In politischen Reden wird eine Vielzahl von rhetorischen Strategien zur
Beeinflussung von Meinungen verwendet. Für den Rezipienten dieser Reden ist es
jedoch nicht immer leicht, diese zu durchschauen. An Hand ausgesuchter Reden des
amerikanischen Präsidenten George W. Bush und des ehemaligen deutschen
Bundeskanzlers Gerhard Schröder anlässlich des Irak-Kriegs 2003 sollen
argumentative und sprachlich-rhetorische Strategien aufgezeigt und hinsichtlich ihrer
Wirkung interpretiert werden.
In political speeches several rhetoric strategies are applied in order to influence
peoples’ opinions. But it is not always easy for the recipients of these speeches to
see through these strategies. This thesis analyses the arguments and rhetoric
strategies in selected speeches of the American President George W. Bush and the
former Chancellor Gerhard Schröder regarding the war in Iraq in 2003.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1. Politische Meinungsbildung
1.2. Strategische Kommunikation
2. Vorgehensweise: Ziel der Analyse
3. Die Funktion der Fernsehansprache.
4. Die Argumentation
4.1. Argument und Argumentation
4.2. Argumentationstheorie
4.2.1. Aufbau der Argumentkomponenten
4.2.2. Das Toulminsche Konzept
4.2.3. Die Topik
4.2.4. Die Gültigkeit von Argumenten
5. Argumente der amerikanischen Kriegsrhetorik: War Rhetoric
6. Analyse der Argumente in den Reden von Bush und Schröder
6.1. Vorgehen bei der Analyse
6.2. Analyse der Rede des US-Präsidenten George W. Bush vom 17.03.2003
6.3. Analyse der Rede des US-Präsidenten George W. Bush vom 19.03.2003
6.4. Analyse der Rede des ehm. Bundeskanzlers Schröder vom 18.03.2003
6.5. Analyse der Rede des ehm. Bundeskanzlers Schröder vom 20.03.2003
7. Sprache in der Politik
7.1. Einleitung
7.1.2 Bedeutungsgehalt von Begriffen
7.1.3 Polarisierung
8. Analyse und Interpretation rhetorischer, syntaktischer und anderer sprachlicher Mittel
8.1. Vorgehensweise
8.2. Übersicht: Fremd- und Eigengruppenreferenz (Bush 17.03 und 19.03.2003)
8.3. Analyse der Rede des US-Präsidenten George W. Bush vom 17.03. und 19.03.200
8.3.1. Charakterisierung der Eigengruppe
8.3.2. Legitimation des Krieges
8.3.3. Beschönigung des Krieges
8.3.4. Charakterisierung der Fremdgruppe
8.3.5. Die US-Mission: Freiheit und Selbstbestimmung
8.3.6. Erzeugung von Pathos
8.4. Übersicht: Fremd- und Eigengruppenreferenz (Schröder 18.03.und 20.03.2003)
8.5. Analyse der Rede von Schröder vom 18.03. und 20.03.2003
8.5.1. Zusicherung: Deutschland wird sich nicht am Krieg beteiligen
8.5.2. Klare Worte: Statt Verharmlosung des Krieges
8.5.3. Beschreibung der Fremdgruppe: Der Irak aus Sicht Schröders
8.5.4. Bestärken der eigenen Position
8.5.5. Deutschland wird seiner internationalen Verantwortung gerecht
8.5.6. Zusicherung: Deutschland wird sich nicht am Krieg beteiligen
8.6. Überblick der verwendeten Argumente und Topoi von Bush und Schröder
9. Vergleich der Argumente und rhetorisch-sprachlichen Mittel: Bush vs. Schröder
9.1. Mittel zur tendenziösen Faktendarstellung
9.2. Pathos
10. Fazit
11. Literaturverzeichnis
12. Anhang: Textkorpus
1. Einleitung
1.1 Politische Meinungsbildung
Regierungen finden viele Worte, um Krieg zu rechtfertigen. Die Misshandlungen von Abu Ghureib machen wieder einmal klar, wie wenig man diesen Worten Glauben schenken kann. Der kritische Bürger mag stets bemüht sein, nicht alles zu glauben, was ihm als vermeintliche Wahrheit präsentiert wird. Vor allem in Kriegszeiten ist es besonders schwer, an objektive Informationen zu gelangen, da selbst die Medien nicht immer wahre von falschen Informationen unterscheiden können. Und selbst wenn, oft genug übernehmen die Medien die Worte der Politiker und Kriegsstrategen. Es wird selbst dann noch von humanitärer Intervention gesprochen, wenn Bilder von Panzern und explodierenden Granaten über den Bildschirm flimmern. Da fragt sich der kritische Bürger, was daran noch human ist. Humanitärer NATO-Einsatz und Krieg klingen auf Anhieb wie zwei verschiedene Dinge, oft genug bezeichnen sie aber das Gleiche. Sind nicht letztlich beide ein gewaltsames Eingreifen in einem Konflikt? Doch soweit soll der kritische Bürger - geht es nach Kriegsbefürwortern - möglichst nicht denken. Dass es nicht so weit kommt, dass die Bürger verstehen, was manche Politiker wirklich meinen mit dem was sie sagen, dafür wird einen enormer Aufwand betrieben. Immer ein Ziel im Auge: Für den eingeschlagenen Regierungskurs möglichst breite Unterstützung in der Bevölkerung zu bekommen, weil mit eben dieser Unterstützung jedes Vorhaben und letztlich auch die Regierung selbst steht oder fällt.
1.2. Strategische Kommunikation
Um diese Unterstützung in der Bevölkerung zu bekommen, müssen die Politiker die Bevölkerung von ihren Ansichten überzeugen[1]. Hierfür betreiben die Politiker und ihre Parteien professionelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Ebenso wie jedes wirtschaftliche Unternehmen sind Parteien darauf angewiesen, ein bestimmtes Image in die Öffentlichkeit zu tragen und ihre Programme medienwirksam zu kommunizieren. Hierbei geht es aber nicht nur um rein wirtschaftliche Interessen, es geht darum, Wählerstimmen zu bekommen. Für den Aufbau eines Image und dessen Aufrechterhaltung haben Politiker einen ganzen Stab von Medienberatern, PR- und Werbefachleuten. Für ein das Image wird jedes Detail ausführlich geplant. Selbst vom Auftreten, über die Kleidung, bis hin zur Rede des Politikers ist alles strategisch durchdacht (Pfetsch 2003: 44). Wenn schon der Auftritt des Politikers strategisch genau durchdacht ist, wie sieht es dann mit den Inhalten aus, die der Politiker vermitteln soll? Selbst diese werden von Kommunikationsexperten, Politstrategen und Redenschreibern in die passende Form gebracht, um den Rezipienten damit überzeugen zu können. Sprachliche Manipulationsversuche und Propaganda sind nichts Neues, doch scheint die PR- und Öffentlichkeitsarbeitarbeit für den Krieg an Bedeutung zugenommen zu haben. So kommt z.B. Spiegel-Redakteur Nils Klawitter in einer aktuellen Ausgabe des Spiegel zu dem Schluss, dass PR-Arbeit „die Wahrnehmung der Welt manipuliert“ (Klawitter2006:72f). Auch in Bezug auf andere Konflikte befürchtet er: „Man kann sicher sein, dass auch im aktuellen Nahost-Konflikt PR-Leute an allen Fronten arbeiten. Aber man wird es vielleicht nie erfahren – oder erst nach einigen Jahren, wie im Falle des Golf-Kriegs.“
Der Wahrheitsgehalt der in den Reden dargestellten Fakten wird sich kaum überprüfen lassen. Das soll und kann in dieser Arbeit auch nicht geschehen.
Warum wird aber in einer Arbeit zur rhetorischen Analyse die Inszenierung durch PR-Strategen zum Thema? Dass Fakten von PR-Strategen bearbeitet werden und in der Rede von so genannten Redenschreibern mit allen Tricks der Rhetorik bearbeitet werden, daran besteht kein Zweifel. Diese PR-Strategen sind diejenigen, die politische Reden durch die zu untersuchenden rhetorisch-argumentativen Mittel kommunikationsstrategisch bedeutend werden lassen. Wie sehr allein Begriffe die Wahrnehmung der Realität beeinflussen, erklärt Edelman (Chef einer großen unabhängigen PR-Agentur) im Spiegelinterview: „PR-Leute sind immer auch Übersetzer, die versuchen, die Deutungsmacht über Begriffe zu erlangen, Worte gefügig zu machen, Assoziationen zu diktieren. So werden aus Entlassenen Freigesetzte, aus Zuzahlung wird Eigenverantwortung und aus Menschen Humankapital.“
Reinhard Hesse, Redenschreiber von Gerhard Schröder erklärt zu diesem Thema: „Für ein Team, das sich mit Kanzlerreden beschäftigt, wächst damit auch die Verantwortung mit der Verantwortlichkeit (Forschungsjournal NSB, Jg. 13, Heft 3, 2000). Dieser Verantwortung sind sich die PR-Strategen dem Spiegel nach wohl nicht immer bewusst, wenn man folgende Aussage von Klawitter (2006:72) betrachtet: „Die Profis der Branche helfen sogar, Kriege zu inszenieren.“ Zur differenzierten Betrachtung von politischen Informationen sind eigentlich die Medien da. Doch diese werden ihrer Funktion nicht immer gerecht. John Staubner, Gründer des unabhängigen Nachrichtendienstes PR Watch geht sogar soweit zu sagen: „Statt Propaganda aufzudecken, sind Medien der Kanal für Propaganda geworden. (Klawitter 2006:73)“
So pessimistisch sieht die Situation allerdings nicht jeder. Nach dem Grundgesetz sind die Medien der kritischen Berichterstattung verpflichtet, die dem Bürger eine objektive Meinungsbildung ermöglicht. Eine dem Idealfall angepasste und optimistischere Sichtweise liefert Kepllinger: „Innerhalb der letzten Jahrzehnte hat die Bedeutung der Journalisten als Kommunikatoren auf Kosten der Politiker zugenommen. So überlagern z.B. die Sichtweisen von Journalisten in der (…) Berichterstattung zunehmend die Gesichtspunkte der Politiker, über die sie berichten.“ (Kepplinger zitiert nach Mikolajczyk 2004:25)
Zahlreiche Forschungen behandeln die Kommunikation zwischen Medien und Politik. Diese Diskussion wäre Thema einer ganzen Magisterarbeit. In dieser Arbeit soll es aber um die Kommunikation zwischen Sender und Empfänger gehen, und zwar ohne vermittelnde Instanz. Die Vermittlung beschränkt sich bei den analysierten Fernsehansprachen nur auf die technische Übermittlung durch die Medien. Auf die Botschaft zwischen Sender und Empfänger haben die Medien bei einer live übertragenen Fernsehansprache schließlich keinen Einfluss.
