Die Weimarer Republik stellt sich dem Historiker als ein Zeitraum dar, der immense „Interpretations- und Wertungsprobleme“ mit sich bringt. Hinzu kommt, dass sich keine Darstellung dem entziehen kann, was nach Weimar kam. Es gilt bis heute unverändert der Ausspruch von Karl Dietrich Erdmann: „Alle Forschung zur Geschichte der Weimarer Republik steht mit Notwendigkeit – ausgesprochen oder unausgesprochen – unter der Frage nach den Ursachen ihres Zusammenbruchs“.
Die Außenpolitik der Weimarer Republik spielte zu Beginn der fünfziger Jahre eine untergeordnete Rolle, es wurde weitaus mehr Wert auf die strukturellen Probleme, sowie auf die innenpolitischen Entwicklungen im Zusammenhang mit dem Untergang dieses Staates gelegt. Die Außenpolitik wurde allein aus dieser Warte heraus thematisiert, nicht etwa als ein Forschungsgegenstand „sui generis“.
Ein weiterer Ansatzpunkt war die Herangehensweise über Persönlichkeiten wie Gustav Stresemann. 1953 begann nach der Freigabe des Stresemann-Nachlasses die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dessen Außenpolitik, die durch eine zweite (jüngere) Phase um 1970 abgelöst wurde.
Diese neuere Forschung ist von verklärenden Stellungnahmen abgerückt und sieht vielmehr in Gustav Stresemann einen „kühl kalkulierenden Realpolitiker und einen nationalen Machtpolitiker“. Die in diesem Zusammenhang betriebene Revisionspolitik, wie das Ziel der Revision der deutschen Ostgrenzen, war ihrem Wesen nach jedoch vorsichtig und vermied größere Konflikte. Und so ist es in der Literatur Konsens, dass für Stresemann eine Revision des Versailler Vertrages und ein europäischer Frieden einander bedingten.
Der Locarno-Vertrag und Deutschlands Eintritt in den Völkerbund besaßen nach Michalka/Lee einen instrumentalen Charakter, wobei Stresemann das revisionistische Potential der Verträge überschätzt habe.
Inhaltsverzeichnis
- I. Die Republik von Weimar als Gegenstand der historischen Forschung
- I. 1. Außenpolitik
- I. 2. Innenpolitik
- I. 3. Die politischen Parteien im Spektrum der Forschung.
- II. Die Haltung der SPD und der DNVP zur Außenpolitik im Jahr 1925.
- II. 1. Die Haltung der SPD als Oppositionspartei
- II. 2. Die Haltung der DNVP als Regierungspartei
- III. Die innenpolitische Entwicklung nach Abschluss der Konferenz von Locarno
- IV. Die Beratungen des Gesetzentwurfs über die Verträge von Locarno und den Eintritt Deutschlands in den Völkerbund im Reichstag vom 23.-27. November 1925.
- IV. 1. Die Regierungserklärung des Reichskanzlers Luther
- IV. 2. Die Rede des Abgeordneten Wels (SPD)
- IV. 3. Die Rede des Abgeordneten von Westarp (DNVP)
- IV. 4. Die Rede des Reichsaußenministers Stresemann (DVP)
- IV. 5. Die Stellung der im Reichstag vertretenen Parteien zum vorgelegten Gesetzentwurf
- V. Fazit - Die Bedeutung des Rollenverständnisses der politischen Parteien für das parlamentarische System der Weimarer Republik.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die innenpolitischen Auseinandersetzungen um die Völkerbunds- und Locarnopolitik in der Weimarer Republik. Sie beleuchtet die Haltungen der SPD und DNVP zur Außenpolitik im Jahr 1925, insbesondere im Kontext des Locarno-Paktes und des Eintritts Deutschlands in den Völkerbund.
- Die Bedeutung der Außenpolitik für das innenpolitische Geschehen der Weimarer Republik
- Die unterschiedlichen Positionen der politischen Parteien in Bezug auf Völkerbund und Locarno
- Die Rolle des Reichsaußenministers Stresemann in der Außenpolitik der Weimarer Republik
- Die Auswirkungen der Locarno-Verträge auf die innenpolitische Stabilität Deutschlands
- Die Bedeutung des parlamentarischen Systems für die Gestaltung der Außenpolitik
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet eine allgemeine Einleitung in die Forschungslandschaft zur Weimarer Republik, mit besonderem Fokus auf die Außen- und Innenpolitik sowie die Rolle der politischen Parteien. Kapitel Zwei untersucht die Haltungen der SPD und der DNVP zur Außenpolitik im Jahr 1925, wobei die unterschiedlichen Positionen als Oppositionspartei (SPD) und Regierungspartei (DNVP) im Vordergrund stehen. Kapitel Drei beleuchtet die innenpolitische Entwicklung nach dem Abschluss der Konferenz von Locarno und beleuchtet die Diskussionen über die Locarno-Verträge im Reichstag. Kapitel Vier analysiert die Reden wichtiger politischer Akteure zum Thema, darunter die Regierungserklärung des Reichskanzlers Luther, die Rede des SPD-Abgeordneten Wels, die Rede des DNVP-Abgeordneten von Westarp und die Rede des Reichsaußenministers Stresemann. Kapitel Fünf zieht ein Fazit und bewertet die Bedeutung des Rollenverständnisses der politischen Parteien für das parlamentarische System der Weimarer Republik.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen der Weimarer Republik, Außenpolitik, Innenpolitik, Völkerbund, Locarno, SPD, DNVP, Stresemann, Reichstag, parlamentarische Demokratie, Revisionismus, Friedenspolitik und Machtpolitik.
- Quote paper
- Tobias Thiel (Author), 2002, Die innenpolitischen Auseinandersetzungen um Völkerbunds- und Locarnopolitik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/76072