Das schlechte Abschneiden deutscher Schulen im europaweiten Vergleich hat ein-mal mehr ein Umdenken in der Schulpolitik bewirkt. Die Pisa-Studie hat gezeigt, dass in der Schulpolitik Deutschlands einiges an Nachholbedarf herrscht. Besonders die Leistungen der Jungen gelten dabei als Hauptursache für das schwache Ergebnis deutscher Schüler im Vergleichstest, weil sie denen der Mädchen deutlich hinterher hinken.
Die Kultusminister von Niedersachen und Hessen, Busemann und Wolff, glauben das Problem erkannt zu haben: sie fordern eine Männerquote für den Schuldienst, um mit Hilfe von männlichen Lehrkräften die Jungen im Schulalltag zu höheren Fähigkeiten anzuregen. Männer sind an vielen Schulen, nicht nur in Deutschland, son-
dern europaweit Mangelwaren. Besonders trifft dies auf den Bereich der Grundschu-e zu. Die Personalstruktur der meisten Grundschulen spiegelt auch den Zustand vieler Familien wider. Erziehungsarbeit liegt in den Händen von Frauen/Müttern, die „richtige“ Arbeit wird von Männern/Vätern erledigt. Doch genau darin liegt das Problem: durch diese traditionelle Rollenverteilung prägen sich bei Jungen und Mädchen stereotype Geschlechterverhältnisse ein, die in der heutigen Gesellschaft nicht mehr gewünscht sind. Vielmehr wird in letzter Zeit versucht, die bisherige Rollenverteilung aufzusplitten. Mädchen sollen mehr in typisch männliche Sphären hinein wachsen, Jungen umgekehrt in weibliche Bereiche. Um dieses zu ermöglichen, sind Jungen und Mädchen auf Vorbildfunktionen und damit auf die Anwesenheit und Erziehung durch beide Geschlechter angewiesen.
Oftmals scheitert dies bereits in den Familien: Abwesenheit der Väter durch lange Arbeitszeiten und damit einer nur geringen Beteiligung am Aufziehen der Kinder sowie Ehescheidungen sind die häufigsten Ursachen für einen Mangel an männlichen Bezugspersonen in Familien. Dieser Um-stand kann zurzeit auch nicht an Grundschulen ausgeglichen werden, weil männliche Pädagogen fehlen. Die Geschlechtersozialisation findet in der Grundschule nur in begrenztem Umfang statt, Frauen sind in der deutlichen Überzahl.
Ob hier tatsächlich grundlegende Ursachen liegen und entsprechende Veränderungen ein Schritt in die richtige Richtung sind, oder überhaupt wirklich sinnvoll und im Schulleben umsetzbar sind, werde ich versuchen, mit dieser Arbeit aufzuzeigen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Die Bedeutung des Mannes in den ersten 10 Lebensjahren
- 1.1 Die Rolle des Vaters früher und heute – Männermangel in Familien?
- 1.2 Folgen der Vaterlosigkeit für Mädchen und Jungen
- 1.3 Männer im Kindergarten und in der Grundschule
- 1.4 Stärken männlicher Lehrkräfte in der Grundschule
- 2. Verteilung der Geschlechterverhältnisse im Berufsfeld Lehramt
- 2.1 Historische Entwicklung des Frauen- und Männeranteils an Schulen
- 2.2 Verteilung der weiblichen und männlichen Lehrkräfte an den verschiedenen Schulformen
- 2.3 Zeitliche Beschäftigung von Frauen und Männern an Schulen
- 3. (Grundschul-) Lehramt - Frauendomäne und Männermangel
- 3.1 Der Begriff der „Feminisierung“
- 3.2 Der Begriff des „Frauenberufes“
- 3.3 Ein idealer Frauenberuf: (Grundschul-) Lehrerin
- 3.4 Lehramt als Beruf zweiter Wahl? - Beweggründe für Studierende
- 3.5 Gründe für das geringe Interesse der Männer am Grundschullehramt
- 4. Hierarchie von Männern und Frauen in der Schule
- 4.1 Das Amt der Klassenleitung
- 4.2 Das Amt der Schulleitung
- 5. Männer und Frauen im Grundschulalltag
- 5.1 Sind Grundschullehrer typische Männer?
