Im Rahmen zunehmender Flexibilisierung und Vereinfachung des internationalen Finanzverkehrs und entsprechend großen Wettbewerbs um die zur Investition bereitstehenden Mittel steigt der Anspruch nach einer professionalisierten und nachhaltigen Beziehungspflege zu möglichen oder tatsächlichen Investoren, Kapitalgebern und der Öffentlichkeit im Allgemeinen. Auch aus der Perspektive der Kapitalgeber ergibt sich aus der wirtschaftlichen Globalisierung das Problem umfangreicher Investitionsmöglichkeiten bei zunehmend unvollständigerer Information. Transparenz schaffende Informationspolitik des Unternehmens kann die Investitions- bzw. Finanzierungsentscheidung deshalb beeinflussen. Der Produktionsfaktor Kapital unterliegt insofern den gleichen Regeln des Beschaffungsmarketings, wie alle anderen Produktionsfaktoren auch. Investor- und Creditor-Relations-Management kann zu einem Wettbewerbsvorteil für das einzelne Unternehmen werden, indem es die Kapitalbeschaffung ermöglicht bzw. erleichtert, die Kosten hierfür senkt und den Kapitalzufluss beschleunigt.
Diese Seminararbeit stellt als Schwerpunkt in Kapitel Fünf die einzelnen Instrumente des Investor-Relations-Management und Creditor-Relations-Management vor. In Kapitel Zwei erfolgt vorab die in der aktuellen Literatur verwendete Definition der Begriffe Investor-Relations-Management und Creditor-Relations-Management bzw. Investor Relations und Creditor Relations. Im dritten Kapitel werden die Ziele des Investor-Relations- und Creditor-Relations-Management erläutert und im vierten Kapitel die Zielgruppen genannt. Das Fazit in Kapitel sechs fasst das Wesentliche der gewonnenen Informationen zusammen und gibt einen Ausblick auf noch zu klärende Fragen zur Themenstellung.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Definition der Begriffe Investor-Relations-Management und Creditor-Relations-Management
2.1 Definition Investor Relations und Investor-Relations-Management
2.2 Definition Creditor Relations und Creditor-Relations-Management
3 Ziele des Investor-Relations- und Creditor-Relations-Management
3.1 Gemeinsamkeiten
3.2 Ziele des Investor-Relations-Management
3.3 Ziele des Creditor-Relations-Management
4 Zielgruppen der Investor Relations und Creditor Relations
5 Instrumente und Maßnahmen des Investor-Relations- und Creditor-Relations-Managements
5.1 Grundsätzliche Abgrenzung
5.2 Vorwiegend in der Investor Relations genutzte Instrumente
5.2.1 Pflichtmaßnahmen
5.2.1.1 Veröffentlichungspflichten bei Handelszulassung
5.2.1.2 Regelmäßige Publizitätspflichten / Jahresabschluss
5.2.1.3 Hauptversammlung oder Gesellschafterversammlung
5.2.1.4 Ad-hoc-Mitteilungen
5.2.1.5 Pflichtanzeigen
5.2.2 Freiwillige Maßnahmen
5.2.2.1 Analystentreffen / DVFA-Analystentreffen
5.2.2.2 Pressekonferenzen
5.2.2.3 Aktionärsbriefe, -zeitschriften, -clubs
5.3 Vorwiegend in den Creditor Relations genutzte Instrumente
5.3.1 Bank- / Kreditgespräch
5.3.2 Rating / Ratingagenturen
5.4 Gemeinsame Instrumente der Investor- und Creditor Relations
5.4.1 Presseinformationen
5.4.2 Faktenbuch / Fact-Book
5.4.3 Finanzkalender
5.4.4 Road Show
5.4.5 Finanzanzeigen
5.4.6 TV-Interviews / TV-Spots
6 Fazit
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Ziele der Investor Relations und Creditor Relations
Abbildung 2: Teilschritte und Zeitbedarf eines Rating-Prozesses
1 Einleitung
Im Rahmen zunehmender Flexibilisierung und Vereinfachung des internationalen Finanzverkehrs und entsprechend großen Wettbewerbs um die zur Investition bereitstehenden Mittel steigt der Anspruch nach einer professionalisierten und nachhaltigen Beziehungspflege zu möglichen oder tatsächlichen Investoren, Kapitalgebern und der Öffentlichkeit im Allgemeinen. Auch aus der Perspektive der Kapitalgeber ergibt sich aus der wirtschaftlichen Globalisierung das Problem umfangreicher Investitionsmöglichkeiten bei zunehmend unvollständigerer Information. Transparenz schaffende Informationspolitik des Unternehmens kann die Investitions- bzw. Finanzierungsentscheidung deshalb beeinflussen. Der Produktionsfaktor Kapital unterliegt insofern den gleichen Regeln des Beschaffungsmarketings, wie alle anderen Produktionsfaktoren auch. Investor- und Creditor-Relations-Management kann zu einem Wettbewerbsvorteil für das einzelne Unternehmen werden, indem es die Kapitalbeschaffung ermöglicht bzw. erleichtert, die Kosten hierfür senkt und den Kapitalzufluss beschleunigt.
