Diese Arbeit gibt einen Überblick über die wesentlichen Elemente der Wirtschaftspolitik unter Ronald Reagan. Seine wirtschafts- und sozialpolitischen Maßnahmen wurden unter dem Schlagwort ‚Reaganomics’ bekannt, was beinhaltet, dass sie etwas ganz Neuartiges sind, so zusagen die Reagansche Form von Wirtschaftspolitik. Im Mittelpunkt der Reaganomics und auch dieser Arbeit steht die Steuerpolitik des 40. US-Präsidenten. An ihr entzündete sich die massivste Kritik, die ihm vorwarf, ein gigantisches Umverteilungsprogramm in Gang gesetzt zu haben, das den Armen nimmt und den Reichen gibt.
In dieser Arbeit wird sich aber nicht auf die Darstellung der Steuerpolitik beschränkt, da die Reaganomics ohne weitere Maßnahmen (z.B. Staatsverschuldung) nicht durchführbar gewesen wären. Außerdem wird es einem so komplexen Thema wie der Entwicklung einer Volkswirtschaft nicht gerecht, jede ihrer Veränderungen an einer einzigen Ursache festzumachen. Nach der Begriffsdefinition von Reaganomics wird kurz auf deren Grundlagen, die Chicagoer Schule und die steuerwirtschaftlichen Erkenntnisse von Laffer, eingegangen. Danach wird ein Überblick über die Hauptkritikpunkte an beiden gegeben. Anschließend erfolgt eine Darstellung der wirtschaftlichen Begleiterscheinungen der Reaganomics (Wachstum, Budgetentwicklung etc.), bevor näher auf die praktischen Folgen für die US-Gesellschaft eingegangen wird. Nach einer kritischen Analyse der Ergebnisse endet diese Arbeit mit einem Schlusswort.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Reaganomics – Begriffsdefinition
2.1. Die Lehren der Chicagoer Schule – der Neoliberalismus
2.2. Das Konzept der Steuersenkungspolitik
2.2.1. Die Laffer-Kurve aus Sicht der Befürworter
2.2.2. Die Laffer-Kurve aus Sicht der Kritiker
3. Auswirkungen der angebotsorientierten Politik auf die Sparquote
3.1. Auswirkungen der angebotsorientierten Politik auf das Wachstum
3.2. Exkurs: Rolle des Budget- und Außenhandelsdefizits
4. Auswirkungen der Reaganomics auf die US-Gesellschaft
5. Kritische Analyse
6. Schlusswort
7. Literaturverzeichnis
Internetquellen
1. Einleitung
Diese Arbeit gibt einen Überblick über die wesentlichen Elemente der Wirtschaftspolitik unter Ronald Reagan. Seine wirtschafts- und sozialpolitischen Maßnahmen wurden unter dem Schlagwort ‚Reaganomics’ bekannt, was beinhaltet, dass sie etwas ganz Neuartiges sind, so zusagen die Reagansche Form von Wirtschaftspolitik. Im Mittelpunkt der Reaganomics und auch dieser Arbeit steht die Steuerpolitik des 40. US-Präsidenten. An ihr entzündete sich die massivste Kritik, die ihm vorwarf, ein gigantisches Umverteilungsprogramm in Gang gesetzt zu haben, das den Armen nimmt und den Reichen gibt.
In dieser Arbeit wird sich aber nicht auf die Darstellung der Steuerpolitik beschränkt, da die Reaganomics ohne weitere Maßnahmen (z.B. Staatsverschuldung) nicht durchführbar gewesen wären. Außerdem wird es einem so komplexen Thema wie der Entwicklung einer Volkswirtschaft nicht gerecht, jede ihrer Veränderungen an einer einzigen Ursache festzumachen.
Nach der Begriffsdefinition von Reaganomics wird kurz auf deren Grundlagen, die Chicagoer Schule und die steuerwirtschaftlichen Erkenntnisse von Laffer, eingegangen. Danach wird ein Überblick über die Hauptkritikpunkte an beiden gegeben. Anschließend erfolgt eine Darstellung der wirtschaftlichen Begleiterscheinungen der Reaganomics (Wachstum, Budgetentwicklung etc.), bevor näher auf die praktischen Folgen für die US-Gesellschaft eingegangen wird. Nach einer kritischen Analyse der Ergebnisse endet diese Arbeit mit einem Schlusswort.
