Einrichtungen der sozialen Arbeit und Dienstleistungsunternehmen im Non Profit Bereich beschäftigen sich aufgrund der politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Veränderungen der letzten Jahrzehnte seit einiger Zeit vermehrt mit der Frage, wie sie ihre Dienstleistungen für und am Menschen weiterhin finanzieren können. Die Finanzknappheit der öffentlichen Kassen, sowie der Rückgang von Spenden führen dazu, sich vermehrt mit dem Einsatz so genannter betriebswirtschaftlicher Finanzierungsformen auseinanderzusetzen. Gerade im Bereich der Investitionen steigt der Fremdkapitalbedarf seit Jahren, gleichzeitig werden durch Basel II die Eigenkapital-anforderungen der Banken immer höher. Dadurch werden sich die Sozialunternehmen vermehrt mit alternativen Finanzierungsformen beschäftigen müssen, um bestehende Einrichtungen erhalten zu können und um neue zu errichten.
Inhalt
1. Einleitung
2. Grundlagen der Finanzierung
3. Finanzierung im Non Profit Bereich
3.1 Der ideelle Bereich
3.2 Der Bereich des „freien Marktes“
3.3 Der Zuschussbereich
4. Finanzierungsprobleme in NPO
5. Finanzierungsmodelle in NPO
5.1 Stille Beteiligung
5.2 Investor-Betreiber-Modelle
6. Abschließende Bemerkungen – Resümee
7. Quellenverzeichnis
1. Einleitung
Einrichtungen der sozialen Arbeit und Dienstleistungsunternehmen im Non Profit Bereich beschäftigen sich aufgrund der politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Veränderungen der letzten Jahrzehnte seit einiger Zeit vermehrt mit der Frage, wie sie ihre Dienstleistungen für und am Menschen weiterhin finanzieren können. Die Finanzknappheit der öffentlichen Kassen, sowie der Rückgang von Spenden führen dazu, sich vermehrt mit dem Einsatz so genannter betriebswirtschaftlicher Finanzierungsformen auseinanderzusetzen. Gerade im Bereich der Investitionen steigt der Fremdkapitalbedarf seit Jahren, gleichzeitig werden durch Basel II die Eigenkapital-anforderungen der Banken immer höher.[1],[2] Dadurch werden sich die Sozialunternehmen vermehrt mit alternativen Finanzierungsformen beschäftigen müssen, um bestehende Einrichtungen erhalten zu können und um neue zu errichten.
Im Rahmen dieser Hausarbeit sollen also Finanzierungsformen für Non Profit Unternehmen behandelt werden, die es den Unternehmen ermöglichen unter anderem ihr Eigenkapital zu erhöhen, um somit mehr finanziellen Spielraum für die Ausübung ihrer Arbeit zu erreichen. Im Gegensatz zu dem von mir gehaltenen Referat werde ich im Rahmen der Hausarbeit nicht näher auf die Formen des Fundraising, Sponsoring und Erbschaften eingehen, vielmehr soll in dieser Ausarbeitung ein Augenmerk auf alternative Finanzierungsformen, wie sie bereits vermehrt in mittelständischen Unternehmen anzutreffen sind, gelegt werden. Insbesondere ist hier das „Coporate Financing“ zu nennen. Erklärend sei hier angemerkt, dass gerade mittelständische Unternehmen mit ähnlichen Finanzierungsproblemen, wie die Sozialwirtschaft zu kämpfen haben.
Zunächst wird ein Überblick über die Grundlagen der betriebswirtschaftlichen Finanzierung gegeben und diese der Betriebswirtschaft von Sozialunternehmen gegenübergestellt. Es soll gezeigt werden, dass sich die beiden Formen der Betriebswirtschaft nicht grundlegend unterscheiden, sondern vielmehr wesentliche Gemeinsamkeiten besitzen, die es zu nutzen gilt.
