Jedes Jahr zu Weihnachten begegnet er uns – ob als leuchtender Komet auf Krippendarstellungen, als Schmuck auf Häusern oder spätestens zu Epiphanie als Begleiter der Sternsinger. Die Rede ist – wie könnte es anders sein – vom Stern von Bethlehem, auch Stern der Weisen oder Messiasstern, genannt. Doch was ist dieser Stern eigentlich und welche Bedeutung hat er? Dieser Frage möchte diese Arbeit auf den Grund gehen.
Der Stern von Bethlehem beschäftigt die Wissenschafter schon seit Jahrhunderten. Viele Theorien versuchen, ihn als naturwissenschaftliches Ereignis und sichtbares Phänomen zu beweisen. Die meisten dieser Theorien lassen sich aber nicht halten. Diese Arbeit soll eine Aufstellung der unterschiedlichen Lehrmeinungen und Theorien über den wohl umstrittensten Stern der Geschichte sein. Die Arbeit erhebt natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II. Textauslegung
1. Matthäus 2,1-
2. Textabgrenzung
3. Textzusammenhang
4. Gattungsanalyse
5. Situationsanalyse
5.1. Der Verfasser und sein Ort
5.2. Sitz im Leben Jesu
5.3. Verfassungssituation
5.4. Situation der Gemeinde
5.5 Wirkungsgeschichte
6. Traditionsanalyse
7. Redaktionsanalyse
8. Motivanalyse
III. Der Stern von Bethlehem
1. Kometen- und Supernovatheorie
2. Planetenbewegungstheorien
2.1 Johannes Kepler
2.2 Konradin Ferrari d’Occhieppo
IV. Die Magier
1. Die Geschenke
2. Legenden über Zahl und Namen der Magier
V. Theologische Bedeutung
VI. Der Stern und die Weisen heute
1. Liturgie
2. Volksbrauchtum
3. Sternsingen – Hilfe unter einem guten Stern
4. Die drei dunklen Könige – literarische Verarbeitung von Wolfgang Borchert
VII. Bildinformationen
VIII. Literatur.
I. Einleitung
Jedes Jahr zu Weihnachten begegnet er uns – ob als leuchtender Komet auf Krippendarstellungen, als Schmuck auf Häusern oder spätestens zu Epiphanie als Begleiter der Sternsinger. Die Rede ist – wie könnte es anders sein – vom Stern von Bethlehem, auch Stern der Weisen oder Messiasstern, genannt. Doch was ist dieser Stern eigentlich und welche Bedeutung hat er? Dieser Frage möchte diese Arbeit auf den Grund gehen.
Der Stern von Bethlehem beschäftigt die Wissenschafter schon seit Jahrhunderten. Viele Theorien versuchen, ihn als naturwissenschaftliches Ereignis und sichtbares Phänomen zu beweisen. Die meisten dieser Theorien lassen sich aber nicht halten. Diese Arbeit soll eine Aufstellung der unterschiedlichen Lehrmeinungen und Theorien über den wohl umstrittensten Stern der Geschichte sein. Die Arbeit erhebt natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
II. Textauslegung
1. Matthäus 2,1-12
1 Als Jesus geboren war in Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen:
2 Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten.
3 Als das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem,
4 und er ließ zusammenkommen alle Hohepriester und Schriftgelehrten des Volkes und erforschte von ihnen, wo der Christus geboren werden sollte.
5 Und sie sagten ihm: In Bethlehem in Judäa; denn so steht geschrieben durch den Propheten:
6 „Und du, Bethlehem im jüdischen Lande, bist keineswegs die kleinste unter den Städten in Juda; denn aus dir wird kommen der Fürst, der mein Volk Israel weiden soll.
7 Da rief Herodes die Weisen heimlich zu sich und erkundete genau von ihnen, wann der Stern erschienen wäre,
8 und schickte sie nach Bethlehm und sprach: Zieht hin und forscht fleißig nach dem Kindlein; und wenn ihr es findet, so sagt es mir wieder, dass auch ich komme und es anbete.
9 Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er über den Ort stand, wo das Kindlein war.
10 Als sie den Stern sahen, wurden sie hoch erfreut,
11 und gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.
