Die Emigration im 20. Jh. Von deutsch-jüdischen, aber auch österreichischen Intellektuellen, Künstlern, Wissenschaftlern und Politikern gehört zu der dunklen Geschichte der Selbstzerstörung Deutschlands durch die Nationalsozialisten. Dieser Wissensverlust konnte ebenfalls als Wissensgewinn für die Exilländer betrachtet werden. Die Exilstationen der Hitlerflüchtlinge lag in vier Regionen: in Großbritannien, den USA und Lateinamerika, in der Sowjetunion, der Türkei und auch in Palästina waren deutsche Intellektuelle tätig. Die USA und die Sowjetunion verließen den II. Weltkrieg nicht nur als Sieger, sonder stiegen endgültig zu den Supermächten auf, welche die internationale Politik in der zweiten Hälfte des 20. Jh. entscheidend prägen sollten.
Welche Gründe gab es ins Exil zu gehen und welche Möglichkeiten hatten die Personen sich in der „neuen Heimat“ zu etablieren? Welche Auswirkungen hatte dies für den weiteren Lebensweg der „Betroffenen“? War das Exil als etwas Positives oder etwas Negatives zu betrachten?
Da die Erforschung des Exils primär eine biographische Forschung ist, welche nach dem Schicksal des einzelnen Individuums fragt , wurde in dieser Arbeit eine bekannte intellektuelle Persönlichkeit gewählt, die der Tyrannei der Nationalsozialisten im III. Reich zunächst noch widerstand, also erst ins „innere Exil“ flüchte, jedoch 1938 nach Amerika fliehen musste. Die Rede ist vom deutsch-jüdischen Juristen Ernst Fraenkel. Welche Risiken und v. a. welche Chancen boten sich Ernst Fraenkel in Amerika? Konnte er seinem Beruf als Jurist weiter nachgehen oder traten dabei Probleme auf und wie konnte er diese lösen? Konnte er von der Emigration sogar profitieren und wäre er heute der Wissenschaftler, der er geworden war, auch ohne den Nationalsozialismus und das Exil geworden? Dies sollen die zentralen Fragen der vorliegenden Arbeit sein, die beantwortet werden.
Es wird zudem untersucht, welche biographischen Einflüsse sein späteres Denken und Handeln beeinflussten und welche Auswirkungen seine Zeit in Korea als „Amerikaner“ im Konflikt mit dem Kommunismus auf seine sozialdemokratische Einstellung hatten. Inhaltlich werden in der Arbeit die Texte des dritten Bandes der gesammelten Schriften Ernst Fraenkels analysiert. Ein Schwerpunkt wurde dabei auf den Aufsatz von 1951 „Korea – ein Wendepunkt im Völkerrecht?“ gelegt, weil dieser besonders deutlich Fraenkels juristische Argumentationsweise bei internationalen Konflikten zur Geltung kommen lässt.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1. Problemstellung