- 5.2 Erwartungen an Grundschullehrer
- 5.3 Geschlechtsspezifische Eigenheiten von Lehrerinnen und Lehrern
- 5.3.1 Redeverhalten von Frauen und Männern
- 5.3.2 Unterschiedliche Verhaltensweisen von Lehrerinnen und Lehrern
- 5.4 Probleme schulischer Zusammenarbeit von Frauen und Männern
- 5.5 Das berufliche Selbstverständnis von weiblichen und männlichen Lehrern
- 5.6 Berufszufriedenheit von Lehrerinnen und Lehrern
- 6. Maßnahmen gegen die Feminisierung des Grundschullehramtes
- 6.1 Wandel in der Schule durch Wandel in der Gesellschaft?
- 6.2 Reformen in Berufs- und Ausbildungspraxis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Männermangel im Grundschullehramt und dessen Auswirkungen. Ziel ist es, die Gründe für die geringe Anzahl männlicher Lehrkräfte im Grundschulbereich zu analysieren und mögliche Maßnahmen zur Verbesserung der Situation aufzuzeigen.
- Rolle des Mannes in der Erziehung und seine Bedeutung für die Entwicklung von Kindern
- Geschlechterverteilung im Berufsfeld Lehramt und dessen historische Entwicklung
- Gründe für das geringe Interesse von Männern am Grundschullehramt
- Auswirkungen des Männermangels auf den Schulalltag
- Mögliche Maßnahmen zur Förderung männlicher Lehrkräfte im Grundschulbereich
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik des Männermangels im Grundschullehramt ein und benennt die Pisa-Studie als Ausgangspunkt der Diskussion. Die These, dass mehr männliche Lehrkräfte die Leistungen von Jungen verbessern könnten, wird eingeführt, ebenso wie die Problematik traditioneller Rollenverteilungen und deren Auswirkungen auf die Geschlechtersozialisation. Die Arbeit kündigt an, die Ursachen und möglichen Lösungsansätze zu untersuchen.
1. Die Bedeutung des Mannes in den ersten 10 Lebensjahren: Dieses Kapitel beleuchtet die Bedeutung der Vater-Kind-Beziehung für die Entwicklung von Kindern, insbesondere Jungen. Es wird die historische Entwicklung der Vaterrolle diskutiert, beginnend von der Zeugungsfunktion bis hin zur modernen Vorstellung von engagierter Vaterschaft. Die Studie verweist auf den Einfluss des Vaters auf die Identitätsfindung des Sohnes und die Folgen von Vaterlosigkeit. Dabei wird der Fokus auf die ersten Lebensjahre gelegt, als die Grundlage für die spätere Entwicklung gelegt wird.
2. Verteilung der Geschlechterverhältnisse im Berufsfeld Lehramt: Dieses Kapitel analysiert die geschlechtsspezifische Verteilung im Lehramt. Es betrachtet die historische Entwicklung des Frauen- und Männeranteils an Schulen und die Unterschiede in der Verteilung an verschiedenen Schulformen. Die zeitliche Beschäftigung von Frauen und Männern im Schuldienst wird ebenfalls untersucht, um ein umfassendes Bild der Geschlechterverhältnisse im Bildungssystem zu zeichnen.
3. (Grundschul-) Lehramt - Frauendomäne und Männermangel: Dieses Kapitel befasst sich eingehend mit der Feminisierung des Grundschullehramts. Es definiert die Begriffe „Feminisierung“ und „Frauenberuf“ und analysiert, warum das Grundschullehramt als typischer Frauenberuf angesehen wird. Die Beweggründe von Studierenden für die Wahl des Lehramts werden untersucht, um die Gründe für das geringe Interesse von Männern an diesem Berufsfeld zu ergründen.
4. Hierarchie von Männern und Frauen in der Schule: Dieses Kapitel untersucht die Hierarchie zwischen Männern und Frauen in der Schulstruktur. Es analysiert die Besetzung der Positionen der Klassen- und Schulleitung, um die Geschlechterverhältnisse in Führungspositionen zu beleuchten.
5. Männer und Frauen im Grundschulalltag: Dieses Kapitel beschreibt den Alltag von männlichen und weiblichen Lehrkräften an Grundschulen. Es untersucht die Erwartungen an Grundschullehrer, geschlechtsspezifische Eigenheiten im Verhalten und die Zusammenarbeit zwischen männlichen und weiblichen Lehrkräften. Die berufliche Zufriedenheit von Lehrerinnen und Lehrern wird ebenfalls analysiert.
6. Maßnahmen gegen die Feminisierung des Grundschullehramtes: Dieses Kapitel befasst sich mit möglichen Maßnahmen zur Bekämpfung der Feminisierung des Grundschullehramts. Es diskutiert die Frage, ob gesellschaftliche Veränderungen auch den Wandel im Schulsystem bewirken können und welche Reformen in der Berufs- und Ausbildungspraxis notwendig sind, um mehr Männer für den Beruf des Grundschullehrers zu gewinnen.