Eine Fernsehansprache stellt eine Mehrfachadressierung an die Rezipienten der Rede dar. Sie macht den Anschein einer direkten Kommunikation zwischen Sender und Empfänger, da der Rezipient direkt vom Sender Informationen erhält, wenn auch durch das Fernsehen übertragene Informationen. Tatsächlich aber stellt sie einen einseitigen Kommunikationsakt dar (Sender -> Textrezipient). Dem Empfänger bleibt keine Möglichkeit, in Interaktion mit dem Sender zu treten (Mikolajczyk 2004:19).
In diesem Fall sind nicht die Medien diejenigen, die sich der Sprache der Politik ausgesetzt sehen, sondern der Bürger selbst. Die Reflexion über den dargestellten Sachverhalt und die politische Meinungsbildung bleiben allein auf der Seite des Bürgers. Der Vorteil hierbei ist, dass keine vermittelnde Instanz die Nachricht des Senders auf dem Weg zum Rezipienten verzerren kann, d.h. dass niemand zweites Einfluss auf die Meinungsbildung des Rezipienten hat. Der Nachteil besteht allerdings auch eben darin, dass die vermittelnde, reflektierende und Fakten differenziert betrachtende Instanz der Medien fehlt, die zumindest im Idealfall diese Funktion ausüben sollte, um dem Bürger eine Meinungsbildung auf Grundlage objektiver Informationen zu ermöglichen.
Der Rezipient sieht sich bei einer Fernsehansprache so aber den Persuasionsversuchen der politischen Akteure ausgesetzt, sofern er nicht über die politisch-kritische Kompetenz und Mündigkeit verfügt, die es ihm ermöglicht, den dargestellten Sachverhalt differenziert zu betrachten. Diese Fähigkeit wird in Deutschland von einem Erwachsenen ab dem 18. Lebensjahr erwartet und trifft auf bestimmte Teile der Bevölkerung (mit zunehmendem Bildungsgrad) auch zu. Doch nicht jeder Bürger ist als politisch mündig einzustufen. Das Alter der Person und Bildungsgrad sind Faktoren, die für die politische Mündigkeit eine Rolle spielen.
Doch auch der mündige Bürger, wird nicht in jeder Situation die Möglichkeit haben, sich eine objektive Meinung zu bilden. Handelt es sich bei dem diskutierten Sachverhalt um Themen mit schwer zu überprüfender Faktenlage, wird es für den auch noch so gebildeten und mündigen Bürger schwer, sich eine Meinung zu bilden. In einer solchen, vagen Informationslage befindet sich der Rezipient einer Kriegsrede. Vorwürfe dem Kriegsgegner gegenüber sind für den Bürger selbst nicht nachzuprüfen, hier kann er sich nur auf die kritische Berichterstattung der Medien verlassen, die auch hin und wieder die Wahrheit von Propagandalüge (im Idealfall nur aufgrund der kaum überprüfbaren Fakten) nicht unterscheiden können. Wie auch Thymian Bussemer in seinem Aufsatz zur Lage im Irak „Die Medien als Kriegswaffe“ beschreibt: „Die Massenmedien sind aus Sicht der Militärs von potentiellen Störfaktoren, die es zu instrumentalisieren gilt, zu willfähigen Helfern der Kriegsführung avanciert.“ (Bussemer 2003: 20) Gerade wegen der hin und wieder (vor allem in Kriegszeiten) auftretenden Ohnmacht der Medien gegenüber Inszenierungsversuchen der Politik rückt die Verantwortung, Politikersprache kritisch zu rezipieren, wieder in die Nähe des Bürgers. Aber ist der Bürger wirklich so manipulierbar? Sind die Strategien wirklich so schwer zu durchschauen? Um diese Frage ist seit Jahren eine Debatte entbrannt. Ein kritischer Rezipient sollte die ihm präsentierte Informationen distanziert betrachten können. Ihm wird zudem meist die parteiische Darstellung der Fakten und die persuasive Funktion von Rhetorik bewusst sein. Den Idealfall eines mündigen Bürgers schildert Habermas, indem er sagt, dass es zum Allgemeinwissen eines mündigen Bürgers gehört, persuasive Sprache zu erkennen: „Wer in unserer Gesellschaft nicht so kritisch geschult ist, dass er strategisches, erfolgsorientiertes, persuasives Reden von kommunikativem, verständigungsorientiertem, informativem Reden unterscheiden kann, der fällt zurück in selbstverschuldete Unmündigkeit bzw. verharrt in ihr, d.h. er ist der realistischen, nur scheinbar unproblematischen Redensweise der Sprache und ihrer Sprecher ausgeliefert.“ (Habermas zitiert nach Liedtke 1991: 8)
Die persuasive Funktion politischer Rhetorik (besonders von Kriegsreden) beschränkt sich allerdings nicht allein auf die bereits genannten Mittel, um die Bürger von ihrer Position zu überzeugen. Die Mittel, die so manches Mal eingesetzt werden, sind weitaus subtiler als von den meisten Bürgern angenommen. Kann man da wirklich noch von selbstverschuldeter Unmündigkeit sprechen, wenn der Bürger diese nicht immer erkennt? Wie gezielt und wie subtil diese sprachlichen Strategien eingesetzt werden und wie unterschiedlich die Wahl der sprachlichen Mittel bei verschiedenen Politikern ausfällt, soll die vorliegende Analyse am Beispiel der Fernsehansprachen von Präsident George W. Bush und des ehemaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder zum Irak-Krieg im Jahre 2003 zeigen.
2. Vorgehensweise: Ziel der Analyse
Zunächst sollen die von den Rednern vorgebrachten Argumente als solche herausgearbeitet werden. Die Bestanteile eines Arguments sollen bestimmt und ergänzt werden sowie Art und Aufbau des Arguments charakterisiert werden. Zudem soll den alltagslogischen Schlussverfahren der Topik und den Fehlschlüssen besondere Beachtung zu Teil werden, da diese im Alltag - wie auch in politischen Reden - häufig verwendet werden. Die in der Analyse herausgearbeiteten Merkmale lassen daraufhin evtl. Rückschlüsse auf die Intention des Redners zu. Durch diese umfassende Analyse der Argumente können so evtl. zweifelhafte oder gar manipulative Absichten des Redners entlarvt werden.
Die Analyse der Argumente beschränkt sich nicht allein auf die Argumentation. Bayer führt hierzu an, dass Argumente in „komplexe Netzwerke aus Gefühlen, sozialen Beziehungen und politischen Loyalitäten eingebettet und durch diese Einbettung bisweilen sogar verzerrt sind“. (Bayer 1996:11) Die Analyse der sprachlichen Mittel ist aber vor allem aber wichtig, weil durch die Sprache die Wirkung der Argumente noch gesteigert werden kann, wie Ottmers (1996:135) bemerkt: „weil die Versprachlichung einerseits die Argumente überhaupt erst >sichtbar< macht, und weil sie andererseits deren Effizienz und Durchschlagskraft noch steigert.“ Daher soll im Anschluss an die Argumentationsanalyse die sprachliche Ausgestaltung der Argumentationen genauer untersucht werden. Hierbei sollen besonders die rhetorischen Stilmittel d.h. Wortfiguren sowie Figuren der Gedankenführung und - wo eine beabsichtige Anwendung vermutet werden kann - auch syntaktische und andere sprachliche Mittel bestimmt werden. Daraufhin sollen mit Hilfe von Sekundärliteratur zur rhetorischen Stilanalyse Vermutungen über die Wirkung der verwendeten Mittel angestellt und Rückschlüsse auf die Intentionen der Redner gezogen werden, um sie dann im Folgenden kritisch zu diskutieren.
Der tatsächliche Wirkungserfolg solcher Mittel soll in dieser Arbeit nicht diskutiert werden, dafür wären empirisch-psychologische Studien erforderlich. Es soll hier lediglich gezeigt werden, wo und wie rhetorisch-argumentative Mittel in den Reden eingesetzt werden, und mit Einbeziehung des Adressatenkreises und des situativen Kontextes Vermutungen angestellt werden, aus welchem Grund diese Mittel angewendet worden sind und welchen Zweck der Redner damit verfolgt haben könnte.
