Friedrich Dürrenmatt schrieb in den Jahren 1950-1951 seine ersten beiden Kriminalgeschichten1, die heute als Zwillings-Prosawerk zu den Klassikern des Kriminalromans zählen und nicht nur dem privaten Lesevergnügen dienen, sondern gleichermaßen als Schullektüre häufige Verwendung finden.
Der Richter und sein Henker, die erste von den beiden Kriminalgeschichten um Kommissar Bärlach, soll im Zentrum dieser Arbeit stehen und Grundlage der nachstehenden Betrachtungen sein. Das Genre des Kriminalromans wird von festgelegten Strukturen und Elementen getragen, die den Autor zwar eine beliebige Geschichte schreiben lassen, ihn jedoch durch feste Regeln an ein Schema binden. Ein Abweichen von den vorgegebenen Strukturen muss die Frage nach der Kompatibilität mit dem zugeordneten Genre aufwerfen. Dürenmatt bietet diesbezüglich interessante Ansatzpunkte, da die Gestaltung seiner Detektivromane einen eigenen Stil aufweist, der durch Ironie und Kritik besonders unterstrichen wird.
Meine Arbeit beschäftigt sich daher mit der Frage, in wie weit sich Dürrenmatts Roman als klassischer Kriminal- bzw. Detektivroman bezeichnen lässt. Um dieser Fragestellung gerecht zu werden, muss zunächst eine gattungsspezifische Merkmalsdefinition des klassischen Kriminal- bzw. Detektivroman vorweggenommen werden. Danach erfolgt ein Vergleich des Romans Der Richter und sein Henker mit den genannten Merkmalen und eine Herausarbeitung der Unterschiede und Gemeinsamkeiten, wobei besonders die zugrunde liegende Welt betrachtet werden soll. Anschließend werden die Beziehung zwischen Bärlach und Gastmann und die Rolle des Zufalls gesonderte Betrachtung finden. Es soll der Umgang Dürrenmatts mit den vorgegebenen Instrumentarien des Kriminalromans aufgezeigt werden. Am Ende möchte ich noch kurz auf den Schwesterroman Der Verdacht eingehen und einen überschaubaren Vergleich anstellen, um dann mit einem Fazit zu schließen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der klassische Kriminal- bzw. Detektivroman
- Vergleich der Handlungsstruktur Dürrenmatts mit einem klassischen Detektivroman
- Struktureller Vergleich
- Der Detektiv
- Bärlach und Gastmann - der zweite Handlungsstrang
- Die Funktion des Zufalls
- Kurzer Vergleich mit dem Roman „Der Verdacht“
- Der Detektiv
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht, inwieweit Friedrich Dürrenmatts Roman „Der Richter und sein Henker“ als klassischer Kriminal- bzw. Detektivroman klassifiziert werden kann. Hierzu wird zunächst das Genre des klassischen Detektivromans definiert und anschließend ein Vergleich mit Dürrenmatts Werk durchgeführt. Die Analyse konzentriert sich auf die Handlungsstruktur, die Charaktere und die Rolle des Zufalls.
- Definition und Merkmale des klassischen Detektivromans
- Vergleich der Handlungsstruktur von „Der Richter und sein Henker“ mit klassischen Mustern
- Analyse der Figuren Bärlach und Gastmann und deren Beziehung
- Die Bedeutung des Zufalls in der Handlung
- Ein kurzer Vergleich mit Dürrenmatts „Der Verdacht“
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die zentrale Forschungsfrage nach der Einordnung von Dürrenmatts „Der Richter und sein Henker“ in das Genre des klassischen Detektivromans. Sie skizziert den methodischen Ansatz, der in einer gattungsspezifischen Definition des klassischen Detektivromans und einem anschließenden Vergleich mit dem Roman besteht. Die Arbeit kündigt eine Analyse der Handlungsstruktur, der Figurenbeziehungen und der Rolle des Zufalls an, sowie einen kurzen Vergleich mit dem Roman „Der Verdacht“. Die Einleitung legt den Fokus auf die Untersuchung der Kompatibilität von Dürrenmatts Stil mit den Konventionen des Genres.
Der klassische Kriminal- bzw. Detektivroman: Dieses Kapitel liefert eine detaillierte Definition des klassischen Detektivromans, basierend auf den Arbeiten von Alewyn und Nusser. Es wird der Unterschied zwischen Kriminal- und Detektivroman herausgearbeitet, wobei der Fokus auf der Erzählperspektive und dem zeitlichen Ablauf der Handlung liegt. Die drei wesentlichen Elemente eines Detektivromans – das rätselhafte Verbrechen, die Fahndung und die Aufklärung – werden eingehend beschrieben. Die Rolle des Mords als Katalysator für die Detektivarbeit wird betont, und die Grenzen der Wahrscheinlichkeit innerhalb des Genres werden diskutiert. Die Kapitel erläutert den Prozess der Detektivarbeit, einschließlich Beobachtung, Verhör und Beratung, sowie die Bedeutung der Arbeitshypothese des Detektivs.
Vergleich der Handlungsstruktur Dürrenmatts mit einem klassischen Detektivroman: Dieser Abschnitt vergleicht die Handlungsstruktur von Dürrenmatts Roman mit den im vorherigen Kapitel dargestellten Merkmalen des klassischen Detektivromans. Er analysiert Gemeinsamkeiten und Unterschiede, wobei insbesondere die zugrunde liegende Welt betrachtet wird. Dieser Vergleich bildet die Grundlage für die spätere Bewertung der Einordnung des Werks in das Genre. Die Kapitel untersucht die Übereinstimmung und Abweichung der Handlung von den traditionellen Elementen des Detektivromans.
