Meine nun folgende Arbeit hat das Verhältnis Lessings zur französisch klassizistischen
Tragödie, im Besonderen zu Corneille, zum Thema. Vor allem mit Bezug auf Aristoteles übte
Lessing scharfe Kritik an Corneille. Ich möchte zunächst den Kontext beider Autoren
erläutern und die jeweilige Dramentheorie in groben Zügen umreißen. Mein Augenmerk liegt
dabei auf Lessing, der im Mittelpunkt dieser Darstellung steht. Danach werde ich im
Einzelnen auf die Kritikpunkte Lessings eingehen. Dabei beschäftigen mich auch die Fragen,
inwieweit Lessing ‚Recht hat’ mit seinen Vorwürfen, beziehungsweise einen Schritt weiter
gedacht, ob diese Frage überhaupt legitim oder zu beantworten ist. Oder auch ob es gar
notwendig ist, eine Antwort zu finden, das heißt, ob es nicht vielmehr kritisch zu beurteilen
ist, sich einem Vorbild so sehr zu verschreiben, das es als alleiniger ästhetischer Maßstab für
die ‚wahre’ Tragödie gilt.
Letztlich noch eine wichtige Begriffsklärung, die ich der Hausarbeit voranstellen möchte,
nämlich die Unterscheidung von ‚Klassik’ und ‚Klassizismus’. Literaturwissenschaftlich
gesehen bezeichnet die Klassik die Epoche eines Landes, in der das literarische Schaffen als
mustergültig und normbildend angesehen wird. Der Klassizismus hingegen ist „jeder
antikisierende Kunststil[…], der durch Überwiegen der rezeptiven, mehr epigonalen
Einstellung über die produktive von der Klassik selbst geschieden wird.“1 Das Besondere ist,
dass beide im Frankreich des 17.Jahrhunderts zusammenfallen. Es findet sowohl eine starke
Orientierung an der Antike, vor allem an Aristoteles, statt, als auch das Herausbilden eines
„solche[n] Maß[es] an Vollkommenheit und Eigenständigkeit […], daß […] selbst wiederum
späteren Generationen als Modell dienen kann.“2 Da es in meiner Arbeit vorwiegend um den
Aspekt des Bezugs auf die antiken Vorbilder geht, werde ich von dem ‚französischen
Klassizismus’ sprechen.
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1Wilpert, Gero von: Sachwörterbuch der Literatur. 8., verbesserte und erweiterte Auflage. Stuttgart: Kröner
2001, S. 415.
2Französische Literaturgeschichte. Hrsg. von Jürgen Grimm. 3., um die frankophone Literatur außerhalb
Frankreichs erweiterte Auflage. Stuttgart: Metzler 1994, S. 136.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Lessing und seine Zeit
- Lessings Theorie
- Corneilles Theorie
- Kritikpunkte Lessings an der französischen klassizistischen Tragödie im Allgemeinen und Corneille im Besonderen
- die Affekte
- die Reinigung der Leidenschaften
- der Held
- die drei Einheiten
- Schluss
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert Lessings Verhältnis zur französischen klassizistischen Tragödie, insbesondere zu Corneille. Im Fokus steht die Kritik Lessings an Corneille, insbesondere im Kontext von Aristoteles' Dramentheorie. Die Arbeit beleuchtet den Kontext beider Autoren, skizziert ihre Dramentheorien und untersucht die Kritikpunkte Lessings im Detail.
- Lessings Kritik an der französischen klassizistischen Tragödie
- Die Bedeutung von Aristoteles für Lessings Dramentheorie
- Das Verhältnis von Klassik und Klassizismus in der französischen Literatur des 17. Jahrhunderts
- Lessings Entwicklung des Bürgerlichen Trauerspiels
- Die Rolle der Aufklärung in Lessings Werk
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit führt in das Thema ein und stellt die Zielsetzung sowie den Aufbau der Arbeit dar. Sie definiert den Begriff "Klassizismus" und erklärt die Besonderheiten des französischen Klassizismus im 17. Jahrhundert.
- Lessing und seine Zeit: Dieses Kapitel präsentiert Lessings Lebenslauf, seine literarische Tätigkeit und seine Bedeutung für die Aufklärung. Es beschreibt die politische und soziale Situation Deutschlands im 18. Jahrhundert und die Entstehung des bürgerlichen Klassenbewusstseins.
- Lessings Theorie: Das Kapitel erläutert Lessings Dramentheorie, insbesondere seine Kritik an der französischen klassizistischen Tragödie und seine Entwicklung des Bürgerlichen Trauerspiels.
- Corneilles Theorie: Dieses Kapitel widmet sich Corneilles Dramentheorie, die auf Aristoteles' Poetik basiert.
- Kritikpunkte Lessings: Das Kapitel analysiert Lessings Kritik an der französischen klassizistischen Tragödie und an Corneille im Detail. Es befasst sich mit Lessings Einwänden zu den Affekten, der Reinigung der Leidenschaften, dem Helden und den drei Einheiten.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Themen wie der französischen klassizistischen Tragödie, Lessings Dramentheorie, Aristoteles' Poetik, dem Bürgerlichen Trauerspiel, der Aufklärung, dem Klassizismus, der Kritik an Corneille, den Affekten, der Reinigung der Leidenschaften, dem Helden und den drei Einheiten. Die Arbeit beleuchtet die Bedeutung des französischen Klassizismus für die deutsche Literatur und die Entwicklung des bürgerlichen Trauerspiels im 18. Jahrhundert.
- Quote paper
- Janine Kapol (Author), 2007, Lessing und die französische klassizistische Tragödie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71975