende Unternehmen immer wichtiger, sich internationalen Rechnungslegungsstandards anzugleichen.
Bereits heute veröffentlichen viele namhafte deutsche Unternehmen ihre Jahresabschlüsse (vgl. Beispiele in Anhang D) , insbesondere wenn sie an der Börse gehandelt werden, nicht nur nach deutschen, sondern auch nach US-amerikanischen oder internationalen Rechnungslegungsvorschriften.
Den USA als dem größten nationalen Binnenmarkt der Welt(1) kommt bei
dieser Entwicklung eine nicht unwesentliche Bedeutung zu. US-amerikanische Rechnungslegungsvorschriften hatten und haben maßgeblichen Einfluß bei Entwicklung internationaler
Standards wie beispielsweise den International Accounting Standards.(2) Dem sogenannten „income statement“ kommt dabei im Rahmen der US-GAAP (Generally Accepted Accounting Principles) eine zentrale Rolle zu. Es ist nach der Meinung einiger Autoren, das wichtigste Instrument in der US-amerikanischen Rechnungslegung.(3)
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1 vgl. Bericht IWD Köln (1999).
2 vgl. Dowdy (1998), S. 333; Baetge (1997), S. 426.
3 vgl. Coenenberg (2000), S. 419; KPMG (1999), S. 134 Z.1; Reil &Seidel (1999), S. 3, 2.Sp.Z.20.
Inhaltsverzeichnis:
1.Einleitung
2. Gewinn- und Verlustrechnung nach US-GAAP.
2.1 Konzept, Struktur und Verfahren
2.2 Bestandteile der GuV nach US-GAAP aus der Operating Section
2.2.1 Net sales and gross revenues - Umsatzerlöse
2.2.2 Cost of goods sold – Umsatzbezogene Herstellungskosten
2.2.3 Gross Profit on sale – Bruttoergebnis vom Umsatz
2.2.4 Operating Expenses
2.2.5 Operating Income – Ergebnis der Betriebstätigkeit
2.3 Bestandteile des income statements nach US-GAAP aus der Non-Operating Section
2.3.1 Non-operating income – Sonstige (nicht) betriebliche Erträge
2.3.2 Non-operating expenses – Sonstige (nicht)betriebliche Aufwendungen
2.3.3 Income from continuing operations before income taxes and appropriate items below – Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit vor Steuern und abzugrenzenden Positionen
2.3.4 Income tax expense – Ertragsteuern
2.3.5 Minority interest – Minderheitsgesellschafter
2.3.6 Equity in earnings of unconsolidated subsidiaries and 50% or less owned persons – Anteil nicht konsolidierter Tochterunternehmen am Ergebnis
2.3.7 Income from continuing operations – Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit
2.3.8 Discontinued operations – Erträge und Aufwendungen aus dem Verkauf oder der Aufgabe von Geschäftsbereichen
2.3.9 Ergebnis vor außerordentlichen Erfolgen und Auswirkungen durch den Wechsel von Bewertungsmethoden
2.3.10 Extraordinary items less applicable tax – Außerordentliche Erträge und Aufwendungen, abzüglich anfallender Ertragssteuern
2.3.11 Cumulative effects of changes in accounting principles – Kumulierte Auswirkungen der Änderung von Bilanzierungs und Bewertungmethoden