2. Grundlagen der Finanzierung
Unternehmen werden in der Regel zum Zweck der Leistungs- oder Dienstleistungserstellung betrieben. Aus diesem Grund werden so genannte Produktionsfaktoren (Arbeit, Betriebsmittel, Werkstoffe) kombiniert, beschafft und planvoll eingesetzt. In neuerer Zeit wird auch der Bereich Personal als ein Produktionsfaktor eingestuft. Die Meinungen darüber, ob Angestellte und Mitarbeiter einer Unternehmung zu den so genannten Produktionsfaktoren gehören, gehen jedoch auseinander. Die Beschaffung der Produktionsfaktoren einerseits und der Absatz der betrieblichen Leistungen andererseits sind aber nicht nur Elemente eines güterwirtschaftlichen Prozesses, sondern ebenso ein finanzwirtschaftlicher Prozess. Es fallen für die zu beschaffenden Produktionsfaktoren Auszahlungen an und die betrieblichen Leistungen führen zu Einzahlungen.[3] Diese Kapitalbeschaffung schlägt sich auf der Passivseite der Bilanz nieder. Die Bilanz zeigt uns wiederum, welche Teile des Kapitals woher kommen.[4] „Unter Finanzierung versteht man die Beschaffung finanzieller Mittel,…“.[5],[6] Betriebswirtschaftliche Finanzierung unterscheidet sich nach:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Systematik der Finanzierung[7]
Die Art und Weise in der die Finanzwirtschaft organisatorisch in das Unternehmen eingegliedert ist, hängt von verschiedenen Kriterien ab. Unter anderem spielen dabei die Größe der Unternehmung, seine Rechtsform und die Branche in der das Unternehmen angesiedelt ist eine große Rolle.[8] Als eine spezielle institutionelle Betriebswirtschaftslehre kann die für Sozialunternehmen eingeordnet werden. Sie wird auch als die Lehre vom wirtschaftlichen Führen von Unternehmen im Wirtschaftszweig „Sozialmarkt“ bezeichnet. Wesentliche Merkmale sind insbesondere die unschlüssigen Tauschverhältnisse, der Dienstleistungscharakter, die Struktur der vorherrschenden Organisationen und die soziale Arbeit.[9] Sie „schließt sowohl Einrichtungen der freien Wohlfahrtspflege, öffentliche Träger als auch private Anbieter ein“.[10]
Finanzierung kann im weitesten Sinne als die „Ausstattung eines Unternehmens mit finanziellen Ressourcen“ definiert werden.[11]
In diesem Bereich zeichnet sich jedoch ein zentraler Unterschied zwischen der klassischen Betriebswirtschaftslehre und der Betriebs-wirtschaftslehre sozialer Unternehmen ab. Wo die klassische Betriebs-wirtschaftslehre sich auf die Kapitalbeschaffung und Investition konzentriert, steht bei der sozialwirtschaftlichen Finanzierung zentral die Frage der Refinanzierung der erbrachten Leistungen im Vordergrund.[12] Das heißt, Finanzmanager von Non Profi Organisationen haben sich im Wesentlichen auf die Finanzplanung und Beschaffung von Finanzmitteln zu konzentrieren.[13]
Dies geschieht bei Non Profit Organisationen über das so genannte Beschaffungsmarketing. Darunter fallen im dritten Sektor unter anderem das Fundraising, das Sponsoring und der Aufbau von Zuliefernetzwerken.[14] „Beschaffungsmarketing zielt darauf, Lieferanten so zu beeinflussen, dass mit möglichst geringem Aufwand Güter beschafft werden und trotzdem möglichst eine Win-Win-Situation besteht, bei der sich alle beteiligten Geschäftspartner im Vorteil sehen.“[15] Diese beiden Elemente der Finanzierung ersetzten in NPO weitestgehend das Instrument der Außenfinanzierung.[16]
3. Finanzierung im Non Profit Bereich
Zunächst einmal soll geklärt werden, worum es sich handelt, wenn wir von einer NPO sprechen. Die Non Profit Organisation, kurz NPO, „verfolgt besondere Zwecke durch Produktion spezifischer Leistungen.“[17] Zu ihnen gehören die Städtischen Verkehrsbetriebe genauso wie Hilfsorganisationen oder der örtliche Fußballverein. All diese Einrichtungen unterstützen wir vielleicht tagtäglich durch Spenden, Mitgliedsbeiträge oder die Bezahlung der Beförderungsgebühr in der Straßenbahn. Durch diese gerade genannten Mittel finanzieren sich Non Profit Unternehmen zu einem gewissen Anteil. In der Regel reicht diese Menge der Geldeinnahmen jedoch nicht für die gesamte Arbeit einer NPO aus. Aus diesem Grund werden die meisten Non Profit Unternehmen auch von den Kommunen und Bundesländern finanziell unterstützt. Warum aber verwenden wir für diese Form der Unternehmen den Begriff Non Profit? Wie bereits unter Punkt 2 ausgeführt, werden Unternehmen aus dem Grund betrieben, ihren Eigentümern und Kapitalgebern Erträge sicherzustellen. Der Zweck einer NPO ist jedoch ein ganz anderer. Sie arbeitet ausschließlich dafür „die spezifischen Bedürfnisse eines bestimmten Personenkreises zu befriedigen“. Die NPO ist also „Sachziel Dominiert“ im Gegensatz zur Wirtschaftsunternehmen welches „Formalziel Dominiert“ ist.[18] Bedingt durch den ökonomischen, politischen und gesellschaftlichen Wandel wird es aber auch für Non Profit Organisationen unerlässlich sich an marktwirtschaftliche Bedingungen zu orientieren und somit rentabel zu arbeiten.
