Im Alter von nur 31 Jahren starb 1640 in Hamburg wohl einer bedeutendsten Lyriker des Barock. Trotz seines kurzen Lebens hinterließ Paul Fleming ein beeindruckendes Gesamtwerk, dass vor allem durch seine Vielfalt besticht.
So schuf er, inspiriert durch seine Reise quer durch Russland nach Persien, eine Reihe von Gedichten, in denen er versuchte, das Erschaute und Erlebte zu verarbeiten. Er besingt der Länder und Menschen Sitten und thematisiert die herrschenden Zweifel über seine Teilnahme an jener Reise. Neben zahlreichen Epigrammen und Casuallyrik entstand aber auch eine umfassende Sammlung an Liebeslyrik.
Diese kann man nach ihrer Entstehung in zwei Phasen einteilen: Der erste große Teil seiner Liebesgedichte entstand während seiner Beziehung zu Elsabe Niehus in den Jahren 1635/1636, die Liebe zu ihrer Schwester Anna Niehus bei seiner Rückkehr nach Reval 1639 war der Anlass für den zweiten Teil.
Ich werde im Folgendem versuchen, bezogen auf seine späten Liebesgedichte, die Einflüsse, unter denen diese entstanden sind darzustellen. Hauptaugenmerk meiner Betrachtungen liegt dabei auf der Beziehung zwischen dem Schaffen Paul Flemings und seiner Bearbeitung petrarkistischer Motive und Themen. Maßgebend hierbei ist das Werk von Hans Pyritz „Paul Flemings deutsche Liebeslyrik“1. Dieser konzentriert sich in seinen Untersuchungen jedoch hauptsächlich auf die frühen Liebesgedichte des Dichters und ordnet diese in den Bereich der Erlebnislyrik ein – eine Darlegung, der ich, wie ich zeigen werde, nicht völlig folgen kann.
Inhaltsverzeichnis
1.0. Einleitung
2.0. Biographischer Hintergrund
2.1. Paul Flemings Jahre in Leipzig
2.2. Die Bekanntschaft mit der Familie Niehus in Reval
3.0. Petrarca und seine Rezeption in Deutschland
3.1. Paul Flemings späte Liebeslyrik
4.0. Zusammenfassung
5.0. Bibliographie
6.0. Anhang
1.0. Einleitung
Im Alter von nur 31 Jahren starb 1640 in Hamburg wohl einer bedeutendsten Lyriker des Barock. Trotz seines kurzen Lebens hinterließ Paul Fleming ein beeindruckendes Gesamtwerk, dass vor allem durch seine Vielfalt besticht.
So schuf er, inspiriert durch seine Reise quer durch Russland nach Persien, eine Reihe von Gedichten, in denen er versuchte, das Erschaute und Erlebte zu verarbeiten. Er besingt der Länder und Menschen Sitten und thematisiert die herrschenden Zweifel über seine Teilnahme an jener Reise. Neben zahlreichen Epigrammen und Casuallyrik entstand aber auch eine umfassende Sammlung an Liebeslyrik.
Diese kann man nach ihrer Entstehung in zwei Phasen einteilen: Der erste große Teil seiner Liebesgedichte entstand während seiner Beziehung zu Elsabe Niehus in den Jahren 1635/1636, die Liebe zu ihrer Schwester Anna Niehus bei seiner Rückkehr nach Reval 1639 war der Anlass für den zweiten Teil.
Ich werde im Folgendem versuchen, bezogen auf seine späten Liebesgedichte, die Einflüsse, unter denen diese entstanden sind darzustellen. Hauptaugenmerk meiner Betrachtungen liegt dabei auf der Beziehung zwischen dem Schaffen Paul Flemings und seiner Bearbeitung petrarkistischer Motive und Themen. Maßgebend hierbei ist das Werk von Hans Pyritz „Paul Flemings deutsche Liebeslyrik“[1]. Dieser konzentriert sich in seinen Untersuchungen jedoch hauptsächlich auf die frühen Liebesgedichte des Dichters und ordnet diese in den Bereich der Erlebnislyrik ein – eine Darlegung, der ich, wie ich zeigen werde, nicht völlig folgen kann.
Es ist mir allerdings kein weiteres Werk bekannt, dass sich so umfassend und explizit mit Paul Flemings Liebesdichtung beschäftigt. Leider, denn diese Teil seines Werkes sollte erheblich mehr Beachtung finden, als es im Moment der Fall ist, denn kaum ein anderer Dichter versteht es so meisterhaft, seine Liebe in Verse zu fassen.
2.0. Biographischer Hintergrund
2.1. Paul Flemings Jahre in Leipzig
Am 5./15. Oktober 1609[2] kam Paul Fleming im erzgebirgischem Hartenstein als Sohn des Schulmeisters Abraham Fleming und dessen Ehefrau Dorothea Fleming zur Welt. Sechs Jahre später, 1615, siedelte die Familie nach Topfseifersdorf im Kreis Rochlitz um, wo nur ein knappes Jahr später die Mutter starb. Paul Fleming verließ bereits mit 13 Jahren das elterliche Zuhause um nach Leipzig zu gehen.
Dort besuchte er als sogenannter „alumnus“ , Internatsschüler, die Thomasschule. Geprägt wurde er während dieser Zeit vor allem durch die konsequente lutherisch-orthodoxe Erziehung, aber auch hinsichtlich seiner späteren Dichtung ist ein gewisser Einfluss zu erkennen: „gründliche Vertrautheit mit der lateinischen Sprache, Kenntnis der griechischen, intensive Bekanntschaft mit zumindest den gängigsten Autoren, Werken, Gestalten und Gestaltungsmittel der antiken Dichtung“[3].