Diese Seminararbeit stellt als Schwerpunkt in Kapitel Fünf die einzelnen Instrumente des Investor-Relations-Management und Creditor-Relations-Management vor. In Kapitel Zwei erfolgt vorab die in der aktuellen Literatur verwendete Definition der Begriffe Investor-Relations-Management und Creditor-Relations-Management bzw. Investor Relations und Creditor Relations. Im dritten Kapitel werden die Ziele des Investor-Relations- und Creditor-Relations-Management erläutert und im vierten Kapitel die Zielgruppen genannt. Das Fazit in Kapitel sechs fasst das Wesentliche der gewonnenen Informationen zusammen und gibt einen Ausblick auf noch zu klärende Fragen zur Themenstellung.
2 Definition der Begriffe Investor-Relations-Management und Creditor-Relations-Management
2.1 Definition Investor Relations und Investor-Relations-Management
Bei dem Begriff des Investor-Relations-Managements handelt es sich um einen zusammengesetzten Terminus. Insofern kann die Definition des klassischen Managementbegriffs als Teil der Definition des Gesamtbegriffes herangezogen werden. Beim Management handelt es sich demnach um den dispositiven (Produktions-) Faktor, dessen Aufgabe es ist die konkreten Unternehmensziele zu fixieren, die geeigneten Maßnahmen und Mittel zur Zielerreichung, sowie deren Verwendung festzulegen, die Umsetzung zu veranlassen und zu koordinieren und mit Hilfe geeigneter Kontrollinstrumente und –verfahren den Grad der Zielerreichung zu ermitteln, sowie geeignete Gegenmaßnahmen bei Planabweichung zu definieren und wiederum deren Umsetzung und Kontrolle zu veranlassen.[1]
Die verwendeten Definitionen der Investor Relations unterscheiden sich vor allem im Umfang der zugeordneten Maßnahmen bzw. Instrumente und der Zielgruppen der Investor Relations.
Im engsten Sinne kann Investor Relations demnach gleichgesetzt werden mit der Erfüllung der gesetzlichen Vorgaben u.a. aus dem HGB, AktG, GmbHG, WpHG, BörsG, dem Finanzmarktförderungsgesetz, den steuerlichen Gesetzen und sonstiger Auflagen der Aufsichtsbehörden. Hierzu zählen z.B. Vorlage des Geschäftsberichtes bzw. Jahresabschlusses, Einberufung der Hauptversammlung, Ad-hoc-Mitteilungen etc.. Allein aus dieser „Pflichtkommunikation“ kann der interessierte, potentielle oder tatsächliche Investor substanzielle Informationen erhalten.[2] Diese Informationen haben den zusätzlichen Vorteil, dass die Art der Gewinnung, Aufbereitung und Veröffentlichung in großen Teilen gesetzlich reglementiert und insofern auch von Dritten nachvollziehbar und ihr Informationsgehalt einschätzbar ist.
Einer der Kritikpunkte an einem Investor-Relations-Management, das sich ausschließlich auf diese Form der Finanzmarktkommunikation beschränkt, ist, dass es den zwischenmenschlichen, emotionalen Aspekt von Investor Relations unbeachtet lässt. Erfolgreiches Marketing, und damit auch Investor Relations als Finanzmarktmarketing, spricht demnach auch die Emotionalität der Zielgruppen an.[3] Dies führt zu einer erweiterten Definition der Investor Relations, z.B. der nach J. R. Hansen:
„Alle kommunikativen Maßnahmen, die direkt oder indirekt das Image, die Einschätzung oder die Bewertung eines Unternehmens beeinflussen und auf die „Investoren“ im weitesten Sinne zielen, gelten als IR.“[4]
Aufgrund ihres umfassenden Charakters soll diese Investor Relations Definition als Grundlage der weiteren Ausführungen in dieser Abhandlung gelten. Der breite Definitionsansatz ermöglicht es auf viele Aspekte der Investor Relations einzugehen, die bei einer enger gefassten Definition nicht mehr zu behandeln wären.