Die Betriebswirtschaftliche Finanzierung wird gerne mit dem so genannten „Vier Phasen Kapitalflussmodell“ dargestellt. In Phase 1 wird das Kapital von außen beschafft. Phase 2 betrifft die Investition des beschafften Kapitals in Gebäude oder Anlagen. Die Phase 3 beschreibt den Rückfluss von Kapital in Form von Gewinnen, die aus dem Umsatz entstanden sind und schließlich Phase 4 in der die Gewinne ausgeschüttet werden.[19] Dieses Finanzierungsmodell greift auch für Sozialunternehmen, jedoch tun diese sich mit der Umsetzung von Investitionen in Erträge und dadurch Gewinne noch schwer. Im Fokus von sozialwirtschaftlicher Finanzierung steht die Frage nach der Vergütung der Dienstleistungen des Sozialunternehmens, der so genannten Refinanzierung.[20] Es ist jedoch zu bedenken, dass ein Sozialunternehmen beide Finanzierungsformen zu lösen hat. Durch die Minderung der Finanzierung durch öffentliche Träger bzw. Sozialleistungsträger gewinnt die betriebswirtschaftliche Finanzierung immer mehr an Bedeutung, da die gehandelten Leistungen immer öfter direkt vom Nachfrager bezahlt werden.[21] Grundsätzlich lässt sich die Finanzierung in Sozialunternehmen folgendermaßen beschreiben: „Die Finanzierung von sozialen Einrichtungen und Diensten ist, bedingt durch unterschiedliche Gebietskörperschaften und Zuständigkeiten der Leistungsträger, durch einen Mix an Finanzierungsträgern und Finanzierungsmethoden gekennzeichnet.“[22] Die Bereiche der Finanzierung gliedern sich in den ideellen Bereich, den Bereich des „freien Marktes“ und den Zuschussbereich.[23] Sie unterscheiden sich über die Art ihrer Finanzierung.
3.1 Der ideelle Bereich
Dieser Bereich finanziert sich aus Eigenmitteln, Spenden und Eigenleistungen der NPO. Er ist gekennzeichnet durch Freiwilligkeit, Ehrenamt, starke unmittelbare Ausrichtung an den Verbands- bzw. Organisationszielen und einen starken Einfluss der Stakeholder.[24] Im Sozialmarkt bzw. im Sozialmarketing ist darauf zu achten sich nicht auf Dauer auf diese Finanzierungsform zu stützen, da sonst eine zu große Abhängigkeit vom Spendenaufkommen entsteht.[25] „Geldflüsse im ideellen Bereich führen grundsätzlich nicht zur Steuerpflicht.“[26] Die vom Finanzamt zuerkannte Steuerbegünstigung setzt jedoch das Verfolgen gemeinnütziger, kirchlicher oder mildtätiger Zwecke voraus.[27]
[...]
[1] Vgl. von Rothkirch / Haseleu: Seite I ff.
[2] Vgl. Schellberg: Seite 16
[3] Vgl. Olfert / Reichel: Seite 19
[4] Vgl. Sprink: Seite 4
[5] ebenda: Seite 5
[6] Vgl. auch: Schülerduden Wirtschaft: Seite 144
[7] Vgl. Olfert / Reichel: Seite 33
[8] Vgl. ebenda: Seite 21
[9] Vgl. Schellberg: Seite 41
[10] ebenda: Seite 42
[11] Vgl. ebenda: Seite 171 nach Wöhe: Einführung in die Allgemeine
Betriebswirtschaftslehre, München, 1993, Seite 772
[12] Vgl. ebenda: Seite 171
[13] Vgl. Eschenbach / Horak: Seite 175
[14] Vgl. URL:
http.//www.spendwerk.de/sozialmarketing/marketing/beschaffungsmarkting_47.htm,
20.02.2007
[15] ebenda
[16] Vgl. Eschenbach / Horak: Seite 175
[17] Vgl. Schwarz: Seite 13
[18] Vgl. ebenda: Seite 16
[19] Vgl. Schellberg: Seite 172
[20] Vgl. ebenda: Seite 173 ff.
[21] Vgl. ebenda: Seite 175
[22] Ristok: Seite 427 in Hauser / Neubarth / Obermair:
[23] Vgl. ebenda
[24] Vgl. ebenda: Seite 428
[25] Vgl. URL: http.//www.spendwerk.de/sozialmarketing/marketing/ideeller-
bereich_57.htm, 20.02.2007
[26] URL: http://www.kanzlei-dr-krueger.de/fundrai5.htm, 20.02.2007
[27] Vgl. URL: http://www.vereinsknowhow.de/besteurg/ideell.htm, 20.02.2007
- Arbeit zitieren
- Antje Köhler (Autor:in), 2007, Finanzierungsmöglichkeiten von NPO, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/74460
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