Gerade in der letzten Zeit veränderte sich die Gesellschaft stark, es kam zu Umbrüchen und tief greifenden Veränderungen sowohl im strukturellen Bereich (generelle Umbrüche) als auch in spezifischen Teilbereichen der Gesellschaft. Die Unterschiede im Bereich des Einkommens und die Schere zwischen Arm und Reich werden größer. Immer weniger Menschen besitzen immer mehr Macht und Geldmittel, im Gegensatz dazu werden die ärmeren Schichten aber auch immer ärmer. Man sagt, dass sich unsere Gesellschaft einer so genannten Dreiviertelgesellschaft annähert. Auch wird die Bildungskluft zwischen den einzelnen Bevölkerungsgruppen immer größer. Die Zugangsbestimmungen für bestimmte Schulen, Ausbildungseinrichtungen (Lycée Frangais, Diplomatenakademie, etc.) sind teilweise von materiellen Ressourcen oder einem bestimmten Status der Familie abhängig. Auch durch die Einführung der Studiengebühren bzw. durch die immer wichtiger werdenden, von den Studenten zu bezahlenden Masterstudiengänge zur Spezialisierung, hat sich in diesem Bereich in den letzten Jahren in Österreich eine neue Dynamik entwickelt. Dadurch ergeben sich zwangsläufig bessere Chancen für bestimmte - begüterte - Teile der Bevölkerung.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Strukturelle Umbrüche
1.2 Spezifische Umbrüche
2. Ambivalente Auswirkungen auf Bevölkerungsgruppen
3. Moderne - postmoderne Gesellschaft
3.1 Wer scheitert ist selber schuld – die Egalisierung
3.2 Die Pluralisierung
3.3 Die Dynamisierung
4. Die elf Merkmale der Postmoderne
4.1. Die „negativen“ Merkmale der Postmoderne
4.2. Die „positiven“ Merkmale der Postmoderne
5. Postmoderne Sozialarbeit
6. Quellenverzeichnis
1. Einleitung
Gerade in der letzten Zeit veränderte sich die Gesellschaft stark, es kam zu Umbrüchen und tief greifenden Veränderungen sowohl im strukturellen Bereich (generelle Umbrüche) als auch in spezifischen Teilbereichen der Gesellschaft.
1.1 Strukturelle Umbrüche
Im Bereich der strukturellen Umbrüche sind vor allem folgende Punkte zu nennen:
1.1.1 Vertiefung der Ungleichheit
Die Unterschiede im Bereich des Einkommens und die Schere zwischen Arm und Reich werden größer. Immer weniger Menschen besitzen immer mehr Macht und Geldmittel, im Gegensatz dazu werden die ärmeren Schichten aber auch immer ärmer. Man sagt, dass sich unsere Gesellschaft einer so genannten Dreiviertelgesellschaft annähert. Auch wird die Bildungskluft zwischen den einzelnen Bevölkerungsgruppen immer größer. Die Zugangsbestimmungen für bestimmte Schulen, Ausbildungseinrichtungen (Lycée Frangais, Diplomatenakademie, etc.) sind teilweise von materiellen Ressourcen oder einem bestimmten Status der Familie abhängig. Auch durch die Einführung der Studiengebühren bzw. durch die immer wichtiger werdenden, von den Studenten zu bezahlenden Masterstudiengänge zur Spezialisierung, hat sich in diesem Bereich in den letzten Jahren in Österreich eine neue Dynamik entwickelt. Dadurch ergeben sich zwangsläufig bessere Chancen für bestimmte - begüterte - Teile der Bevölkerung.
1.1.2 Erosion der Lebenswelt
Die althergebrachten Lebensvorstellungen der Menschen und vor allem der jüngeren Generation verändern sich in fast allen Lebensbereichen. So haben sich in den vergangenen Jahren das Männer- und Frauenbild und alle damit verbundenen Bereiche des Lebens (Haushaltsführung, Pflege von Angehörigen, etc.) stark verändert. Auch haben sich die Lebensvorstellungen in Bezug auf Ehe und Familie gewandelt (Alleinerzieher, uneheliche Kinder, Lebenspartnerschaft ohne Heirat, etc.). Dabei ist aber festzustellen, dass zwar die Lebensvorstellungen vergangener Generationen weitgehend aus unserem Alltag verschwunden sind, aber keine neuen Vorstellungen ihren Platz eingenommen haben. Vielmehr sind in vielen Bereichen der Gesellschaft Mischbilder verschiedener Lebensvorstellungen zu finden, die sich ergänzen oder sich zumindest nicht gegenseitig ausschließen.
1.1.3 Primat des Ökonomischen
Die Wirtschaft und die Wirtschaftlichkeit allen Tuns gewinnt immer mehr an Bedeutung. Soziale und ethnische Werte haben vielfach in der Politik und bei Wirtschaftstreibenden an Bedeutung verloren, das Prinzip der Ökonomie, der Wirtschaftlichkeit und der Erhöhung des Profits sind statt dessen in den Vordergrund getreten. Um allerdings die Lücke im sozialen Bereich auszufüllen, sind vielfach die Bürger gefordert, die Verantwortung für Schwächere zu übernehmen, um der Öffentlichkeit Kosten zu sparen (z.B. Erhöhung der Selbstbehalte).