Für das Leseverständnis wird darauf hingewiesen, dass mit dem Begriff „Rezipient“ der Einfachheit wegen beide Geschlechter angesprochen werden. Ebenfalls der Vereinfachung dient die Abkürzung „MVW“ für „Massenvernichtungswaffen“, da dieser Begriff sehr häufig verwendet wird und aufgrund seiner Länge den Lesefluss stört, soll er abgekürzt werden. Auf eine Beschreibung des Irak-Krieges und seiner Hintergründe wird in der Arbeit bewusst verzichtet, um Raum zu lassen für die Analyse. Allgemeine Kenntnisse aus dem aktuellen Weltgeschehen in Bezug auf den Irak-Krieg werden vorausgesetzt. Weniger bekannte Hintergrundinformationen – sollten sie in der Analyse eine Rolle spielen – werden an den betreffenden Stellen erläutert und mit Nachweisen belegt.
3. Die Funktion der Fernsehansprache
Da die Fernsehansprachen in dieser Analyse primär unter rhetorischen Gesichtspunkten analysiert werden sollen, ist zum besseren Verständnis der Funktion politischer Texte eine Einordnung in die klassischen rhetorischen Gattungen von Aristoteles sinnvoll. Hierzu werde ich mich hauptsächlich auf das Buch von Clemens Ottmers „Rhetorik“(1996) beziehen, da es primär auf der klassische aristotelische Rhetorik basiert, aber auch neuere Ansätze hinzuzieht.
Aristoteles schlug ein dreigliedriges Schema aus politischer Staatsrede, juristischer Rede und Lob- und Festrede vor. Eine Fernsehansprache ist demnach der Gattung der politischen Staatsrede zuzuordnen. Schon in der Antike wurde die Rhetorik in politischen Prozessen zur Meinungsbildung und demokratischen Entscheidungsfindung eingesetzt.
„In der Volksversammlung beratschlagen die Bürger der Polis alle öffentlichen Angelegenheiten, wobei sie die unterschiedlichen Standpunkte in Rede und Gegenrede vortragen – mit dem Ziel, Mehrheiten unter den stimmberechtigten Zuhörern zu finden, um letztlich politische Entschlüsse fassen und Handlungsanweisungen geben zu können.“ (Ottmers 1996:19) Ottmers schränkt allerdings ein, dass politische Rhetorik auch von der Situation der Zeit abhängt (dem jew. System, Medien etc.). Daher sollte man bei der Einordnung in die antiken Gattungen vorsichtig sein, „weil dies der heutigen Komplexität und Pluralität politischer Meinungsbildung nicht mehr gerecht würde“. (a.a.O.:26)
Eine Fernsehansprache weist nämlich einen großen Unterschied zur klassischen Form auf. Die klassische Rede weist das „urdemokratische Prinzip“ (a.a.O.:7) der Wechselrede auf. Die politischen Reden der Antike hatten dialogischen Charakter, d.h. dass durch den „Wechsel von Rede und Gegenrede das Für und Wider der jeweiligen Sache vor Augen geführt wurde“. (a.a.O.:7) Jeder Redner versuchte seinen Standpunkt in seiner Rede durchzusetzen. Im Gegenzug versuchte der nächste Redner die Gegenposition darzustellen. Nach der Anhörung beider Positionen konnte sich das Volk selbst eine Meinung bilden (a.a.O:19) Dieses Prinzip herrscht im Grunde auch in der politischen Rede von heute noch vor, aber die Gegenposition wird nicht im Anschluss auf die Ansprache dargestellt. In der Parlamentsrede wird die Wechselrede heute noch praktiziert. In Bezug auf die Fernsehansprache übernehmen die Medien diese Funktion, indem sie nach der Sendung der Ansprache Kritikpunkte seitens anderer Parteien erwähnen. Von politischer Seite aber bleibt die unmittelbare Darstellung der Gegenposition aus.
Das dreigliedrige Schema von Aristoteles wurde schon in der Antike wegen seiner starren Einordnung kritisiert. Das genus demonstrativum aber ist in der politischen Rede zu finden. Es ist ein Monolog, der keine Urteilsfindung anstrebt, sondern nur die Präsentation einer Sache (Darstellungsfunktion) (a.a.O:21) beinhaltet. Im Mittelpunkt steht nicht die politische Entscheidungsfindung. „Die Funktion des genus demonstrativum besteht darin, existierende Meinungen, Annahmen oder Ideologien entweder zu bestätigen oder abzulehnen, diese aber nicht durch Reflexion und Rede herbeizuführen.“ „Die Zuhörer können die vorgebrachten Argumente zwar reflektierend begleiten, sind aber am Meinungsbildungsprozess und an der Entscheidung nicht beteiligt.“ (a.a.O.:23 f.)
Bei einer Fernsehansprache ist das Ziel nicht die Entscheidungsfindung der Regierung, sondern das Verkünden einer Entscheidung. Die Entscheidung steht bereits fest und wird nur verkündet. Die Bürger waren am Meinungsbildungsprozess (pro Krieg vs. contra Krieg) und der darauf erfolgten Entscheidung der Regierung nicht unmittelbar beteiligt. Das Ziel des Redners in einer Fernsehansprache ist es lediglich, die Regierungsentscheidung zu rechtfertigen. Getroffene Entscheidungen sowie vergangene und zukünftige Handlungen der Regierung sollen legitimiert werden. Um dies zu erreichen, muss Schröder beim Volk Einsicht für das Vorgehen der Regierung bewirken. Reinhard Hopfer fasst die Kommunikationsabsichten der Politiker wie folgt zusammen: „Strategische Kommunikationsziele politischer Subjekte bestehen vor allem in der Herstellung von Konsens, dem Erreichen von Akzeptanz und dem Nachweis der Legitimation.“ (Hopfer zitiert nach Liedtke 1989:113)
Die Rede hat neben der Legitimationsfunktion daher auch eine persuasive Funktion, d.h. durch sie sollen die Fernsehzuschauer davon überzeugt werden, dass z.B. ein Kriegseinsatz notwendig ist. Die Rede hat zudem eine Informationsfunktion, d.h. durch sie soll die Bevölkerung über das Vorgehen der Regierung informiert werden. Primär zielt diese Rede jedoch auf die Legitimation der Regierungsentscheidung sowie die Persuasion der Bürger ab.
Mit dem Begriff Persuasion ist im linguistischen Wörterbuch von Lewandowski (1994) nach der Definition Danets (1971:316) jedweder „Gebrauch verbaler Mittel zwecks Beeinflussung der Einstellung oder des Verhaltens anderer“ gemeint. Eine weitere Funktion ist auch das „Überzeugen als sprachlich-argumentative Form der Beeinflussung mit dem Ziel, durch Meinungswandel Konsens herzustellen [...]“. Einen Konsens zugunsten der Regierungsentscheidung will der Redner im Idealfall mit der Fernsehansprache erreichen.
Nach Hovland setzt sich der Persuasionsprozess aus drei Schritten zusammen:
1. Opinion change
2. Attitude change
3. Behavior change (Hovland zitiert nach Mikolajczyk 2004: 36)
Werden diese Schritte alle durchlaufen, ist die Persuasion erfolgreich verlaufen. In der Definition von Mikolajczyk (2004:40) sind weitere Funktionen von Persuasion vorgesehen. Sie bezeichnet Persuaion als informative-argumentative, emotive und ästimative Handlung. Das bedeutet, dass man unter Persuasion zu verstehen hat, dass der Sender über ein bestimmtes Thema informiert, Argumente vorbringt, bestimmte Emotionen auslösen will und das Thema bewertet. Persuasion stellt also den Versuch dar, andere für die eigenen Ideen zu gewinnen. „Andere Menschen zu beeinflussen, heißt u.a. die eigene Meinung durchzusetzen, eigene Standpunkte zu vertreten, eigene Ziele zu den Zielen anderer zu machen“ (a.a.O.:35). Genau dies wollen die Redner in den vorliegenden Reden erreichen, denn – auch wenn die Wahlen in weiter Ferne liegen - je weniger die Redner es schaffen, die Akzeptanz in der Bevölkerung für die Regierungshandlungen zu erreichen, desto geringer sind die Chancen auf eine Wiederwahl. Auch wenn die Bürger auf die schon getroffene Kriegsentscheidung nicht mehr viel Einfluss haben, im Hinblick auf spätere Wahlen ist es dennoch sinnvoll, die Bürger möglichst von der Position der Regierung zu überzeugen.
Die Persuasion habe nach Mikolajczyk (2004:40) auf einer pragmatischen Ebene zudem appellativen Charakter, da sie das Ziel hat, Rezipienten zu einem bestimmten Verhalten zu bewegen.
In Werbetexten und auch bei den meisten politischen Reden ist dem Rezipienten meist klar, dass der Text persuasive Funktion hat. Er weiß, dass der Text parteilich dargestellt wird, aber viele persuasive Mechanismen und ihre Wirkung sind nicht immer für den Rezipienten im ersten Moment erkennbar: „In der öffentlich-politischen Kommunikation versucht man in vielen Fällen den persuasiven Charakter der Texte zu verstecken, d.h. ihn auch zu manipulieren.“ (a.a.O.:24). Zudem gibt es Argumente, die Behauptungen nicht wirklich stützen können, die aber dennoch Anschein erwecken plausibel zu sein (Posner et al.1988:5). Einige Beispiele solcher Mechanismen sollen in dieser Arbeit an Hand der Argumentation und Wortwahl in den Reden von Bush aufgezeigt werden.