2. Reaganomics – Begriffsdefinition
Unter dem Begriff ‚Reaganomics’ wird im Allgemeinen die Wirtschaftspolitik der USA unter ihrem 40. Präsidenten, Ronald Reagan, verstanden. Diese war einerseits vor allem durch massive Steuersenkungen geprägt und hatte andererseits einen nachhaltigen Aufschwung der US-amerikanischen Gesamtwirtschaft zur Folge.[1]
Diese „Definition“ ist vielen Kritikern aber zu positiv gefärbt, da sie vor allem die Verarmung breiter Bevölkerungsschichten und den in diesem Zusammenhang ansteigenden Rassismus als erste Folge dieser Politik ansehen.[2] ‚Reaganomics’ ist daher seinem Ursprung nach auch kein wissenschaftlicher Begriff, sondern ein Kunstwort, das aus den Wörtern Reagan und economics (engl. Wirtschaft) zusammengesetzt ist und stark emotional und ideologisch aufgeladen ist. Abwertend wird für diese Art der Wirtschaftspolitik synonym der Begriff ‚Voodoo-Economics’ gebraucht, der die Unmöglichkeit ausdrücken soll, mit radikalen Steuersenkungen ein Mehr an Steuereinnahmen zu erzielen.[3]
Die Wirtschaftspolitik Ronald Reagans gründete sich in erster Linie auf die Lehren der ‚Chicagoer Schule’ und war durch und durch angebotsorientiert. Damit stand sie im krassen Gegensatz zu den Lehren, die Theoretiker wie John Maynard Keynes vertraten. Der bekannteste Wirtschaftswissenschaftler, auf den sich Reagan berief, war Alfred B. Laffer, dessen so genannte Laffer-Kurve die Wirksamkeit der Steuersenkungspolitik beweisen sollte. Reagan selbst umriss dementsprechend sein Wirtschafts- und Regierungsprogramm bei Amtsantritt treffend so: „Look guys, I don't like taxes, I don't like inflation, I don't like the Russians. Work something up!”[4]
In seinen Regierungsjahren wurde das Einkommenssteuersystem, das vorher gestaffelt sogar einen Spitzensteuersatz von 70% kannte, komplett umgebaut. Am Ende der Reformen stand ein einheitlicher Einkommenssteuersatz von etwa 25%.[5] Gleichfalls wurden die Kapitalertrags- und Unternehmenssteuern drastisch gesenkt. In Europa war eine vergleichbare Politik nur in Großbritannien zu erkennen, wo man diese, sich über die 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts erstreckende Periode als ‚Thatcherismus’ bezeichnete.[6]
Insgesamt ist also festzuhalten, dass das, was man unter ‚Reagonomics’ zusammenfasst, inhaltlich recht eindeutig ist. Der heftige Streit entfacht sich dabei vielmehr daran, ob diese Politik eher positive oder vor allem negative Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft und Gesamtgesellschaft der USA hatte und hat. Dieser Streit bekommt dadurch zusätzliche Schärfe, dass die USA unbestritten die wirtschaftlich, politisch und militärisch führende Nation der Welt sind und daher die inneramerikanischen Entwicklungen auch in aller Regel als ein Gradmesser für weltweite Entwicklungen gesehen werden. Insofern beteiligten sich am Disput über die Bewertung der Reaganomics durchaus nicht nur US-Amerikaner.
2.1. Die Lehren der Chicagoer Schule – der Neoliberalismus
Mit dem Begriff der ‚Chicagoer Schule’ wird, neben der aus dem 19. Jahrhundert stammenden architektonischen Schule, „jeweils eine institutionalisierte Forschungsrichtung in der Wirtschaftswissenschaft und der Soziologie bezeichnet“, die beide im 20. Jahrhundert an der University of Chicago ausgeprägt wurden.[7] Hier soll sich aber allein auf die wirtschaftswissenschaftliche Seite beschränkt werden.
