Innerhalb der Wirtschaftswissenschaften gilt die neoklassische Kapitalmarkttheorie als Ausgangspunkt für ein einfaches und sinnvolles Modell zur Bestimmung von Aktienpreisentwicklungen. Das bekannteste Modell ist dabei das CAPM. Es hat einen hohen Stellenwert, da es besonders einfach in der Handhabung und sehr verständlich ist. Aber gerade aufgrund der Einfachheit, die sich in erster Linie aus der begrenzten Anzahl von zugrunde gelegten Parametern ergibt, stellen sich auch erhebliche Probleme dar, die beonders dann zu Tage treten, wenn die Ergebnisse des CAPM mit der Realität verglichen werden.
Als besonderes Problem zeigt sich die Annahme innerhalb des Modells von dem rationalen Anlegers, der am realen Markt nicht zu finden ist.
Deshalb hat sich eine Gegenbewegung zur neoklassischen Kapitalmarkttheorie entwickelt, die sich Behavioral Finance nennt und insbesondere mit den tatsächlichen Verhaltensweisen von Anlegern an den Märkten beschäftigt. Aus den Forschungen der Behavioral Finance ergaben sich in den letzen Jahren vorallem die sogennanten Anomalien, die ganz klar zeigen, dass Investoren in keiner Weise rational Handeln. Die Verhaltensweisen versucht die Behavioral Finance in Modelle zu integrieren, um realere Aktienentwicklungen voraus zu sehen. Der Vorteil dieser Modelle, wie zum Beispiel der Noise Trading Ansatz, ist somit die größere Realitätsnähe, der Nachteil liegt aber in der wesentlich höheren Komplexität, aufgrund der Zunahme von zu berücksitigenden Parametern.
Es stellt sich somit die Frage, ob es sich lohnt, die erhöhte Komplexität zugunsten der erhöhten Relitätnähe zu akzeptieren. Und ob sich beide Wissenschaftszweige ausschließen, oder ob sie nebeneinander bestehen und sich vielleicht sogar ergänzen können.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zielsetzung der Arbeit und Relevanz
- Aufbau der Arbeit
- Neoklassische Kapitalmarkttheorie: Annahmen und Aussagen
- Der rationale Investor
- Präferenzen
- Nutzenfunktion
- Die Kapitalmarkttheorie
- Effiziente Märkte
- Grundlagen für die Bewertung im Marktgleichgewicht
- Capital Asset Pricing Model (CAPM)
- Erweiterung des Capital Asset Pricing Models
- Ursachen
- Transaktionskosten, Steuern, Marktsegmentierung
- CAPM-Anomalien
- Relativierung der Annahmen des CAPM
- Modellerweiterungen und Entwicklungen
- Zero-Beta CAPM und Multi-Beta CAPM
- Arbitrage Pricing Theory
- Vorteile und Nachteile der Entwicklungen
- Entwicklung einer „positiven“ Sichtweise zur Behavioral Finance
- Verhaltenswissenschaftliche Entdeckungen
- Verhaltensanomalien
- Axiome oder "heuristics and biases"
- Übersicht der Anomalien
- Widersprüche zur Kapitalmarkttheorie
- Von der Rationalität zur Quasi-Rationalität
- Veränderte Präferenzen
- Referenzabhängigkeit und Zeitinkonsistenz
- Fairness
- Prospect Theory und ihre „Nutzenfunktion“
- Preisbildung mit Hilfe von Behavioral Finance-Erkenntnissen
- Behavioral Portfolio Theory
- Noise Trading Ansatz
- Das Modell
- Noise Trading ohne Rückkopplung
- Noise Trading mit Rückkopplung
- Modelle mit allgemeinem Noise Trading-Verhalten
- Modelle mit speziellem Noise Trading-Verhalten: Positive Feedback Trading
- Bedeutung für Theorie und Praxis
- Overconfidence und Über-/Unterreaktion
- Kritik an der Behavioral Finance aus Sicht der Neoklassik
- Synthese aus Kapitalmarkttheorie und Behavioral Finance
- Vorzüge der Kapitalmarkttheorie und Stand der Forschung
- Vorzüge der Behavioral Finance und Stand der Forschung
- Ist eine Zusammenführung beider Ansätze möglich?
