Mit den dem Kunsthistoriker vertrautesten Assoziationen, Darstellungen von Gläubigen oder Heiligen, die verzückt den Blick gen Himmel richten erschöpft sich der Begriff 'Ekstase' nicht. So steht er für ein „Aus-sich-herausgetreten-Sein“ , das vielfältige Ursachen haben kann und nicht auf die mystische Gotteserfahrung beschränkt ist, wiewohl dort ein Schwerpunkt liegt. Die Vielschichtigkeit des Begriffs lässt sich zunächst mit Hilfe einer intuitiven, auf den alltäglichen Sprachgebrauch gestützten Herangehensweise an den Zustand des Außer-sich-Seins, erahnen: zahlreiche Wendungen wie ‚außer sich vor Glück’, ‚außer sich vor Verzweiflung’, ‚außer sich vor Schmerz’, ‚außer sich vor Wut’ bezeichnen verschiedene Ursachen mit ähnlicher Wirkung – die Liste ließe sich fortsetzen. (...)
Ziel der vorliegenden Arbeit ist, anhand einer epochenübergreifenden Auswahl einen Eindruck von dem Facettenreichtum des Themas zu vermitteln. Im Vordergrund soll – und kann – weniger eine eindeutige Klassifizierung der Vielzahl an in Betracht kommenden Bildwerke, sondern die Betrachtung der Ausdrucksmittel, besonders der Mimik und Gestik stehen, die vom Künstler zur Verbildlichung des inneren, ‚ekstatischen’ Vorgangs eingesetzt wurden. Können wir an der Art der Darstellung erkennen, welche Emotion gemeint ist, also auch Rückschlüsse auf deren Ursache ziehen? Handelt es sich um das Glücksempfinden eines psychisch Kranken, eines selig lächelnden Alkoholikers oder dasjenige einer religiös empfindenden Person, der ein mystisches Erlebnis zuteil wird? Wie wichtig ist der Kontext in dem eine bestimmte Geste steht, haben sich die Gesten im Laufe der Kunstgeschichte verändert oder inwiefern wurden sie beibehalten und für andere Zwecke, etwa solche der Werbung eingesetzt?
Inhaltsverzeichnis
- A Einleitung
- B 1. Charakteristika des Ekstase-Begriffs
- 1.1 Ekstase-ein Phänomen der Mystik
- 1.2 Ekstase - ein Gegenstand der Psychologie und Psychiatrie
- 2. Ekstase bzw. Verzückung in der Kunst
- 2.1 Drei Formen der Ekstase, ein Ausdrucksmerkmal
- 2.1.1 Berninis Teresa von Ávila
- 2.1.2 Die ,,Trunkene Alte“
- 2.1.3 Raffaels „Besessener Knabe”
- 2.1.4 Vergleichende Betrachtung der Kopfm Motive
- 2.2 Das Andachtsbild als Meditationshilfe
- 2.2.1 Die Sigmaringer Christus-Johannes-Gruppe
- 2.3 Visionen und Visionäre
- 2.3.1 Der Evangelist Lukas aus dem Evangeliar Ottos III.
- 2.1 Drei Formen der Ekstase, ein Ausdrucksmerkmal
- C Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem vielschichtigen Thema der Ekstase und ihrer Darstellung in der Kunst. Ziel ist es, anhand einer epochenübergreifenden Auswahl von Kunstwerken, einen Einblick in den Facettenreichtum des Themas zu vermitteln und die Ausdrucksmittel, insbesondere Mimik und Gestik, zu analysieren, die Künstler zur Verbildlichung des inneren, 'ekstatischen' Vorgangs eingesetzt haben. Die Arbeit untersucht dabei nicht nur die verschiedenen Formen der Ekstase, sondern auch deren Ursachen und die Bedeutung des Kontextes, in dem eine bestimmte Geste steht.
- Charakteristika des Ekstase-Begriffs: Definition, psychologische und psychiatrische Aspekte, Rolle der Ekstase in der Mystik
- Darstellung der Ekstase in der Kunst: Analyse von Ausdrucksformen, Mimik und Gestik, Bedeutung des Kontextes
- Vergleichende Betrachtung verschiedener Kunstwerke: Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Darstellung der Ekstase
- Bedeutung der Ekstase in der Kunstgeschichte: Veränderungen und Kontinuitäten in der Darstellung der Ekstase
- Verbindung von Ekstase und Emotion: Analyse der Emotionen, die mit der Ekstase verbunden sind, und deren Darstellung in der Kunst
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Ekstase ein und beleuchtet die Vielschichtigkeit des Begriffs. Sie zeigt, dass Ekstase nicht nur ein Phänomen der religiösen Erfahrung ist, sondern auch in anderen Bereichen wie der Psychologie und Psychiatrie eine wichtige Rolle spielt. Das erste Kapitel beleuchtet den Ekstase-Begriff und beschreibt die charakteristischen Merkmale dieses psychischen Ausnahmezustands. Besondere Aufmerksamkeit wird dabei der Rolle der Ekstase in der Mystik und der Unterscheidung von Ekstase und "krankhaftem" Verhalten gewidmet. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Darstellung der Ekstase in der Kunst und analysiert verschiedene Ausdrucksformen, wie Mimik und Gestik. Die Betrachtung von Beispielen aus der Kunstgeschichte, wie Berninis Teresa von Ávila, die "Trunkene Alte" und Raffaels "Besessener Knabe", zeigt, wie Künstler die Ekstase in ihren Werken verbildlicht haben.
Schlüsselwörter
Ekstase, Verzückung, Mystik, Kunst, Psychologie, Psychiatrie, Mimik, Gestik, Ausdrucksformen, Emotionen, Darstellung, Kunstgeschichte, Andachtsbild, Vision, Religion.
- Citation du texte
- Christine Prütz (Auteur), 2004, Total verrückt - total verzückt: Ekstase und Verzückung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/72839