Der Titel der Hausarbeit ist bewusst mehrdeutig gewählt: Gemeint ist mit „Schnittkreis“ erstens eine SIMMELsche Kreuzung sozialer Kreise, beispielsweise des Kreises „Entsorgungsingenieurwesen“ mit den Kreisen „Müll(berufe)“ und „Wissenschaft“. Zweitens wird mit dem „Kreis“ symbolisch an das Selbstverständnis der Berufsgruppe angeknüpft, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, genutzte Materialien aufzubereiten und sie als (nicht ganz) neues Rohmaterial in einen gedachten Kreislauf der Materie zurück zu führen, und drittens gehört zum Berufsbild der Entsorgungsingenieurinnen und -ingenieure das Zerschneiden / Zerkleinern des Mülls als wesentlicher Bestandteil dazu. Das Titelfoto zeigt als weiteren Schnittkreis den von System und Lebenswelt, konkretisiert im lebensweltlichen Umgang mit Abfall in einer Welt der ingenieurmäßig-professionellen Abfallentsorgung.
Aus volkskundlicher Sicht versucht die Arbeit auf folgende Fragen zu antworten:
Existieren Parallelen zwischen dem Entsorgungsversprechen des untersuchten Studiengangs und dem Glücksverlangen von Märchen?
Wie konstruieren die Angehörigen des untersuchten Studiengangs ihre berufliche Identität und wie verorten sie sich im soziokulturellen Raum-Zeit-Gefüge?
Welche Rolle spielt das biologisch-kulturelle Geschlecht der Angehörigen des untersuchten Studiengangs bei der Konstruktion der sozialen Komponente ihrer individuellen Identität?
Inwiefern beeinflusst der berufliche Umgang mit der Behandlung „abgefallener“ Dinge das persönliche Verhalten gegenüber vergleichbaren Dingen in einem lebensweltlichen Kontext?
Welches sind die wichtigsten Symbole im Umfeld des untersuchten Studiengangs, und wie lassen sie sich entschlüsseln?
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung: Erklärung der Titelwahl, Themeneingrenzung und Fragestellung
- 2 Einbettung in den theoretischen Kontext der Volkskunde und ihrer Nachbardisziplinen
- 2.1 Definitionen der inhaltlichen Schlüsselbegriffe
- 2.2 Definitionen der analytischen Schlüsselbegriffe
- 3 Methodenmix und Operationalisierung
- 3.1 Inhaltsanalyse (content analysis)
- 3.2 Beteiligte Beobachtung
- 3.3 Leitfaden-/Expertinneninterview
- 3.4 Ikonografische Methode
- 4 Deskription und kritische Einordnung der benutzten Datenquellen
- 4.1 Deskription der Informationsbroschüren, Faltblätter und Hauszeitschriften
- 4.2 Deskription der multimedialen Internet-Datenquellen
- 4.3 Deskription der Bildquellen und ihrer Entstehung
- 4.4 Deskription der selbst erhobenen Text-Datenquellen
- 4.5 Volkskundliche Quellenkritik
- 5 Ergebnisse der Analyse
- 5.1 Im Schnittkreis von Müll und Märchen, Technik und Traum: Wie wird Stroh zu Gold?
- 5.2 Im Schnittkreis von Pseudotradition und Postmodernität: Entsorger und ihre Heilige
- 5.3 Im Schnittkreis von Ingenieurwesen und Weiblichkeit: Geschlechterforschung
- 5.4 Im Schnittkreis von System und Lebenswelt: Müll im Alltag der Abfallfachleute
- 5.5 Schnitt durch den Kreis(lauf) der Dinge: Verwertung, Vernichtung, Beseitigung
- 5.5.1 Das Bildsymbol des Kreises
- 5.5.2 Die Symbolik des Entsorgens als eines Befreiens von Sorgen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der kulturwissenschaftlichen Analyse des Studiengangs Entsorgungsingenieurwesen der RWTH Aachen. Die Arbeit untersucht, wie sich die Disziplin des Entsorgungsingenieurwesens in den Schnittkreis von Müll und Wissenschaft, Technik und Traum, Tradition und Postmodernität sowie Geschlechterforschung und Lebenswelt einfügt.
- Analyse des Studiengangs Entsorgungsingenieurwesen der RWTH Aachen aus kulturwissenschaftlicher Perspektive
- Verbindung von Müll und Wissenschaft, Technik und Traum, Tradition und Postmodernität
- Bedeutung von Geschlechterforschung in der Disziplin des Entsorgungsingenieurwesens
- Untersuchung der Rolle des Entsorgungsingenieurwesens in der Lebenswelt
- Analyse der Symbolik des Entsorgens und des Kreises
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die Titelwahl, die Themeneingrenzung und die Fragestellung der Arbeit vor.
- Kapitel 2 beschäftigt sich mit der Einbettung des Themas in den theoretischen Kontext der Volkskunde und ihrer Nachbardisziplinen. Es werden Definitionen der inhaltlichen und analytischen Schlüsselbegriffe erläutert.
- Kapitel 3 beschreibt den Methodenmix und die Operationalisierung der Arbeit. Es werden die Methoden Inhaltsanalyse, beteiligte Beobachtung, Leitfaden-/Expertinneninterview und Ikonografische Methode vorgestellt.
- Kapitel 4 bietet eine Deskription und kritische Einordnung der benutzten Datenquellen. Es werden Informationsbroschüren, Faltblätter, Hauszeitschriften, multimediale Internet-Datenquellen, Bildquellen, selbst erhobene Text-Datenquellen und die volkskundliche Quellenkritik erläutert.
- Kapitel 5 präsentiert die Ergebnisse der Analyse. Es werden die Themenschwerpunkte Müll und Märchen, Technik und Traum, Pseudotradition und Postmodernität, Ingenieurwesen und Weiblichkeit sowie System und Lebenswelt behandelt. Die Analyse des Kreises als Bildsymbol und die Symbolik des Entsorgens als eines Befreiens von Sorgen werden ebenfalls im Detail betrachtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die kulturwissenschaftliche Analyse des Studiengangs Entsorgungsingenieurwesen, wobei Themen wie Müll, Wissenschaft, Technik, Traum, Tradition, Postmodernität, Geschlechterforschung, Lebenswelt, Kreislauf, Symbolik und Entsorgung im Vordergrund stehen.
- Quote paper
- Bachelor of Arts Elke H. Speidel (Author), 2005, Im Schnittkreis von Müll und Wissenschaft - Eine kulturwissenschaftliche Annäherung an den Studiengang Entsorgungsingenieurwesen der RWTH Aachen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/74109