Goethes „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ wurden von den Lesern der „Horen“ in ihrem Fortlauf zunehmend negativ bewertet. Man bemängelte die fehlende Ernsthaftigkeit und Tiefgründigkeit der einzelnen Geschichten. Einige Kritiker gaben zu beanstanden, Goethe habe keine adäquate Lösung für den Verzicht auf Politisches gefunden. Auch heute noch werden die „Unterhaltungen“ in der Forschung nicht selten als ein Nebenwerk Goethes bezeichnet. Meiner Ansicht nach, hängt eine derartige Rezeption in erster Linie mit den an Goethe gestellten Erwartungen als Klassiker zusammen. Ich glaube, die Schwierigkeit einer bereichernden Aufnahme liegt an der scheinbaren Zerrissenheit und Bruchstückhaftigkeit des Werks, aber auch am Zwang, einen Zusammenhang finden zu müssen. Vergessen wird dabei, dass ein Autor oft bewusst gegen solch eingefahrene Haltungen zu arbeiten versucht und nicht immer Kongruenz zwischen eigener Überzeugung, Schriftstellerfähigkeiten und dem Werk besteht. Die „Unterhaltungen“ weisen eine mit kunstvoller Ironie erzeugte Distanz zwischen Produzent und Produkt auf, die wiederum das scheinbare Paradox zwischen Leichtigkeit der menschlichen Existenz, hier also der Gesellschaft, im Kontrast zur Schwere der zeitgeschichtlichen Verhältnisse deutlich macht.
Inhaltsverzeichnis
- Entstehungsgeschichte und zeitgeschichtlicher Hintergrund der ,,Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten❝
- Geselligkeit im 18. Jahrhundert und heute
- Geselligkeit in einer Notsituation
- Charakterisierung des Personals
- Das Geselligkeitsprogramm der Baronesse
- Das Streitgespräch
- Der Versuch einer geselligen Unterhaltung
- Kunst als Garant für Geselligkeit
- Das Märchen- Ideal einer Gemeinschaft
- Die Gesellschaft der Massen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Goethes „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ untersuchen die Dynamik der Kommunikation und die menschliche Natur innerhalb einer fiktiven Auswanderergemeinschaft. Das Werk beleuchtet, wie Geselligkeit, Streit und Kunst in einer Notsituation die Beziehungen zwischen den Individuen prägen.
- Die Bedeutung der Kommunikation und Geselligkeit in einer Gesellschaft im Wandel
- Die Rolle von Kunst und Literatur als Mittel zur Gestaltung und Reflexion von sozialen Beziehungen
- Die Herausforderungen und Möglichkeiten der menschlichen Gemeinschaft in einer Zeit politischer und sozialer Umwälzungen
- Die vielschichtigen Aspekte der menschlichen Natur, insbesondere die Widersprüche zwischen Individualität und Gemeinschaft
Zusammenfassung der Kapitel
- Entstehungsgeschichte und zeitgeschichtlicher Hintergrund der ,,Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten❝: Dieses Kapitel beleuchtet die Entstehungsgeschichte des Werks im Kontext der französischen Revolution und den historischen Rahmen der „Horen“, in der Goethes „Unterhaltungen“ veröffentlicht wurden. Die Bedeutung der politischen Ereignisse für die Entstehung des Werks wird diskutiert.
- Geselligkeit im 18. Jahrhundert und heute: Dieses Kapitel analysiert den Begriff der „Unterhaltung“ und die Bedeutung von Kommunikation und Geselligkeit im 18. Jahrhundert. Goethes Werk wird in den Kontext der gesellschaftlichen Normen und Erwartungen seiner Zeit eingebettet.
Schlüsselwörter
Goethe, „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“, Kommunikation, Geselligkeit, Kunst, Literatur, Französische Revolution, „Die Horen“, Menschliche Natur, Gemeinschaft, Gesellschaft, Zeitgeschichte.
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- Maria Schmid (Author), 2005, Kommunikation und Menschenbild in Goethes "Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/74644