2.4 Net Income or loss – Ergebnis der Periode
2.5 Earnings per share - Ergebnis pro Aktie.
3. Schlußbetrachtung
Literaturverzeichnis:
Anhang A: Schema der Gewinn-und Verlustrechnung nach US-GAAP
Anhang B: Beipielrechnung für earnings per share – Ergebnis pro Aktie
Anhang C: Beipiel für eine Konzerngewinn-und Verlustrechnung nach US-GAAP - Goodyear
Anhang D: Übersicht von an der deutschen Börse nach US-GAAP publizierenden Unternehmen
Abkürzungsverzeichnis:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung
Mit dem wachsenden internationalen Handel und den Auswirkungen der fortschreitenden Globalisierung, wird es gerade für multinationale Konzerne und international operierende Un- ternehmen immer wichtiger, sich internationalen Rechnungslegungsstandards anzugleichen. Bereits heute veröffentlichen viele namhafte deutsche Unternehmen ihre Jahresabschlüsse (vgl. Beispiele in Anhang D) , insbesondere wenn sie an der Börse gehandelt werden, nicht nur nach deutschen, sondern auch nach US-amerikanischen oder internationalen Rechnungs- legungsvorschriften. Den USA als dem größten nationalen Binnenmarkt der Welt[1] kommt bei
dieser Entwicklung eine nicht unwesentliche Bedeutung zu. US-amerikanische Rechnungsle- gungsvorschriften hatten und haben maßgeblichen Einfluß bei Entwicklung internationaler Standards wie beispielsweise den International Accounting Standards.[2] Dem sogenannten „in- come statement“ kommt dabei im Rahmen der US-GAAP (Generally Accepted Accounting Principles) eine zentrale Rolle zu. Es ist nach der Meinung einiger Autoren, das wichtigste In- strument in der US-amerikanischen Rechnungslegung.[3]
Ziel dieser Arbeit ist es daher, Aufbau und Inhalt der Gewinn und Verlustrechnung nach den Regeln der US-GAAP darzustellen und gegebenenfalls wesentliche Unterschiede zur deut- schen Erfolgsrechnung nach § 275 Abs.2 HGB zu erläutern. In diesem Zusammenhang wird darauf hingewiesen, daß sich die Arbeit auf die Darstellung der Gewinn- und Verlustrechnung nach dem Umsatzkostenverfahren konzentriert, da nur dieses den Grundsätzen US- amerikanischer Rechnungslegung entspricht.[4]
Im 2. Abschnitt sollen zunächst nach einigen allgemeinen Bemerkungen zu Konzept und Struktur der Gewinn- und Verlustrechnung, die einzelnen Posten erläutert werden, so, wie sie sich nach den Mindestgliederungsvorschriften der Regulation S-X (vgl. Rule 5-03) ergeben.
Im 3. Abschnitt schließlich wird in einer Schlußbetrachtung ein Fazit gezogen und ein kurzer Ausblick auf mögliche zukünftige Entwicklungen gegeben.
2. Gewinn- und Verlustrechnung nach US-GAAP
2.1 Konzept, Struktur und Verfahren
Hinsichtlich Gliederung und Struktur kann zunächst allgemein gesagt werden, daß die Gliede- rungsanforderungen an eine Gewinn- und Verlustrechnung nach US-GAAP im Vergleich zu entsprechenden Vorschriften im HGB nur wenig formalisiert sind und es nur wenige schriftli- che offizielle Quellen gibt, die explizit Aussagen über Inhalt und Form der GuV treffen.Wie allgemein der US-amerkanischen Rechnungslegung ist auch die Form der GuV durch betrieb- liche Übung beeinflußt worden.[5] Das SFAC 5 und das SFAC 6 legen einige allgemeine Rech- nungslegungsgrundsätze hinsichtlich der Einkommensermittlung und dem Inhalt einiger Posi- tionen der GuV fest. In SFAC 5 ist außerdem die GuV als fester Bestandteil des Jahres- abschluß festgelegt.[6] In der APB 20 werden die Auswirkungen von Änderungen von Bilanzie- rungsmethoden behandelt, sowie in APB 30 Vorschriften zur Behandlung von nicht fortge- führten Unternehmensteilen gegeben.
