Der erste Teil des folgenden Aufsatzes befasst sich mit damit, auf welcher Grundlage die Cultural Studies zu einer Wissenschaft geworden sind und welche Begriffe Theorien in der Forschung über Massenmedien eine Rolle spielen. Im Anschluss werden einige Ergebnisse aus der Fernsehforschung in den Cultural Studies geschildert, wobei der Schwerpunkt auf der Entwicklung des Fernsehens in den 1970er und 1980er Jahren liegt. Es wird eine Kategorisierung der Fernsehprogramme vorgenommen und es werden die Merkmale, Funktionen und Wirkungen des Fernsehens genauer beleuchtet. Das geschieht aus dem positiven Blickpunkt des Fernsehens als Chance für den Zuschauer und die Gesellschaft.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Entstehungsgeschichte, Begriffe, Theorien
2.1 Entstehungsgeschichte
2.1.1 Historisch-politischer Kontext
2.1.2 Drei Grundlagentexte
2.1.3 Entwicklung ab den 1970er Jahren
2.2 Begriffe
2.2.1 Kultur
2.2.2 Kontextualismus
2.2.3 Moderne Macht
2.2.4 Diskursanalyse
2.3 Theorien
2.3.1 Kodieren/Dekodieren
2.3.2 Text
2.3.3 Polysemie
3 Fernsehforschung
3.1 Fernsehprogramme
3.1.1 Nachrichtensendungen
3.1.2 Talk, Bildung, Magazine
3.1.3 Unterhaltungsshows
3.1.4 Dramen und Serien
3.1.5 Filme
3.1.6 Werbung
3.1.7 Sport
3.2 Merkmale des Fernsehens
3.2.1 Segmentierung und syntagmatische Lücken
3.2.2 Intertextualität
3.2.3 Zeit, Serialität und semiotische Demokratie
3.3 Funktionen und Wirkungen des Fernsehens
3.3.1 Charakterisierung der Zuschauer
3.3.2 Bedürfnisse der Zuschauer
3.3.3 Publikum als Masse und Markt
4 Zusammenfassung
5 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Als kulturelles Phänomen der Industriegesellschaft gehören die Cultural Studies zum Feld der Sozialwissenschaften. Eine eindeutige, inhaltliche Definition würde das Forschungsspektrum der Cultural Studies jedoch einschränken. Im weitesten Sinne theoretisieren sie den gesellschaftlichen Kontext und die kulturellen Machtverhältnisse.
Der erste Teil des folgenden Aufsatzes befasst sich mit damit, auf welcher Grundlage die Cultural Studies zu einer Wissenschaft geworden sind und welche Begriffe Theorien in der Forschung über Massenmedien eine Rolle spielen. Im Anschluss werden einige Ergebnisse aus der Fernsehforschung in den Cultural Studies geschildert, wobei der Schwerpunkt auf der Entwicklung des Fernsehens in den 1970er und 1980er Jahren liegt. Es wird eine Kategorisierung der Fernsehprogramme vorgenommen und es werden die Merkmale, Funktionen und Wirkungen des Fernsehens genauer beleuchtet. Das geschieht aus dem positiven Blickpunkt des Fernsehens als Chance für den Zuschauer und die Gesellschaft.
2 Entstehungsgeschichte, Begriffe, Theorien
2.1 Entstehungsgeschichte
2.1.1 Historisch-politischer Kontext
Roger Bromley liefert in seinem Aufsatz „Cultural Studies gestern und heute“ einen Überblick über die Entstehung und Entwicklung der Cultural Studies als Wissenschaft. Die ersten Vertreter waren in der Erwachsenenbildung in Großbritannien tätig und setzten sich für die Demokratisierung der Bildung ein. Sie sahen es als ihre pädagogische Pflicht, auf Randgruppen und Minderheiten in der Politik und Gesellschaft aufmerksam zu machen und in die Bildung mit einzubeziehen. Damit wendeten sie sich gegen eine Bildungselite und gegen Bildung, die der Staatsgewalt unterlegen war. Zunächst war es daher Thema in den Cultural Studies, die bestehende gesellschaftliche Ordnung hinsichtlich der Nationalkultur zu untersuchen. Diese neu entstandene Strömung war politisch stark von der „New Left“ und der Kommunistischen Partei beeinflusst. Veranstaltungen fanden hauptsächlich bei Vertretern der Arbeiterpartei Anklang. Teilnehmer diskutierten dabei über Kunst, Kultur, Medien und Bildung. Das Ziel der Vertreter war es, die britische Gesellschaft zu reformieren und die bisherige Klassengesellschaft zu beenden. Es sollte durch Bildung Macht gewonnen werden, indem der Zusammenhang zwischen Kultur und Macht geklärt und genutzt wurde (Bromley 1999, S. 9-12).