Oft hat die Sprache der Politik nicht nur die Funktion der Persuasion, sondern auch die Rezipienten in einem bestimmten Verhalten zu bestätigen (a.a.O.:40). Dies trifft u.a. auch auf die Reden Schröders zu. Ihm geht es nicht nur um das Überzeugen der Rezipienten, sondern auch darum, die in der Bevölkerung schon bestehende Meinung zu bestätigen. Auch diese Absicht soll an der Verwendung bestimmter argumentativer und sprachlicher und rhetorischer Mittel aufgezeigt werden.
4. Die Argumentation
4.1. Argument und Argumentation
In Rhetoriklehrbüchern wird immer wieder darauf hingewiesen, dass Argumente eine tragende Rolle im Überzeugungsprozess spielen. Doch was genau sind Argumente, wie sind sie aufgebaut und wie kann durch Argumente Überzeugung geschaffen werden?
Um diese Fragen zu klären, ist es zunächst sinnvoll, den Begriff Argument genauer zu definieren. Der Begriff leitet sich laut Duden aus dem lateinischen argumentatio ab, was mit Begründung oder Beweisführung übersetzt wird. Ottmers (1996:65) versteht unter einem Argument „komplexe Sprachhandlungen, mit Hilfe derer die Zuhörer oder Gesprächspartner überzeugt werden sollen“. In T. Lewandowskis linguistischem Wörterbuch (1994:86 ff.) ist der Begriff Argument definiert als eine „sprachliche Handlung mit dem Ziel, andere zu überzeugen“ oder als „Satz zur Begründung einer These“. Unter dem Begriff Argumentation ist in Lewandowskis linguistischem Wörterbuch „die Anführung von Argumenten zur Rechtfertigung einer (strittigen) Behauptung“ aufgeführt. Bayer (1999:230) definiert Argumentation als „Sprachliche Handlung einer oder mehrerer Personen bei deren Vollzug ein Argument oder mehrere Argumente geäußert werden, z.B. um Behauptungen zu begründen oder Entscheidungen zu rechtfertigen.“ (Bayer 1999:230)
Beide Argumentationsteilnehmer müssen ihre Behauptung beweisen. Die Argumentierenden versuchen ihre Behauptung zu stützen, indem sie andere Aussagen als Gründe anführen (Bayer 1999:9). Die Behauptung wird mit einer gültigen Aussage (Argument) begründet.
Beispiel:
A (Aussage) gilt, weil B (Argument) gilt.
„Mann sollte nicht Rauchen “ (Behauptung), „weil Rauchen Krebs verursacht“ (Argument).
Ein Argument besteht immer aus mehreren Sätzen bzw. Aussagen, die eine Behauptung stützen. Argumentationen dagegen sind „sprachliche Handlungen, bei deren Vollzug wir ein Argument oder auch mehrere miteinander verknüpfte Argumente äußern“. (Bayer 1999:16)
Wie ein Argument aufgebaut ist und wie ein Rezipient durch Argumente zu Schlussfolgerungen gelangt, wird aus allgemeinen Definitionen noch nicht klar. Für diese Fragen bietet sich die in der Antike von Aristoteles (384–322 v. Chr.) entwickelte Argumentationstheorie an sowie das Modell von Stephen Toulmin, das auf der aristotelischen Theorie basiert. Aristoteles Ansatz ist ein formal-logischer Ansatz, d.h. seine Theorie basiert auf den Gesetzen der Logik. Sein Konzept ist seit der Antike wenig verändert worden. Andere Autoren, wie auch Stephen Toulmin, haben das Aristotelische Konzept größtenteils übernommen und wenig variiert.
Die Argumentationstheorie bezieht sich hauptsächlich auf die sachbezogene, rationale Argumentation. In der Argumentationstheorie werden die formalen und inhaltlichen Strukturen von Argumentationen aufgezeigt. Aristoteles geht in seiner Theorie von einem allgemeingültigen Schema aus, das sich bei allen Argumentationen erkennen lässt.
Doch schon Aristoteles bemerkte, dass Persuasion nicht immer nur mit rationalen Mitteln erreichbar ist und dass Überzeugung nicht immer mit streng logischen Argumenten zu erreichen ist. Alltagslogische Schlussverfahren gehören ebenso zu seiner Theorie wie Strategien, die auf die Erregung von Affekten abzielen.
4.2. Argumentationstheorie
Den Prototyp der Argumentation nennt Aristoteles Enthymemargumentation. Sie besteht aus dem Argument, dem Schluss und der Konklusion. Das Argument wird als eine „unstrittige Aussage“ begriffen, die die strittige Aussage stützen soll. Das Argument sollte selbst nicht strittig oder zumindest weniger strittig sein, sonst gibt das angeführte Argument erneuten Anlass zur Gegenargumentation. Es sollte möglichst durch das Anführen eines „unstrittigen Allgemeinen“ den strittigen Fall plausibel machen. Das Argument sollte die strittige Aussage also in einen „nicht mehr strittigen Schlusssatz“ (Konklusion) überführen. Dies geschieht mit einem Schlussverfahren (genannt Schlussregel). An dieser Stelle wird ein inhaltlich möglichst plausibler Zusammenhang zwischen Argument und Konklusion hergestellt (Ottmers 1996:78).
Aussage: Stefan ist ein guter Schüler -> deshalb wird er später reich (Konklusion) weil (Schlussregel):
Gute Schüler haben später gute Chancen auf einen Beruf, bei dem man viel verdient.
In dem Schlussverfahren wird meist auf Erfahrungswissen zurückgegriffen. Mit alltagslogischen Schlüssen aus der Erfahrung soll Plausibilität hergestellt werden. Die alltagslogischen Schlüsse bilden ein eigenes Gebiet in der Argumentationstheorie und werden unter dem Begriff Topik zusammengefasst, auf den später Pkt. 4.2.3 näher eingegangen wird, da sie für die spätere Analyse besonders relevant ist.
Allgemein lässt sich das Grundmuster der Argumentation in Form eines dreigliedrigen Syllogismus darstellen. Er besteht aus zwei oder mehr Behauptungen, die Begründungen für die These (Schlussfolgerung/Konklusion) liefern (Bayer 1999:87), und einem Schluss, der in die Konklusion überführt. Nach Salmon werden die Behauptungen auch Prämissen genannt. (Salmon zitiert nach Bayer 1991:90) Das Muster des dreigliedrigen Syllogismus lässt sich am besten am Beispiel verdeutlichen.
Wenn die singuläre Prämisse „Sokrates ist ein Mensch“ ist und die zweite Prämisse „Alle Menschen sind sterblich“ lautet, dann folgt in der Schlussregel als Konklusion aus den beiden Prämissen, dass Sokrates sterblich ist. In der Konklusion wird ausgesagt, was in den Prämissen schon enthalten ist. Diese Form von Argument nennt man deduktive Argumente. Bei der Analyse von Argumenten werden deduktive und induktive Argumente unterschieden. Schon Aristoteles nahm diese Unterscheidung vor. Bei der deduktiven Argumentation wird vom allgemeinen auf den besonderen (strittigen) Fall geschlossen. Bei der induktiven Argumentation wird von besonderen Beispielfällen auf eine allgemeingültige Gesetzmäßigkeit - die den besonderen, strittigen Fall stützen soll - geschlossen. Bei einem induktiven Argument hingegen wird vom Einzelfall auf das Allgemeine geschlossen:
Beispiel:
„Alle Deutschen, die ich kennen gelernt habe, waren unfreundlich. Daher sind alle Deutschen unfreundlich.“
Wie man an obigem Beispiel erkennen kann, sind Induktive wie auch deduktive Argumente nicht immer unproblematisch. Induktive Argumente z.B. führen bei geringer Anzahl an Beispielfällen zu Fehlschlüssen. Die Fehlschlüsse werden allerdings aufgrund ihrer Relevanz für die spätere Analyse ebenfalls wie die Topik in einem gesonderten Teil Pkt. 4.2.3 behandelt.
4.2.1. Aufbau der Argument-Komponenten
Ein Argument kann zudem auf verschiedene Weise aufgebaut sein. Auch dadurch kann es zu Fehlschlüssen oder Verständnisschwierigkeiten kommen. Nicht immer sind Argumente nämlich auch als solche erkennbar. Es werden nicht immer alle Komponenten des Arguments explizit aufgeführt, z.B. werden oft nur Argument und Konklusion aufgeführt und die Schlussregel weggelassen.
Die Reihenfolge der Komponenten ist zudem variabel. Meist wird zunächst die These/ Konklusion als Behauptung aufgeführt und dann durch die Prämissen gestützt. Es geht aber auch umgekehrt, so dass der Redner erst mehrere Prämissen präsentiert, um dem Publikum darauf aufbauend seine These zu präsentieren. Die Reihenfolge der Argumentationskomponenten kann von strategischer Bedeutung sein. Der Redner muss im Hinblick auf den jeweiligen Redegegenstand überlegen, welcher Aufbau taktisch sinnvoll ist. Welche Varianten er wählt, hängt jedoch vom jeweiligen Thema ab und von der Wirkung, die er erzielen will.
4.2.2. Das Toulminsche Konzept
Stephen Toulmin erweitert die aristotelische Argumentation, indem er sagt, dass die Schlussregel selbst noch einmal gestützt werden muss. Wenn die Anfechtbarkeit einer Schlussregel zu befürchten ist - und dadurch die Geltung des Arguments eingeschränkt werden könnte - sei es nach Toulmin sinnvoll, die Schlussregel ebenfalls zu stützen (Bayer1999:146). Dem Schlussverfahren fügt er noch eine Begründung hinzu. In diesem Schritt soll die schon gezogene Schlussfolgerung nochmals durch weitere Argumente untermauert werden.
