Für eine erfolgreiche Neuemission ist die Festlegung eines angemessenen Emissionspreises von zentraler Bedeutung. Dabei bestehen zwischen dem Unternehmen, das vor einem Going-Public steht, bzw. neue Aktien emittieren möchte und den zukünftigen Aktionären gegenläufige Interessenlagen. Das Unternehmen und seine Eigentümer haben das Ziel, einen möglichst hohen Emissionskurs zu realisieren, um dadurch einen entsprechend hohen Kapitalfluss zu generieren. Die zukünftigen Aktionäre hingegen präferieren einen niedrigeren Emissionskurs, der der Aktie ein Kurssteigerungspotenzial lässt.
Der Investmentbank bzw. dem Bankenkonsortium, das die Emission führend begleitet, kommt diesbezüglich eine Vermittlungs- und Beratungsfunktion zu. Dieses Konsortium hat in ihrer Rolle als Lead Manager ein Platzierungskonzept zu gestalten, das die Interessen sowohl des Emittenten als auch der Investoren im Rahmen einer marktorientierten Preisfindung gleichermaßen berücksichtigt und eine gerechte Verteilung des Emissionsrisikos auf die beteiligten Parteien ermöglicht.
Die Ermittlung bzw. Festsetzung des Emissionspreises am Primärmarkt basiert auf der Unternehmensbewertung der beteiligten Marktteilnehmer. Die gängigsten Verfahren der Unternehmensbewertung sind das Vergleichswertverfahren und die Discounted- Cash-Flow-Methode. Beim Vergleichswertverfahren werden Bewertungskennzahlen (z. B. Kurs-Gewinn-Verhältnis) vergleichbarer Unternehmen, mit den Kennziffern des zu bewertenden Unternehmens verglichen (z. B. der geplante Gewinn nach Steuern). Bei der Discounted-Cash-Flow-Methode werden die erwarteten künftigen Einzahlungsüberschüsse des Unternehmens mit einem geeigneten Kalkulationszinssatz auf den Zeitpunkt der Bewertung abgezinst. Welcher Partei bei der Unternehmensbewertung die entscheidende Rolle zuteil wird und damit den Emissionspreis maßgeblich beeinflusst, ist abhängig von den in dieser Arbeit dargstellten Verfahren zur Emissionspreisbestimmung.
Auf das Phänomen des Underpricing, also die Tatsache, dass der Emissionspreis der emittierten Aktien systematisch niedriger als der kurz darauf festgestellte erste Börsenkurs (Underpricing), wird im letzten Abschnitt dieser Arbeit behandelt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Festpreisverfahren
- Grundlagen
- Durchführung
- Auswahl des Konsortialführers
- Preisfindung
- Zeichnungsfrist und Platzierung
- Vor- und Nachteile des Festpreisverfahrens
- Das Auktionsverfahren
- Grundlagen
- Varianten des Auktionsverfahrens
- Die Einheitspreisauktion
- Das ,,offre à prix minimum“ am französischen Second Marché
- Vor- und Nachteile des Auktionsverfahrens
- Das Bookbuilding Verfahren
- Einführung
- Die Bookbuilding-Phasen
- Pre-Marketing-Phase - Investor Education
- Marketing-Phase
- Ordertaking-Phase
- Preisfixierung - Closing
- Zuteilung
- Beginn der Notierung und die Greenshoe Option
- Bookbuilding im Vergleich zu anderen Verfahren
- Bookbuilding Varianten
- Das Open-Price-Verfahren
- Das Decoupled/Accelerated Bookbuilding
- Praxisbeispiel zum Bookbuilding aus der deutschen Stahlbranche
- Underpricing
- Einleitung
- Underpricing im Rahmen der Kapitalmarkteffizienz
- Definitionen
- Erklärungsansätze für das Underpricing
- Asymmetrische Information zwischen verschieden Gruppen von Investoren
- Asymmetrische Information zwischen Emissionsbank und Emittent
- Asymmetrische Information zwischen Emittenten und Investoren
- Implikationen und Motive für das Underpricing
- Aktuelle Studien zum Underpricing
- Studie von N. Roelofsen, 2002
- Studie von Loughran, Ritter und Rydqvist, 2006
- Studie von T. Boulton, S. Smart, C. Zutter, 2006
- Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht verschiedene Verfahren der Emissionspreisbestimmung und analysiert das Phänomen des Underpricing im Kontext von Kapitalmarkteffizienz. Der Fokus liegt auf der Betrachtung unterschiedlicher Interessenlagen von Emittenten, Investoren und Banken im Rahmen einer Neuemission am Primärmarkt.
- Festpreisverfahren, Auktionsverfahren und Bookbuilding Verfahren
- Unternehmensbewertung und Preisfindung im Emissionsprozess
- Analyse des Underpricing-Phänomens
- Erklärungsansätze für das Underpricing im Rahmen asymmetrischer Information
- Aktuelle Studien zum Underpricing und dessen Auswirkungen
Zusammenfassung der Kapitel
Im ersten Kapitel wird das Festpreisverfahren als klassisches Verfahren der Emissionspreisbestimmung vorgestellt. Es werden die Grundlagen, die Durchführung, die Preisfindung und die Vor- und Nachteile des Verfahrens im Detail erläutert. Das zweite Kapitel beleuchtet das Auktionsverfahren als Alternative zum Festpreisverfahren und stellt die verschiedenen Varianten des Verfahrens vor. Auch hier werden die Vor- und Nachteile des Verfahrens im Vergleich zum Festpreisverfahren diskutiert.
Das dritte Kapitel widmet sich dem Bookbuilding Verfahren, das sich als dominantes Verfahren der Emissionspreisbestimmung etabliert hat. Es werden die einzelnen Phasen des Bookbuilding Prozesses, die Vor- und Nachteile im Vergleich zu anderen Verfahren sowie die verschiedenen Varianten des Bookbuilding Verfahrens vorgestellt. Im letzten Kapitel wird das Phänomen des Underpricing untersucht. Es werden Definitionen und verschiedene Erklärungsansätze für das Underpricing vorgestellt sowie aktuelle Studien zu diesem Thema analysiert.
Schlüsselwörter
Emissionspreisbestimmung, Festpreisverfahren, Auktionsverfahren, Bookbuilding Verfahren, Underpricing, Kapitalmarkteffizienz, Asymmetrische Information, Unternehmensbewertung, Due Diligence, Lead Manager, Platzierungsrisiko, Investor Education, Greenshoe Option, Discounted-Cash-Flow-Methode, Vergleichswertverfahren.
- Quote paper
- Lars-Timon Kohrt (Author), 2007, Aktienfinanzierung. Preisfindung beim IPO und Underpricing, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/74080