1.2. Aufbau
2. Zum Exil
3. Biographie und Werk von Ernst Fraenkel
3.1. Kindheit, schulische Ausbildung und Studium
3.2. Weimarer Republik und Nationalsozialismus
3.3. Flucht ins Exil nach Amerika
3.4. Tätigkeit in Korea
3.5. Rückkehr nach Deutschland 1951
4. Fraenkels Betrachtung zum Koreakonflikt
4.1. Grundlegendes
4.2. Die Voraussetzungen für den Beginn des Konfliktes in Korea
4.3. Unterschiedliche Auslegungen von Begriffen – ein Problem in der Internationalen Politik am Beispiel Korea
4.4. Die Einwendungen der Sowjetunion gegen das amerikanische Vorhaben
4.5. Die Weichenstellung zur Teilung Koreas
4.6. Ausbruch des Krieges und Folgen für die Handlungsweise der UN
4.7. Krise der Vereinten Nationen und ein Ausweg?
5. Schlussbetrachtung
5.1. Fazit
5.2. Ausblick und Kritik
6. Literaturverzeichnis
Internetquellen:
1. Einleitung
1.1. Problemstellung
Die erzwungene Emigration im 20. Jahrhundert von überwiegend deutsch-jüdischen, aber auch zum Teil österreichischen Intellektuellen, Künstlern, Wissenschaftlern und Politikern gehört zu der dunklen Geschichte der Selbstzerstörung Deutschlands durch die Nationalsozialisten.[1] Dieser Wissensverlust konnte jedoch auch als Wissensgewinn für die Exilländer betrachtet werden. Die Exilstationen oder das Ziel der Hitlerflüchtlinge lag vorwiegend auf vier Kontinenten: in Großbritannien, den USA und Lateinamerika, in der Sowjetunion, der Türkei und auch in Palästina waren deutsche Intellektuelle tätig.[2] Die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion verließen den II. Weltkrieg nicht nur als Sieger, sonder stiegen endgültig zu den zwei Supermächten auf, die die internationale Politik in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entscheidend prägen sollten.
Welche Gründe gab es nun in der Geschichte ins Exil zu gehen und welche Möglichkeiten hatten die betreffenden Personen sich in der „neuen Heimat“ zu etablieren oder zu verwirklichen? Welche Auswirkungen hatte dies des Weiteren für den weiteren Lebensweg der „Betroffenen“? War das Exil generell als etwas Positives oder etwas Negatives zu betrachten? Diese Fragen sollen in dieser Seminararbeit nur kurz beantwortet werden.
Da die Erforschung des Exils primär eine biographische Forschung ist, die nach dem Schicksal des einzelnen Individuums fragt[3], wurde in dieser Seminararbeit eine mehr oder weniger bekannte intellektuelle Persönlichkeit gewählt, die der Tyrannei der Nationalsozialisten im III. Reich zunächst noch widerstand, also erst ins „innere Exil“ flüchte, jedoch 1938 nach Amerika fliehen musste. Die Rede ist vom deutsch-jüdischen Juristen Ernst Fraenkel. Welche Risiken und v. a. welche Chancen boten sich Ernst Fraenkel in seiner neuen Heimat in Amerika? Konnte er seinem Beruf als Jurist weiter nachgehen oder traten dabei Probleme auf und wie konnte er diese lösen? Konnte er von der Emigration sogar profitieren und wäre er heute der Wissenschaftler, der er geworden war, auch ohne den Nationalsozialismus und das Exil? Dies sollen die zentralen Fragen der vorliegenden Arbeit sein, die gestellt werden.
Es soll ebenfalls untersucht werden, welche biographischen Einflüsse sein späteres Denken und Handeln beeinflussten und v. a. welche Auswirkungen seine Zeit in Korea als „Amerikaner“ im Konflikt mit dem Kommunismus auf seine sozialdemokratische Einstellung hatten.
Inhaltlich werden in der Arbeit hauptsächlich die Texte des dritten Bandes der gesammelten Schriften Ernst Fraenkels analysiert. Ein Schwerpunkt wurde dabei auf den 1951 erschienen Aufsatz „Korea – ein Wendepunkt im Völkerrecht?“ gelegt, weil dieser besonders deutlich Fraenkels juristische Argumentationsweise bei internationalen Konflikten zur Geltung kommen lässt. Die Arbeit wurde weitestgehend auf diese Problematik begrenzt, weil sonst der Umfang einer Seminararbeit gesprengt hätte werden müssen.
1.2. Aufbau
Die vorliegende Seminararbeit kann inhaltlich grob in drei Teile untergliedert werden (Kapitel eins umfasst die Einleitung und Kapitel fünf die Schlussbetrachtung – diese werden gesondert erfasst).
Im zweiten Abschnitt wird der Begriff des Exils kurz angerissen, um einen Einstieg und ein besseres Verständnis in die Thematik „Exilanten und der internationalen Politik“ zu erreichen. Es soll dabei zunächst kurz auf Gründe bzw. Motive eingegangen werden, die es rechtfertigten, in das Exil zu gehen. Des Weiteren sollen in Kapitel eins Probleme aber auch mögliche Chancen, die die neue Heimat für den Intellektuellen mit sich brachte, hervorgehoben und anschließend abgewogen werden. Die herausgearbeiteten Erkenntnisse werden anhand von Zitaten von bekannten Exilanten veranschaulicht. Anschließend soll noch kurz darauf eingegangen werden, welche Auswirkungen Exilanten auf den Wissenstransfer und daraus resultierend auch auf die Akteure in der Internationale Politik hatten.