Michael Dürr, Autor des ersten deutschen Buches zum Thema Investor Relations,[5] beschreibt auch in der zweiten Auflage dieses Buches aus dem Jahre 2000 die wissenschaftliche Faktenlage zum Thema Investor Relations immer noch mit folgendem Satz:
„Das Wissen von und über IR ist keine Wissenschaft, jedoch das Wissen von Praktikern.“.[6]
Die Abgrenzung der Investor Relations von anderen Kommunikationsbereichen eines Unternehmens, wie z.B. Public Relations und Marketing, als eigenständige Kommunikationsaufgabe mit der Zielgruppe der Financial Community, allerdings mit Schnittstellen und Überschneidungen zu den anderen Kommunikationsbereichen, ist eine andere Möglichkeit der Definition der Investor Relations.[7]
2.2 Definition Creditor Relations und Creditor-Relations-Management
Für die Definition des Begriffes Creditor-Relations-Management gilt hinsichtlich seiner kombinierten Struktur das zur Definition des Begriffes Investor-Relations-Management geschriebene. Der Managementbegriff, in seiner klassischen Bedeutung, wird der Definition der Creditor Relations hinzugefügt.
Creditor Relations werden in der Literatur analog den Investor Relations in engerer oder umfassenderer Form beschrieben. Allerdings ist die Bandbreite geringer als bei den Investor Relations. Die folgende Definition kann als beispielhaft für die recherchierten Definitionen gelten:
„Creditor Relations umfasst das kontinuierliche Beziehungsmanagement des Unternehmens mit dessen bestehenden und / oder potenziellen Fremdkapitalgebern (Creditors) in Form einer vollständigen, zeitnahen, transparenten und ehrlichen Kommunikation.“.[8]
Das zum Thema Emotionalität der Investor-Relations-Maßnahmen gesagte gilt auch für die Creditor Relations. Eine rein zahlen- und faktenorientierte Behandlung des Themas wird nicht die höchstmögliche Wirkung erzielen können.
Die Creditor Relations werden nicht immer als eigenständiger Zweig der Unternehmenskommunikation wie in o.a. Definition betrachtet. Es existiert auch die Anschauung der Creditor Relations als eines, auf die Fremdkapitalgeber spezialisierten, Teilbereiches der Investor Relations. Der Gegenpart innerhalb der Investor Relations ist demnach dann der Bereich der Shareholder Relations.[9]
Um eine einheitliche Begriffsabgrenzung zu erhalten, wird in dieser Arbeit von der Creditor Relations als eigenständiger Funktion neben der Investor Relations ausgegangen, da dies die in der Literatur momentan häufiger vertretene Anschauung ist.
3 Ziele des Investor-Relations- und Creditor-Relations-Management
3.1 Gemeinsamkeiten
Die, hinsichtlich Kosten und Zeit, aufwandminimierte Beschaffung des Produktionsfaktors Kapital stellt das Primärziel der Investor Relations und der Creditor Relations dar.[10] Die Reduktion der Investitionsschwelle und der vom Kapitalgeber geforderten Risikoprämie soll durch vermehrte Transparenz bezüglich des Unternehmens und der Managemententscheidungen erreicht werden.[11] Ebenso können Investor Relations und Creditor Relations auch als Bestandteil des sonstigen Marketings gesehen werden. Wie jede Maßnahme des Marketings sind beide geeignet ein positives Unternehmensbild zu erzeugen und zu erhalten.[12] Genauso ist auch jede nicht Investor Relations oder Creditor Relations bezogene Marketing- oder Public-Relations-Maßnahme in der Lage das Unternehmensimage bei Kapitalgebern positiv oder negativ zu beeinflussen. Aus diesem Grunde sollten die Ziele der Investor Relations, Creditor Relations, Public Relations und des Produktmarketings aufeinander abgestimmt sein.[13]
3.2 Ziele des Investor-Relations-Management
Die Investor Relations haben über das o.g. Primärziel hinaus weitere finanzpolitische und kommunikationspolitische Ziele. Zu denen mit hoher Priorität zählen hierbei das Erfüllen der Informationspflichten, die langfristige Bindung der Investoren und die Glaubwürdigkeit des Managements zu erhöhen. Weitere Ziele mit geringerer Priorität sind u.a. die Verringerung der Volatilität des Aktienkurses, Zugang zu neuem Kapital ermöglichen, Kurs-Gewinn-Verhältnis verbessern. Diese Ziele sollen durch den Abbau bestehender Informationsasymmetrien an den Finanzmärkten erreicht werden. Eine faire und stabile Unternehmensbewertung, die aktiv vom Unternehmen selbst im Einklang mit der Unternehmensstrategie gesteuert wird, soll das Ergebnis sein.[14] Weitere Ziele der Investor Relations finden sich in Abbildung 1 am Ende von Kapitel 3.