Schlüsselwörter
Männermangel, Grundschullehramt, Feminisierung, Geschlechterrollen, Vaterrolle, Erziehung, Sozialisation, Lehrerberuf, Geschlechterverteilung, Schulpolitik, Berufszufriedenheit.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Thema "Männermangel im Grundschullehramt"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht den Männermangel im Grundschullehramt und dessen Auswirkungen. Sie analysiert die Gründe für die geringe Anzahl männlicher Lehrkräfte im Grundschulbereich und zeigt mögliche Maßnahmen zur Verbesserung der Situation auf.
Welche Themen werden im Detail behandelt?
Die Arbeit beleuchtet die Rolle des Mannes in der Erziehung, die geschlechtsspezifische Verteilung im Lehramt (historisch und aktuell), die Gründe für das geringe Interesse von Männern am Grundschullehramt, die Auswirkungen des Männermangels auf den Schulalltag und mögliche Maßnahmen zur Förderung männlicher Lehrkräfte im Grundschulbereich.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in sechs Kapitel: Einleitung, Die Bedeutung des Mannes in den ersten 10 Lebensjahren, Verteilung der Geschlechterverhältnisse im Berufsfeld Lehramt, (Grundschul-) Lehramt - Frauendomäne und Männermangel, Hierarchie von Männern und Frauen in der Schule und Maßnahmen gegen die Feminisierung des Grundschullehramtes. Jedes Kapitel behandelt einen Aspekt des Themas detailliert.
Welche Rolle spielt die Vater-Kind-Beziehung in der Arbeit?
Die Arbeit betont die Bedeutung der Vater-Kind-Beziehung für die Entwicklung von Kindern, insbesondere Jungen. Es wird die historische Entwicklung der Vaterrolle diskutiert und der Einfluss des Vaters auf die Identitätsfindung des Sohnes und die Folgen von Vaterlosigkeit beleuchtet.
Wie wird die geschlechtsspezifische Verteilung im Lehramt analysiert?
Die Arbeit analysiert die historische Entwicklung des Frauen- und Männeranteils an Schulen und die Unterschiede in der Verteilung an verschiedenen Schulformen. Die zeitliche Beschäftigung von Frauen und Männern im Schuldienst wird ebenfalls untersucht.
Warum wird das Grundschullehramt als Frauenberuf angesehen?
Die Arbeit untersucht, warum das Grundschullehramt als typischer Frauenberuf angesehen wird und analysiert die Beweggründe von Studierenden für die Wahl des Lehramts, um die Gründe für das geringe Interesse von Männern an diesem Berufsfeld zu ergründen. Die Begriffe „Feminisierung“ und „Frauenberuf“ werden definiert.
Wie wird die Hierarchie zwischen Männern und Frauen in der Schule betrachtet?
Die Arbeit analysiert die Besetzung der Positionen der Klassen- und Schulleitung, um die Geschlechterverhältnisse in Führungspositionen zu beleuchten.
Welche Aspekte des Grundschulalltags werden untersucht?
Die Arbeit beschreibt den Alltag von männlichen und weiblichen Lehrkräften an Grundschulen, untersucht die Erwartungen an Grundschullehrer, geschlechtsspezifische Eigenheiten im Verhalten und die Zusammenarbeit zwischen männlichen und weiblichen Lehrkräften. Die berufliche Zufriedenheit von Lehrerinnen und Lehrern wird ebenfalls analysiert.
Welche Maßnahmen zur Bekämpfung der Feminisierung werden vorgeschlagen?
Die Arbeit diskutiert mögliche Maßnahmen zur Bekämpfung der Feminisierung des Grundschullehramts, indem sie die Frage erörtert, ob gesellschaftliche Veränderungen auch den Wandel im Schulsystem bewirken können und welche Reformen in der Berufs- und Ausbildungspraxis notwendig sind, um mehr Männer für den Beruf des Grundschullehrers zu gewinnen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Männermangel, Grundschullehramt, Feminisierung, Geschlechterrollen, Vaterrolle, Erziehung, Sozialisation, Lehrerberuf, Geschlechterverteilung, Schulpolitik, Berufszufriedenheit.
- Quote paper
- Benjamin Lonnemann (Author), 2006, Männermangel in der Grundschule? Zur Rolle des Mannes in einem feminisierten Beruf, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/72812