Die Stützung hängt von vielen Faktoren ab. Sie ist eine „komplexe Aufgabe, bei der je nach Argumentationszusammenhang Logik, einzelwissenschaftliche Theorien, Erfahrung, Plausibilität und Gruppenkonsens in unterschiedlichem Maße eine Rolle spielen.“ (Toulmin zitiert nach Bayer1996:146) Als Stützung der These oder der Schlussregel werden meist allgemein anerkannte Denkmuster verwendet, wie z.B. nachweisbare Tatsachen, überprüfbare Erfahrungen, anerkannte Werte und Normen, Gesetze oder Aussagen anerkannter Autoritäten.
4.2.3. Die Topik
Die oben erwähnten auch als alltagslogische Schlussverfahren bezeichneten Denkmuster hat Aristoteles in der Topik zusammengefasst. Wie schon eingangs bei der Erläuterung der Enthymemargumentation erwähnt, werden sie zum Herstellen des inhaltlich sinnvollen Zusammenhangs zwischen Prämissen und Konklusion verwendet.
Die Topoi bezeichnet Ottmers (1996:87) als „Arsenal argumentativer Mittel“ und „Quellen, über die jeder Redner oder Autor verfügen muss, um aus ihnen die Argumente <hervorziehen> zu können (...)“. Zu den alltagslogischen Topoi gehören aber auch weniger abstrakte Topoi, wie moralische Normen („Gleiches Recht für alle“) oder Klischees, wie „Dicke Menschen sind gemütlich“.
Es werden zwei Klassen von Topoi unterschieden. Kausal-, Vergleichs, Gegensatz- und Einordnungsschlüsse und Beispielargumentation bilden die eine Klasse und Analogieschlüsse, autoritäts- und personenbezogene Topoi die zweite. Das Topos an sich ist eher abstrakt. Es kann seine „Wirkung erst im Konkreten entfalten und seine Tauglichkeit unter Beweis stellen“. Da auf die Topoi in der Analyse zurückgegriffen wird, sollen sie hier kurz vorgestellt werden. Es werden nicht alle Topoi aufgeführt, sondern nur die Topoi, die in den Reden verwendet worden sind. Ich beziehe mich hierbei hauptsächlich auf Clemens Ottmers (1996:86 -116) und Klaus Bayer (Bayer 1999:129 - 141).
Kausale Argumente, Kausalschlüsse
Bei kausalen Argumenten wird von einer Ursache auf eine Wirkung (vice versa) geschlossen. Auf die wissenschaftliche Ursache-Wirkungs-Diskussion soll hier allerdings nicht eingegangen werden. Die komplexe Problematik dieser Diskussion muss auch nicht ganz verstanden worden sein, um kausale Fehlschlüsse als solche zu erkennen. (Bayer 1999:141) Alltagsschlüsse sind nicht streng logisch aufzufassen. Als Ursachen werden von vielen Menschen auch Schicksal und Zufälle genannt. Es werden zwei Arten von Kausalschlüssen unterschieden. Der Topos aus Grund und Folge bezieht sich auf menschliche Handlungen. Da man menschliche Intentionen nicht mit Ursachen für Handlungen gleichsetzen kann, unterscheidet man hier intentionale menschliche Handlungen und ihre Folgen.
Vergleichsschlüsse
Beim Topos aus Gleichheit und großer Ähnlichkeit wird von gleichen oder ähnlichen Dingen auf gleiche oder ähnliche Eigenschaften geschlossen. Es ist z.B. wahrscheinlich, dass Mitglieder einer bestimmten Kultur ähnliche Eigenschaften aufweisen. Es ist den Analogieschlüssen sehr ähnlich. Der Unterschied liegt in der großen Ähnlichkeit der Vergleichskomponenten, die bei Analogieschlüssen nicht unbedingt gegeben sein muss.
Beim Topos aus Mehr oder Minder hingegen handelt es sich um Wahrscheinlich-keitsschlüsse. Wenn der wahrscheinliche Fall nicht eintritt, dann wird der unwahrscheinlichere Fall erst recht nicht eintreten (vice versa).
Gegensatzschlüsse
Beim Topos aus absoluten Gegensätzen schließen sich zwei Möglichkeiten vollständig aus. Etwas, dass zu einer bestimmten Zeit eine bestimmte Eigenschaft aufweist, kann nicht zur gleichen Zeit eine gegensätzliche Eigenschaft aufweisen. Kennzeichnend sind Sätze nach dem Muster „Wenn…, dann…“.
Eine weitere Gruppe bilden die Topoi aus alternativen Gegensätzen. Hiermit sind gegensätzliche, aber sich nicht ausschließende Möglichkeiten gemeint. Es ist z.B. wahrscheinlich, dass bei einer Entscheidung zwischen zwei Alternativen die Wahl auf die bessere und nicht auf die schlechtere Alternative fällt. Walter Kindt nennt dieses Mittel auch das zweiseitige Konsequenztopos[2]. Sinn dieses Topos ist es, eine Alternative zu formulieren: „mit ihr können alle anderen Möglichkeiten, ein Problem zu sehen oder zu lösen, abgeblendet werden“. (Hombach zitiert nach Liedtke1989:35)
Einordnungsschluss
Das Topos aus den Teilen und den Ganzen besagt, dass etwas, was vom Ganzen ausgesagt wird, auch von seinen Teilen ausgesagt wird. Einem Mitglied einer bestimmten Gruppe werden auch die Eigenschaften der Gruppe zugeschrieben.
Leugnen
„Ein anderer Topos [besteht darin], dass man dem, worüber der Streit geht, entgegentritt: entweder durch Verneinung der faktischen Existenz oder durch Verneinung der Schädlichkeit (...)“ (Aristoteles zitiert nach Sieveke 1989:209)
Topos aus dem Beispiel
Die Beispielargumentation ist in der aristotelischen Argumentationstheorie das zweite Argumentationsmuster neben dem Enthymem. Wie eingangs erwähnt, wird bei der Enthymemargumentation der inhaltliche Zusammenhang zwischen Argument und Konklusion (also die Schlussregel) mit allgemeinem topischen Erfahrungswissen hergestellt. Bei der Beispielargumentation hingegen wird die Allgemeingültigkeit/Gesetzmäßigkeit erst durch das Anführen von ähnlichen Einzelfällen hergestellt. „Beim induktiven Beispiel >fehlt< also der plausibilitätsstiftende Übergang vom Argument zur Konklusion, der erst mit Hilfe von Beispielen aufgebaut werden muss.“ (Ottmers 1996:82) Das Beispiel kann herangezogen werden, wenn ein inhaltlicher Zusammenhang zwischen Argument und Konklusion hergestellt wird, der zweifelhaft ist. Hier kann das Anführen von vergleichbaren Beispielfällen (Präzedenzfällen) helfen, den strittigen Zusammenhang plausibel zu machen. Das Anführen eines Einzelfalls ist zwar nicht so plausibel wie allgemein anerkannte Aussagen, da seine Allgemeingültigkeit in Zweifel gezogen werden kann. Es kann eine strittige Aussage aber zumindest teilweise unterstützen.
Topoi aus konventionalisierten Schlussregeln
Diese Topoi sind rein konventionell festgelegte Schlussregeln. Hier ist zunächst der Topos aus der Autorität zu nennen. Damit ist das Berufen auf Experten, Organisationen oder Mehrheiten gemeint, um die eigene Position zu stützen. Beispielsweise ist X bezüglich p eine Autorität. X behauptet p. Die Folgerung lautet: Daher ist p wahr. Das Berufen auf eine Autorität hat demnach dem Grund, dass man Leuten mit mehr Autorität eher glaubt (Posner et al. 1988:12ff.).
Autoritätsargumente sind auch die so genannten Argumente aus der Übereinstimmung. Ein solches Argument liegt vor, wenn sich jemand auf eine bestimmte Meinung beruft, die von einer großen Gruppe einer Gesellschaft vertreten wird.
Zu den konventionalisierten Schlussregeln gehören auch Analogieschlüsse. Das Topos aus der Analogie ist den Vergleichsschlüssen ähnlich. Eine Analogie kann im Gegensatz zum Vergleichschluss zwischen ganz unterschiedlichen Bereichen der Realität gezogen werden. Hier wird aus einem ähnlichen Bereich als dem Strittigen eine Schlussfolgerung auf das strittige Problem übertragen.
Ein weiteres Topos dieser Gruppe ist das Topos aus der Person. Hier werden bestimmte Verhaltensweisen oder Eigenschaften aus der Person selbst abgeleitet. Wenn eine Person also eine Eigenschaft aufweist, dann ist es wahrscheinlich, dass sie sich auch gemäß dieser Eigenschaft verhält.
Fehlschlüsse
Fehlschlüsse werden auch als Trugschlüsse bezeichnet. Es sind keine gültigen Argumente. Unterschieden werden der Paralogismus (logischer Irrtum) und die Sophismen (absichtlicher Gebrauch von Fehlschlüssen). Deduktive und induktive Argumente und die in Pkt. 4.2.3 aufgeführten Topoi lassen allesamt Fehlschlüsse zu. Diese werden in politischen Reden besonders häufig strategisch eingesetzt. Daher sollen hier die wichtigsten Fehlschlüsse gesondert aufgeführt werden. Ein Fehlschluss aus deduktiven Argumenten ist der so genannte deduktive Fehlschluss. Hier wird eine Schlussfolgerung aus den Prämissen gezogen, obwohl sie nicht die einzig mögliche ist.