Die Anfänge dieser konservativ-liberal geprägten Wirtschaftswissenschaft liegen in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts. Anfangs stand sie für Methoden- und Meinungspluralismus. Daher bildeten sich auch schnell drei konkurrierende Forschungsansätze heraus: Neben dem konservativen Trio Frank Knight, Henry Simons und Jacob Viner, die später den harten Kern der Schule bildeten, spielten auch Institutionalisten und quantitativ orientierte Ökonomen eine große Rolle. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich diese Schule vor allem durch die Berufungen von Milton Friedman und Friedrich August von Hayek immer stärker in die konservativ-liberale Richtung.[8] Die Chicagoer Schule propagierte schließlich ein klassisch neoliberalistisches Wirtschaftsprogramm. Dessen wesentliche Grundpositionen sind Folgende:
- Herstellen einer marktwirtschaftlichen Wirtschaftsordnung (privates Eigentum an Produktionsmitteln, Wettbewerbs- und Gewerbefreiheit, freie Preisbildung)
- Eingriffe des Staates nur dann erlauben, wenn der Marktmechanismus versagt; Eingriffe haben dabei „marktkonform“ zu geschehen
- Ergreifung von Maßnahmen, die der Monopol- und Kartellkontrolle, dem sozialen Ausgleich, der Chancengleichheit, der Internalisierung externer Effekte und dem Ausgleich von Konjunkturschwankungen dienen
- Ablehnung des Lobbyismus
- Ablehnung „willkürlicher“ staatlicher Eingriffe (Schutzzölle, marktverzerrende Subventionen)
- Ablehnung totalitärer Gesellschaftssysteme und zentraler Wirtschaftslenkung, aber auch
- Ablehnung des Laisser-faire des klassischen Liberalismus[9]
Der Neoliberalismus, der durch die Chicagoer Schule geprägt ist, befürwortet durchaus eine soziale Grundsicherung, lehnt aber eine Umverteilung von Gütern und Geld ab. Er stellt sich vielmehr auf die auch in letzter Zeit in Deutschland vertretene Position, dass Arbeit die sozialste Form sozialer Gerechtigkeit sei.[10]
Diese vorgenannten neoliberalistischen Positionen wurden jedoch nirgendwo auf der Welt komplett umgesetzt. Zwar versuchte das diktatorische Regime Chiles in den 70er Jahren unter Pinochet eine neoliberale Wirtschaftsordnung durchzusetzen; diese entsprach dennoch nicht der reinen Lehre, da sie eben in einem totalitären Staat und unter mehr oder weniger großer Einflussnahme des Staates stattfand. Auch in Deutschland waren nach dem Zweiten Weltkrieg neoliberale Tendenzen zu erkennen, die sich mit der so genannten „Freiburger Schule“[11] um Walter Eucken, der zusammen mit Frank Knight und Milton Friedman den neoliberalen Think-Tank „Mont Pelerin Society“[12] gründete, eng an die Lehren der Chicagoer Schule anlehnten.
Obwohl die Chicagoer Schule also eine weitreichende Wirkung besaß, wurden ihre Lehren nie in Gänze umgesetzt. Entgegen der Ansicht vieler Kritiker, setzten auch weder Ronald Reagan noch Margaret Thatcher den Neoliberalismus in Reinform um. Beide waren dazu zu sehr vom politischen Konservativismus geprägt, der keinen politischen Liberalismus befürwortet und Wirtschaftspolitik auch immer als ein Mittel der allgemeinen Ordnungspolitik ansieht.[13]
2.2. Das Konzept der Steuersenkungspolitik
Selbst Neoliberale befürworten, dass der Staat Steuern erhebt. Bestimmte staatliche Aufgaben wie etwa Gewährleistung der inneren / äußeren Sicherheit können schlecht unter marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten betrachtet und organisiert werden. Es stellt sich nur die Frage, in welchem Ausmaß der Staat Steuern erheben sollte.
Die Verteidiger der Reaganomics sehen in möglichst niedrigen Steuern ein Mittel, eine starke Wirtschaft zu schaffen, die allen Mitgliedern der Gesellschaft letztlich zugute kommt. Niedrige Steuern bewirken nach ihrem Dafürhalten positive Anreize für das „Arbeitsangebot, Sparen und Investieren.“[14]
[...]
[1] Haniotis/Jeitziner (1999), S. 3
[2] Lekachman (1982), S. 64
[3] http://www.welt.de/print-welt/article678515/How_do_you_voodoo.html, vom 27.02.2007
[4] http://www.ordnungspolitisches-portal.de/01_04_03_USA_Reagon.htm, vom 27.02.2007
[5] ebd.
[6] http://de.wikipedia.org/wiki/Reaganomics, vom 28.02.2007
[7] http://liberalismus-portal.de/neoliberalismus.htm, vom 28.02.2007
[8] ebd.
[9] ebd.
[10] ebd.
[11] http://www.hwp-hamburg.de/fach/fg_vwl/dozentinnen/ziegler/ordo.pdf, 01.03.2007
[12] http://liberalismus-portal.de/neoliberalismus.htm, vom 28.02.2007
[13] ebd.
[14] Haniotis/Jeitziner (1999), S. 3
- Quote paper
- Turhan Kurt (Author), 2007, Analyse der Reaganomics unter besonderer Berücksichtigung der Steuersenkungspolitik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73874
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