In Kapitel drei wird eine detaillierte Betrachtung der verschiedenen Lebensstationen Ernst Fraenkels vorgenommen. Nachdem zunächst seine Kindheit und sein Schaffen in der Weimarer Republik kurz skizziert werden, sollen im Anschluss seine Flucht nach Amerika und sein Wirken in Korea ausführlich dargestellt werden, weil diese Zeit, die wohl wichtigste im Leben Ernst Fraenkels gewesen war. Diese Stationen sind deshalb von so großer Bedeutung, weil Fraenkel im Exil zum einen ein zweites Mal Jura in den USA studierte und zum anderen als „Deutscher Exilant“ für die amerikanische Besatzungsbehörde in Korea arbeitete. Seine juristischen Kenntnisse aus Deutschland und Amerika zusammengenommen, qualifizierten ihn im besonders hohem Maße für diese Position. Zum Ende dieses Kapitels wird zudem näher betrachtet, welche Gründe und Motive es für Fraenkel 1951 gab, das so „erfolgreiche Exil“ wieder Richtung Deutschland zu verlassen. Des Weiteren soll in diesem Abschnitt noch kurz über sein Rolle und seine Tätigkeit in der jungen Bundesrepublik Deutschland eingegangen werden.
Im vierten Kapitel wird Ernst Fraenkels „politisch internationales Hauptwerk“ – „Korea – ein Wendepunkt im Völkerrecht?“ intensiv betrachtet. Dieses Werk wurde als elementarer Bestandteil in diese Seminararbeit aufgenommen, weil es meiner Meinung nach neben den Publikationen „Öffentliche Meinung und internationale Politik„ und „Regionalpakte und Weltfriedensordnung“ am besten Ernst Fraenkels Gedanken zur internationalen Politik und ihrer damaligen praktischen Problemen verdeutlicht. Des Weiteren ist es ein gutes Beispiel, wie ein deutscher Exilant in amerikanischen Diensten in Korea an einer friedlichen Nachkriegsordnung für die koreanische Halbinsel mitarbeiten konnte. In Kapitel vier werden also die Betrachtungen Fraenkels zum Koreakonflikt genauer untersucht. Zunächst wird eine kurze Einführung in die Problematik dieses Konfliktes und die eventuellen möglichen Auswirkungen auf die Weltfriedensordnung gegeben. Des Weiteren wird das Problem der unterschiedlichen Auslegung von Begriffen verschiedener Akteure der internationalen Politik, wie es Fraenkel analysiert, näher untersucht und eventuelle Lösungsansätze herausgearbeitet. Anschließend stehen die Vorphase des Koreakrieges und die sich abzeichnende Teilung dieses Landes im Blickpunkt, welche Auswirkungen diese Problematik für die Handlungsweise der Vereinten Nationen hatte und welche Lösungen letztendlich gefunden wurden, um die Weltorganisation dauerhaft im Kalten Krieg am Leben zu erhalten.
2. Zum Exil
Um ein Verständnis für die Problematik des Exils in der Ideengeschichte zu erreichen, muss zunächst verdeutlicht werden, was unter Exil zu verstehen ist, welche Ursachen bzw. Motive es gab und durchaus auch heute noch gibt, in das Exil zu „gehen“. Außerdem sollen Probleme aber auch Chancen betrachtet werden, die aus der Emigration resultieren können.
