„Worum geht es eigentlich in diesem ersten klassischen Drama Schillers?“ , so fragt Helmut Koopmann gleich am Anfang seiner Abhandlung von 1979 mit der Überschrift Don Karlos. Koopmann stellt damit eine berechtigte Frage, die so oder ähnlich seit mehr als 200 Jahren immer erneut gefragt und mehr oder weniger – eher weniger – überzeugend beantwortet wurde. Die vorliegende Arbeit nimmt sich nichts Geringeres vor, als dieser Frage abermals nachzugehen. Sie versucht den roten Faden, mit Schillers Worten „das geheime Räderwerk“ , in Don Karlos aufzudecken, das heißt das Moment, das die Einheit des Stückes bildet, von der sich alle Handlungen erklären lassen. Ein Unterfangen, das schon einige weisen Germanisten zum Scheitern verurteilt haben und das deshalb auch als anmaßend betrachtet werden kann. Zumindest hat es die Don Karlos-Forschung in der zweihundertjährigen Rezeptionsgeschichte nicht geschafft, sich auf einen Kompromiss zu einigen, den alle Kritiker mittragen könnten. Im Jahr 2005 – das dem „Dichter der Freiheit“ gewidmet durch eine Reihe von Veröffentlichungen die Debatte um das Drama wiederbelebte – zeigte sich zuletzt, wie sehr die Interpretationen des Dramas auseinander gehen und dass noch immer keine Schublade gefunden werden konnte, in die das Stück sich ohne Widerwillen hineinzwingen ließe.
Inhaltsverzeichnis
- Inhaltsangabe
- 1. Einleitung
- 2. Die Frage der Einheit
- 3. Widerlegungsversuch der üblichen Interpretationen
- 3.1 Das Familiendrama und die Spannung zwischen Privatem und Öffentlichem
- 3.1.1 Der Übergang vom Familiengemälde zum politischen Drama
- 3.2 Das politische Drama, das Ideendrama
- 3.2.1 Die Kritik des geistlich-totalitären Despotismus und des religiösen Dogmatismus
- 3.2.2 Die Rebellion und die Freiheitsideale Posas
- 3.2.3 Der Freiheitsidealismus
- 3.3 Die Liebestragödie
- 3.4 Das Charakterdrama
- 3.5 Das Freundschaftsdrama
- 4. Fazit
- 5. Literaturangabe
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert Schillers Drama "Don Karlos" und untersucht die Einheit des Stückes. Sie zeigt, dass die gängigen Interpretationsansätze - wie etwa die Betrachtung als Familiendrama, politisches Drama oder Charakterdrama - nicht ausreichend sind, um die komplexen Zusammenhänge und die zentrale Thematik des Stückes zu erfassen. Die Arbeit argumentiert, dass die problematische Beziehung zwischen Don Karlos und Marquis Posa, die im Stück als Freundschaft definiert wird, den Schlüssel zur Einheit des Dramas bietet.
- Die Spannung zwischen privaten und öffentlichen Rollen der Figuren
- Die Kritik des geistlich-totalitären Despotismus
- Die Darstellung republikanischer Ideen als Alternative zur Gewaltherrschaft
- Die Gefahren des Freiheitsidealismus
- Das Scheitern der Freundschaft zwischen Don Karlos und Marquis Posa
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die zentrale Frage der Einheit in Schillers "Don Karlos" und beleuchtet die Schwierigkeiten der Interpretation. Kapitel 2 beleuchtet die Bedeutung der Einheit im klassischen Drama und analysiert Schillers Intentionen in Bezug auf "Don Karlos". Kapitel 3 befasst sich mit der Kritik gängiger Interpretationsansätze, wie etwa des Familiendramas, des politischen Dramas, der Liebestragödie und des Charakterdramas. Kapitel 3.5 untersucht die problematische Beziehung zwischen Don Karlos und Marquis Posa und stellt die These auf, dass die gescheiterte Freundschaft den Schlüssel zur Einheit des Stückes bildet. Das Fazit fasst die Ergebnisse der Analyse zusammen und betont die Bedeutung des Konflikts zwischen Don Karlos und Marquis Posa für das Verständnis des Dramas.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter der vorliegenden Arbeit sind: "Don Karlos", "Friedrich Schiller", "Einheit", "Freundschaft", "Familiendrama", "politisches Drama", "Ideendrama", "Charakterdrama", "Despotismus", "Freiheit", "Republik", "Freiheitsidealismus". Die Arbeit befasst sich mit den komplexen Themen von Macht, Freiheit, Verantwortung und den Gefahren des ideologischen Denkens, die in Schillers Drama "Don Karlos" dargestellt werden.
- Quote paper
- Dipl.-Volkswirt (BA) Oliver Heiden (Author), 2006, 'Don Karlos', eine Scheinfreundschaftstragödie - Ein Versuch den einheitsstiftenden Konflikt’ in Schillers „Don Karlos“ aufzudecken, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/74998