Koedukation – diese Form der Beschulung liefert zu Zeiten der ständigen Veränderungen und angeblichen Verbesserungen in der schulischen Bildung immer wieder neuen Diskussionsstoff.
Koedukation bedeutet, dass Jungen und Mädchen in den gleichen Schulen, den gleichen Räumen, den gleichen Fächern, mit dem gleichen Lehrplan und dem gleichen Unterrichtsmaterial unterrichtet werden. Ist das nun endlich die geforderte Gleichberechtigung? Was sagen die Kinder und Jugendlichen dazu? In dieser Arbeit möchte ich Vor- und Nachteile der Koedukation beleuchten. Im Speziellen werde ich dazu näher auf eine Untersuchung von Hannelore Faulstich-Wieland und Marianne Horstkemper eingehen. Zur weiteren Vertiefung werte ich eine Befragung aus, die ich an einer Grundschule durchgeführt habe und werde des Weiteren zu einer modifizierten Form der Koedukation – der reflexiven Koedukation – Stellung beziehen.
Gliederung
1 Einführung
1.1 Einleitung
1.2 Begriffsklärung Koedukation
1.3 Geschichtliche Entwicklung der Koedukation
2 Koedukation aus Mädchen- und Jungensicht
2.1 Untersuchung von H. Faulstich-Wieland und M. Horstkemper
2.1.1 Untersuchungsmethode
2.1.2 Ergebnisse
2.1.3 Fazit
2.2 Befragung an einer Grundschule in Brandenburg
2.2.1 Untersuchungsmethode
2.2.2 Interview-Fragen
2.2.3 Ergebnisse
2.2.4 Fazit
3 Zusammenfassung mit Blick auf die reflexive Koedukation
4 Abschlussbemerkung
Literaturverzeichnis
1 Einführung
1.1 Einleitung
Koedukation – diese Form der Beschulung liefert zu Zeiten der ständigen Veränderungen und angeblichen Verbesserungen in der schulischen Bildung immer wieder neuen Diskussionsstoff.
Koedukation bedeutet, dass Jungen und Mädchen in den gleichen Schulen, den gleichen Räumen, den gleichen Fächern, mit dem gleichen Lehrplan und dem gleichen Unterrichtsmaterial unterrichtet werden. Ist das nun endlich die geforderte Gleichberechtigung? Was sagen die Kinder und Jugendlichen dazu? In dieser Seminararbeit möchte ich Vor- und Nachteile der Koedukation beleuchten. Im Speziellen werde ich dazu näher auf eine Untersuchung von Hannelore Faulstich-Wieland und Marianne Horstkemper eingehen. Zur weiteren Vertiefung werte ich eine Befragung aus, die ich an einer Grundschule durchgeführt habe und werde des Weiteren zu einer modifizierten Form der Koedukation – der reflexiven Koedukation – Stellung beziehen.
1.2 Begriffsklärung Koedukation
Der Begriff Koedukation wird durch das lateinische „co“ (gemeinsam, zusammen) und „educatio“ (Erziehung, Bildung) abgeleitet und bezeichnet die gemeinsame Erziehung und Bildung von Mädchen und Jungen. Maria Anna Kreienbaum grenzt den Begriff Koedukation eindeutig gegen den Begriff der Koinstruktion ab: „Wenn man Jungen und Mädchen lediglich gemeinsam in ein Klassenzimmer bringt, bedeutet dies erst mal nur Koinstruktion. Koedukation verlangt darüber hinaus ein gemeinsames Unterrichtskonzept, das die Gemeinsamkeiten wie die Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen fruchtbar macht.“[1]
1.3 Geschichtliche Entwicklung der Koedukation
Seit Beginn der Institutionalisierung der Bildung durch den Menschen wurde diese in erster Linie dem männlichen Geschlecht zugänglich gemacht. Schon im alten Ägypten, um 3000 v. Chr., gab es Schreiberschulen, zu denen nur Jungen und Männer Zutritt hatten. Anthropologisch wurde die schulische Benachteiligung von Mädchen erstmals durch Plato, in „Politeia“ 453a, in der Zeit um ca. 380 v. Chr., begründet: die natürlichen Anlagen der Frau und des Mannes würden ihre Befähigung als „Hausfrau“ und „Geschäftsmann“ belegen. Erst im Reformzeitalter setzten sich Reformatoren und Pädagogen für die Bildung der Mädchen ein: 1528 und 1543 verfasste Johann Bugenhagen, Reformator und ein Freund Martin Luthers, die Braunschweigischen Schulordnungen, die erstmalig Festlegungen für Mädchenschulen enthielten. Comenius, ein bedeutender e uropäischer Pädagoge, Philosoph, Theologe und Politiker, widersetzte sich ebenfalls den veralteten Ansichten in seinem Werk „Didacta magna“ (1633 bis 1638): „Auch läßt sich kein genügender Grund finden, warum man das andere Geschlecht […] von dem wissenschaftlichen Unterricht völlig ausschließen sollte. Denn auch sie sind Gottes Ebenbild, […] und haben einen beweglichen, für Weisheit empfänglichen Geist erhalten.“. Er forderte den allgemeinen Schulbesuch auch für Mädchen dieser konnte sich jedoch nicht durchsetzen, so dass Mädchen erst 1717, mit der Einführung der allgemeinen Schulpflicht in Preußen, zur Elementarbildung in Schulen zugelassen wurden. In den entstandenen Volks- und Elementarschulen wurde überwiegend koedukativ unterrichtet. Obwohl seit 1794 der allgemeine Schulunterricht laut der preußischen Verfassung Staatsaufgabe war, wurden erst ab 1893 Mädchen in höheren Jungenschulen aufgenommen und in einigen Städten Gymnasien für Mädchen eingerichtet. Auch koedukative, höhere Schulen wurden ab 1918 genehmigt, jedoch blieb den jungen Frauen der Zugang zur Universität weiterhin verwehrt. Besonders geschlechtsanthropologische Argumente, die geistige Überforderung der Mädchen und Moralbedenken, hinsichtlich der sexuellen Wirkung der beiden Geschlechter aufeinander, wurden weiterhin gegen die Koedukation angebracht. Des Weiteren sollten die Frauen ausschließlich auf ihre ursprüngliche Frauenrolle als Hausfrau und Mutter vorbereitet und so in diese zurückgedrängt werden.