- Die Annahmen der neoklassischen Kapitalmarkttheorie und die Kritik der Behavioral Finance
- Die Entwicklung der Behavioral Finance als eigenständiger Forschungszweig
- Die Relevanz psychologischer Faktoren für die Preisbildung an Finanzmärkten
- Die Vereinbarkeit der neoklassischen Kapitalmarkttheorie und der Behavioral Finance
- Die Möglichkeiten und Grenzen beider Ansätze für die Erklärung von Finanzmarktphänomenen
- Einleitung
- Neoklassische Kapitalmarkttheorie: Annahmen und Aussagen
- Erweiterung des Capital Asset Pricing Models
- Entwicklung einer „positiven“ Sichtweise zur Behavioral Finance
- Preisbildung mit Hilfe von Behavioral Finance-Erkenntnissen
- Kritik an der Behavioral Finance aus Sicht der Neoklassik
- Synthese aus Kapitalmarkttheorie und Behavioral Finance
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Entstehung und Entwicklung der Behavioral Finance, einer Disziplin, die die Annahmen der neoklassischen Kapitalmarkttheorie in Frage stellt. Die Arbeit untersucht die Gründe für das Aufkommen der Behavioral Finance, die Zweifel, die sie an der Kapitalmarkttheorie aufkommen lässt, und prüft, ob es durch die Behavioral Finance zu Entwicklungen innerhalb der neoklassischen Theorie kommt. Das Ziel ist es, den Stand der jeweiligen Forschung zu untersuchen und die Haltung der Vertreter beider Ansätze zueinander zu ergründen.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beschreibt den Hintergrund und die Relevanz der Arbeit. Sie stellt die Frage nach der Erklärung von unvorhergesehenen Marktbewegungen, insbesondere anhand des Beispiels der Kursblase am Neuen Markt Ende der 1990er. Die Arbeit untersucht, ob die neoklassische Kapitalmarkttheorie diese Phänomene ausreichend erklären kann oder ob verhaltenswissenschaftliche Erkenntnisse, wie sie in der Behavioral Finance vertreten werden, eine ergänzende oder alternative Erklärung liefern können.
Dieses Kapitel stellt die Grundprinzipien der neoklassischen Kapitalmarkttheorie vor. Es erläutert das Menschenbild des rationalen Investors, dessen Präferenzen und die Annahme effizienter Märkte. Zudem wird das Capital Asset Pricing Model (CAPM) als zentrales Modell der Kapitalmarkttheorie vorgestellt.
Dieses Kapitel beleuchtet die Ursachen für die Erweiterung des CAPM, wie Transaktionskosten, Steuern und Marktsegmentierung. Es diskutiert zudem CAPM-Anomalien und die Relativierung der Annahmen des CAPM. Darüber hinaus werden Modellerweiterungen wie das Zero-Beta CAPM, das Multi-Beta CAPM und die Arbitrage Pricing Theory vorgestellt.
Dieses Kapitel beschreibt die Entstehung der Behavioral Finance und ihren Fokus auf verhaltenswissenschaftliche Entdeckungen. Es untersucht Verhaltensanomalien, Axiome oder „heuristics and biases“, veränderte Präferenzen und die Prospect Theory.
Dieses Kapitel beleuchtet verschiedene Ansätze zur Preisbildung im Rahmen der Behavioral Finance, wie die Behavioral Portfolio Theory und den Noise Trading Ansatz. Es erklärt, wie verhaltenswissenschaftliche Erkenntnisse die Preisbildung an Finanzmärkten beeinflussen können.
Dieses Kapitel analysiert die Kritikpunkte, die Vertreter der neoklassischen Kapitalmarkttheorie gegenüber der Behavioral Finance vorbringen.
Dieses Kapitel untersucht die Vorzüge beider Ansätze und diskutiert die Möglichkeit einer Synthese zwischen der neoklassischen Kapitalmarkttheorie und der Behavioral Finance.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Kapitalmarkttheorie, Behavioral Finance, Rationale Erwartungen, Verhaltensanomalien, Heuristiken, Präferenzen, Prospect Theory, Noise Trading, Overconfidence, Marktgleichgewicht und Effizienz der Märkte. Die Arbeit untersucht die Entwicklung und den Stand der Forschung in beiden Bereichen sowie die Möglichkeit einer Synthese beider Ansätze.
- Arbeit zitieren
- Jessica Plöger (Autor:in), 2007, Die Vereinbarkeit von neoklassischer Kapitalmarkttheorie und Behavioral Finance, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/72088