Freiheit und Sicherheit. Diese Begriffe scheinen seit Jahrhunderten in einem antagonistischen Verhältnis zu stehen. Viele Philosophen haben sich mit diesem Begriffspaar auseinandergesetzt. Einer der bekanntesten Aussprüche wird dabei Benjamin Franklin zugeschrieben: “He who sacrifices freedom for security deserves neither“ . Zu diesem Zitat gibt es allerdings verschiedene Überlieferungen. Eine andere Überlieferung spricht von: „If we restrict liberty to attain security we will lose them both.” . Nach Franklin sollte man die Freiheit also nicht für die Sicherheit aufgeben. Dieses Zitat ist allerdings auch mit einem etwas anderen Ton überliefert: “They who would give up an essential liberty for temporary security, deserve neither liberty or security.” Dieses Zitat wirkt durch seine Konkretisierung doch wesentlich näher an der Tagespolitik. Hier ist der Gegensatz auch nicht so stark, wie bei den beiden vorhergehenden Zitaten. Was aber bei allen Zitaten bleibt, ist Franklins Favorisierung der Freiheit vor der Sicherheit. Die Furcht vor der Aufgabe der Freiheit.
Die vorliegende Arbeit will sich genau mit dieser Gewichtung von „Freiheit“ und „Sicherheit“ beschäftigen. Allerdings soll es dabei nicht um die Vereinigten Staaten von Amerika gehen, sondern um die wissenschaftliche Debatte in Deutschland, vor allem vor dem Hintergrund der hiesigen Rechtslage auf Grundlage des Grundgesetzes.
Doch bevor man sich den Begriffen „Freiheit“ und „Sicherheit“ in einer Analyse widmen kann, müssen die Begrifflichkeiten geklärt werden. Nach der Klärung des Begriffsinstrumentariums folgt ein Blick auf zwei gegensätzliche Autoren, die sich intensiv mit den Begriffen „Freiheit“ und „Sicherheit“ beschäftigt haben. Zum einen den freiheitsorientierten Christoph Gusy und zum anderen Josef Isensee, der mit seinem Werk „Das Grundrecht auf Sicherheit“ am Anfang der 1980er Jahre eine heftige Fachdiskussion auslöste. Schließlich soll die aktuelle Lage in Deutschland nach dem 11. September 2001 betrachtet werden. Denn die Terroranschläge in New York und Washington haben auch in Deutschland zu einer veränderten Wahrnehmung von Sicherheit geführt. Die Sicherheitspakete von Otto Schily stehen dabei im Mittelpunkt. Ein besonders Augenmerk fällt auf die öffentlich häufig diskutierte Rasterfahndung.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begriffsdefinition „Freiheit“ und „Sicherheit“
- Die wissenschaftliche Debatte
- Christoph Gusy und Freiheit und Sicherheit
- Josef Isensee und sein „Grundrecht auf Sicherheit“
- Die Situation nach dem 11. September 2001
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Spannungsverhältnis zwischen Freiheit und Sicherheit in der deutschen wissenschaftlichen Debatte, insbesondere im Kontext des Grundgesetzes. Sie analysiert unterschiedliche Definitionen beider Begriffe und beleuchtet die Perspektiven gegensätzlicher Autoren wie Christoph Gusy und Josef Isensee. Die Arbeit betrachtet außerdem die Auswirkungen der Anschläge vom 11. September 2001 auf die Sicherheitsdebatte in Deutschland.
- Definition und Abgrenzung der Begriffe „Freiheit“ und „Sicherheit“
- Analyse der wissenschaftlichen Diskussion um Freiheit und Sicherheit in Deutschland
- Gegensätzliche Positionen von Gusy und Isensee zum Verhältnis von Freiheit und Sicherheit
- Auswirkungen des 11. Septembers 2001 auf die Sicherheitspolitik Deutschlands
- Die Rolle des Grundgesetzes in der Abwägung von Freiheit und Sicherheit
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik des Spannungsverhältnisses zwischen Freiheit und Sicherheit ein und verweist auf verschiedene Interpretationen eines Zitats von Benjamin Franklin, das den Kernkonflikt zwischen beiden Begriffen aufzeigt. Der Fokus der Arbeit wird auf die deutsche wissenschaftliche Debatte und die Rechtslage im Kontext des Grundgesetzes gelegt.
Begriffsdefinition „Freiheit“ und „Sicherheit“: Dieses Kapitel analysiert die Begriffsdefinitionen von „Freiheit“ und „Sicherheit“, wobei es verschiedene Perspektiven, darunter die negative und positive Definition von Freiheit sowie die Definition von Sicherheit durch das Bundesverfassungsgericht, beleuchtet. Es werden unterschiedliche Interpretationsansätze und die Schwierigkeit einer eindeutigen Begriffsbestimmung diskutiert. Die Arbeit konzentriert sich auf verfassungsrechtlich verankerte Freiheiten im Grundgesetz.
