Diese Arbeit beschränkt sich zwar auf die Häftlingsbordelle in den Konzentrationslagern, ich werde jedoch vorhandene Wehrmachts- und SS-Bordelle kurz abhandeln, ohne jedoch den Anspruch auf eine vollständige Ausarbeitung zu erheben.
Wie im zweiten Kapitel ersichtlich wird, waren nicht alle Häftlinge berechtigt die lagerinternen Bordelle zu besuchen. Somit wird auch der Punkt der “Akquisition“ der Zwangsarbeiterinnen ein Kapitel in dieser Arbeit bilden.
Die strafrechtliche Verfolgung sexuell „auffälliger“ Frauen konnte als Quelle potentieller Zwangsprostituierter genauso für das NS-Regime dienlich sein, wie diejenigen Frauen, die gegen das Rassenschandegesetz verstießen. Diese genannten Punkte konnten zu einer Verhaftung und Internierung in ein KZ und zur Zwangsrekrutierung in eines der Lagerbordelle führen. Die eigentliche Strategie hinter der Errichtung von Lagerbordellen wird in diesem Kapitel etwas konkreter als in der Einleitung thematisiert und stellt auch die Janusköpfigkeit des NS-Regimes zwischen strafrechtlicher Verfolgung von Prostitution einerseits und der „Notwendigkeit“ staatlich errichteter Bordelle andererseits dar.
Im dritten und vierten Kapitel werde ich die Struktur des Bordellsystems, die Arbeits- bzw. Lebensbedingungen und die Überlebenschancen der Frauen untersuchen. Hieraus entsteht auch eine meiner zu untersuchenden Hypothesen, ob die in den Häftlingsbordellen „arbeitenden“ Frauen eine höhere Überlebenschance hatten, als die Frauen, die im Lager Ravensbrück oder Auschwitz zurückblieben. Auch der Mythos der “freiwilligen Meldung“ zum Bordelldienst soll hierbei untersucht und auf Grundlage der genannten Hypothese geklärt werden. Letztendlich soll die Arbeit auch einen Überblick über die Thematik bieten und neue Fragen aufwerfen, die bei der weiteren Bearbeitung des Themas vielleicht hilfreich sein könnten. Letztendlich handelt es sich um ein sehr schwieriges und sensibles Thema, daß aufgrund seiner vernachlässigten Nachbehandlung äußerst gegenwärtig und aktuell ist, wenn man zum Beispiel die zum Teil anhaltende „Ausklammerung“ dieser Thematik bei der Gedenkstättenpädagogik betrachtet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Entstehungsphase der „Sonderbauten“
- Die Verfolgung sexuell „auffälliger“ Frauen
- Die Errichtung von „Sonderbauten“ in Konzentrationslagern
- Häftlingsgesellschaft und Hierarchie
- Die „Akquisition“ der Sexzwangsarbeiterinnen
- Mythos „freiwillige“ Meldung
- Der Bordellbetrieb in den Konzentrationslagern
- Das Häftlingsbordell
- „Bezahlung“ und „Entlohnung“ in den Häftlingsbordellen
- Der „Häftlingsfreier“
- Lebensbedingungen der Frauen
- Die Lebensbedingungen in den „Sonderbauten“
- Überlebenschance „Bordelldienst“?
- Anhaltende Stigmatisierung nach 1945
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Funktion von Häftlingsbordellen im nationalsozialistischen Regime. Sie beleuchtet die Entstehung dieser Bordelle, ihren Betrieb, die Lebensbedingungen der betroffenen Frauen und die Frage nach einer möglichen höheren Überlebenschance durch den „Bordelldienst“. Die Arbeit basiert auf bestehenden Forschungsliteratur und analysiert die komplexe Interaktion zwischen staatlicher Repression und dem Überlebenskampf der Opfer.
- Die Entstehung und Errichtung von Häftlingsbordellen in Konzentrationslagern.
- Der Betrieb der Bordelle: „Bezahlung“, „Entlohnung“ und die Rolle der „Häftlingsfreier“.
- Die Lebensbedingungen der Frauen in den „Sonderbauten“ und die anhaltende Stigmatisierung nach 1945.
- Die „Akquisition“ der Zwangsprostituierten und der Mythos der „freiwilligen Meldung“.
- Die Frage nach einer höheren Überlebenschance durch den „Bordelldienst“.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt die bisherige Forschungslage zur Thematik der staatlich kontrollierten Bordelle im Nationalsozialismus dar, insbesondere die Arbeit von Christa Paul. Sie hebt die Bedeutung der Thematik hervor und benennt die Forschungslücken, die diese Arbeit zu schließen versucht. Die Arbeit konzentriert sich auf Häftlingsbordelle in Konzentrationslagern, berücksichtigt aber auch kurz Wehrmachts- und SS-Bordelle. Die anhaltende Stigmatisierung der Überlebenden und die Tabuisierung des Themas werden als wichtige Aspekte hervorgehoben, die die Forschung erschweren.
Die Entstehungsphase der „Sonderbauten“: Dieses Kapitel untersucht die Entstehung der Häftlingsbordelle im Kontext der Verfolgung sexuell „auffälliger“ Frauen und derjenigen, die gegen das Rassenschandegesetz verstießen. Es wird die Strategie des NS-Regimes beleuchtet, das einerseits Prostitution strafrechtlich verfolgte, andererseits aber staatlich kontrollierte Bordelle errichtete. Die „Akquisition“ der Frauen wird analysiert, wobei der Mythos der „freiwilligen Meldung“ kritisch hinterfragt wird. Die Hierarchien innerhalb der Häftlingsgesellschaft und ihre Rolle im Kontext der Bordelle werden ebenfalls erörtert.
