Ein Problem moderner Staaten vornehmlich demokratischer Natur ist ihre politische Legi-timierung. In der Antike galt die Polis als schon immer existent, während im Mittelalter die Herrschaft des Königs als durch Gott bestimmt hingenommen wurde und keiner weiteren Rechtfertigung bedurfte. Im Absolutismus ließen Könige und Fürsten keinen Zweifel auf-kommen, wer das Sagen in ihren Domänen hatte. Mit der französischen Revolution von 1789 wurden, von Frankreich ausgehend, die europäischen absolutistischen Herrschafts-systeme demontiert. Damit begann nicht nur die Zeit des modernen Staatswesens, sondern ebenso stellte sich damit die Frage seiner politischen Legitimierung. Heute ist der demo-kratische Staat die von den meisten Menschen in Europa als natürlich anerkannte Form des Gemeinwesens. Allerdings stellt sich in Zeiten abnehmender politischer Partizipation und nachlassender Wahlbeteiligung die Frage nach weiterer demokratischer Legitimierung die-ser Systeme.
In der Ideengeschichte sind die Vertragstheorien eine mögliche Form der Bestätigung von politischen Systemen. Zu den ersten und zugleich bedeutendsten Kontraktualisten zählen Thomas Hobbes und John Locke, die mit ihren Theorien wesentlich zur Auflösung des scholastischen Weltbildes jener Zeit beitrugen. Während sich im 17. Jahrhundert in Frank-reich der Absolutismus verbreitete, Fürsten in den deutschen Kleinstaaten ihre Macht fes-tigten und die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges überwunden wurden, brach in Eng-land eine bedeutende Epoche an. Sie war geprägt von starken politischen und religiösen Konflikten, die schließlich in mehreren Bürgerkriegen kulminierten und das Ende der ab-soluten Monarchie in England bedeuteten.
Doch worin liegen die wesentlichen Unterschiede zwischen der Hobbes’schen und der Locke’schen Staats- und Gesellschaftstheorie? Welche Schlüsse und Konsequenzen kön-nen aus ihnen gezogen werden? Diesen und anderen Fragen wird in den folgenden Kapi-teln nachgegangen. Grundlage soll die vergleichende Analyse des biographischen und his-torischen Kontexts beider Staatstheoretiker sein. Weiterhin werden am Beispiel des Hauptwerkes Hobbes’, Leviathan, und des Hauptwerks Lockes, Über die Regierung, das Menschenbild, der Naturzustand sowie der Gesellschaftsvertrag vorgestellt, um dann ver-gleichend auf die Staatstheorien einzugehen. Abschließend wird ein Fazit gezogen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Historischer Kontext und Biographien
- Thomas Hobbes
- John Locke
- Der Gesellschaftsvertrag als das Fundament des Staates
- Der Naturzustand
- Der Gesellschaftsvertrag
- Die Staatstheorien im Vergleich
- Von der Entstehung der Staaten
- Die innerstaatlichen Machtverhältnisse
- Rechte und Pflichten der Untertanen und Bürger
- Religionen im Staat
- Von der staatlichen Auflösung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit beschäftigt sich mit der vergleichenden Analyse der Staatstheorien von Thomas Hobbes und John Locke. Ziel ist es, die wesentlichen Unterschiede zwischen ihren Theorien aufzuzeigen und die daraus resultierenden Schlüsse und Konsequenzen zu erörtern. Dabei wird insbesondere der Einfluss des historischen Kontextes und der Biographien der beiden Denker auf ihre jeweiligen Staats- und Gesellschaftstheorien beleuchtet.
- Der Naturzustand als Ausgangspunkt der Staatsbildung
- Der Gesellschaftsvertrag und die Legitimation staatlicher Macht
- Die Rolle des Individuums im Staat und seine Rechte und Pflichten
- Die Bedeutung von Religion und Moral für die Staatsordnung
- Die Möglichkeit und Folgen einer staatlichen Auflösung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Problematik der politischen Legitimation moderner Staaten ein und stellt die Bedeutung der Vertragstheorien von Hobbes und Locke in diesem Zusammenhang dar. Im zweiten Kapitel werden der historische Kontext und die Biographien der beiden Staatstheoretiker vorgestellt, wobei insbesondere der Einfluss der englischen Bürgerkriege auf ihre Werke hervorgehoben wird. Das dritte Kapitel widmet sich dem Gesellschaftsvertrag als dem Fundament des Staates und analysiert die unterschiedlichen Vorstellungen von Hobbes und Locke über den Naturzustand und den Übergang vom Naturzustand zur Gesellschaftsordnung. Das vierte Kapitel untersucht die Staatstheorien von Hobbes und Locke im Vergleich, wobei insbesondere die Fragen nach der Entstehung und den innerstaatlichen Machtverhältnissen, den Rechten und Pflichten der Bürger sowie der Rolle der Religion im Staat behandelt werden.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter der Arbeit sind: Staats- und Gesellschaftstheorien, Vertragstheorie, Naturzustand, Gesellschaftsvertrag, Legitimation, Individuum, Macht, Rechte, Pflichten, Religion, Staat, Auflösung, Hobbes, Locke, Leviathan, Über die Regierung.
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- Alexander Boettcher (Author), 2006, Staatstheorien im Vergleich - Der ideale Staat nach Thomas Hobbes und John Locke , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/74213