Was ist eine Paradoxie? „Eine Paradoxie kann definiert werden als eine unannehmbare Konklusion, die durch scheinbar annehmbares logisches Folgern aus scheinbar annehmbaren Prämissen abgeleitet ist.“(1) Welche Arten von Paradoxien existieren? Es lassen sich unterscheiden Paradoxien logischer, semantischer und pragmatischer Art. Und: Worin besteht die Bedeutung von Paradoxien in der Philosophie(geschichte)? Aufgrund der Widersprüchlichkeit ihrer ‚Natur’ läßt sich historisch die Entdeckung paradoxaler Sätze verstehen als eine Herausforderung an diejenigen philosophischen Denk- und Interpretationsmuster, aus denen jene hervorgehen. Die Tatsache der bloßen Existenz von Paradoxien zeigt die Notwendigkeit einer Revision ebendieser Muster auf. So gesehen fungieren Paradoxien als Probier- und Wetzsteine philosophischer Theorien.
Sorites-Paradoxien(2) werden häufig als semantische Paradoxien klassifiziert: Der Keim ihrer Widersprüchlichkeit liegt in dem Phänomen der Vagheit begründet, das ihnen innewohnt. Ein Ausdruck gilt als vage, wenn seine Bedeutung Grenzfälle zuläßt, also Fälle bei denen es die Frage ist, ob sie unter den Ausdruck gefaßt werden oder nicht gefaßt werden. In natürlichen Sprachen ist Vagheit ein alltägliches Phänomen und durchaus von Nutzen; ohne sie wäre jede Kommunikation zwischen Sprechern einer Sprache umständlich, unflexibel und zeitraubend. In künstlichen Wissenschaftssprachen hingegen wird die Vagheit von Begriffen als ein ernsthaftes Hindernis für die geforderte Präzision und Klarheit einer solchen Sprache aufgefaßt; hier wird die Eliminierung vager Ausdrücke als unabdingbare Voraussetzung zur Formulierung von künstlichen Sprachen betrachtet.
Im folgenden werden zwei verschiedene Ansätze zur Lösung des Vagheitsproblems in Sorites-Paradoxien untersucht. Es handelt sich dabei um die Theorie der Wahrheitsgrade einerseits und die der Supervaluation andererseits. Beide Ansätze werden jeweils in der folgenden Reihenfolge besprochen:
(1) Worin liegt die ‚Ursache’ der Paradoxie, also gleichsam die Diagnose?
(2) Worin besteht die (Auf)Lösung der Paradoxie, also gleichsam die Therapie?
Worin bestehen die Schwierigkeiten, die ebendiese Lösung mit sich bringt, also gleichsam die unerwünschten Nebenwirkungen?
Zunächst wird jedoch die Sorites-Paradoxie als solche dargestellt und ihrer Form nach analysiert.
Zunächst wird jedoch die Sorites-Paradoxie als solche dargestellt und ihrer Form nach analysiert.
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(1) Sainsbury, R.M.
(2) Die Bez. [...]
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- SORITES-PARADOXIE: DARSTELLUNG UND ANALYSE
- TOLERANZPRINZIP
- SCHLUBMUSTER
- LÖSUNGSWEGE
- THEORIE DER WAHRHEITSGRADE
- MODUS PONENS
- DEFINITION DER WAHRHEITSGRADE
- ZUORDNUNG DER WAHRHEITSGRADE
- KOMPLEXE AUSSAGEN
- VAGHEIT HÖHERER ORDNUNG
- THEORIE DER SUPERVALUATION
- AUSGANGSÜBERLEGUNGEN
- VERSCHÄRFUNG
- GESETZ VOM AUSGESCHLOSSENEN DRITTEN
- VAGHEIT HÖHERER ORDNUNG
- FAZIT
- THEORIE DER WAHRHEITSGRADE
- LITERATURVERZEICHNIS
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der Sorites-Paradoxie und zielt darauf ab, dieses semantische Paradoxon darzustellen, zu analysieren und Lösungsvorschläge zu untersuchen. Die Arbeit befasst sich mit den Ursachen der Paradoxie, die in der Vagheit sprachlicher Ausdrücke begründet liegen, und analysiert zwei unterschiedliche Lösungsansätze: die Theorie der Wahrheitsgrade und die Theorie der Supervaluation.
- Vagheit sprachlicher Ausdrücke
- Sorites-Paradoxie: Darstellung und Analyse
- Das Toleranzprinzip als Grundlage der Paradoxie
- Lösungsansätze: Theorie der Wahrheitsgrade und Theorie der Supervaluation
- Kritik und Bewertung der Lösungsansätze
Zusammenfassung der Kapitel
- EINLEITUNG: Die Einleitung definiert den Begriff der Paradoxie und differenziert zwischen logischen, semantischen und pragmatischen Paradoxien. Die Bedeutung von Paradoxien in der Philosophiegeschichte wird hervorgehoben und die Sorites-Paradoxie als ein Beispiel für eine semantische Paradoxie eingeführt.
- SORITES-PARADOXIE: DARSTELLUNG UND ANALYSE: Dieses Kapitel stellt die Sorites-Paradoxie anhand des Beispiels eines „Sandhaufens“ vor. Die Paradoxie entsteht durch die Frage, ab welcher Anzahl von Sandkörnern eine Ansammlung als „Sandhaufen“ bezeichnet werden kann. Das Kapitel untersucht die Rolle des Toleranzprinzips bei der Entstehung der Paradoxie.
- TOLERANZPRINZIP: Das Toleranzprinzip wird als ein wichtiger Bestandteil der Sorites-Paradoxie vorgestellt. Es beschreibt die Bereitschaft, verschiedene Gegenstände mit der gleichen Bezeichnung zu versehen, solange sie eine bestimmte Essenz teilen.
- SCHLUBMUSTER: Dieses Kapitel diskutiert die Schlüsse, die aus der Sorites-Paradoxie gezogen werden können. Es zeigt auf, wie die Paradoxie die Notwendigkeit einer Revision philosophischer Denk- und Interpretationsmuster aufzeigt.
- THEORIE DER WAHRHEITSGRADE: Dieses Kapitel stellt die Theorie der Wahrheitsgrade als einen möglichen Lösungsansatz für die Sorites-Paradoxie vor. Die Theorie besagt, dass vage Ausdrücke nicht nur wahr oder falsch sein können, sondern auch verschiedene Wahrheitsgrade besitzen können.
- THEORIE DER SUPERVALUATION: Dieses Kapitel untersucht die Theorie der Supervaluation als einen weiteren Lösungsansatz für die Sorites-Paradoxie. Diese Theorie geht davon aus, dass vage Ausdrücke in einigen Fällen weder wahr noch falsch sind, sondern eine unbestimmte Wahrheit haben.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt die Sorites-Paradoxie, ein klassisches Beispiel für ein semantisches Paradoxon. Sie analysiert die Rolle der Vagheit in der Entstehung der Paradoxie und untersucht zwei verschiedene Lösungsansätze, die Theorie der Wahrheitsgrade und die Theorie der Supervaluation. Die Arbeit konzentriert sich auf Themen wie Vagheit, Toleranzprinzip, Wahrheit und Wahrheitgrade, Supervaluation, Semantik und Philosophie der Sprache.
- Quote paper
- Holger Michiels (Author), 2000, Die Sorites-Paradoxie - Darstellung, Analyse und Lösungsvorschläge, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/75170