Der Mensch. Was zeichnet den Menschen eigentlich aus? Wie unterscheidet er sich vom Tier? Ist er ein politisches Lebewesen oder gar ein Wolf? Ist der Mensch frei oder liegt er in Ketten? Nach Rousseau ist er frei geboren und liegt trotzdem überall in Ketten.1So auch für Marx und Engels; für sie liegt er in den Ketten des Kapitalismus.
Diese Fragen und jene nach dem Wesen und den Eigenschaften des Wesens der Menschen beschäftigt diese schon von jeher. Sei es, um die Art der Vernunft, welche dem menschlichen Wesen innewohnt, oder die Weise des Gebrauchs jener zu untersuchen. Die Entwicklung der Vorstellungen über den Menschen, dessen Wesen und den Gebrauch seiner Vernunft, erlebte ihren ersten Höhepunkt bei der von Aristoteles aufgestellten These, dass der Mensch ein politisches Lebewesen sei, und dass er die – zu erstrebende Glückseligkeit – nur in der Gemeinschaft und in einem der Gemeinschaft dienlichen Leben erreichen könne. Der Mensch ist von Natur aus ein politisches Lebewesen. Der Mensch wird von Aristoteles innerhalb der Gemeinschaft betrachtet und nur innerhalb dieser kann er die Glückseligkeit, ein sich zu wünschendes, höchstes Ziel, erreichen.
Nach der mittelalterlichen, christlich geprägten Theorie rückten einige hundert Jahre später Denker wie Thomas Hobbes das Individuum in den Mittelpunkt der Betrachtung. Er erschütterte die Vorstellungen durch sein ihm eigenes Menschenbild, welches durch den Satz „homo homini lupus.“ gekennzeichnet ist. Die größte Gemeinsamkeit mit den späteren liberalen Denkern erhält er durch die Isolierung des Individuums; diese Methode schafft eine neue Analyseeinheit: der Mensch als Individuum, als vernunftbegabtes, eigennutzorientiertes Lebewesen. Nicht die Gemeinschaft als Ganzes, sondern vielmehr jeder einzelne für sich ist der Untersuchungsgegenstand. Die Menschen als Individuen werden zur Analyseeinheit des Hobbesschen Modells. Jeder einzelne muss dem zu gründenden Staat zustimmen, denn dieser (der Leviathan) wird aus vielen Einzelpersonen geboren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- A Der Weg zum eigenen Menschenbild
- Die deutsche Ideologie
- Die Wegbereiter des marxistischen Menschenbildes
- Johann Wolfgang von Goethe
- Georg Friedrich Wilhelm Hegel
- Ludwig Feuerbach
- Vorbemerkungen zum Marxschen Menschenbild
- Exkurs: Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen
- B Das Menschenbild in der Theorie von Karl Marx und Friedrich Engels
- Die Marxsche Anthropologie
- Ziele der Menschheit (nach Marx)
- Der Kommunismus als Ausweg aus der Entfremdung
- C Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Anthropologie in der politischen Theorie von Karl Marx und Friedrich Engels. Ziel ist es, Marx' und Engels' Menschenbild zu rekonstruieren und dessen zentrale Elemente herauszuarbeiten. Dabei wird der Entstehungsprozess dieses Menschenbildes im Kontext seiner philosophischen Vorläufer beleuchtet.
- Entwicklung des marxistischen Menschenbildes
- Einfluss von Goethe, Hegel und Feuerbach auf Marx und Engels
- Rolle der Arbeit in der Menschwerdung
- Konzept der Entfremdung und des Kommunismus als Lösung
- Das politische Wesen des Menschen bei Marx und Engels
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt die zentralen Fragen nach dem Wesen des Menschen und dessen Unterscheidung vom Tier. Sie führt in die Thematik ein und skizziert den historischen Kontext, beginnend bei Aristoteles' Auffassung vom Menschen als politisches Wesen über Hobbes' „homo homini lupus“ bis hin zu den liberalen Denkern. Die Arbeit konzentriert sich auf Marx' und Engels' Anthropologie, die durch Arbeit und das Ziel einer klassenlosen Gesellschaft gekennzeichnet ist.
A Der Weg zum eigenen Menschenbild: Die deutsche Ideologie: Marx und Engels kritisieren in der „Deutschen Ideologie“ die deutschen Philosophen, die ihrer Meinung nach die Realität verzerren und die bestehenden Zustände nicht kritisch hinterfragen. Sie betonen die Bedeutung der Geschichte als einziger wirklicher Wissenschaft und stellen die Ideologie als eine Seite der Geschichte dar. Die Kritik an den Philosophen geht weit über eine bloße Auseinandersetzung mit religiösen Vorstellungen hinaus, sie zielt auf die gesamte Denkweise der damaligen Zeit.
A Der Weg zum eigenen Menschenbild: Die Wegbereiter des marxistischen Menschenbildes: Dieses Kapitel beleuchtet den Einfluss von Goethe, Hegel und Feuerbach auf die Entwicklung des marxistischen Menschenbildes. Es wird die Bedeutung von Produktivität und Selbstverwirklichung im Denken dieser Denker hervorgehoben, die Marx aufgreift und weiterentwickelt. Der Fokus liegt auf der Verbindung dieser Ideen mit Marx' Vorstellung von einer klassenlosen Gesellschaft, in der sich der Mensch entfalten und der Entfremdung entgehen kann.
