Irmgard Keun (1905 – 1982) ist eine der heute weniger bekannten Schriftstellerinnen. In den zwanziger Jahren versuchte sie ihr Glück zunächst am Theater in Köln und kam dann in Berlin zum Schreiben. Gefördert wurde sie dabei von Alfred Döblin und Kurt Tucholsky. Der wenige Monate nach „Gilgi – eine von uns“ im Frühjahr 1932 erschienene zweite Roman „Das kunstseidene Mädchen“, wurde zu einem Bestseller der Zeit vor Hitler und Irmgard Keun somit ein Liebling der Berliner Literaturszene. Aber schon wenig später (1933) standen ihre Unterhaltungsromane, zum Teil mit scharfer satirischer und gesellschaftskritischer Tendenz, als „antideutsche Asphaltliteratur“ auf der schwarzen Liste der Nazis, wurden verboten und verbrannt. Der jungen Autorin gelang 1935 die Flucht ins Exil. Nachdem sie bereits des Öfteren totgesagt wurde, kehrte Irmgard Keun 1940 heimlich nach Deutschland zurück. Bis heute gilt der Roman „Das kunstseidene Mädchen“ als das „bekannteste“ und „formal waghalsigste“ Buch Irmgard Keuns.1
Über eine Zeitspanne von etwa acht Monaten (Spätsommer 1931 bis Frühjahr 1932) werden die Erlebnisse der achtzehnjährigen Büroangestellten Doris beschrieben, die nach einer enttäuschten Liebe ihrem engen Lebenskreis entfliehen und ein „Glanz“ werden will, was etwa bedeutet, ein Star zu sein, materiell sorglos zu leben und sich glücklich zu fühlen. Der Weg zum angestrebten Ziel führt die Titelheldin und Ich-Erzählerin in diverse Beziehungen zu verschiedensten Männern und von der Provinzstadt Köln in die Metropole Berlin. Der offene Schluss zeigt Doris schließlich obdachlos und der Prostitution nahe.
Um die Figur der Doris, ihren Lebensentwurf, ihre Möglichkeiten und ihren Werdegang verstehen zu können, muss man sich mit der Zeit, in der der Roman entstand, und der Strömung, in die er einzuordnen ist, auseinandersetzen; eine Zeit, wie sie von jungen, nach Unabhängigkeit strebenden Frauen erlebt und gelebt wurde.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Einordnung des Romas in die Epoche der Neuen Sachlichkeit
- Das kunstseidene Mädchen als Frauentyp der Weimarer Republik
- Abschließende Betrachtung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert den Roman „Das kunstseidene Mädchen“ von Irmgard Keun im Kontext der Neuen Sachlichkeit. Sie untersucht die Figur der Doris als typischen Frauentyp der Weimarer Republik und beleuchtet deren Lebensentwurf, ihre Möglichkeiten und ihren Werdegang im Spannungsfeld der Zeit und der gesellschaftlichen Strömungen.
- Einordnung des Romans in die Epoche der Neuen Sachlichkeit
- Die Figur der Doris als Frauentyp der Weimarer Republik
- Die Darstellung der Beziehungen zwischen Männern und Frauen in der Weimarer Republik
- Die Auswirkungen der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedingungen auf die Lebenswelt der Frauen
- Die Bedeutung von Doris' Suche nach Selbstständigkeit und Glück
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung
Die Einleitung stellt Irmgard Keun und ihr Werk „Das kunstseidene Mädchen“ vor. Sie erläutert den Kontext des Romans und die Bedeutung der Figur der Doris im Hinblick auf die Zeit der Weimarer Republik.
2. Einordnung des Romas in die Epoche der Neuen Sachlichkeit
Dieses Kapitel analysiert die Einordnung des Romans in die Epoche der Neuen Sachlichkeit. Es werden die Grundpositionen und Merkmale der Neuen Sachlichkeit erläutert und in Bezug zum Roman gesetzt.
3. Das kunstseidene Mädchen als Frauentyp der Weimarer Republik
Dieses Kapitel fokussiert auf die Figur der Doris als typischen Frauentyp der Weimarer Republik. Es werden Doris' Lebensentwurf, ihre Möglichkeiten und ihr Werdegang im Spannungsfeld der Zeit und der gesellschaftlichen Strömungen analysiert.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Neue Sachlichkeit, Frauentyp, Weimarer Republik, Doris, Selbstständigkeit, Glück, Beziehungen, Gesellschaft, Wirtschaft, Lebenswelt, Großstadt, Provinz, Zeitgeist, Literatur zum Gebrauch, Gesellschaftskritik, politische und soziale Realität.
- Quote paper
- Silvia Asser (Author), 2005, Irmgard Keun: "Das kunstseidene Mädchen". Frauentyp der Neuen Sachlichkeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/72492