Im Verlauf dieser Arbeit werde ich die lexikalischen Besonderheiten des lateinamerikanischen Spanisch am Beispiel von Verwandtschaftsbezeichnungen in Kolumbien herausstellen und erörtern. Um diesen verhältnismäßig weitläufigen Themenbereich einzugrenzen, beschränkt sich das von mir untersuchte Korpus auf die im Atlas Lingüístico-etnográfico de Colombia aufgeführten Anredeformen für abuela sowie für hijo menor und hijo ilegítimo.
Ausgehend von der linguistischen Analyse dieser Sprachkarten verfolge ich mit dieser Arbeit die Absicht, Unterschiede zwischen der Benennung von zwei verschiedenen Generationen innerhalb der Familie sowie einen eventuellen Kontrast zwischen traditionellen und unkonventionellen Familienverhältnissen aus den im Sprachatlas verzeichneten Antworten herzuleiten. Hierbei werde ich die Analyse nicht primär nach den jeweils auftretenden sprachlichen Merkmalen gliedern, die Grobgliederung erfolgt vielmehr nach den einzelnen oben aufgeführten Bezeichnungen, um die gegebenen hierarchischen Strukturen, wie beispielsweise Respekts- und Zuneigungsverhältnisse, nicht zu vermischen, da meine Ausführungen dahin zielen, einzelne sprachliche Phänomene in Relation zu familiären Verhältnisstrukturen zu setzen. Dabei stellt sich die Frage nach eventuellen besonderen Formulierungen des Respekts gegenüber älteren Familienmitgliedern sowie die Frage, in welchem Verhältnis die älteren Mitglieder der Familie gegenüber den Jüngeren stehen. Des Weiteren ist zu klären, wie die kolmbianischen Sprecher mit dem Tabubereich der unehelichen Kinder umgehen. Diese Fragen versuche ich mittels meiner Untersuchung zu klären.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Themenauswahl und Zielsetzung
- Atlas Lingüístico-etnográfico de Colombia
- Die Situation des Spanischen und der indigenen Sprachen in Kolumbien
- Auswertung der Karten im ALEC
- Karte 54 (abuela)
- Wortbildung: Diminutive
- Entwicklung und Gebrauch von Diminutiven
- Karte 58 (hijo menor)
- Morphosyntaktische Merkmale
- Metaphorische Besonderheiten
- Gesamtbetrachtung
- Karte 61 (hijo ilegítimo)
- Metaphorik: Pejorative
- Wertneutrale Bezeichnungen
- Positive Bewertung des Begriffs
- Gesamtbetrachtung
- Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht lexikalische Besonderheiten des lateinamerikanischen Spanisch anhand von Verwandtschaftsbezeichnungen in Kolumbien. Der Fokus liegt auf den im Atlas Lingüístico-etnográfico de Colombia (ALEC) dokumentierten Anredeformen für „abuela“, „hijo menor“ und „hijo ilegítimo“. Ziel ist es, Unterschiede in der Benennung verschiedener Generationen und den Kontrast zwischen traditionellen und unkonventionellen Familienstrukturen aufzuzeigen.
- Analyse der sprachlichen Variation in der Bezeichnung von Großmüttern.
- Vergleich der sprachlichen Mittel zur Bezeichnung von jüngeren und unehelichen Kindern.
- Untersuchung des Einflusses kultureller und sozialer Normen auf die sprachliche Ausdrucksweise.
- Bewertung der Repräsentativität des ALEC und seiner methodischen Grenzen.
- Beurteilung des Einflusses indigener Sprachen auf das kolumbianische Spanisch.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der lexikalischen Besonderheiten des lateinamerikanischen Spanisch ein und grenzt den Untersuchungsgegenstand auf Verwandtschaftsbezeichnungen im kolumbianischen Spanisch ein. Sie beschreibt die Auswahl des Korpus (Anredeformen für Großmutter, jüngeres und uneheliches Kind aus dem ALEC) und die Zielsetzung der Arbeit: die Herausarbeitung von Unterschieden in der Benennung verschiedener Generationen und Familienstrukturen anhand linguistischer Analysen der Sprachkarten. Die methodische Vorgehensweise wird erläutert, wobei die Gliederung nach den einzelnen Bezeichnungen betont wird, um hierarchische Strukturen (Respekt, Zuneigung) nicht zu vermischen. Die zentralen Forschungsfragen nach der sprachlichen Ausformulierung von Respekt gegenüber älteren Familienmitgliedern, dem Verhältnis zwischen älteren und jüngeren Familienmitgliedern sowie dem Umgang mit dem Tabu-Thema unehelicher Kinder werden formuliert.
Die Situation des Spanischen und der indigenen Sprachen in Kolumbien: Dieses Kapitel beleuchtet die sprachpolitische Situation Kolumbiens. Es beschreibt den starken Rückgang der indigenen Sprachen im Laufe der Kolonialzeit und die daraus resultierende Dominanz des Spanischen. Es wird der Wandel der Politik gegenüber indigenen Kulturen und Sprachen seit den 1980er Jahren dargestellt, insbesondere die Verankerung des Schutzes indigener Kulturen und des kooffiziellen Status indigener Sprachen in der Verfassung von 1991. Die Orientierung des kolumbianischen Spanisch an der spanischen Standardsprache wird diskutiert, wobei sowohl der Wunsch nach internationaler Verständigung als auch der höhere Prestigewert des europäischen Spanisch als Gründe genannt werden. Abschließend wird die Frage nach dem Einfluss indigener Sprachen auf das kolumbianische Spanisch aufgeworfen und als ein wichtiger Aspekt der folgenden Untersuchung der Sprachkarten bezeichnet.
Auswertung der Karten im ALEC: Dieses Kapitel analysiert die ausgewählten Karten des Atlas Lingüístico-etnográfico de Colombia (ALEC), wobei die methodischen Grenzen des ALEC kritisch beleuchtet werden: Die Berücksichtigung nur selten auftretender Antworten, die Befragung wenig gebildeter Personen, sowie die nicht standardisierte Form der Befragung. Die Ergebnisse der Analyse der Karten zu "abuela", "hijo menor" und "hijo ilegítimo" werden hier detailliert dargestellt, wobei morpho-syntaktische Merkmale, metaphorische Besonderheiten und die Gesamtbetrachtung der jeweiligen Karten im Fokus stehen. Die Analysen betrachten den Gebrauch von Diminutiven, pejorative und wertneutrale Bezeichnungen sowie positive Bewertungen der Begriffe. Die Kapitel untersuchen also wie die kolumbianischen Sprecher die verschiedenen Verwandtschaftsbeziehungen sprachlich ausdrücken und welche sprachlichen Muster sich dabei zeigen.
Schlüsselwörter
Verwandtschaftsbezeichnungen, kolumbianisches Spanisch, Atlas Lingüístico-etnográfico de Colombia (ALEC), indigene Sprachen, Sprachvariation, Familienstrukturen, Respekt, Diminutiv, Metaphorik, Sprachpolitik, Soziolinguistik.
Häufig gestellte Fragen zu: Lexikalische Besonderheiten des lateinamerikanischen Spanisch anhand von Verwandtschaftsbezeichnungen in Kolumbien
Was ist das Thema dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht lexikalische Besonderheiten des lateinamerikanischen Spanisch, indem sie Verwandtschaftsbezeichnungen im kolumbianischen Spanisch analysiert. Der Fokus liegt dabei auf den Bezeichnungen für „Großmutter“ (abuela), „jüngeres Kind“ (hijo menor) und „uneheliches Kind“ (hijo ilegítimo), wie sie im Atlas Lingüístico-etnográfico de Colombia (ALEC) dokumentiert sind.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit möchte Unterschiede in der Benennung verschiedener Generationen und den Kontrast zwischen traditionellen und unkonventionellen Familienstrukturen aufzeigen. Sie analysiert die sprachliche Variation bei der Bezeichnung von Großmüttern und den sprachlichen Mitteln zur Bezeichnung von jüngeren und unehelichen Kindern. Weiterhin untersucht sie den Einfluss kultureller und sozialer Normen auf die sprachliche Ausdrucksweise, bewertet die Repräsentativität des ALEC und den Einfluss indigener Sprachen auf das kolumbianische Spanisch.
Welche Daten werden verwendet?
Die Daten stammen aus dem Atlas Lingüístico-etnográfico de Colombia (ALEC). Konkret werden die Karten zu den Bezeichnungen "abuela", "hijo menor" und "hijo ilegítimo" analysiert. Die Arbeit berücksichtigt dabei die methodischen Grenzen des ALEC, wie die Berücksichtigung seltener Antworten und die nicht standardisierte Befragung.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur sprachpolitischen Situation in Kolumbien (Spanisch und indigene Sprachen), ein Kapitel zur Auswertung der ALEC-Karten und eine Schlussbemerkung. Die Auswertung der Karten analysiert morpho-syntaktische Merkmale, metaphorische Besonderheiten und die Gesamtbetrachtung der jeweiligen Karten. Es werden der Gebrauch von Diminutiven, pejorative und wertneutrale Bezeichnungen sowie positive Bewertungen der Begriffe untersucht.
Welche Aspekte werden in der Analyse der ALEC-Karten betrachtet?
Die Analyse der Karten zu „abuela“ betrachtet die Wortbildung, insbesondere Diminutiven und deren Entwicklung und Gebrauch. Die Analyse von „hijo menor“ fokussiert auf morphosyntaktische Merkmale und metaphorische Besonderheiten. Die Analyse von „hijo ilegítimo“ untersucht die Metaphorik (pejorative Bezeichnungen), wertneutrale Bezeichnungen und positive Bewertungen des Begriffs. Alle Analysen betrachten wie kolumbianische Sprecher Verwandtschaftsbeziehungen sprachlich ausdrücken und welche sprachlichen Muster sich dabei zeigen.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
Die konkreten Schlussfolgerungen werden in der Arbeit selbst detailliert dargestellt. Die Arbeit untersucht jedoch im Wesentlichen die sprachliche Vielfalt und den Einfluss kultureller und sozialer Faktoren auf die Benennung von Verwandtschaftsbeziehungen im kolumbianischen Spanisch. Die methodischen Grenzen des ALEC werden kritisch diskutiert. Ein wichtiger Aspekt ist auch der Einfluss indigener Sprachen auf das kolumbianische Spanisch.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Verwandtschaftsbezeichnungen, kolumbianisches Spanisch, Atlas Lingüístico-etnográfico de Colombia (ALEC), indigene Sprachen, Sprachvariation, Familienstrukturen, Respekt, Diminutiv, Metaphorik, Sprachpolitik, Soziolinguistik.
- Quote paper
- Judith Breuer (Author), 2004, Verwandtschaftsbezeichnungen im kolumbianischen Spanisch, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/76985