Exil bedeutet Vertreibung über die Grenzen des (Heimat-) Landes hinaus. Folglich verlässt der Intellektuelle seine historische und gewohnte Umgebung, und somit auch seine bekannte Tradition. Er ist gezwungen eine neue Sprache zu erlernen, um weiter publizieren zu können oder am intellektuellen Wissenstransfer im Exilland teilzunehmen und er muss sich in einer neuen, fremden (politischen) Kultur zurechtfinden. Dieser Vorgang wird ebenfalls in der Literatur als Akkulturation[4] oder Assimilation bezeichnet. Seinen Beruf hingegen verliert der Exilant weniger als seinen sozialen und gesellschaftlichen Status, den er im „Heimatland“ besaß, weil er seine Gedanken und Ideen ebenfalls im Exil entfalten kann. Problematisch dabei ist lediglich zunächst, dass er in den meisten Fällen in einer „neuen“ Sprache publizieren muss. Aber auch dieses Problem stellte keine unüberwindbare Hürde dar, wie György Konrad in „Die Zeit“ im Dezember 2003 schrieb:
Ein Schriftsteller wird an jedem Ort der Welt schreiben. Sprache funktioniert ähnlich wie Sexualität. Meisterwerke sind auch in sibirischen Holzhütten, Lagerbaracken, auf Gefängnispritschen oder während der Bombardierung unter einem Güterwagen entstanden. Der großen Begabung kann keine Falle etwas anhaben, das mittelmäßige Talent dagegen verfängt sich darin. […]."[5]
Exil konnte in der Ideengeschichte aber durchaus auch den Tod bedeuten. Als Sokrates im Jahre 399 v. Chr. mit dem Vorwurf der „Verführung der Jugend“ konfrontiert wurde und anschließend vor das Scherbengericht in Athen gestellt und verurteilt wurde, wählte er den freiwilligen Tod als eine Form des Exils.[6]
Einer von den bekannten Persönlichkeiten, die aus der Emigration nach Deutschland zurückkehrten war Theodor W. Adorno, der in einem Text zu Ehren Max Horkheimers die beschädigte Existenz des Intellektuellen im Exil wie folgt charakterisierte:
„Er lebt in einer Umwelt, die ihm unverständlich bleiben muss, auch wenn er sich in den Gewerkschaftsorganisationen oder dem Autoverkehr noch so gut auskennt; immerzu ist er in der Irre. Zwischen der Reproduktion des eigenen Lebens unterm Monopol der Massenkultur und der sachlich-verantwortlichen Arbeit herrscht ein unversöhnlicher Bruch. Enteignet ist seine Sprache und abgegraben die geschichtliche Dimension, aus der seine Erkenntnisse die Kräfte zog.“[7]
Welche Verbindungen bestehen nun zwischen dem Exil und der Politik? Ideen sind in der politischen Theorie oder der Ideengeschichte sehr eng an Personen gebunden. Eine Idee oder geistige Errungenschaft wird in aller Regel mit einer Person assoziiert. Wird nun diese Person verbannt oder zum Gang Exil gedrängt, so wird gleichzeitig die Idee bzw. das Gedankengut dieser Person verbannt.
Um sich die Gründe der Emigration zu verdeutlichen, kann folgendes Zitat von Evelyn Lancia genutzt werden:
„Als Emigrant gilt in der Geschichtsschreibung über den Nationalsozialismus gemeinhin die Person, die sich aus politischen, weltanschaulichen, rassischen oder religiösen Gründen oder wegen dadurch bedingter wirtschaftlicher Schwierigkeiten gezwungen sah, den Machtbereich des Nationalsozialismus zu verlassen.“[8]
Es muss zu dieser Definition jedoch kritisch angemerkt werden, dass sich die verschiedenen Emigrationsgründe auch überschneiden können und verschiedene Verfolgungsgründe einfach gleichgesetzt werden. So gilt z. B. Verfolgung aus weltanschaulichen, rassischen und religiösen Gründen als politisch bedingte Verfolgung. Des Weiteren impliziert diese Definition nicht, welche Dauer der Emigrationsvorgang hatte. Emigration galt in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts als langfristiger und dauerhafter Prozess, was für den Emigranten von Nachteil war, weil er dadurch auch anfälliger für politische Wandlungen war, was wiederum zur ständigen Bewegung führte. Die Flucht wurde somit für ihn zum Dauerzustand.[9]