Beispiel:
„Wenn es regnet, ist die Strasse nass.“ „Die Strasse ist nass.“
è Die Folgerung lautet: „Also regnet es.“
Diese Schlussfolgerung muss nicht zwingend eine Folge der ersten Prämisse sein. Es kann auch sein, dass die Strasse aus einem anderen Grund nass wurde.
Bei induktiven Argumenten besteht die Gefahr eines statistischen Fehlschlusses. Oftmals sind die angeführten Beispiele nicht repräsentativ für die Allgemeinheit, weil die Anzahl der Beispielfälle zu klein ist, um eine statistisch signifikantes Ergebnis zu erzielen. Derartige Argumente überzeugen in Alltagsargumentationen allerdings dennoch.
Genutzt werden in der Alltagssprache auch tautologische Schlüsse wie “ Geschäft ist Geschäft“ oder so genannte Scheinargumente (umgangssprachlich Killerphrasen oder Totschlagargumente), wie „Kaum jemand wird bezweifeln, dass…“.
Kausale Fehlschlüsse
Auch aus den Topoi können Fehlschlüsse gezogen werden, wie auch aus dem Topos der Kausalität. Scheinkausalität besteht, wenn aus Prämissen, aus deren Gleichzeitigkeit bzw. zeitlicher Abfolge ein Kausalzusammenhang abgeleitet wird (Korrelation). Zwei gleichzeitig ablaufende bzw. aufeinander folgende, aber nicht wirklich zusammenhängende, Ereignisse werden als Ursache und Wirkung interpretiert. Ein anderer kausaler Fehlschluss ist, dass man aus zwei Faktoren auf Ursache und Wirkung schließt, obwohl die Wirkung eine Folge komplexer Wechselwirkungen verschiedener Ursachen ist.
Fehlschluss aus der Analogie
Falsche Analogieschlüsse entstehen, wenn Vergleichsfälle herangezogen werden, die oft nur wenig Ähnlichkeit aufweisen. Solche Vergleiche anzustellen, kann zwar in vielen Fällen hilfreich sein, da manchmal hinreichende Vergleichbarkeit besteht. Oft ist dies aber nicht der Fall. Die Bedingungen, die in einer bestimmten Situation herrschen, müssen in einer anderen Situation ja nicht dieselben sein. Beispiel: Ein Präsident beruft sich auf einen vorangegangen erfolgreichen Krieg, um einen anderen Krieg zu rechtfertigen. Die implizite Schussfolgerung des Arguments wäre, dass es wahrscheinlich ist, dass ein Staat, der schon vorher einen Krieg gewonnen hat, einen Krieg in einem anderen Land auch gewinnen wird.
Fehlschluss aus dem Topos der Autorität
Das Berufen auf eine Autorität ist nicht ganz unproblematisch. Den Status Autorität kann man nicht automatisch mit absolutem Wissen gleichsetzen. Auch Autoritäten können sich irren oder vertreten Positionen, die andere Autoritäten auf demselben Gebiet nicht vertreten. Es kann zudem sein, dass sich Redner auf Autoritäten berufen, die in dem zur Debatte stehenden Themenbereich nicht kompetent sind.
Zu den Autoritätsargumenten gehören auch moralische oder ideologische Argumente. Hier beruft sich der Redner nicht auf eine Person, sondern auf übergeordnete Ideale wie den Naturschutz, die Demokratie oder moralische Werte wie die Menschlichkeit. Streng logisch gesehen, sind diese Argumente als Fehlschlüsse anzusehen. Die Ideale, auf die Bezug genommen wird, sind Ideale einer bestimmten Gesellschaftsgruppe und daher keineswegs als absolut aufzufassen. In der Alltagslogik und der politischen Rhetorik sind diese aber häufig anzutreffen, z. B. werden viele Kriege mit dem Argument „Demokratie zu schaffen“ begründet. Dabei wird aber nicht berücksichtigt, dass diese Argumentation im Grunde unzulässig ist, da Demokratie in anderen Gesellschaften vielleicht nicht als anzustrebendes Ideal angesehen wird.
4.2.4. Die Gültigkeit von Argumenten
Betrachtet man die Topoi, die Fehlschlüsse oder die eben genannten Beispiele, dann wird klar, dass die logische Gültigkeit von Argumenten oft keine Rolle im Überzeugungsprozess spielt. Auf diesen fundamentalen Unterschied weist Klein hin: Es gehe bei einer Argumentation nicht darum, „ob eine Aussage durch angeführte Gründe gestützt wird […] so lange es die Argumentationsteilnehmer nur akzeptabel finden“. (Klein zitiert nach Bayer 1991:13) Wie im vorangegangenen Beispiel schon ersichtlich ist, sind die Argumente, die verwendet werden, nicht immer wirklich gültig. Aristoteles Argumentationsbegriff ist allerdings auch nicht auf logische Vollständigkeit bedacht. Das Argument soll also keinen formallogischen Syllogismus darstellen, der völlig unstrittig ist und zeitlose Geltung beansprucht. Die Argumentation zielt auf möglichst große Plausibilität ab, nicht auf Exaktheit. Daher wird das Enthymem auch „nicht in jenen Bereichen angewendet, in denen es um >endgültiges Wissen geht<, sondern in jenen, in denen Entscheidungen notwendig sind“. (Ottmers 1996:76) Sie wird als rhetorischer Syllogismus bezeichnet, da sie dem Syllogismus nicht entspricht, ihm aber ähnlich ist. Gegenargumentationen bleiben also möglich. Wichtig ist nur, dass die Argumente gültig erscheinen. Ob sie gültig sind oder nicht spielt in den meisten Fällen der Alltagsargumentation kaum eine Rolle. In Bezug auf die Gültigkeit von Argumenten wird zwischen der Haltbarkeit von Prämissen (alle Aussagen sind wahr) und der Relevanz von Prämissen (die Aussagen können das Argument stützen) unterschieden (Bayer 1999:88). Diese beiden Dimensionen müssen getrennt voneinander betrachtet werden, denn es kann sein, dass manche Aussagen zwar wahr (also haltbar) sind, inhaltlich zur Stützung einer These jedoch irrelevant sind.
Beispiel: „München liegt in Deutschland.“ „Bäume sind Pflanzen.“
„Daher ist der Mount Everest der höchste Berg der Erde.“
Die Prämissen an sich sind zwar wahr bzw. haltbar, als Begründung für die Konklusion aber sind diese Aussagen völlig irrelevant. In diesem Fall ist die Irrelevanz der Argumente offensichtlich. Oftmals sind diese Argumente aber nicht so leicht als solche zu erkennen. Ein Sonderfall in Bezug auf die Gültigkeit von Argumenten sind normative Argumente. Eine normative Konklusion besagt, dass im Hinblick auf einen strittigen Sachverhalt etwas wünschenswert ist oder getan werden sollte. Sind die Folgen wünschenswert, dann ist die Konklusion gestützt, sind die Folgen gefährlich, wird die Konklusion in Zweifel gezogen. Dennoch ist eine solche Argumentation im strengen Sinne ungültig, da - wie oben schon erwähnt - Werte einer Gemeinschaft nicht für alle Gemeinschaften gelten.
5. Argumente der amerikanischen Kriegsrhetorik: War Rhetoric
Reden, die zum Ziel haben die Bürger von einem Krieg zu überzeugen, gab es schon seit Beginn der Rhetorik und es gibt sie auch noch bis heute. In Amerika hat sicher allerdings eine spezielle rhetorische Tradition herausgebildet, die sich durch die Verwendung immer gleicher Kriegsgründe auszeichnet. Diese Kriegsgründe sollen hier näher erläutert werden, da sie für die Analyse der Reden von Bush relevant sind.
Wie in Pkt. 3 beschrieben, ist das übergeordnete Ziel der Reden von Präsident Bush, den Irak-Krieg zu legitimieren. Als „War Rhetoric“ werden in den USA Argumente aus Kriegsreden bezeichnet, die dem Ziel dienen, „die Androhung und den Einsatz von Gewalt, die Durchführung von Militäraktionen und die Notwendigkeit des Kriegs zu begründen und propagandistisch zu rechtfertigen“. (Goetsch 1993:73) In den USA aber lassen sich zentrale wiederkehrende Elemente in den Reden verschiedener amerikanischer Präsidenten erkennen. Campell und Jamieson bestimmen fünf Eigenschaften, die für amerikanische Kriegsreden charakteristisch sind.
1.) every element in it [the war message] proclaims that the momentous decision to resort to force is deliberate, the product of thoughtful consideration;
2.) forceful intervention is justified through a chronicle or narrative from which argumentative claims are drawn;
3.) the audience is exhorted to unanimity of purpose and total commitment;
4.) the rhetoric not only justifies the use of force but also seeks to legitimate persidential assumption of the extraordinary powers of the commander in chief;
5.) and as a function of these other characteristics, strategic misrepresentations play an unusually significant role in its appeals.
