In Gesprächen mit Zeitgenossen wie Eckermann stellte Goethe immer wieder heraus, daß er den Mephisto als negatives Wesen, als „bösen Genius“ mit einer entschieden negativen Richtung entworfen hat.
Dementsprechend wurde Mephisto von vielen Kommentatoren, die sich auf das Urteil Goethes berufen konnten, als einseitiger, nur böser Charakter gezeichnet. Mephisto wird, wie Günther Mahal feststellt, in der Forschung weniger Platz als seinem Wettpartner eingeräumt. Faust, dem als Namensgeber des Dramas schon eine exponierte Stellung zukommt, galt lange Zeit als die alles entscheidende, die Handlung vorantreibende Figur.
Viele Interpreten begnügten sich damit, Mephisto mit Synonymen der Charakterlosigkeit (teuflisch, listig, hinterhältig) gleichzusetzen und ihn als „notwendiges Übel“ im Faustspiel zu betrachten. So wurde Mephisto eindeutig die Rolle des Antagonisten zugeteilt, der Faust verführen und ihn in den Abgrund reißen wollte.
Ich möchte mich in dieser Arbeit schwerpunktmäßig mit den Interpretationen der Teufelsfigur beschäftigen, die Mephisto als durchaus gebrochenes Geschöpf mit allzu menschlichen Zügen betrachten. Dabei werde ich mich zwischen den beiden Extremansichten – auf der einen Seite die oben angedeutete, auf der anderen Seite das eher vereinzelte Urteil von Germaine de Stael: „Der Teufel ist der Held des Stücks“, bewegen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- „Prolog auf Erden“: Gelehrtentragödie
- Mephistos erster Auftritt
- Mephistos irdische Masken
- Die Sprache Mephistos
- Mephistos Ironie
- Das Wesen des Teufels
- Mephistos Selbstcharakteristik
- Mephisto, der Kuppler
- Mephisto und Faust - Teil und Ganzes
- Drama der menschlichen Freiheit
- Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Figur des Mephistopheles im ersten Teil von Goethes Faust, gehend über einseitige Interpretationen als rein böses Wesen hinaus. Sie konzentriert sich auf die Vielschichtigkeit Mephistos, seine Maskenhaftigkeit und seine ironische Natur. Das Verhältnis zwischen Mephisto und Faust sowie die Frage nach Mephistos Funktion im Gesamtgeschehen des Dramas stehen im Mittelpunkt.
- Mephistos vielschichtige Darstellung als mehr als nur "böser Genius"
- Analyse von Mephistos Masken und Rollen im Drama
- Die Bedeutung von Mephistos Ironie und Sprache
- Das Verhältnis zwischen Mephisto und Faust
- Mephistos Funktion im ersten Teil des Faustdramas
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt die gängigen Interpretationen Mephistos als rein böse Figur in Frage und kündigt eine differenziertere Betrachtung an, die zwischen den extremen Sichtweisen von Goethe und de Stael vermitteln will. Die Arbeit fokussiert auf Mephistos Maskenhaftigkeit und Ironie und untersucht seine Rolle im Drama anhand ausgewählter Szenen, vor allem des Prologs im Himmel und der Studierzimmerszene. Die wechselseitige Beziehung zwischen Mephisto und Faust wird als zentraler Aspekt hervorgehoben, wobei die Arbeit sich auf den ersten Teil des Faust beschränkt.
„Prolog auf Erden“: Gelehrtentragödie: Dieses Kapitel beleuchtet die "Gelehrtentragödie" als Vorläufer für Fausts Pakt mit Mephisto. Fausts existenzielle Krise, seine Zweifel am Sinn des menschlichen Strebens und seine Suche nach ganzheitlichen Antworten werden dargestellt. Seine Enttäuschung durch den Erdgeist bereitet den Weg für Mephistos Auftritt. Fausts Selbstmordversuch und die Osterglocken werden als entscheidende Momente vor der Begegnung mit Mephisto beschrieben.
Mephistos erster Auftritt: Hier wird Mephistos erster Auftritt als Pudel beschrieben und seine Bedeutung als Symbol des Bösen in Kontext zu Goethes Zeit erklärt. Fausts Zerrissenheit und seine Bereitschaft für überirdische Kräfte werden hervorgehoben, im Kontrast zu Wagners Unverständnis. Wagners Warnung vor Mephistos "dienen und lügen" wird als unbewusste Vorahnung interpretiert.
Schlüsselwörter
Mephistopheles, Faust I, Goethe, Teufelsfigur, Ironie, Maskenhaftigkeit, menschliche Freiheit, Gelehrtentragödie, Antagonist, Wesen des Bösen, Partnerfigur, Wechselwirkung Faust/Mephisto.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Analyse der Mephistopheles-Figur in Goethes Faust I
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Figur des Mephistopheles im ersten Teil von Goethes Faust. Sie geht über einseitige Interpretationen als rein böses Wesen hinaus und konzentriert sich auf die Vielschichtigkeit, Maskenhaftigkeit und ironische Natur Mephistos. Im Mittelpunkt stehen das Verhältnis zwischen Mephisto und Faust sowie Mephistos Funktion im Gesamtgeschehen des Dramas.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: Mephistos vielschichtige Darstellung, Analyse seiner Masken und Rollen, die Bedeutung seiner Ironie und Sprache, das Verhältnis zwischen Mephisto und Faust sowie Mephistos Funktion im ersten Teil des Faustdramas. Besondere Aufmerksamkeit wird dem Prolog im Himmel und der Studierzimmerszene gewidmet.
Wie wird Mephistopheles dargestellt?
Mephistopheles wird nicht als eindimensional böse Figur dargestellt, sondern als vielschichtige Persönlichkeit mit verschiedenen Masken und Rollen. Seine Ironie und Sprache spielen eine wichtige Rolle für sein Verständnis. Die Arbeit untersucht seine Funktion im Drama und sein komplexes Verhältnis zu Faust.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in Kapitel zu Einleitung, „Prolog auf Erden“: Gelehrtentragödie (inkl. Mephistos erstem Auftritt), Mephistos irdische Masken, die Sprache Mephistos (inkl. seiner Ironie), das Wesen des Teufels (inkl. Selbstcharakteristik und Mephisto als Kuppler), Mephisto und Faust - Teil und Ganzes, Drama der menschlichen Freiheit und Ausblick.
Welche Zusammenfassung der Kapitel wird gegeben?
Die Zusammenfassung der Kapitel bietet einen Überblick über die einzelnen Kapitel und ihre jeweiligen Schwerpunkte. Die Einleitung hinterfragt gängige Interpretationen Mephistos. Die Kapitel zum Prolog beleuchten Fausts Krise und den Weg zu seinem Pakt mit Mephisto. Weitere Kapitel analysieren Mephistos Sprache, sein Wesen, sein Verhältnis zu Faust und seine Funktion im Drama.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Die relevanten Schlüsselwörter sind: Mephistopheles, Faust I, Goethe, Teufelsfigur, Ironie, Maskenhaftigkeit, menschliche Freiheit, Gelehrtentragödie, Antagonist, Wesen des Bösen, Partnerfigur, Wechselwirkung Faust/Mephisto.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, eine differenzierte Betrachtung der Mephistopheles-Figur zu liefern, die über vereinfachte Interpretationen hinausgeht und die Komplexität seiner Rolle im Faust-Drama herausstellt. Sie will zwischen extremen Sichtweisen vermitteln und die Vielschichtigkeit der Figur aufzeigen.
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- Alexander Thiele (Author), 2000, Faust und der Teufel. Figur, Rolle und Funktion des Mephistopheles in "Faust I", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/7449