Es ist ebenfalls zu erkennen, dass keine homogene Einheit unter der Masse der Exilanten bestand, was z. T. aus den vielen verschieden Beweggründen, ins Exil zu gehen, resultierte. In der „neuen Heimat“ vermischten sich Erfahrungen von früher mit neuen Erkenntnissen, die im Exilland gesammelt werden konnten. Folglich kann das Exil nicht ausschließlich als etwas Negatives für den jeweiligen Exilanten betrachtet werden, sondern es bot auch die Chance auf ein neues Leben oder eine neue berufliche Perspektive fernab der ursprünglichen Heimat. Die enormen Chancen, die durch das Exil durchaus entstanden, konnten jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass für die Mehrheit der Exilanten der Weg in die „neue Heimat“ vor allem Beschädigung, Verlust und Zerstörung kreativer Lebensentwürfe bedeutete. Für den Durchschnitt der Exilanten stellte der Weg in die neue Heimat eine gewaltige Hürde dar.[10]
Welche Auswirkungen und Einflüsse hatten nun die Emigrationsströme auf die internationale Politik? Emigranten trugen im hohen Maße zum internationalen Transfer von Wissen auf allen Gebieten bei, weil Ideen und Wissen eng an Personen gebunden sind. So nahmen deutsche Intellektuelle und Wissenschaftler, welche in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts Nazideutschland aus politischen Gründen verließen, erheblichen Einfluss auf die technische und v. a. wirtschaftliche Entwicklung der Emigrationsländer sowie deren daraus resultierenden politisch internationales Verhalten[11]. Durch die Vertreibung eines Teils der wissenschaftlichen Elite aus Deutschland wurde zum einen der Niedergang der deutschen Wissenschaft eingeläutet und zum anderen das Aufrücken der Vereinigten Staaten in die Spitzenposition der Forschernationen gefördert. Über die Radar- und Nuklearforschung konnte dadurch auch erheblichen Einfluss auf den Ausgang des II. Weltkrieges und somit auf die Verhandlungspositionen der Akteure in der internationale Politik genommen werden.[12] Somit ist zu erkennen, dass Exilanten durch den Transfer von Wissen zu einem gewissen Teil auch zur Internationalisierung der Wissenschaften in der westlichen Welt beitrugen.[13]
3. Biographie und Werk von Ernst Fraenkel
3.1. Kindheit, schulische Ausbildung und Studium
Ernst Fraenkel wurde am 26. Dezember 1898 als Sohn wohlhabender jüdischer Eltern in Köln geboren.[14] Nach dem zeitigen Tod der Eltern wurde er geistig von seinen Verwandten mütterlicherseits geprägt. Besonders beeinflusst wurde Fraenkel von seinem bürgerlichen und sozialdemokratischen Onkel Wilhelm Epstein, bei dem er seit seinem 16. Lebensjahr in Frankfurt am Main lebte.[15] Diese weltoffen-gebildete, progressiv-liberale Erziehung durch das neue Elternhaus sollte Fraenkels Werdegang entschieden prägen.[16]
Im Kriegsjahr 1916 absolvierte Fraenkel nach seiner Schulzeit in Köln und Frankfurt am Main das Notabitur. Anschließend nahm er als Freiwilliger bis 1918 am Ersten Weltkrieg teil, wurde schwer verwundet und rettete u. a. den Schwerverletzten Adolf Reichwein das Leben. Seit diesem verbindenden Erlebnis verband beide eine enge Freundschaft.[17]
Im Anschluss an den Ersten Weltkrieg studierte Fraenkel in Frankfurt am Main und Heidelberg Rechtswissenschaft und Geschichte. Während seiner Studienzeit lernte er bedeutende Intellektuelle, wie Franz Neumann oder Leo Löwenthal kennen und gründete mit beiden eine sozialistische Studentengruppe. 1921 trat er in die SPD ein und engagierte sich in der Arbeiterbildung der Freien Gewerkschaften.[18] Bei seinem wichtigsten akademischen Lehrer, Otto Sinzheimer, dem „Rechtskünstler“ und „Vater des deutschen Arbeitsrechts“, auf dem er sich sein Leben lang berief[19], promovierte Fraenkel 1923 mit einer Arbeit auf dem Gebiet des kollektiven Arbeitsrechts. Nach dem Assessorexamen wurde er 1925 hauptberuflicher Dozent an der Wirtschaftsschule des deutschen Metallarbeiter-Verbandes in Bad Dürrenberg.[20]
[...]
[1] Vgl. Lepsius, Rainer: Juristen in der sozialwissenschaftlichen Emigration, in: Lutter, Marcus u. a. (Hrsg.): Der Einfluss deutscher Emigranten auf die Rechtsentwicklung in den USA und Deutschland, Tübingen 1993, S. 19.
[2] Vgl. Keßler, Mario: Alternativen zu Hitler, in: Keßler, Mario (Hrsg.): Deutsche Historiker im Exil, Berlin 2005, S. 11.
[3] Vgl. Benz, Wolfgang: Flucht aus Deutschland. Zum Exil im 20. Jahrhundert, München 2001, S. 8.