2.1.2 Drei Grundlagentexte
Der Beginn der Cultural Studies wird auf drei Grundlagentexte in den 1950er Jahren zurückgeführt. Roger Bromley fasst die jeweiligen Kernaussagen in einem Essay zusammen. So untersucht Richard Hoggart in The Uses of Literacy 1957 die Entwicklung der Kultur der Arbeiterklasse seit dem 1. Weltkrieg, vor allem die Rolle der Massenmedien. Dieses Buch wurde für die Arbeiterklasse einfach und verständlich geschrieben und sie wurde erstmals von einer positiven Seiten betrachtet. Außerdem kritisiert Hoggart die Institutionen und die Macht der Massenmedien und setzt sich für eine Differenzierung von Masse und Kultur ein.
Richard Hoggart gilt als der Gründervater der Cultural Studies, weil er 1964 das Center for Contemporary Cultural Studies (CCCS) mitbegründete, welches die Cultural Studies als Forschungszentrum etablierte (Bromley 1999, S. 13-15).
Der zweite wichtige Mitbegründer war Raymond Williams mit seinem Werk Culture and Society (1958a). Hierin begründet er die Zentralisierung der Kultur mit der Industrialisierung und Demokratisierung der Gesellschaft. Nach ihm sollte Kultur mit Politik und Bildung in Verbindung gebracht werden, da diese drei Bereiche miteinander verbunden und nicht voneinander abgrenzbar sind. Darin wäre dann auch die Arbeiterklasse einbezogen und mit der bisherigen Elite gleichgestellt (Bromley 1999, S. 15f)
Williams’ Thesen werden in seinem Werk The Long Revolution von 1961 fortgeführt und ausgebaut, was den dritten Gründungsvater Edward P. Thompson Anlass zur Kritik gab. Diese Kritik und das Buch The Making of the English Work Class (1963) gelten als weitere Schlüsseltexte aus der Entstehung der Cultural Studies. Thompson bemängelt, dass Williams nicht differenziert genug hinsichtlich dem, was Kultur ist, analysiert und zu einseitig argumentiert. Nach ihm muss die marxistische Theorie über Klassenverhältnisse mit in die Analyse einbezogen werden, also dass die Klasse die Lebensweise bestimmt. Das hatte Williams außer Acht gelassen. Thompson argumentiert, dass die Arbeiterklasse an ihrer Entstehung selbst beteiligt war und nicht von außen konstruiert wurde. Seine Hauptaussage aber ist, dass Randerscheinungen bei der Kulturanalyse ins Zentrum der Betrachtung gerückt werden sollen (Bromley 1999, S. 17f).
2.1.3 Entwicklung ab den 1970er Jahren
Auf diese drei Texte aufbauend ergab sich also die Forschungsrichtung der Cultural Studies. Zu einer der Leitfiguren wurde in den 1970er Jahren Stuart Hall, der Leiter des CCCS wurde. Mit Policing the Crisis (1978b) beendet er die traditionelle, sich einmischende Arbeitsweise der Cultural Studies und eröffnet die theoretische Richtung. Bis Ende des Jahrzehnts setzt sich Hall noch mit poststrukturalistischen Ideen von Gransci, Althusser, Foucault und Lacan über die Bedeutung von Identität und Subjektvorstellungen auseinander.
In den 1980ern kam es dann zu keinen neuen bedeutenden Theorien. Im Zentrum der Betrachtung standen der kulturelle Diskurs und seine Dekonstruktion.
In den 1990ern ergriff dann auch die starke Ausweitung der Postmoderne die Cultural Studies. Hier wurde der Text zentrales Thema und Bedeutungsträger. Das Hauptaugenmerk lag also auf der Semiotik. Vor allem die Werke von John Fiske spielten eine Rolle. Er analysierte die Populärkultur unkritisch.
