Die Erziehung der Kinder hat in Deutschland einen enorm hohen Stellenwert und wird auch im Artikel 6 des Grundgesetzes (vgl. Stascheit 2005) besonders hervorgehoben. Die Eltern sehen sich in der heutigen Zeit mit wachsenden Ansprüchen an die Kindererziehung konfrontiert. Gleichzeitig sind die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen nicht optimal, denn die Arbeitslosenquote befindet sich auf einem sehr hohen Niveau, wodurch sehr viele Menschen auf die finanzielle Unterstützung vom Staat angewiesen sind. Daneben gibt es trotz guter politischer Absichten, wie beispielsweise dem Tagesbetreuungsausbaugesetz (TAG) noch immer nicht genügend Betreuungsplätze für alle Kinder. Viele Eltern fühlen sich angesichts dieser Schwierigkeiten den hohen Anforderungen nicht gewachsen und suchen institutionelle Unterstützung auf. Die Jugendhilfe bietet eine breite Palette von Unterstützungsmöglichkeiten für die Eltern an. Die SPFH stellt ein Hilfeangebot aus einer Reihe von Hilfen zur Erziehung (§§27ff. SGB VIII) dar.
In dieser Arbeit soll es nun darum gehen, das Hilfeangebot der SPFH näher zu erläutern unter der besonderen Berücksichtigung des systemischen Ansatzes. Dieser scheint für die Arbeit mit Familien besonders gut geeignet und prägt das Denken und Handeln des Familienhelfers. Zunächst werde ich diese ambulante Erziehungshilfe vorstellen und auf ihre rechlichen Grundlagen eingehen.
Bevor ich mich intensiver mit diesem Thema auseinandergesetzt habe, wusste ich, dass die SPFH häufig als einzige Alternative zu einer Fremdunterbringung der Kinder eingesetzt wird. Obwohl die Eltern damit einem erheblichen Druck ausgesetzt sind, die Hilfe anzunehmen, gelten in der SPFH Prinzipien wie Mitarbeit und Freiwilligkeit der Eltern. Dieser offensichtliche Widerspruch zwischen Fremdunterbringung der Kinder und der Freiwilligkeit der Familie hat mich sehr interessiert, weshalb ich hierauf näher eingehen werde. Im Anschluss daran werde ich typische Merkmale der Familien benennen, die von einer SPFH betreut werden. Dabei wird auch untersucht, ob es Familien gibt, in denen dieses Hilfeangebot eher ungeeignet scheint...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Sozialpädagogische Familienhilfe als ein Angebot der Jugendhilfe
- Definition der SPFH und ihre rechtliche Grundlagen
- Die SPFH im Kontext von Fremdplatzierung und Freiwilligkeit
- Merkmale von Klienten der SPFH
- Grundlagen des systemischen Ansatzes
- Der Systembegriff
- Konstruktivismus
- Die Familie als ein soziales System
- Systemisches Verständnis von Problemen
- Systemische Handlungsrichtlinien und ihre Bedeutung für die Arbeit in der SPFH
- Hypothetisieren
- Zirkularität
- Allparteilichkeit und Neutralität
- Kontextualisierung
- Ressourcenorientierung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert die Sozialpädagogische Familienhilfe (SPFH) als ein Angebot der Jugendhilfe und beleuchtet dabei den systemischen Ansatz als grundlegendes Denkmodell für die Arbeit mit Familien. Der Fokus liegt auf der Verbindung zwischen den rechtlichen Grundlagen der SPFH, den Herausforderungen der Freiwilligkeit im Kontext von Fremdplatzierung und dem systemischen Verständnis von Familien als soziale Systeme.
- Die SPFH als ambulante Erziehungshilfe und ihre rechtliche Einordnung
- Der systemische Ansatz als Grundlage für die Arbeit mit Familien
- Die Bedeutung von Freiwilligkeit und Mitarbeit der Familie in der SPFH
- Merkmale von Familien, die SPFH in Anspruch nehmen
- Systemische Handlungsrichtlinien für die praktische Arbeit in der SPFH
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung führt in das Thema SPFH ein und stellt die Relevanz des systemischen Ansatzes für die Arbeit mit Familien heraus.
- Kapitel 2 beleuchtet die SPFH als Angebot der Jugendhilfe, definiert sie rechtlich und geht auf den scheinbaren Widerspruch zwischen Fremdplatzierung und Freiwilligkeit ein. Außerdem werden typische Merkmale von Familien, die SPFH in Anspruch nehmen, benannt.
- Kapitel 3 befasst sich mit den Grundlagen des systemischen Ansatzes. Es werden der Systembegriff, der Konstruktivismus und die Familie als soziales System erläutert. Außerdem wird das systemische Verständnis von Problemen dargestellt.
- Kapitel 4 widmet sich den systemischen Handlungsrichtlinien, die als Orientierungshilfen für die Arbeit in der SPFH dienen. Die Leitlinien Hypothetisieren, Zirkularität, Allparteilichkeit, Kontextualisierung und Ressourcenorientierung werden vorgestellt und erläutert.
Schlüsselwörter
Sozialpädagogische Familienhilfe (SPFH), Jugendhilfe, systemischer Ansatz, Familie als soziales System, Freiwilligkeit, Fremdplatzierung, Ressourcenorientierung, Handlungsrichtlinien, Konstruktivismus.
- Quote paper
- Annika Duderstadt (Author), 2007, Grundlagen des systemischen Ansatzes in der Sozialpädagogischen Familienhilfe, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/73372