[4] Vgl. Benz, Wolfgang: Flucht aus Deutschland. Zum Exil im 20. Jahrhundert, München 2001, S. 8.
[5] Zitiert nach: György Konrad, in: http://www.anna-seghers.de/projekte_exil.php, abgerufen am 23.04.2006.
[6] Vgl. http://www.prometheusonline.de/heureka/philosophie/klassiker/platon/, abgerufen am 23.04.2006.
[7] Vgl. Ebda., S. 116/117.
[8] Zitiert nach: Lancia, Evelyn: Emigration 1933-1945. Sozialhistorische Darstellung der deutschsprachigen Emigration und einiger ihrer Asylländer aufgrund ausgewählter zeitgenössischer Selbstzeugnisse, Stuttgart 1982, S. 26 ff.
[9] Vgl. Steinbach, Peter: Widerstand gegen den Nationalsozialismus aus dem Exil? Zur politischen und räumlichen Struktur der deutschen Emigration 1933-1945, in: Boockmann, H. u. a. (Hrsg.): Geschichte in Wissenschaft und Unterricht. Zeitschrift des Verbandes der Geschichtslehrer Deutschlands, 41. Jg., Heft 12, Mainz 1990, S. 588.
[10] Vgl. Benz, Wolfgang: Flucht aus Deutschland. Zum Exil im 20. Jahrhundert, München 2001, S. 117.
[11] Vgl. Söllner, Alfons: Hans J. Morgenthau – Ein deutscher Konservativer in Amerika? Eine Fallstudie zum Wissenstransfer durch Emigration, in: Erb, Rainer / Schmidt, Michael (Hrsg.): Antisemitismus und jüdische Geschichte. Studien zu Ehren von Herbert A. Strauss, Berlin 1987, S. 243.
[12] Fischer, Klaus: Vom Wissenschaftstransfer zur Kontextanalyse – oder: Wie schreibt man die Geschichte der Wissenschaftsemigration?, in: Erb, Rainer / Schmidt, Michael (Hrsg.): Antisemitismus und jüdische Geschichte. Studien zu Ehren von Herbert A. Strauss, Berlin 1987, S. 267.
[13] Vgl. Söllner, Alfons: Hans J. Morgenthau – Ein deutscher Konservativer in Amerika? Eine Fallstudie zum Wissenstransfer durch Emigration, in: Erb, Rainer / Schmidt, Michael (Hrsg.): Antisemitismus und jüdische Geschichte. Studien zu Ehren von Herbert A. Strauss, Berlin 1987, S. 243.
[14] Vgl. Steffani, Winfried: Ernst Fraenkel als Persönlichkeit?, in: Buchstein, Hubertus / Göhler, Gerhard (Hrsg.): Vom Sozialismus zum Pluralismus. Beiträge zu Werk und Leben Ernst Fraenkels, 1. Auflage, Baden-Baden 2000, S. 126.
[15] Vgl. http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/type=rezbuecher&id=1608, abgerufen am 30.09.2005.
[16] Vgl. Brünneck, Alexander von: Nachwort: Leben und Werk von Ernst Fraenkel (1898-1975), in: Fraenkel, Ernst: Deutschland und die westlichen Demokratien, erw. Aufl. Frankfurt/M. 1991, S. 360.
[17] Vgl. http://www.helmut-zenz.de/hzfraenk.htm, abgerufen am 30.09.2005.
[18] Vgl. Massing, Peter: Ernst Fraenkel, in: Massing, Peter / Breit, Gotthard (Hrsg.): Demokratietheorien. Von der Antike bis zur Gegenwart, 3. Auflage, Schwalbach 2003, S. 217.
[19] Vgl. Kuhn, Helmut: Ernst Fraenkel, in: Zeitschrift für Politik, Jg. 22, Heft 3, München 1975, S. 214.
[20] Vgl. Brünneck, Alexander von: Nachwort: Leben und Werk von Ernst Fraenkel (1898-1975), in: Fraenkel, Ernst: Deutschland und die westlichen Demokratien, erw. Aufl. Frankfurt/M. 1991, S. 360.
- Arbeit zitieren
- Ronny John (Autor:in), 2006, Ernst Fraenkels Betrachtungen zur Internationalen Politik nach 1945, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73466
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