12 Und Gott befahl ihnen im Traum, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren; und sie zogen auf einem anderen weg wieder in ihr Land.[1]
2. Textabgrenzung
Nach vorne ist die Geschichte nur locker angefügt, sie ist die Basis für die folgenden Geschichten. Die Geburt des Kindes Jesu wird nur kurz und nebensächlich erwähnt. Im Hinblick auf den Kindermord sind die Rettung des Erwählten und die Tötung Unschuldiger Motive, die nicht getrennt werden können. Inhaltlich lässt sich die Perikope in zwei Teile gliedern, beiden gleich ist die Wanderung und Ankunft der Magier. Es folgt die Ankunft der Magier bei Herodes, dem falschen König, in Jerusalem.[2] Das Schriftzitat von V6 stammt aus Mich 5,1, weicht aber vom Wortlaut ab. Anschließend kommt die Begegnung mit dem echten Königskind, dieses Mal in Bethlehem. Die Strategie des Herodes steht dem Plan Gottes gegenüber. Die Fragen in V2 und V8 verhalten sich parallel zueinander, sie beginnen beide mit der Frage nach dem König und dem Wunsch, ihn anbeten zu dürfen.[3]
3. Textzusammenhang
Der Einleitevers 2,1 muss das entstandene Loch zwischen 1,25 auffüllen, da die eigentliche Geburtserzählung fehlt. Der Vers führt auch die Ortsangabe Bethlehem ein. Wahrscheinlich wollte der Evangelist die enge Verbindung zwischen den Versen 1,18-25 und Kapitel 2 betonen. Vers 12 überbrückt auf die folgende Perikope, die ohne Zwischengeschehnisse direkt anschließt.[4]
4. Gattungsanalyse
Mt 2,1-12 gehört zu der Gattung der Kindheitsgeschichten. Jesus wird bei Mt in besonderer Analogie zu den charismatischen Führen der Vorzeit Israels gesehen. Die Proskynese der Magier ist ein erzähltes Zerimoniell, die Lukas erst am Schluss seines Evangeliums einführt. Ein Zeremoniell soll stets das Verborgene und den Heilswillen vor Augen führen.[5]
5. Situationsanalyse
5.1. Der Verfasser und sein Ort
Grundsätzlich gilt festzuhalten, dass der Verfasser des Matthäusevangelium nicht mit dem Herrenjünger Matthäus identisch ist. Es ist nämlich unwahrscheinlich, dass ein Augenzeuge sich auf die Darstellung des Markusevangeliums stützt, dessen Verfasser nachweislich kein Augenzeuge des Leben Jesu gewesen war. Weiters lässt die Namensänderung in Mt 9,9 von Levi auf Matthäus auf einen sekundären Prozess schließen, der wiederum für einen Augenzeugen nicht logisch wäre. Allerdings könnte der Herrenjünger Matthäus bei der Entstehung des Evangeliums eine wichtige Rolle gespielt haben. Matthäus dürfte Lehrer in seiner Gemeinde gewesen sein. Neue Forschungen deklarieren ihn als Vertreter liberaler hellenistischer Diasporajuden, die der Heidenmission positiv gegenüberstanden.[6]
Der Verfasser dürfte aus dem syrischen Raum stammen und verfasste sein Evangelium auf Griechisch. Streit herrscht darüber, ob Matthäus Juden- oder Heidenchrist war. Die Bejahung der Heidenmission auch die Vermeidung von hebräischen Wörtern sowie die Verurteilung des Volkes Israel sprechen für einen heidenchristlichen Verfasser. Aufbau, Stil und Komposition des Textes zeugen davon, dass der Verfasser von jüdischer Literatur geprägt war.[7]
5.2. Sitz im Leben Jesu
Jesus wird in dieser Perikope sehr stark dem falschen König der Juden Herodes gegenübergestellt. Die Geschenke und das Verhalten der Magier unterstreichen die Königswürde des Kindes. Aber auch die grausame Zukunft des Kindes wird angedeutet, indem die Magier Herodes nicht vertrauen und einen anderen Weg nach Hause nehmen.
5.3. Verfassungssituation
Wie das gesamte Matthäusevangelium dürfte Matthäus auch diese Perikope jedenfalls nach 70 n. Chr., da Matthäus die Zerstörung des Tempels bereits voraussetzt, und vor 110 verfasst haben. Somit dürfte der Text etwa um das Jahr 90 datiert werden. Ignatius kannte das Evangelium bereits. Wahrscheinlich wurde das Evangelium in Syrien verfasst, der genauere Ort ist jedoch unbekannt. Sicher ist nur, dass es sich um eine Siedlung an einem größeren Verkehrsweg handeln muss, um die schnelle Verbreitung erklären zu können. Weitere Hinweise auf seinen Entstehungsort gibt der Text jedoch nicht preis. Sicher festmachen lässt sich nur noch, dass es in einer größeren syrischen Stadt verfasst worden sein muss, deren Hauptsprache Griechisch war.[8]
[...]
[1] Nestle-Aland, Neues Testament, 3f
[2] Vgl. Gnilka, Mt 34f
[3] Vgl. Luz, Ulrich, Das Evangelium nach Matthäus. 1. Teilband Mt 1-7 (Evangelisch-Katholischer Kommentar zum Neuen Testament Bd. 1), Zürich u.a. 52002, 112f
[4] Vgl. Luz, Mt 112f
[5] Vgl. Berger, Klaus, Formgeschichte des Neuen Testaments, Heidelberg 1984 320
[6] Vgl. Schnelle, Udo, Einleitung in das Neue Testament, Göttingen 42002 63ff
[7] Vgl. Luz, Mt 62f
[8] Vgl. Luz, Mt 73ff,
Conzelmann, Hans, Arbeitsbuch zum Neuen Testament, Tübingen 132000; 331f
Schnelle, Einleitung 265f
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