Werden die Werke 'Staat' (Politeia), 'Staatsmann' (Politikos) und 'Gesetze' (Nomoi) als die politischen Hauptwerke Platons betrachtet, erscheint neben der Vielzahl an Interpretationsmöglichkeiten ein weiteres Faszinosum in der Behandlung jener Schriften: deren unausgewogene Popularität. Häufig konzentrieren sich die Blicke der Interpreten – aus welchem Lager sie auch stammen mögen – nur auf die Politeia und verleihen ihr somit den Status der wirkmächtigsten Schrift Platons; als (so Dirk Otto) "einen der am heftigsten diskutierten Staatsentwürfe der politischen Philosophie."
Obschon die von Platon nach dem übermächtigen 'Staat' erstellten Dialoge einen Großteil seiner Schriften ausmachen, stehen seine (politischen) Spätwerke weit weniger im Interesse der historischen und polit-philosophischen Betrachtung als jenes Werk der Reifezeit, in dem er radikal mit allem Dagewesenen bricht und gegen bestehende Gesellschaftsordnungen stürmend und drängend zu Felde zieht. Nicht wenige Autoren betrachten die Nomoi und den Politikos deshalb als Werk des in seinen sozial-politischen Ansichten geläuterten, altersmilden Platons.
So stellt sich die Frage, worin sich diese Differenz zwischen den angesprochenen Werken inhaltlich manifestiert, die für eine solche ungleiche Betrachtung der staatsphilosophischen Schriften verantwortlich ist. Dazu werden die Staatsentwürfe der Politeia und Nomoi und deren inhaltliches Bindeglied – der Politikos – betrachtet, wobei die umfangreichen staatsphilosophischen Werke in gleicher Weise als Teilelemente eines politischen Gesamtwerks Platons Eingang finden wie der in Umfang und ‚Popularität’ begrenztere Zwischendialog Politikos.
Inhaltsverzeichnis
- VORBEMERKUNGEN
- PLATONS STAATSPHILOSOPHISCHE SCHRIFTEN
- Vita
- Platons staatsphilosophische Werke
- POLITEIA – AUFSTIEG UND FALL EINES IDEALS
- Der Aufstieg zur idealen Gemeinschaft.
- Die Prinzipien der gerechten Gesellschaft..
- Die zweifache Katharsis der Herrscher..
- Der Verfall der idealen Gemeinschaft.
- POLITIKOS – DIE IDEALE UND DIE ZWEITBESTE STAATSFORM
- Die Verfassungsformen, die Kunst des Regierens und die gesetzlose' Idealherrschaft...
- Die Herrschaft der Gesetze als zweitbeste Staatsform.
- NOMOI - DIE HERRSCHAFT DER GESETZE.
- Die gesellschaftliche Realität und die Nomokratie
- Die Mischverfassung im Gesetzesstaat....
- Ein vorläufiges Resümee
- WAS VOM STAATE ÜBRIG BLIEB. ASPEKTE EINER WIRKUNGSGESCHICHTE..
- Pro- und antiplatonische Tendenzen.....
- „Nichtorte oder Paradigmata? Der utopische Charakter der platonischen Staatsentwürfe
- Platons Vita und die gesellschaftlichen Umbrüche seiner Zeit
- Die philosophischen Grundlagen des idealen Staates in Platons Politeia
- Die Konzepte der gerechten Gesellschaft und der Herrschaft der Gesetze in Platons Staatsentwürfen
- Die Mischverfassung im Gesetzesstaat und die Rolle des Politikos in Platons Nomoi
- Der Einfluss von Platons Staatsentwürfen auf die politische Philosophie und die Rezeption seiner Schriften
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert Platons staatsphilosophische Schriften, insbesondere die Politeia, den Politikos und die Nomoi, um Einblicke in seine Gedanken zum idealen Staat und dessen realitätsnahen Formen zu gewinnen.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Vita Platons und die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse seiner Zeit, die seinen philosophischen Ansichten prägten. Es untersucht die Rolle des Peloponnesischen Krieges, die Herrschaft der Dreißig und den Prozess gegen Sokrates für Platons politische Entwicklung.
Kapitel zwei konzentriert sich auf die Politeia, Platons Idealstaat. Es beleuchtet den Aufstieg zur idealen Gemeinschaft, die Prinzipien der gerechten Gesellschaft und die Rolle der Philosophie in der Herrschaftsausübung.
Kapitel drei diskutiert den Politikos, Platons Überlegungen zur idealen und zweitbesten Staatsform. Es geht um die verschiedenen Verfassungsformen, die Kunst des Regierens und die Bedeutung von Gesetzen in der Herrschaftsausübung.
Kapitel vier behandelt die Nomoi, Platons Entwurf eines realistischen Gesetzesstaates. Es erörtert die gesellschaftliche Realität, die Rolle der Mischverfassung und die Bedeutung von Gesetzen für die Ordnung in der Gesellschaft.
Schlüsselwörter
Platon, Staatsphilosophie, Politeia, Politikos, Nomoi, Idealstaat, Gerechte Gesellschaft, Herrschaft der Gesetze, Mischverfassung, Gesetzesstaat, Utopie, Wirkung, Rezeption
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- Dipl.-Päd. Karsten Rohr (Author), 2007, Herrschaft, Gesetz und Gerechtigkeit - Eine Betrachtung der staatsphilosophischen Werke Platons, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/74565