Sein dichterisches Schaffen vervielfachte sich immens während seiner Studienzeit 1628 bis 1633 an der Leipziger Universität. Großen Anteil daran hatte sein Studienfreund Georg Gloger. Der aus Schlesien stammende Dichter und Medizinstudent machte Paul Fleming mit dem Vater der deutschen Dichtung, Martin Opitz, und seinem „Buch von der deutschen Poeterei“ vertraut und führte ihn in einen Kreis dichtender und musizierender Studenten ein. Paul Gloger war es vermutlich auch, der ihn auf die Idee brachte, Medizin zu studieren.
1631 brachte Fleming die Nachdichtungen von „David Bußpsalmen“ zur Veröffentlichung und nur ein Jahr später erschien „Rubella seu Suaviorum liber I“.
Ein schweren Schicksalsschlag für Paul Fleming war der Tod seines besten Freundes Georg Gloger 1631. Aber auch das immer näher rückende Kampfgeschehen des Dreißigjährigen Krieges verschlechterten die Situation des jungen Studenten. Nach seiner Prüfung zum „Baccalaureus artium“ flüchtete Paul Fleming aus dem, inzwischen von der Pest heimgesuchten, Leipzig zu seinen Angehörigen nach Wechselburg. Ein Jahr später kehrte er noch mal in die Stadt zurück um seinen Magister zu erwerben. Danach verließ er nicht nur seinen Studienort wieder, sondern auch das deutsche Reich um mit seinem neu gewonnenen Freund Adam Olearius an einer Gesandtschaft des Herzogs Friedrich III. von Holstein-Gottrop nach Russland und Persien teilzunehmen.
2.2. Die Bekanntschaft mit der Familie Niehus in Reval
Am 10. Januar 1635 traf die Reisegesellschaft in Reval, dem heutigen Tallinn, ein und machte hier fast ein Jahr Zwischenstation. Es kam sehr schnell zu ersten Kontakten mit der deutschen Bürgerschaft in der Stadt. Auch Paul Fleming pflegte diese Beziehungen zu den deutschen Kaufmannsfamilien. Dazu zählte auch die Familie Niehus[4], die erst zwei Jahre vor Eintreffen der Gesandten aus Hamburg nach Reval gekommen war. Der junge Dichter verliebte sich in die mittlere Tochter des Heinrich Niehus. Zeugnis von seiner tiefen Zuneigung geben zahlreiche Sonette, Epigramme und Oden, die er an sie richtet. Doch die frisch Verliebten mussten sich schon bald wieder trennen, denn bereits im Frühjahr 1636 bestieg die Gesandtschaft erneut das Schiff, um ihre Expedition in Richtung Moskau fortzusetzen. Fleming hoffte auf baldige Rückkehr zu seiner Geliebten, doch dazu kam es nicht. Ein Jahr später erhielt er bei einem Aufenthalt in Semacha die Nachricht von Elsabes Verlobung mit dem Hauslehrer der Familie. Nach ihrer Heirat am 12. Juni 1637 verließ sie Reval und folgte ihrem Mann nach Dorpat.
Erst drei Jahre später, im Frühjahr 1639, kehrte die Gesandtschaft von ihrer strapazenreichen Reise, die sie nach der persischen Hauptstadt Isfahan geführt hatte, zurück.
Wieder in Reval angekommen und einige Wochen erholt, war es selbstverständlich, dass die alten Kontakte mit den deutschen Kaufmannsfamilien wieder aufgenommen und gepflegt wurden. So war auch Paul Fleming im Haus des Kaufmanns Heinrich Niehus recht bald wieder ein oft gesehener Gast. Doch der Grund war nicht nur eine höfliche Verpflichtung gegenüber den Eltern der ehemaligen Geliebten, sondern auch die wachsende Zuneigung des Dichters zu der Tochter des Hauses, Anna. Inzwischen fast 18-jährig, glich sie im Aussehen vermutlich sehr ihrer älteren Schwester Elsabe, aber bereits während seines ersten Aufenthaltes in Reval hatte er die charakterlichen Unterschiede der insgesamt drei Schwestern in seinem Gedicht „Dreien Schwestern“[5] festgehalten. Liest man die Gedichte aus jener Zeit, lässt sich vermuten, dass Anna anfangs Flemings Werben abwehrte und nicht gewillt mit ihm eine Beziehung einzugehen. Doch schließlich hatte er Erfolg: am 8. Juli 1639 wurde die Verlobung der beiden Liebenden bekannt gegeben. Bereits drei Tage später brach Paul Fleming auf, um an der niederländischen Universität Leiden seine Doktorwürde zu erlangen. Er kehrte nie nach Reval zurück. Am 2. April 1640 starb er in Hamburg an einer Lungenentzündung.
[...]
[1] s. Bibliographie: 4. Pyritz, Hans
[2] Anmerkung: im protestantischen Sachsen galt noch bis 1699, trotz Einführung des Gregorianischen Kalenders 1582, der Julianische Kalender. Daher die Angabe beider Daten.
[3] s. Bibliographie: 2. Entner, Heinz, S. 53 f.
[4] Anmerkung: es existieren einige Varianten des Namens. So findet sich neben Niehus auch Niehusen oder Neuhausen.
[5] s. Bibliographie: 1. Fleming, Paul, S. 121
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