Seitdem ist eine Internationalisierung und Ausweitung der Themen in den Cultural Studies zu beobachten. Das bietet die Möglichkeit, den kulturellen Wandel von allen Seiten zu beleuchten. Damit ist allerdings nicht die Ausweitung der westlichen Kulturen gemeint. Deshalb müssen die Cultural Studies immer für neue Themen, Kategorien und Theorien offen bleiben (Bromley 1999, S. 18)
2.2 Begriffe
2.2.1 Kultur
Für das Verständnis der Forschungsergebnisse ist es erforderlich, einige Begriffe zu erklären, die in diesem Zusammenhang gebraucht werden. Im Mittelpunkt steht der Begriff Kultur. Für Rainer Winter beschreibt Kultur Handlungen, die in einem gesellschaftlichen Kontext entstehen, und Ergebnisse dieser Handlungen. Der Kontext wird von vorherrschenden Machtverhältnissen bestimmt. Das bedeutet also, dass politische Macht die kulturellen Machtverhältnisse bestimmt. Deshalb wird um diese Macht ständig gerungen. Kulturelle Praktiken sind in den unterschiedlichen Gesellschaftskategorien, zum Beispiel in den verschiedenen Klassen, Rassen oder auch Geschlechtern, unterschiedlich ausgeprägt. Deshalb ist der Kulturbegriff Grundlage für Debatten über den Sinn traditioneller Bedeutungen und Abgrenzungen unterschiedlicher Kategorien (Winter 1997, S. 47)
Karl H. Hörnig befasst sich auch mit der Definition und Bedeutung von Kultur. Er argumentiert jedoch dagegen, dass die Kultur nur Ausdruck von Symbolen und Deutungsmustern einer Gesellschaft dient, die interpretiert werden sollen. Kultur repräsentiert lediglich eine Gesellschaft anstatt sie zu erklären, weil Symbole in ihrer Bedeutung zu statisch sind und damit die Kultur zu einseitig wäre (Hörnig 1997, S. 31f).
2.2.2 Kontextualismus
Deshalb müsse man den Kontextualismus hinzuziehen, der das Zustandekommen einer Kultur erklärt. Kontextualismus heißt, dass sich ökonomische, gesellschaftliche und kulturelle Umstände gegenseitig prägen. Außerdem schafft der Mensch nicht nur seine technisch geprägte Umwelt, sondern lässt sich wiederum von ihr in seinem Denken und Handeln beeinflussen. Die materielle Welt bestimmt das soziale Handeln und schafft Gewohnheiten, also einen Alltag. Jedoch ist nicht nur der Alltag Ausdruck von Kultur, unerwartete Entwicklungen müssen außerdem noch berücksichtigt werden. Der Prozess der Gewöhnung an neue Umstände gehört dabei ebenso zur Kultur wie das Ergebnis. Der sich stets wandelnde Kontext hält also die Kultur in ihrer Entwicklung in Bewegung (Hörnig 1997, S. 36).
2.2.3 Moderne Macht
Karl H. Hörnig argumentiert außerdem, dass der soziale Kontext Machtverhältnisse widerspiegelt. Bei seiner Vorstellung von Macht schließt er sich Focoult an, für den Macht nicht das selbe wie Herrschaft ist. Er ist gegen eine negative Assoziation mit dem Begriff Macht, denn für ihn ist die moderne Macht die Chance, die Realität zu schaffen. Macht sollte konstruktiv für Problemlösungen eingesetzt werden. Um den richtigen Umgang mit Macht in der Kultur zu erlangen, soll nicht nur erörtert werden, wie sich Macht bemerkbar macht, sondern wie sie zustande kommt und wirkt. Wo Macht ist, gibt es auch Widerstand dagegen, der zur neuen Macht wird. Es kommt zum Kampf um Machtverhältnisse, was die bestehende Kultur in Bewegung (Hörnig 1997, S. 38-41).
2.2.4 Diskursanalyse
Diese Bewegung hat Rainer Winter erörtert. Er weist darauf hin, dass John Fiske sich diese wechselnden Machtverhältnisse, die den Kontext ständig ändern, zur Grundlage der Entwicklung seiner Diskursanalyse gemacht hat. Bisher galt, dass der Begriff Diskurs semantisch verwendet wurde, also die Sprache an sich analysierte. Das soll sich nun auf eine Untersuchung der Handlungen, Einrichtungen und Entwicklungen ausweiten, also zu welchem Zweck und von wem die Sprache eingesetzt wird, und ihre Bedeutung für die Kultur. Hier kommen dann die Medien ins Spiel, die die Sprache als Instrument der Kommunikation nutzen. Damit haben Medien bei der Sinngebung der Aussagen Macht. Kritisch dabei ist, dass bestimmte Randgruppen keinen Zugang zu Medien haben und damit vom Mediendiskurs ausgeschlossen werden. Aber auch dieser Diskurs wird von den Medien thematisiert und schafft so neue Diskurse (Winter 1997, S. 54-56).
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- Nicole Lau (Author), 2004, Von der Entstehung bis zur Fernsehforschung der Cultural Studies, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/76680
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