(Campbell, Jamieson 1990:105)
Mindestens eine dieser fünf Eigenschaften lässt sich in einer amerikanischen Kriegsrede wieder finden. Durch sie soll das Vorgehen der US-Regierung legitimiert werden. „Each of these characteristics helps presidents recast situations of conflict in terms that legitimize their initiatives, ususally as entailed in the executive´s constitutional right to defend the nation.” (a.a.O.:104) Mit „constitutional right“ ist hier die Verfassung der Vereinigten Staaten gemeint. In dem ihm das Recht Krieg zu erklären als auch Krieg zu führen gegeben wird. Der Präsident ist der „Commander in Chief“ (a.a.O.:102). Als Oberbefehlshaber über das Heer und dem verfassungsmäßigen Recht die Nation zu schützen, hat er das Recht, einen Krieg zur Verteidigung der Nation zu beginnen. Für diese Entscheidung braucht der Präsident aber die Zustimmung des Kongresses. Denn: „Nach Art. I, Abschnitt 8 obliegt der Legislative die Regelung der Landesverteidigung und mit ihr das Recht, Krieg zu erklären.“ (Wersich 1996:769) „Alle in der Verfassung verliehene gesetzgebende Gewalt ruht im Kongress der Vereinigten Staaten, der aus einem Senat und einem Repräsentantenhaus besteht.“ (Art. I, Abschnitt 1) Den Kongress gilt es von der Notwendigkeit eines Krieges zu überzeugen. Er ist das Repräsentations- und Gesetzgebungsorgan, oft als „first branch of government“ bezeichnet, weil er eine starke Stellung gegenüber dem Präsidenten „im politischen Willensbildungsprozess“ hat (Wersich 1996:187).
Wenn der Präsident die Zustimmung des Kongresses hat, kann er laut Verfassung im Falle einer Bedrohung einem Land den Krieg erklären. Schon öfter haben aber Präsidenten mit dem Verweis auf Art. II, Abschnitt 2 der Verfassung Krieg geführt: „Der Präsident ist der Oberbefehlshaber der Armee und der Flotte der Vereinigten Staaten (…), der sie zum Oberbefehlshaber („commander in chief“) der Streitkräfte und der Nationalgarde macht.“ (Wersich 1996:777) Die Zustimmung für seine Entscheidung versucht der Präsident vor dem Kongress und später auch vor dem amerikanischen Volk mit einer überzeugenden Kriegsrede zu bekommen. Hierfür führt er eine Reihe typischer Argumente an.
Ein weiteres Argument in amerikanischen Kriegsreden ist, dass der Verteidigungsfall eingetreten ist: „All the actions were in self-defense, taken in response to aggression.” (Campbell, Jamieson 1990:122) Außerdem wird darauf hingewiesen, dass die Bedrohung nicht nur die Nation betrifft: “Moreover the threat was not just to the nation, but to fundamental values of freedom and peace.” (a.a.O.:122) Daher muss auf diese Bedrohung reagiert werden: „Thus in rhetoric justifying the use of force, presidents attempt to prove that military action is or was the only appropriate response to a clear, unavoidable fundamental threat.“ (a.a.O.:121) Das „Sicherheitsbedürfnis“ und der „Territorialinstinkt“ der Amerikaner werden durch die Beschreibungen der akuten Bedrohung geweckt (Goetsch1993:90). Der Präsident appelliert in diesem Zusammenhang oft an die Kampf- und Opferbereitschaft, den Nationalstolz und das Ehrgefühl der Amerikaner, da nur durch Zusammenhalten und die Unterstützung des gesamten amerikanischen Volkes die Bedrohung beseitigt werden kann (Andrews zitiert nach Goetsch 1993:89).
Die amerikanischen bzw. westlichen Wertvorstellungen werden hierbei als Maximen angesehen. Es wird sich bei der Anklage des Feindes auf „verfassungs- und völkerrechtliche Richtlinien“ berufen, wie z.B. internationale UN-Menschenrechtsrichtlinien und Gesetze. Dies geschieht z.B. durch Berufung auf „akzeptierte Wertvorstellungen “ (Goetsch 1993:83), wobei aber die eigenen Wertvorstellungen immer als die einzig wahren ausgegeben werden.
Laut Campbell und Jamieson ist der jeweilige Krieg auch immer das Ergebnis sorgfältiger Überlegungen. Die Entscheidung wurde nur aus rationalen, nicht aus emotionalen Gründen getroffen (Campbell, Jamieson 1990:104). Es wird betont, dass die Entscheidung ungern und vor allem nach langem Warten, viel Geduld und vielen Appellen getroffen wurde (a.a.O.:109).
Hier wird nochmals unterstrichen, dass nicht die USA die Aggressoren sind, sondern nur auf die aggressiven Impulse des Feindes reagiert wird. Es wird so dargestellt, als hätten die USA keine andere Wahl gehabt. Trotz großer Bemühungen andere Wege zu finden, bleibt der Krieg die einzige Alternative. “Military action has become a last resort.” (Campbell, Jamieson 1990:121) Die Beschreibungen stellen den Konflikt als Aggressionen seitens des Feindes dar, was eine Reaktion seitens der US-Präsidenten legitimiert. Der Charakterisierung des Feindes wird große Bedeutung beigemessen. Es findet eine klare Polarisierung zwischen Eigen- und Fremdgruppe statt und der Feind wird als Übeltäter stereotypisiert. Der Feind wird auf die Position des Präsidenten des Volkes personalisiert und ein klares Feindbild von ihm geschaffen (Goetsch 1993:82): „Above all else, the function of prowar rhetoric is to establish a ´realistic` image of the enemy´s savagery in order to eliminate peace as a viable alternative to war.” (Ivie zitiert nach Goetsch 1993:84) „Strategic misrepresentation “ ist nach Campell et al. ein weiteres Charakteristikum der Kriegsrhetorik. Es ist zwar klar, dass eine politische Rede nie immer die ganze Wahrheit repräsentieren kann, aber „[…] presidential war rhetoric evinces an unusual tendency to misrepresent the events described therein in ways strategically related to the president´s desire to stiffle dissent and unify the nation for immediate and sustained action”. (Campbell, Jamieson 1990:117)
Wie genau das Feindbild aussieht, variiert von Fall zu Fall. Es gibt allerdings auch hier wiederkehrende Elemente. Dem Feind wird nach Ivie „Grausamkeit und Barbarentum“ vorgeworfen. Seine Taten werden als Rechtsverstöße ausgegeben (Ivie zitiert nach Goetsch 1993:79) und ihm wird Rechtsbruch vorgeworfen. Der Feind wird als aggressiv, irrational und heimtückisch dargestellt. Größere Verunglimpfungen bleiben allerdings meistens aus, da die Darstellung des Feindes sonst Gefahr läuft, unglaubwürdig zu wirken. Wohingegen der Präsident als ein wohlüberlegt handelnder, friedlicher Mensch charakterisiert wird, der sich des Ernstes der Lage bewusst ist (Goetsch 1993:79 f).
Nicht nur das Eigen- und Feindbild werden tendenziös dargestellt, auch der Krieg selbst. Er wird allerdings verharmlost dargestellt, da die negativen Seiten des Kriegs verschwiegen oder verschleiert werden. Historische Tatsachen werden inkorrekt dargestellt und wahre Absichten verschwiegen (Goetsch 1993:92). Die Tatsache, dass Menschenleben verloren gehen, Nachbarländer auch vom Krieg betroffen sind, die politische Situation noch Jahrzehnte lang unruhig bleibt und ökologische Folgen nicht abzusehen sind, wird völlig verschwiegen. Ebenso unbeachtet bleiben die von Kriegsgegnern vermuteten „wahren“ Gründe für den Krieg, wie wirtschaftliche Interessen, die Amerika im Irak verfolgen könnte.
Es wird im Gegenteil in der amerikanischen Kriegsrhetorik immer betont, dass das betroffene Volk nicht angegriffen wird. Ein weiterer Versuch, die Amerikaner nicht als Aggressoren erscheinen zu lassen. Schon Presindent Wilson wies in seiner War message im June 1812 darauf hin: „Our motive will not be revenge or the victorious assertion of the physical might of the nation, but only the vindication of right, of human right, of which we are only a single champion.” (Cambell, Jamieson 1990:105)
Es soll kein Land erobert werden, sondern das eigene Land gegen potentielle Feinde verteidigt und der Frieden für die Zukunft gesichert werden (Goetsch 1993:86). Es wird streng unterschieden zwischen einem Krieg gegen die Regierung, also den Feind, und einem Krieg gegen die Zivilbevölkerung. Die Bewohner des angegriffenen Landes werden vom Feind unterschieden (Goetsch 1993:82). Daher soll weder der Feind zu sehr dämonisiert werden noch der Krieg als universales Hilfsmittel für politische Konflikte glorifiziert werden. Der Krieg ist nur ein Notinstrument, der aus rationalen Gründen gegen einen Feind geführt wird. Nicht zuletzt wegen der schlechten Erfahrungen aus dem Vietnamkrieg ist allerdings eine Glorifizierung des Krieges unmöglich. Aufgrund seiner lang andauernden Kämpfe und den damit verbundenen steigenden Opferzahlen auf US-Seite wurde der Vietnamkrieg massiv kritisiert und verlor die breite Zustimmung der Bevölkerung (Wersich 1996:737). In diesem Zusammenhang beteuern amerikanische Präsidenten auch zu wissen, was Krieg bedeutet (Goetsch 1993:79). Auch Präsident Bush (Sr.) versprach, dass der Golf-Krieg keine Wiederholung vom Vietnamkrieg werde (a.a.O.).