Für börsennotierte Unternehmen gibt die SEC in ihrer Regulation S-X, Rule 5-03 ein nach Funktionsbereichen gegliedertes Schema vor (vgl. Anhang A) und legt verbindlich das Um- satzkostenverfahren in Staffelform als einzig zulässiges Verfahren fest. Dieses kann ein- oder mehrstufig[7] durchgeführt werden. Für nicht an der Börse notierte Unternehmen gilt aufgrund des sog. matching priniciple, daß eine periodengerechte Gegenüberstellung von Aufwendun- gen und Erträgen fordert, dieselbe Einschränkung. Das Gesamtkostenverfahren ist nicht zu- lässig.[8]
Ähnlich wie die GuV nach HGB beinhalten auch die US-GAAP Regelungen die Idee den Ge- samterfolg bezogen auf seine Ursachen aufzuspalten und in Zwischenergebnissen anzugeben. Wie sich im weiteren Verlauf noch zeigt, sind auch nach US-GAAP die Zwischenergebnisse
„Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit“ sowie das „außerordentliche Ergebnis“ ex- plizit auszuweisen, wenn auch inhaltlich teilweise anders abgegrenzt (für weitere Details vgl.Abschn.2.3.5u.2.3.8). Die Trennung in Betriebs- und Finanzergebnis wie nach HGB ist dagegen nach US-GAAP nur in eingeschränktem Maße möglich. Das Betriebsergebnis nach US-GAAP entspricht nicht genau dem des HGB (für weitere Details vgl.2.2.5). Die Bestand- teile des Finanzergebnis müssen aus dem betriebsfremden Ergebnis herausgerechnet werden, es nicht Bestandteil der Regulation S-X.[9]
Wenn man die Konzeption der Erfolgsbegriffe der Gewinn- und Verlustrechnung nach US- GAAP betrachtet, dann ist zunächst festzuhalten, daß die Erfolgsbegriffe in der amerikani- schen Rechnungslegung weiter abgegrenzt werden als dt. Handelsrecht. Bei der Abgrenzung der Begrifflichkeiten hatten zwei unterschiedliche Sichtweisen maßgeblichen Einfluß:
1. Das sog. all-inclusive concept – danach sind alle Vorgänge, die ihren Ursprung in der un- ternehmerischen Tätigkeit haben, zu erfassen, unabhängig davon, ob sie direkt oder indi- rekt aus der Unternehmensaktivität resultieren.
2. Das sog. current operating performance concept – dieses stellt darauf ab, nur regelmäßig wiederkehrende, operative Aufwendungen und Erträge in die Gewinn- und Verlustrech- nung mit einzubeziehen.[10]
In der Praxis wird die GuV nach dem all-inclusive concept erstellt.[11]
Ferner unterscheidet man in der US-amerikanischen Rechnungslegung die Einkommensbeg- riffe der earnings, des net income und des comprehensive income.
Unter earnings sind dabei die Aufwendungen und Erträge (revenues und expenses) der opera- tiven Geschäftstätigkeit, sowie außerdem die sonstigen betrieblichen Aufwendungen und Er- träge (gains und losses) zu verstehen ( all-inclusive concept). Außergewöhnliche Erfolge sind darüber hinaus separat in der GuV auszuweisen, sodaß auch das current operating con- cept Berücksichtigung findet.
Das net income setzt sich aus den earnings, sowie den kumulierten Folgewirkungen der Ände- rung von Bilanzierungsmethoden in früheren Geschäftsjahren zusammen, die definitionsge- mäß nicht unter die earnings selbst zu fassen sind.[12]
Das comprehensive income schließlich besteht aus dem net income und darüber hinaus aus den noch unrealisierten Erfolgen (holding gains and losses) und kumulierten Beträgen aus Fehlerkorrekturen zurückliegender Geschäftsjahre(zusammen bilden sie das sog. other comprehensive income). Für die Ermittlung des comprehensive income ist das all-inclusive concept maßgeblich.[13]Der Vollständigkeit halber gilt es zu erwähnen, daß zur Ermittlung des comprehensive income in der amerikanischen Rechnungslegung zusätzlich zur GuV eine Ei- genkapitalveränderungsrechnung zu erstellen ist. In dieser werden, neben den bereits genann- ten, bestimmte Geschäftsvorgänge[14] unter Umgehung der GuV direkt im Eigenkapital, unter der Position des o.g. other comprehensive income ergebnisneutral erfasst.[15]
Da sich die US-amerikanische Gewinn- und Verlustrechnung aber im wesentlichen mit der Ermittlung des net income befasst, stellt dieses auch den Rahmen dar, auf den sich diese Ar- beit konzentriert.