Die wissenschaftliche Debatte: Dieses Kapitel präsentiert die gegensätzlichen Positionen von Christoph Gusy und Josef Isensee zum Verhältnis von Freiheit und Sicherheit. Gusy betont die Verfassungsvoraussetzung der Sicherheit und den Verfassungsinhalt der Freiheit. Isensee postuliert sogar ein Grundrecht auf Sicherheit, was im Grundgesetz formell nicht explizit verankert ist. Der Vergleich beider Positionen und deren Implikationen für die deutsche Rechtslage werden detailliert erläutert.
Die Situation nach dem 11. September 2001: Dieses Kapitel untersucht die Veränderungen der Sicherheitswahrnehmung in Deutschland nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001. Der Fokus liegt auf den von Otto Schily eingeleiteten Sicherheitspaketen, insbesondere auf der öffentlich diskutierten Rasterfahndung und ihren Auswirkungen auf die Abwägung von Freiheit und Sicherheit.
Schlüsselwörter
Freiheit, Sicherheit, Grundgesetz, Christoph Gusy, Josef Isensee, 11. September 2001, Sicherheitspolitik, Grundrechte, Verfassungsrecht, Rasterfahndung, Risiko, Abwägung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Spannungsverhältnis von Freiheit und Sicherheit in der deutschen wissenschaftlichen Debatte
Was ist der zentrale Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht das Spannungsverhältnis zwischen Freiheit und Sicherheit in der deutschen wissenschaftlichen Debatte, insbesondere im Kontext des Grundgesetzes. Sie analysiert verschiedene Definitionen beider Begriffe und beleuchtet die Perspektiven gegensätzlicher Autoren wie Christoph Gusy und Josef Isensee. Ein weiterer Fokus liegt auf den Auswirkungen der Anschläge vom 11. September 2001 auf die Sicherheitsdebatte in Deutschland.
Welche Begriffe werden definiert und abgegrenzt?
Die Arbeit analysiert die Begriffsdefinitionen von „Freiheit“ (inklusive negativer und positiver Definitionen) und „Sicherheit“, wobei auch die Definition von Sicherheit durch das Bundesverfassungsgericht berücksichtigt wird. Die Schwierigkeit einer eindeutigen Begriffsbestimmung wird diskutiert, mit Fokus auf verfassungsrechtlich verankerte Freiheiten im Grundgesetz.
Welche wissenschaftlichen Positionen werden verglichen?
Die Arbeit präsentiert die gegensätzlichen Positionen von Christoph Gusy und Josef Isensee zum Verhältnis von Freiheit und Sicherheit. Gusy betont die Verfassungsvoraussetzung der Sicherheit und den Verfassungsinhalt der Freiheit. Isensee postuliert ein Grundrecht auf Sicherheit, das im Grundgesetz nicht explizit verankert ist. Der Vergleich beider Positionen und deren Implikationen für die deutsche Rechtslage wird detailliert erläutert.
Wie werden die Auswirkungen des 11. Septembers 2001 behandelt?
Die Arbeit untersucht die Veränderungen der Sicherheitswahrnehmung in Deutschland nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001. Der Fokus liegt auf den von Otto Schily eingeleiteten Sicherheitspaketen, insbesondere der öffentlich diskutierten Rasterfahndung und ihren Auswirkungen auf die Abwägung von Freiheit und Sicherheit.
Welche Rolle spielt das Grundgesetz?
Das Grundgesetz spielt eine zentrale Rolle in der Abwägung von Freiheit und Sicherheit. Die Arbeit untersucht, wie verfassungsrechtlich verankerte Freiheiten mit Sicherheitsbedürfnissen in Einklang gebracht werden können und wie verschiedene Autoren dieses Spannungsfeld interpretieren.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit umfasst Kapitel zu Einleitung, Begriffsdefinitionen von Freiheit und Sicherheit, der wissenschaftlichen Debatte (mit Fokus auf Gusy und Isensee), der Situation nach dem 11. September 2001 und einem Fazit.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Freiheit, Sicherheit, Grundgesetz, Christoph Gusy, Josef Isensee, 11. September 2001, Sicherheitspolitik, Grundrechte, Verfassungsrecht, Rasterfahndung, Risiko, Abwägung.
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- Christian Bollert (Author), 2005, Freiheit und Sicherheit - ein ungleiches Paar?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/75346