Das Berufen auf Gott und um Segen zu bitten ist beliebter Abschluss amerikanischer Kriegsreden. Nach Goetsch (1993:86) hat dies die Funktion, die „Vereinigten Staaten ins Recht zu setzen.“ Es wird zwar die Aussage vermieden, einen heiligen Krieg zu führen, aber durch dieses Gebet wird dem Rezipienten suggeriert (Goetsch 1993:82).
TEIL A
6. Analyse der Argumente in den Reden von Bush und Schröder
6.1. Das Vorgehen bei der Analyse:
In der folgenden Analyse sollen nun die Argumente der Redner der vier ausgewählten Reden untersucht werden. Lassen sich die in Pkt. 4.2.3 und Pkt. 5 erläuterten Argumentationsformen in den Reden wieder finden, und welche Rückschlüsse lassen sie im Verwendungszusammenhang auf die Intentionen des Redners zu?
Es ist für die Analyse der Argumente übersichtlicher den Abschnitt auf den Bezug genommen wird gleich direkt vor Augen zu haben, daher ist das zu analysierende Textkorpus ist in der Analyse enthalten und der Teil kann daher etwas lang wirken. Zur Abkürzung der Analyse wird auf die Erläuterung von wiederholten Argumenten (die schon in der ersten Rede der jeweiligen Redner vorkamen) verzichtet. Sie werden lediglich mit aufgeführt und mit einem Verweis auf das erläuterte Argument versehen. An verschiedenen Stellen in der Argumentationsanalyse wird auf die Sprache eingegangen, weil es in dem jeweiligen Fall sinnvoll erschien. Generell aber wird auf die Sprache bzw. die sprachlichen Mittel, die in den Argumenten verwendet wird, in Teil B eingegangen. Zum Leseverständnis wird zudem darauf hingewiesen, dass die Topoi, sowie im dem darauf folgenden Teil B auch die rhetorisch-sprachlichen Mittel und diverse weitere wichtige Punkte der Übersichtlichkeit halber graphisch hervorgehoben werden.
Für die Argumentationsanalyse ist es zunächst notwendig, die in den Reden enthaltenen Argumente zu extrahieren. Dies ist nicht immer einfach, da keiner der Redner die Argumente nach dem klassischen Muster der Argumentation aufbaut. Wie in Pkt. 4.2 schon beschrieben, fehlt z.B. oft die Schlussregel oder es werden Prämissen und Schlussregeln vorgebracht, aber die eigentliche Aussage bleibt implizit. Die Argumente in dieser Rede werden selten vollständig mit Behauptung, Prämissen und Konklusion vorgebracht. Oft fehlen ein oder zwei der Komponenten. George W. Bush führt Prämissen mit Begründungen für bestimmte Behauptungen an, die entweder explizit geäußert werden oder implizit in seinen Äußerungen enthalten sind. Die explizit geäußerten Behauptungen werden meist zu Beginn des Arguments geäußert und von den darauf folgenden Prämissen gestützt. Die Schlussregel bleibt in vielen Fällen implizit.
Die Rede ist in Abschnitte eingeteilt, die Aussagen bezüglich bestimmter Themen beinhalten, wie auch Campbell, Jamieson herausstellen (1990:107): “The justification of military action is embodied in a dramatic narrative form which, in turn, an argument is extracted.“
Es soll beim Herausarbeiten der Argumente interpretatorisch vorgegangen werden, da in diesen Abschnitten zwar die Prämissen, Schlussregeln und Aussagen enthalten sind, sie aber miteinander in Beziehung gesetzt werden müssen, um sie als Argument erkennen zu können. Die Argumentationsanalyse ist in folgende Schritte aufgeteilt. Zunächst soll geklärt werden, wie die Argumente aufgebaut sind und welche Aussagen impliziert bzw. expliziert werden müssen. Daraus soll interpretatorisch die Kernaussage des Arguments abgeleitet werden. Daraufhin soll geklärt werden, ob Argumente aus der amerikanischen Kriegsrhetorik verwendet werden, um welche Arten von Topoi es sich handelt und ob eventuell Fehlschlüsse etc. oder bewusste Manipulation vorliegen könnten.
Wo nötig, soll darauf eingegangen werden, ob Beziehungen zwischen den Argumenten bestehen, d.h. ob die Redner sich bei ihrer Argumentation auf andere vorangegangene Argumente beziehen..
Alle Argumente, die in diesen Abschnitten enthalten sind, dienen dem übergeordneten Ziel, den Standpunkt der Regierung zu rechtfertigen. Sie sind Argumente zur Legitimation der Regierungsentscheidung einen Krieg zu führen.
Im Baumdiagramm lässt sich die Argumentation am Beispiel wie folgt darstellen:
übergeordnete Behauptung/Standpunkt: „ Der Kriegseinsatz ist legitim.“
A1: A2:
„Wir müssen uns verteidigen.“ „Wir müssen die Iraker befreien.“
These 1 + Prämisse 1+2.. These 2 + Prämisse 3+4..
„Unser Land ist bedroht,“ „Sie sind nicht frei.“
Schlussregel Schlussregel
„Wer bedroht ist, darf sich verteidigen.“ „Wer sich nicht befreien kann,
dem muss man helfen.“
ggf. Stützung der SR: ggf. Stützung der SR:
„Jeder hat das Recht auf Leben.“ „Jeder hat das Recht auf Freiheit.“
6.2. Analyse der Rede des US-Präsidenten George W. Bush vom 17.03.2003
I: Wir haben es auf friedlichem Wege versucht
A: “For more than a decade, the United States and other nations have pursued patient and honorable
efforts to disarm the Iraqi regime without war.”
P1: “That regime pleged to reveal and destroy all of its weapons of mass destruction as a conditiin for
ending the Persian Gulf War in 1991.”
SR: “Since then, the world has engaged in 12 years of diplomacy. We have passed more than a
dozen reolutions oin the United Nations Security Council. We have sent hundresds of weapons
inspectors to oversee the disarment of Iraq.”
Bush beginnt seine Rede damit, dem Hauptargument der Kriegsgegner zu entgegnen, dass die Entwaffnung des Irak auf friedlichem Wege zu erreichen sei. Er beginnt, indem er den guten Willen und die Geduld der US-Regierung für eine friedliche Lösung betont. In den Prämissen erklärt er, was die USA unternommen haben, um dem Irak die Möglichkeit zu geben, abzurüsten. Zudem erklärt er in P1, warum die USA eine diplomatische Lösung zunächst für sinnvoll gehalten haben.
Der Verweis dient dem Ziel, darauf hinzuweisen, dass die USA lange Zeit Geduld haben walten lassen. Darauf weist ein typisches Argument aus der amerikanischen Kriegsrhetorik hin, dass hier mit patient und honorable effforts erwähnt wird. Er soll verdeutlichen, dass alles getan wurde, um den Konflikt friedlich zu lösen. Außerdem soll dies zeigen, dass die Entscheidung Krieg zu führen daher wohlüberlegt sein muss, nach den vielen friedlichen Bemühungen (Campbell, Jamieson 1990:109).
II: Aber wir haben es nicht mit friedlichen Leuten zu tun
A: “Our good faith has not been retuned.“
P1: “The Iraqi regime has used diplomacy as a ploy to gain time and advantage. It has uniformly
defied Security Council resolutions demanding full disarmament.”
P2: “Over the years, U.N. weapons inspectors have been threatened by Iraqi officials, electronically
bugged and systematically decieved.”
SR: “Peaceful efforts to disarm the Iraq regime have failed again and again because we are not
dealing with peaceful men.”
Mit dem nächsten Argument erklärt Bush jedoch, warum der diplomatische Weg nicht funktioniert. Er untermauert diese Haltung mit den Prämissen 1 und 2. Aus diesen Prämissen folgert er, dass die friedlichen Bemühungen gescheitert sind. Er führt das Scheitern auf die Handlungen der irakischen Regierung zurück. Dieses Schlussverfahren ähnelt dem Topos aus Grund und Folge bei dem ein bestimmter Zustand eine Folge von bestimmten menschlichen Handlungen oder Verhaltensweisen ist. Dies drückt er in seiner Schlussfolgerung auch explizit aus: Friedliche Bemühungen sind nicht möglich, weil wir es nicht mit friedlichen Leuten zu tun haben.
III: Wir handeln, weil die Gefahr eines Angriffs besteht
A: “Intelligence gathered by this and other governments leaves no doubt that the Iraq regime
continues to possess and conceal some of the most lethal waepons ever devised.”
P1: “This regime has already used weapons of mass destructions against Iraq’s neighbors and against
Iraq’s people.”
P2: “The regime has a history of reckless aggression in the Middle East.“
P3: “It has a deep hatred of America and our friends.”
P4: “And it has aided, trained and harbored terrorists, including operatives of Al Qaeda.”
SR1: “The danger is clear: Using chemical, biologicl or, one day, nuclear weapons obtained with the
help of Iraq, the terrorists could fulfill their stated ambitions and kill thousands or hundreds of
thousands of innocent people in our country or any other.”
SR2: “The United Stated and other nations did nothing to deserve or invite this threat, but we will do
everything to defeat it. Istead of drifting along tradegy, we will set a course toward safety.
Before the day of horror can come, before its too late to act, this danger will be removed.”
[...]
[1] zur genauen Textfunktion der öffentlich-politischen Rede und Fernsehansprache siehe Pkt.3
[2] Internetquelle Nr.2
- Quote paper
- Magister Andrea Hausberg (Author), 2006, Sprachliche Analyse politischer Sprache an Hand aktueller Beispiele - Rhetorisch - argumentative Strategien in Reden zum Irak-Krieg, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71989
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