3.3 Ziele des Creditor-Relations-Management
Wie auch bei den Investor Relations existieren auch für die Creditor Relations weitere Ziele über das Primärziel hinaus. Zu den Zielen mit hoher Priorität zählt die Erschließung von neuen Zugangskanälen zu Fremdkapital jenseits des Bankkredites. Im Zuge von Basel II und der Bankenkrise in Deutschland, sowie immer größeren Geldangebotes wenden sich Unternehmen immer mehr anderen Fremdkapitalquellen zu. Hierzu zählen Corporate Bonds, Asset-backed-Securities, Hybrid-Equity etc..
Das Interesse eines Investors in Fixed-Income-Investments ein anderes als das eines Investors in Eigenkapital. Das Fixed-Income-Investment soll ein möglichst optimales Verhältnis zwischen vereinbartem Zins und Ausfallrisiko, sprich Bonität bzw. Rating, beinhalten. Tendenziell sind Fixed-Income-Investoren risikoaverser als Shareholder. Anders als beim Eigenkapitalgeber und bei kreditgebenden Banken wird nur in Ausnahmefällen versucht auf die Leitung des Unternehmens Einfluss auszuüben. Dies vereinfacht ein Stück weit die Aufgabe der Creditor Relations gegenüber den Investor Relations.
Dafür muss aber kommuniziert werden das die Emission sowohl liquide ist und die angebotene Risikoprämie angemessen. Die Unternehmen stehen dabei nicht nur in Konkurrenz zu anderen Unternehmen wie am Aktienmarkt, sondern auch im Wettbewerb zu den Banken und Staaten. Dies erschwert die Akquisition von Fremdkapital. So wird bei gleichem Rating eine Unternehmensanleihe aufgrund der begrenzteren Liquidität schlechter bewertet als die eines Staates wie z.B. der USA. Diese Konkurrenz der „Big Player“ stellt die eigentliche Herausforderung der Creditor Relations gerade mittlerer Unternehmen dar. So sind weitere Ziele der Creditor Relations das Rating zu verbessern, den Bekanntheitsgrad zu erhöhen und neue strategische Partner zu gewinnen.[15]
Abschließend sind auf der nachfolgenden Abbildung 1 die wichtigsten Ziele der Investor- und Creditor Relations aufgeführt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1 : Ziele der Investor Relations und Creditor Relations[16]
[...]
[1] Vgl. Wöhe, G. (1993), S. 97 ff.
[2] Vgl. Dürr, M. (2000), S. 9 ff.
[3] Vgl. Hansen, J. R. (2000), S. 16 ff.
[4] Hansen, J. R. (2000), S. 21.
[5] Vgl. Kirchhoff, K. R. u.a. (2001), S. 5.
[6] Dürr, M. (2000), S. 8.
[7] Vgl. Kirchhoff, K. R. u.a. (2001), S. 25–27; Hansen R. H. (2000) S. 13-20; Dürr, M. (2000), S. 6.
[8] Deter, H. und Diegelmann, M. (2003), S. V.
[9] Vgl. Liedtke, C. (2003), S. 251.
[10] Vgl. Weymayr, E. (2005), S. 14; Vgl. Hansen, J. R. (2000), S. 21 ff.
[11] Vgl. Mindermann, H.-H. (2000), S. 25 ff.
[12] Vgl. Nix, P. (2001), S. 287.
[13] Vgl. Hansen, J. R. (2000), S. 37-43; Ahlers, S. (2000), S. 31.
[14] Vgl. Nix, P. und Wolbert, J. (2005), S. 12 f.
[15] Vgl. Klein J. und Claussen R. (2000), S. 141-145.
[16] Vgl. Nix, P. und Wolbert, J. (2005), S. 13; Irsch, N. (2003), S. 53ff; Tallner, G. (2003), S. 30ff; Klein J.
und Claussen R. (2000), S. 148 ff.
- Arbeit zitieren
- Erwin Pollex (Autor:in), 2006, Investor-Relations-Management sowie Creditor-Relations-Management als Instrumente zur Beschaffung von Eigen- und Fremdkapital, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/74642
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