A Der Weg zum eigenen Menschenbild: Vorbemerkungen zum Marxschen Menschenbild / Exkurs: Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen: Diese Abschnitte bereiten die detaillierte Analyse des Marxschen Menschenbildes vor. Der Exkurs über Engels' Aufsatz zur Menschwerdung des Affen durch Arbeit verdeutlicht die zentrale Bedeutung der Arbeit für die Entwicklung des Menschen in der marxistischen Perspektive. Die Arbeit wird als konstitutiv für das Menschsein dargestellt und als Grundlage für die weitere Entwicklung der Gesellschaft betrachtet.
B Das Menschenbild in der Theorie von Karl Marx und Friedrich Engels: Die Marxsche Anthropologie / Ziele der Menschheit (nach Marx) / Der Kommunismus als Ausweg aus der Entfremdung: Diese Abschnitte werden die Kernelemente der marxistischen Anthropologie darstellen, Marx' Vorstellung von den Zielen der Menschheit erörtern und den Kommunismus als Lösung für das Problem der Entfremdung analysieren. Der Fokus wird auf der detaillierten Analyse der Konzepte von Arbeit, Entfremdung und der klassenlosen Gesellschaft liegen, um das umfassende Menschenbild von Marx und Engels zu verstehen.
Schlüsselwörter
Marxsche Anthropologie, Entfremdung, Klassenlose Gesellschaft, Arbeit, Hegel, Feuerbach, Goethe, Kommunismus, Deutsche Ideologie, Selbstverwirklichung, politisches Wesen des Menschen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Marx' und Engels' Menschenbild
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Anthropologie in der politischen Theorie von Karl Marx und Friedrich Engels. Das Hauptziel ist die Rekonstruktion des marxistischen Menschenbildes und die Herausarbeitung seiner zentralen Elemente. Dabei wird auch der Entstehungsprozess dieses Menschenbildes im Kontext seiner philosophischen Vorläufer beleuchtet.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Entwicklung des marxistischen Menschenbildes, den Einfluss von Goethe, Hegel und Feuerbach auf Marx und Engels, die Rolle der Arbeit in der Menschwerdung, das Konzept der Entfremdung und des Kommunismus als Lösung, sowie das politische Wesen des Menschen bei Marx und Engels.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, einen Abschnitt über den Weg zum eigenen Menschenbild (einschließlich der deutschen Ideologie und der Vorläufer wie Goethe, Hegel und Feuerbach), einen Abschnitt über das Menschenbild in der Theorie von Marx und Engels (mit Fokus auf Marxsche Anthropologie, Zielen der Menschheit und dem Kommunismus als Lösung für Entfremdung) und eine Schlussbetrachtung.
Welche Rolle spielt die "Deutsche Ideologie" in der Arbeit?
In der "Deutschen Ideologie" kritisieren Marx und Engels die deutschen Philosophen ihrer Zeit, die ihrer Meinung nach die Realität verzerren und die bestehenden Zustände nicht kritisch hinterfragen. Die Kritik geht weit über religiöse Vorstellungen hinaus und zielt auf die gesamte Denkweise der damaligen Zeit.
Welchen Einfluss hatten Goethe, Hegel und Feuerbach auf Marx und Engels?
Die Arbeit beleuchtet den Einfluss von Goethe, Hegel und Feuerbach auf die Entwicklung des marxistischen Menschenbildes. Es wird die Bedeutung von Produktivität und Selbstverwirklichung in deren Denken hervorgehoben, die Marx aufgreift und weiterentwickelt. Der Fokus liegt auf der Verbindung dieser Ideen mit Marx' Vorstellung einer klassenlosen Gesellschaft.
Welche Bedeutung hat die Arbeit in der marxistischen Anthropologie?
Der Exkurs über Engels' Aufsatz zur Menschwerdung des Affen durch Arbeit verdeutlicht die zentrale Bedeutung der Arbeit für die Entwicklung des Menschen in der marxistischen Perspektive. Die Arbeit wird als konstitutiv für das Menschsein und als Grundlage für die weitere Entwicklung der Gesellschaft dargestellt.
Wie wird der Kommunismus in der Arbeit dargestellt?
Der Kommunismus wird als Lösung für das Problem der Entfremdung analysiert. Die Arbeit konzentriert sich auf die detaillierte Analyse der Konzepte von Arbeit, Entfremdung und der klassenlosen Gesellschaft, um das umfassende Menschenbild von Marx und Engels zu verstehen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Marxsche Anthropologie, Entfremdung, Klassenlose Gesellschaft, Arbeit, Hegel, Feuerbach, Goethe, Kommunismus, Deutsche Ideologie, Selbstverwirklichung, politisches Wesen des Menschen.
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- M.A. Timo Freudenberger (Author), 2003, Die Anthropologie in der politischen Theorie von Karl Marx und Friedrich Engels, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73889