Der Bordellbetrieb in den Konzentrationslagern: Dieses Kapitel beschreibt die Organisation und den Betrieb der Häftlingsbordelle, inklusive der „Bezahlung“ und „Entlohnung“ der Frauen sowie der Rolle der „Häftlingsfreier“. Es geht detailliert auf die Arbeitsbedingungen und die Interaktion zwischen den Frauen und den Besuchern ein. Die Kapitel beleuchtet die allgemeine Funktionsweise der Bordellinstitution innerhalb des Lagers.
Lebensbedingungen der Frauen: Dieses Kapitel analysiert die Lebensbedingungen der Frauen in den „Sonderbauten“, einschließlich ihrer Unterbringung und Verpflegung. Es untersucht die Frage, ob die im Bordelldienst eingesetzten Frauen eine höhere Überlebenschance hatten als andere Häftlinge, und betrachtet die anhaltende Stigmatisierung nach 1945. Schwangerschaften und Geschlechtskrankheiten als Faktoren, die die Lebensbedingungen der Frauen negativ beeinflussten, werden berücksichtigt.
Schlüsselwörter
Häftlingsbordelle, Nationalsozialismus, Konzentrationslager, Zwangsprostitution, Sexuelle Gewalt, Frauenverfolgung, Überlebensstrategien, Stigmatisierung, Holocaust, NS-Regime, „Sonderbauten“, „Akquisition“, „Häftlingsfreier“.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Häftlingsbordelle im Nationalsozialismus
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Funktion von Häftlingsbordellen im nationalsozialistischen Regime. Sie beleuchtet deren Entstehung, Betrieb, die Lebensbedingungen der betroffenen Frauen und die Frage nach einer möglichen höheren Überlebenschance durch den „Bordelldienst“. Die Analyse basiert auf bestehender Forschungsliteratur und untersucht die Interaktion zwischen staatlicher Repression und dem Überlebenskampf der Opfer.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit konzentriert sich auf folgende Punkte: die Entstehung und Errichtung von Häftlingsbordellen in Konzentrationslagern; den Betrieb der Bordelle, inklusive „Bezahlung“, „Entlohnung“ und die Rolle der „Häftlingsfreier“; die Lebensbedingungen der Frauen in den „Sonderbauten“ und die anhaltende Stigmatisierung nach 1945; die „Akquisition“ der Zwangsprostituierten und den Mythos der „freiwilligen Meldung“; und die Frage nach einer höheren Überlebenschance durch den „Bordelldienst“.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, Kapitel zur Entstehung der „Sonderbauten“, zum Bordellbetrieb in den Konzentrationslagern, zu den Lebensbedingungen der Frauen und ein Resümee. Die Einleitung stellt die Forschungslage dar und benennt Forschungslücken. Die Kapitel behandeln die Entstehung der Bordelle im Kontext der Verfolgung sexuell „auffälliger“ Frauen, die Organisation und den Betrieb der Bordelle, die Lebensbedingungen der Frauen (inkl. Überlebenschancen und Stigmatisierung nach 1945).
Welche Quellen werden verwendet?
Die Arbeit basiert auf bestehender Forschungsliteratur. Die genaue Quellenangabe ist im vollständigen Text zu finden (hier nur Auszüge). Die Arbeit berücksichtigt die Arbeit von Christa Paul und andere relevante Forschungsbeiträge zu diesem Thema.
Was wird unter „Sonderbauten“ verstanden?
„Sonderbauten“ ist ein Euphemismus für die Häftlingsbordelle in den Konzentrationslagern. Der Begriff verdeutlicht den Versuch des NS-Regimes, diese Einrichtungen zu verschleiern und die wahre Natur der dort stattfindenden sexuellen Gewalt zu verbergen.
Wie wurde die „Akquisition“ der Frauen durchgeführt?
Die Arbeit analysiert die „Akquisition“ der Frauen, die in den Häftlingsbordellen Zwangsprostitution ausüben mussten. Der Mythos der „freiwilligen Meldung“ wird dabei kritisch hinterfragt. Die verschiedenen Methoden der Rekrutierung und der Zwang, der auf die Frauen ausgeübt wurde, werden untersucht.
Welche Rolle spielten die „Häftlingsfreier“?
Die Rolle der „Häftlingsfreier“ (Kunden der Häftlingsbordelle) wird im Kontext des Bordellbetriebs untersucht. Ihre Interaktion mit den Frauen und ihr Beitrag zur Funktionsweise dieser Institutionen innerhalb des Lagersystems werden beleuchtet.
Gab es eine höhere Überlebenschance durch den „Bordelldienst“?
Die Arbeit untersucht die Frage, ob Frauen, die im Bordelldienst eingesetzt wurden, eine höhere Überlebenschance hatten als andere Häftlinge. Diese Frage wird im Kontext der komplexen Lebensbedingungen und der Risiken, die mit dem „Bordelldienst“ verbunden waren, analysiert.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt?
Schlüsselwörter sind: Häftlingsbordelle, Nationalsozialismus, Konzentrationslager, Zwangsprostitution, Sexuelle Gewalt, Frauenverfolgung, Überlebensstrategien, Stigmatisierung, Holocaust, NS-Regime, „Sonderbauten“, „Akquisition“, „Häftlingsfreier“.
- Quote paper
- Demir Cesar (Author), 2006, Die Funktion von Häftlingsbordellen im nationalsozialistischen Regime, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/76151