1.2 Spezifische Umbrüche
Im Bereich der spezifischen Umbrüche sind folgende Punkte am maßgeblichsten:
1.2.1 Arbeitsbereich
In den letzten Jahren änderte sich in vielen Branchen die Art der Beschäftigung. Durch fortschreitende Mechanisierung werden heute andere Arbeitskräfte benötigt als noch vor einigen Jahren. Die Folge davon sind Umschulung der Arbeitenden für andere Tätigkeitsbereiche, Arbeitslosigkeit und das Aussterben einzelner Berufsgruppen. Auch nimmt die Anzahl der so genannten „Geringfügig Beschäftigten“ sowie der Teilzeitbeschäftigten ständig zu. Ein Grund dafür ist, dass viele Frauen arbeiten möchten aber durch familiäre Pflichten oft nicht in der Lage sind, einen Vollzeitjob anzunehmen. Auch nimmt die Flexibilisierung im Arbeitsbereich zu. Die Menschen werden auch in den kommenden Jahren gezwungen sein, sich der momentanen Nachfrage im Berufsleben anzupassen und öfter den Job, die Firma, das Tätigkeitsfeld zu wechseln.
1.2.2 Multikulturelles Zusammenleben
Durch Zuwanderung, die Ostöffnung und das leichter gewordene Reisen wird die Gesellschaft zunehmend mulikulturell. Wir werden gezwungen uns mit anderen Kulturen, Religionen und anderen Lebensstilen auseinander zu setzen, auch wird Toleranz gegenüber Anderen zunehmend wichtig werden.
1.2.3 Verhältnis der Generationen zueinander
Durch einen geänderten Lebensstil und eine andere Lebensführung hat sich auch das Verhältnis von Jung und Alt verändert. Zum Einen werden alte Menschen nicht mehr innerhalb einer Großfamilie von Angehörigen betreut, zum Anderen haben Alte in der postmodernen Gesellschaft an Bedeutung verloren.
Vielfach entstehen Spannungen aufgrund mangelnder Toleranz und fehlendem Verständnis. Auch führen die vielfach diskutierte Pensionsfrage und das Steigen der Lebenserwartung sowie die Zunahme der alten Menschen zu Problemen zwischen den Generationen.
1.2.4 Beziehung und Partnerschaft
Beziehungen und Partnerschaften haben sich in den letzten Jahren sehr verändert. Aufgrund eines anderen Frauenbildes (Berufstätigkeit, „Halbe-Halbe“, etc) anderer Vorstellungen und weniger eng gefasster Moralvorstellungen sehen heute die meisten Partnerschaften anders aus, als noch vor wenigen Jahren.
So ist Heirat für ein Zusammenleben oder das Aufziehen von Kindern nicht mehr durch die Gesellschaft vorausgesetzt, auch gibt es den Begriff der „Lebensabschnittspartner“. Nicht zuletzt ist auch ein größeres Verständnis für Homosexualität in der Gesellschaft gegeben, obwohl hier Österreich im Vergleich zu vielen anderen europäischen Ländern noch deutlich hinterher hinkt.
2. Ambivalente Auswirkungen auf
Bevölkerungsgruppen
Der Fortschritt der in vielen Bereichen des Lebens in den letzten Jahren festzustellen ist (etwa im Bereich der medizinischen Versorgung in, der Grundsicherung, des Sozialsystems und der Bildung) hat auf einzelne Bevölkerungsgruppen unterschiedliche Auswirkungen. Die physische Gefährdung für den Einzelnen ist weitgehend verschwunden, durch Sozial- und Kranken-versicherungen besteht für alle die Möglichkeit der medizinischen Versorgung.
Allerdings sind diese vom Staat zur Verfügung gestellten Einrichtungen etwa Alten- oder Behindertenheime oft auch ein Grund, für Angehörigen von Alten oder Behinderten, sich aus ihrer sozialen Verpflichtung zu stehlen, da sowieso für sie gesorgt wird. Doch gerade diese Institutionen sind oft durch Anonymität und fehlende persönliche Zuwendung gekennzeichnet, sodass die dort lebenden Menschen von dieser Entwicklung nicht profitieren, dagegen aber ihre Angehörigen entlastet werden.
Auch führt die Entwicklung der Gesellschaft oft zu einer psychischen Gefährdung der Menschen, da sie von der Entwicklung überfordert sind, den an sie gestellten Anforderungen nicht entsprechen können, be- oder überlastet sind und oft durch die Fülle der Information und der Auswahl eine Orientierungslosigkeit herrscht.
Auch hier sind wieder vor allem alte Menschen, aber auch sozial Schwache oder Unterprivilegierte betroffen, da ihnen oft der Überblick und auch die in höheren Schulen vermittelte Bildung (das „Gewusst-wie“, etwa Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung, Rechte, etc.) fehlt. Andere Bevölkerungsgruppen profitieren jedoch von den aufgezeigten Entwicklungen, ihnen bietet sich eine Vielzahl von Möglichkeiten ihr Leben zu gestalten.
Es stellt sich also abschließend die Frage, ob der Fortschritt eine Befreiung von (unnötigen) Zwängen darstellt, oder zu einem Verlust von Stabilität und emotionaler Verwurzelung des Einzelnen führt.
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- Quote paper
- DSA Mag. (FH) MSc Markus Neuwirth (Author), 2006, Kerninhalte eines postmodernen Verständnisses von Sozialarbeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/76991
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