"Händchen falten, Köpfchen senken
und an Adolf Hitler denken,
der uns gibt das täglich Brot
und uns führt aus aller Not..."
( Kindergartengebet )
Dieses Kindergartengebet mag aus heutiger Sicht betrachtet befremdlich klingen. Zwischen 1933-45 war es in Deutschland jedoch eine Selbstverständlichkeit, dass Kinder zu Hitler beteten. Normalerweise wird in der Kirche gebetet und auch nicht zu einem Menschen, sondern je nach Glaubensrichtung unterschiedlich zu einem Gott oder mehreren Göttern. Wesentlich dabei ist auch, dass die entsprechende Person einem Glaubenssystem, einer Religion angehört. Ist der Nationalsozialismus nun eine Religion, mit Hitler als selbsternannten Gott oder Propheten?
Der Nationalsozialismus war in seiner Erscheinungsform keinesfalls eine Religion, sondern eine besonders ausgeprägte faschistische Ideologie. Ziel dieser Arbeit soll es auch nicht sein diese Ideologie als Religion darzustellen, sondern vielmehr versuchen einzelne Elemente dieser Bewegung mit religiösen Tendenzen herauszustellen.
Als Vergleichsobjekt soll eine gemeinsame Definition von Religion dienen, etwas das sich auf alle Arten von Religionen mehr oder weniger anwenden und verallgemeinern läßt und nicht ausgewählte Glaubensrichtungen, wie etwa der Islam oder das Christentum einzeln betrachtet. Im weiteren Verlauf dieser Arbeit wird es wahrscheinlich unmöglich werden keine konkreten Parallelen zum Christentum aufzuzeigen, da die Nationalsozialisten christliche Elemente in ihrer Ideologie mitverarbeiteten.
Ebenso soll versucht werden eine möglichst umfassende und weitestgehend allgemeine Definition der Ideologie aufzuzeigen.
Wie lassen sich nun solche religiösen Tendenzen im Phänomen des Nationalsozialismus überhaupt vermuten, der als politische Richtung extremste Ziele verfolgte und in letzter Konsequenz der Welt die größte Katastrophe, den II. Weltkrieg und den Holocaust brachte?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptmerkmale religiöser Systeme
- Grundstrukturen ideologischen Denkens
- Der Nationalsozialismus und seine Ziele
- Religiöse Tendenzen im Nationalsozialismus
- Hitlers Wunsch nach der nationalsozialistischen Religion
- Erlösung und Apokalypse
- Der SS-Orden
- Rituale, Symbole und Kult
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Frage, ob und inwiefern der Nationalsozialismus religiöse Tendenzen aufwies. Der Fokus liegt dabei auf dem Vergleich des nationalsozialistischen Systems mit den Grundmerkmalen religiöser Strukturen. Ziel ist es, Parallelen aufzuzeigen und zu analysieren, wie weit die nationalsozialistische Ideologie als religiöse Erscheinung verstanden werden kann.
- Definition und Merkmale von Religion
- Ideologie als Weltbild und ihre Strukturen
- Religiöse Tendenzen im Nationalsozialismus
- Vergleich von nationalsozialistischen und religiösen Praktiken
- Kritik an der Ideologie und ihren Auswirkungen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt die Frage, ob der Nationalsozialismus als eine Art Religion betrachtet werden kann, indem sie die Parallelen zwischen der nationalsozialistischen Ideologie und den Merkmalen von Religionen erörtert. Die Einleitung führt das Kindergartengebet als Beispiel an, um die religiöse Dimension der nationalsozialistischen Propaganda zu illustrieren.
- Hauptmerkmale religiöser Systeme: Dieses Kapitel definiert den Begriff "Religion" anhand ihrer charakteristischen Merkmale, wie beispielsweise dem Mythos und der Entwicklung eines mythischen Weltbildes. Es wird darauf hingewiesen, dass es auch heute keine einheitliche Definition von Religion gibt, die alle Glaubensrichtungen umfasst. Der Mythos als zentrale Komponente religiöser Systeme wird als eine nicht rationale Weltauffassung beschrieben, die durch Erzählungen und Mythen geprägt ist.
- Grundstrukturen ideologischen Denkens: Dieses Kapitel untersucht die grundlegenden Strukturen ideologischen Denkens und beleuchtet die Merkmale, die ideologischen Systemen gemein sind. Es geht um die Frage, wie Ideologien funktionieren und welche Mechanismen sie nutzen, um Anhänger zu gewinnen und zu beeinflussen. Der Fokus liegt auf der Entstehung von Weltbildern, die die Interpretation der Wirklichkeit beeinflussen und beeinflussen sollen.
- Der Nationalsozialismus und seine Ziele: Dieses Kapitel beleuchtet die Ziele und die Ideologie des Nationalsozialismus. Es werden die wichtigsten Elemente der nationalsozialistischen Doktrin vorgestellt, darunter die rassische Überlegenheit, die Idee der nationalsozialistischen Revolution und die Vorstellung vom „Führerprinzip“. Es werden die wesentlichen Elemente der nationalsozialistischen Ideologie erläutert, die als Grundlage für die politische und gesellschaftliche Umgestaltung Deutschlands dienten.
- Religiöse Tendenzen im Nationalsozialismus: Dieses Kapitel beleuchtet die religiösen Tendenzen im Nationalsozialismus. Es untersucht, inwiefern Elemente der nationalsozialistischen Ideologie mit religiösen Begriffen und Praktiken vergleichbar sind. Dabei wird unter anderem auf die Rolle des "Führers" als eine Art "Gott" und die religiöse Aufladung der nationalsozialistischen Rituale und Symbole eingegangen.
Schlüsselwörter
Nationalsozialismus, Ideologie, Religion, Mythos, Weltbild, Führerprinzip, Rassenlehre, Rituale, Symbole, Propaganda, Fanatismus, Erlösung, Apokalypse, SS-Orden, Christentum, Antisemitismus.
- Quote paper
- Nico Goldhahn (Author), 2002, Ideologie als Religion - Am Beispiel des NS-Staates, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/7356