In der Zeit des Nationalsozialismus erfolgte wieder eine weitläufige Trennung der koedukativ eingerichteten Schulen und Klassen, trotz des Fortschritts der Koedukation in der Weimarer Republik.[2] Nach Kriegsende 1945 wurde in der sowjetischen Besatzungszone und der späteren DDR diese Trennung wieder aufgehoben und ganzheitlich koedukativ unterrichtet, während in der damaligen BRD die Koedukation nur schrittweise, mit getrennten Lehrplänen und Fächern für Mädchen und Jungen, wieder eingeführt wurde. Ab den 50er Jahren konnte die koedukative Schule in ganz Deutschland zum allgemeinen Schultyp gefestigt werden und auch in den höheren Schulen setzte sich dieser seit 1970 fast vollständig durch.[3]
Monoedukative Schulen werden heute meist nur noch unter konfessioneller oder privater Trägerschaft neu eingerichtet oder weitergeführt, so z.B. das Collegium Josephinum, das eine von 184 Schulen in katholischer Trägerschaft in Nordrhein-Westfalen ist.[4] Die Koedukation wurde viele Jahre als Fortschritt propagiert, doch seit Mitte der 80er Jahre ist die Diskussion um die Koedukation erneut entbrannt: die spezifische Förderung der unterschiedlichen Interessen und Neigungen von Mädchen und Jungen, besonders in fachlicher Richtung, sei im rein koedukativen Unterricht nicht gegeben und somit habe die Koedukation einen negativen Einfluss auf die Sozialisation und Chancengleichheit der beiden Geschlechter.[5]
Im Folgenden werde ich anhand zweier Untersuchungen erörtern, welche Vor- und Nachteile sich für die Schüler und Schülerinnen ergeben und vor allem wie sie selbst zur Koedukation stehen.
2 Koedukation aus Mädchen- und Jungensicht
2.1 Untersuchung von H. Faulstich-Wieland und M. Horstkemper
Die Untersuchung zur Koedukation aus der Mädchen- und der Jungensicht von Hannelore Faulstich-Wieland und Marianne Horstkemper[6] beschäftigte sich mit den unterschiedlichen Sichtweisen und Meinungen der SchülerInnen zum gemeinsamen Unterricht. Diese wurden unter verschiedenen Gesichtspunkten erfasst und interpretiert.[7]
2.1.1 Untersuchungsmethode
Die Untersuchung wurde in 2 Forschungsphasen unterteilt. In der ersten Forschungsphase 1990 verfassten 1.031 SchülerInnen der Klassen 3 bis 13 aus koedukativen Schulen (zwei Grundschulen, eine Orientierungsstufe, eine Hauptschule, eine Realschule und ein Gymnasium) Aufsätze zu einer vorgegebenen Aufgabenstellung, die sich auf die Ansichten der Kinder und Jugendlichen über den Unterricht und über das Miteinander zwischen Mädchen und Jungen bezog. Im zweiten Teil des Projektes 1992 beteiligten sich 439 Mädchen eines Mädchengymnasiums und 264 Jungen eines Jungengymnasiums auf die gleiche Weise. So wurden insgesamt 1.734 Aufsatzinhalte in die Untersuchung miteinbezogen.[8] Die Aufsatzanalyse wurde hierbei als Untersuchungsmethode gewählt, um einen möglichst großen Ergebnisfreiraum zu sichern.
[...]
[1] Kreienbaum, M.: Erfahrungsfeld Schule, Weinheim 1992, S. 23
[2] Brehmer, I.: Mädchenerziehung und Frauenbildung im deutschsprachigen Raum. In: Glumpler, E. (Hg.): Mädchenbildung – Frauenbildung. Bad Heilbrunn 1992, S. 62-92
[3] Faulstich-Wieland, H.: Zur historischen Entwicklung der Koedukation. In: Koedukation - Enttäuschte Hoffnungen? Darmstadt 1991, S. 27ff
[4] vgl. Welt am Sonntag: http://www.wams.de/data/2005/05/29/724270.html (10.08.2005)
[5] Kersting, C.: Koedukation. In: Lenzen, D. (Hg.): Pädagogische Grundbegriffe. Jugend bis Zeugnis. Band 2, Auflage 2001, Reinbek 1989, S. 870
[6] In: Faulstrich-Wieland, H. / Horstkemper, M.: „Trennt uns bitte, bitte nicht!“ Koedukation aus Mädchen- und Jungensicht. Opladen 1995
[7] vgl. ebenda S. 26
[8] vgl. ebenda S. 18
-
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen.