Erich Kästner ist gemeinhin als Kinderbuchautor bekannt. Vermutlich hat jeder von uns als Kind wenigstens eine seiner großen Geschichten für kleine Leute gelesen oder als Film gesehen. "Pünktchen und Anton", "Emil und die Detektive" und "Das fliegende Klassenzimmer" gehören dazu. Weitaus weniger bekannt ist Kästner als Autor von Erwachsenenliteratur.
Sein Roman "Fabian. Die Geschichte eines Moralisten" ist Kästners erstes zeitkritisches Prosawerk und mit einer Auflage von 30.000 Exemplaren im Veröffentlichungsjahr überaus erfolgreich. Kästner zeichnet darin das düstere Bild einer durch politische und ökonomische Missstände verkommenen Gesellschaft.
Diese Arbeit betrachtet, wie Moral und Anstand im großstädtischen Überlebenskampf aufgegeben werden. Mit dem Angestelltenroman Fabian hat Kästner wichtige stilistische Eigenarten und thematische Schwerpunkte der Neuen Sachlichkeit aufgegriffen. Kästners literarisches Werk ist besonders stark von seiner Biografie geprägt. Er ist ein Moralist mit einer sehr pessimistischen Einstellung und bleibt seinen Idealvorstellungen treu, obwohl er selbst nicht daran glauben mag, dass Menschen zu einer Einsicht gelangen könnten („Jede Bemühung, die Menschheit zu bessern, wird an deren Unverbesserlichkeit scheitern.“). Die literaturwissenschaftliche Bearbeitung des Romans wird belegen, wie fortgeschritten Kästner den durch die beschriebenen Rahmenbedingungen hervorgerufen sittlichen Verfall einstuft und für wie nötig Kästner es hält, an der moralischen Verbesserung der Menschen zu arbeiten. Die Unmoral durchzieht alle Gesellschaftsschichten, wobei die obere Schicht sich vergnügt und die von der Wirtschaftskrise Gebeutelten sich erniedrigen müssen, um nicht zu verhungern. Kästner beklagt die Sittenlosigkeit der emanzipierten, neuen deutschen Frau, die Unmoral in Liebesbeziehungen, die auswegslose Massenarbeitslosigkeit und eine fehlende Richtungsvorgabe der Politik. Schließlich wirft diese Arbeit einen Blick auf Fabians Ende, welches nicht ausbleiben darf, denn es soll als negatives Beispiel den Leser zum Moralismus „missionieren“.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zeitgeschichtlicher Kontext: Zur Entstehung des Romans
- Neue Sachlichkeit
- Rahmenbedingungen und geistige Situation am Ende der Zwanziger Jahre
- Kästner in den Krisenjahren der Weimarer Republik
- Unverbesserlicher Pessimist mit Neigung zur Hoffnung
- Moral und Unmoral in allen Bereichen
- Kästner in der Tradition der europäischen Moralisten
- Dr. Jakob Fabian - Moralist, Melancholiker, Nichtschwimmer
- Ein ungleicher Freund gibt auf
- Liebesmoral und Liebesbeziehungen
- Wenig Aussicht auf dem Arbeitsmarkt
- Verschiedene Politikauffassungen
- Elemente einer unmoralischen Gesellschaft: Medien, Technik und Wissenschaft
- Fabians Ende
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, wie Moral und Anstand im großstädtischen Überlebenskampf in Erich Kästners Roman Fabian. Die Geschichte eines Moralisten aufgegeben werden. Sie beleuchtet die moralischen Konzepte des Romans im Kontext der Neuen Sachlichkeit und der zeitgeschichtlichen Umstände der Weimarer Republik.
- Der Einfluss der Neuen Sachlichkeit auf Kästners Stil und Thematik
- Die Darstellung des moralischen Verfalls in der Großstadt
- Die Rolle des Protagonisten Fabian als Moralist und seine Auseinandersetzung mit der Unmoral der Gesellschaft
- Die Kritik an Politik, Wirtschaft und Gesellschaft
- Die Auswirkungen der Massenarbeitslosigkeit und der Wirtschaftskrise auf die Moral
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt Erich Kästner als Autor vor und führt in die Thematik des Romans Fabian. Die Geschichte eines Moralisten ein. Es wird gezeigt, wie Kästners moralischer Standpunkt durch seine Biografie geprägt ist und wie er den moralischen Verfall der Gesellschaft thematisiert.
Das Kapitel "Zeitgeschichtlicher Kontext: Zur Entstehung des Romans" beleuchtet die Neue Sachlichkeit als literarische Strömung der Weimarer Republik und ihren Einfluss auf Kästners Werk. Es wird die gesellschaftliche und politische Situation am Ende der Zwanziger Jahre dargestellt, sowie Kästners Pessimismus und Hoffnung auf eine Veränderung der Gesellschaft.
Das Kapitel "Moral und Unmoral in allen Bereichen" analysiert die moralischen und unmoralischen Aspekte des Romans. Es zeigt, wie Kästner die verschiedenen Bereiche der Gesellschaft, von den Beziehungen zwischen den Menschen bis hin zur Politik, auf ihre Moral oder Unmoral hin untersucht.
Die Arbeit endet mit einer Schlussbetrachtung, die Kästners moralische Konzepte und den Roman Fabian. Die Geschichte eines Moralisten im Kontext der Literaturwissenschaft diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Erich Kästner, Fabian. Die Geschichte eines Moralisten, Neue Sachlichkeit, Weimarer Republik, Moral, Unmoral, Großstadt, Massenarbeitslosigkeit, Wirtschaftskrise, Politik, Gesellschaft, Literaturwissenschaft.
- Quote paper
- Nicolai Friedrichsen (Author), 2007, Moral und Unmoral in Erich Kästners "Fabian - Die Geschichte eines Moralisten", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/76739