Nach einer grundsätzlichen Definition des Begriffes Risikogesellschaft soll hier genauer auf den Zusammenhang zwischen Erwachsenenbildung und Individualisierung eingegangen werden.
Dazu wird im zweiten Kapitel Individualisierung als gesellschaftliche Veränderung definiert und analysiert.
Daraus folgend wird schließlich der Zusammenhang zwischen Erwachsenenbildung und Risikogesellschaft erarbeitet. Dazu werden verschiedene Meinungen dargelegt und betrachtet. Grundsätzlich wird auf Risiken und Chancen der Erwachsenenbildung bezüglich der Individualisierung eingegangen, desweiteren auf die konkreten Auswirkungen und Veränderungen in der Erwachsenenbildung bezüglich der gesellschaftlichen Veränderungen.
Inhaltsverzeichnis
1 Definition des Begriffs Risikogesellschaft
2 Individualisierung als gesellschaftliche Veränderung
3 Risikogesellschaft und Erwachsenenbildung
3.1 Risiken und Chancen der Individualisierung
3.2 Auswirkungen der Risikogesellschaft auf Erwachsenenbildung
4 Fazit
5 Literaturverzeichnis
1 Definition des Begriffs Risikogesellschaft
Eine mögliche Definition des Begriffes „Risikogesellschaft“ ist die wohl bekannteste Definition von Ulrich Beck. Deshalb diese Begriffsbestimmung hier an erster Stelle. Ulrich Beck wurde am 15. Mai 1944 in Pommern geboren. Er lehrt an der Universität in München und an der London School of Economics an Political Science. 1986 veröffentlichte er das Buch „Risikogesellschaft – Auf dem Weg in eine andere Moderne“, das die Diskussion um den Begriff Risikogesellschaft begründete.
Die grundlegende These der Theorie der Risikogesellschaft nach Beck:
„ In der fortgeschrittenen Moderne geht die gesellschaftliche Produktion von Reichtum systematisch einher mit der gesellschaftlichen Produktion von Risiken. [...] Die Verteilungsprobleme und -konflikte der Mangelgesellschaft [werden] überlagert durch die Probleme und Konflikte, die aus der [...] Verteilung wissenschaftlich-technisch produzierter Risiken entstehen“. Es kommt zu einem „Wechsel von der Logik der Reichtumsverteilung [...] zur Logik der Risikoverteilung “[1]
Beck beschreibt im Zusammenhang mit dem Begriff Risikogesellschaft die Verunsicherung der Moderne. Diese Unsicherheit in Bezug auf gegenwärtige Handlungen und deren Auswirkungen, die nicht mehr konkret absehbar sind, bezeichnet Beck als eine dadurch reflexiv gewordene Moderne.
„ Es geht nicht mehr um die Nutzbarmachung der Natur, um die Herauslösung des Menschen aus traditionalen Zwängen, sondern [...] wesentlich um Folgeprobleme der technisch-ökonomischen Entwicklung selbst. Der Modernisierungsprozeß wird ‚ reflexiv ‘, sich selbst zum Thema und Problem. “[2]
Die Risiken der heutigen Gesellschaft sind laut Beck immer das Produkt von gesellschaftlichen Entwicklungs- und Konstruktionsprozessen.
Die Risikogesellschaft setzt Prozesse innerhalb der Gesellschaft in Gang, die Beck als Individualisierung bezeichnet.
Des weiteren hier eine kurze Definition von Christoph Lau, der die Risikogesellschaft als „ein Gemeinwesen, in dem Wirklichkeit in zunehmendem Maße nach einem Schematismus von Sicherheit und Gefahr kognitiv strukturiert und wahrgenommen wird“[3], definiert.
Eine weitere Sichtweise beschreibt Klaus Japp. Moderne Gesellschaften sind laut Japp „aufgrund des immens gewachsenen Optionsspielraums der Funktionssysteme erst durch den entscheidungsbedingten Kontingenzdruck zu 'Risikogesellschaften' “[4] geworden.
Alle drei Definitionen sind grundsätzlich unterschiedlich. Während Beck eher die objektivistische Seite vertritt, steht Lau eher auf der Seite der konstruktivistischen Sichtweise. Japp vereint beide Ansätze in seiner Definition und fügt eine gesellschaftstheoretische Annahme hinzu.[5]
Da die Definition von Beck die allgemein bekannteste ist und er außerdem eine optimistische Perspektive einnimmt, werde ich mich weiterhin auf dieses Konzept von Risikogesellschaft beziehen.
2 Individualisierung als gesellschaftliche Veränderung
Individualisierung ist einer der zentralen Begriffe, der in den letzten Jahren die gesellschaftliche Strukturveränderung beschreibt.
„ Als soziologischer Terminus meint Individualisierung eine Entwicklungstendenz der modernen bzw. postmodernen Gesellschaft, die zur Auflösung tradierter Sozialstrukturen und zur Ausdifferenzierung von Lebensstilen und Lebensformen im Zuge der Modernisierungsprozesse der Gesellschaft führt. “[6]
[...]
[1] Ulrich Beck: Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne, 1986, S. 25
[2] Ebd. S. 26
[3] Armin Nassehi: Risikogesellschaft in: Georg Kneer et al.: Soziologische Gesellschaftsbegriffe, 1997, S. 273)
[4] Armin Nassehi: Risikogesellschaft in: Georg Kneer et al.: Soziologische Gesellschaftsbegriffe, 1997, S. 273 f
[5] Vgl. ebd.
[6] Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge: Fachlexikon der sozialen Arbeit, 2002, S. 478
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