Generell sind Konzept, Struktur und Verfahren der GuV nach US-GAAP auch vor dem Hin- tergrund zu sehen, daß sich der Jahresabschluß im anglo-amerikanischen Raum an einen an- deren Adressatenkreis richtet und demzufolge die GuV in den USA eine andere Aufgabe als in Deutschland erfüllt.[16] In diesem Zusammenhang muß auch die Einschränkung auf das Um- satzkostenverfahren als einzig zulässiges betrachtet werden. Es bietet nämlich im Vergleich zum Gesamtkostenverfahren den Vorteil, daß es zu einem aussagekräftigeren Ergebnis führt, insbesondere wenn es sich um eine kurzfristige (Periode< 1Jahr) Erfolgsrechnung handelt.[17] Damit soll gemäß der Zielsetzung von GuV bzw. Jahresabschluß sichergestellt werden, daß dem Kapitalanleger entscheidungsrelevante Informationen über die Ertragslage des betreffen- den Unternehmens zur Verfügung stehen.[18] Die GuV muß wie der gesamte Jahresabschluß dem Grundsatz der sog. fair presentation genügen. Danach soll der Investor eine korrekte Vorstellung von der wirtschaftlichen Lage vermittelt bekommen, in der sich das Unternehmen befindet. Daher sind in der GuV auch die Vergleichszahlen der zwei vorangegangenen Ge- schäftsjahre mit anzugeben.[19] Ferner sind gemäß dem Wesentlichkeitsgrundsatz (materiality concept) alle die Posten gesondert darzustellen, die für eine objektive Darstellung der wirt- schaftlichen Lage des Unternehmens von grundlegender Bedeutung sind. Und schließlich muß ein Sachverhalt, um in der GuV erfasst zu werden, unter eine der in SFAC 6 aufgeführ- ten Definitionen (revenues,expenses, gains, und losses) fallen, quantifizierbar bzw. bewertbar sein sowie zuverlässig, d.h. überprüfbar sein.[20]
[...]
[1] vgl. Bericht IWD Köln (1999).
[2] vgl. Dowdy (1998), S. 333; Baetge (1997), S. 426.
[3] vgl. Coenenberg (2000), S. 419; KPMG (1999), S. 134 Z.1; Reil &Seidel (1999), S. 3, 2.Sp.Z.20.
[4] vgl. Coenenberg (2000), S. 427; SEC Regulation S-X, Rule 5-03
[5] vgl. Coenenberg (2000), S. 432; Born (1999), S. 344; KPMG S. 134; Reil und Seidel (1999), S. 9 Sp.1; Pel- lens (1999), S. 117f.
[6] vgl. Pellens (1999), S. 148.
[7] vgl. Ballwieser/Kuhlewind (2000) S. 294.
[8] vgl. Coenenberg (2000), S. 426/427; SFAC 6.145 f.
[9] Vgl. Coenenberg (2000), S. 437/438.
[10] Vgl. Ballwieser/Kuhlewind (2000), S. 291; KPMG (1999), S. 134; Coenenberg (2000), S. 421.
[11] Vgl. KPMG (1999), S. 134.
[12] Vgl. Coenenberg (2000), S. 421; SFAC 5.34.
[13] Vgl. Ballwieser/Kuhlewind (2000), S. 290/291.
[14] Bspw. Währungsumrechnungsdifferenzen, vgl. KPMG (1999), S. 134; Pellens (1999), S. 151/152; SFAS 52, SFAS87, SFAS115, SFAS133.
[15] Vgl. Coenenberg (2000), S. 493.
[16] Vgl. KPMG (1999), S. 12.
[17] Vgl. Coenenberg (2000), S. 424; vgl. auch GuV SAP.AG 1.-3. Quartal
[18] Vgl. Ballwieser/Kuhlewind (2000), S. 287 Z. 5 f.
[19] Vgl. Born (1999), S. 341 u. S. 344, c) ; KPMG (1999), S. 12.; vgl. Niehus/Thyll (2000), Tz. 265
[20] Vgl. KPMG (1999), S. 13-15
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- Arno Zurbrüggen (Autor:in), 2000, Gewinn und Verlustrechnung nach Maßgabe der US-GAAP, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/771