Bärlach und Gastmann - der zweite Handlungsstrang: Dieses Kapitel analysiert die Beziehung zwischen den beiden Hauptfiguren Bärlach und Gastmann und deren Bedeutung für die Handlung. Es untersucht die Dynamik ihrer Interaktion, die Rolle jedes Charakters und wie ihre Beziehung zur Gesamthandlung beiträgt. Der Fokus liegt auf der Interpretation der Figuren im Kontext des Detektivgenres und wie sie die Konventionen dieses Genres erfüllen oder untergraben.
Die Funktion des Zufalls: Dieses Kapitel widmet sich der Analyse der Rolle des Zufalls in der Handlung des Romans. Es untersucht, inwiefern der Zufall die Handlung vorantreibt oder die Aufklärung beeinflusst und wie er im Kontext der klassischen Detektivliteratur zu bewerten ist. Die Analyse untersucht, ob und wie Dürrenmatt das Element des Zufalls in seinen Roman einbaut und wie dies die genrekonformen Aspekte des Romans beeinflusst.
Schlüsselwörter
Der Richter und sein Henker, Friedrich Dürrenmatt, klassischer Detektivroman, Kriminalroman, Handlungsstruktur, Bärlach, Gastmann, Zufall, Genrekonventionen, Vergleich, Gattungsmerkmale, Detektivliteratur, Ironie, Kritik.
Häufig gestellte Fragen zu Friedrich Dürrenmatts „Der Richter und sein Henker“
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht, inwieweit Friedrich Dürrenmatts Roman „Der Richter und sein Henker“ als klassischer Kriminal- oder Detektivroman eingeordnet werden kann. Sie vergleicht den Roman mit den Konventionen des klassischen Detektivromans und analysiert dabei Handlungsstruktur, Charaktere und die Rolle des Zufalls.
Welche Aspekte des Romans werden analysiert?
Die Analyse konzentriert sich auf die Handlungsstruktur des Romans, die Charaktere Bärlach und Gastmann und deren Beziehung, die Funktion des Zufalls in der Handlung und einen Vergleich mit Dürrenmatts „Der Verdacht“. Die Arbeit definiert zunächst den klassischen Detektivroman, bevor sie den Vergleich durchführt.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Forschungsfrage und den methodischen Ansatz erläutert. Es folgt ein Kapitel zur Definition des klassischen Detektivromans. Weitere Kapitel vergleichen die Handlungsstruktur von „Der Richter und sein Henker“ mit dem klassischen Detektivroman, analysieren die Beziehung zwischen Bärlach und Gastmann, untersuchen die Rolle des Zufalls und vergleichen den Roman kurz mit Dürrenmatts „Der Verdacht“. Die Arbeit schließt mit einem Fazit.
Was sind die zentralen Merkmale des klassischen Detektivromans laut dieser Arbeit?
Die Arbeit definiert den klassischen Detektivroman basierend auf den Arbeiten von Alewyn und Nusser. Zentrale Merkmale sind das rätselhafte Verbrechen, die Fahndung, die Aufklärung, die Erzählperspektive, der zeitliche Ablauf der Handlung und die Rolle des Mords als Katalysator. Der Prozess der Detektivarbeit (Beobachtung, Verhör, Beratung, Arbeitshypothese) wird ebenfalls beschrieben.
Wie wird die Handlungsstruktur von „Der Richter und sein Henker“ analysiert?
Die Arbeit vergleicht die Handlungsstruktur von Dürrenmatts Roman mit den Merkmalen des klassischen Detektivromans, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede aufzuzeigen. Der Fokus liegt auf der zugrundeliegenden Welt und der Übereinstimmung bzw. Abweichung von traditionellen Elementen des Detektivromans.
Welche Rolle spielen Bärlach und Gastmann in der Analyse?
Das Kapitel zu Bärlach und Gastmann analysiert die Beziehung der beiden Hauptfiguren und deren Bedeutung für die Handlung. Es untersucht die Dynamik ihrer Interaktion und ihre Rolle im Kontext des Detektivgenres, wobei betrachtet wird, wie sie die Konventionen erfüllen oder untergraben.
Welche Bedeutung hat der Zufall im Roman?
Die Arbeit analysiert, wie der Zufall die Handlung vorantreibt oder die Aufklärung beeinflusst und wie er im Kontext der klassischen Detektivliteratur zu bewerten ist. Es wird untersucht, ob und wie Dürrenmatt den Zufall einbaut und wie dies die genrekonformen Aspekte des Romans beeinflusst.
Wie wird „Der Verdacht“ in die Analyse einbezogen?
Die Arbeit enthält einen kurzen Vergleich mit Dürrenmatts „Der Verdacht“, um weitere Erkenntnisse über Dürrenmatts Schreibstil und dessen Einordnung in das Genre des Detektivromans zu gewinnen. Der Vergleich konzentriert sich wahrscheinlich auf spezifische Aspekte wie die Rolle des Detektivs.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter umfassen: Der Richter und sein Henker, Friedrich Dürrenmatt, klassischer Detektivroman, Kriminalroman, Handlungsstruktur, Bärlach, Gastmann, Zufall, Genrekonventionen, Vergleich, Gattungsmerkmale, Detektivliteratur, Ironie, Kritik.
- Citar trabajo
- Sandra Schonvogel (Autor), 2005, Der Richter und sein Henker - Kriminalroman oder Detektivroman?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/74212