Die Res Gestae Divi Augusti, auch Monumentum Ancyranum genannt, sind an den Wänden des Tempels des Augustus und der Roma in Ancyra, dem heutigen Ankara, nahezu vollständig erhalten und gelten laut Mommsen als „Königin der Inschriften“. Als Rechenschaftsbericht verfasst, ist es eine Selbstdarstellung des Augustus, mit der er nicht die bloßen Fakten seiner Herrschaftszeit niederschreiben, sondern sich der Nachwelt vielmehr in einem positiven Licht präsentieren wollte. Die Wiederherstellung der res publica und die Bewahrung der Traditionen der mos maiorum sollten als seine primären Ziele erkennbar sein. Die Res Gestae zeichnen sich durch ein stark reihenden, sachlichen Stil aus, der sie wie eine Aneinanderreihung von Tatsachen aussehen lassen soll. Unvorteilhaftes wird jedoch verschwiegen und Fakten bewusst verdreht.
Die Historiker, die sich mit Augustus beschäftigt haben, sind sich einig, dass die Angaben, die seinen Aufstieg betreffen als „falsch, zumindest als völlig entstellt angesehen werden [müssen]“ 1 . „Den Nachschauenden erschreckt beinahe die Unverfrorenheit, mit der Augustus das damalige Geschehen nachzeichnete“. 2 Ronald T. Ridley hat in seinem Buch „The Emperor’s Retrospect“ eigens ein Kapitel mit dem Titel „Lügen“ verfasst, in dem die Wahrheitsverdrehungen in den Res Gestae detailliert behandelt werden. Ich werde nun im Folgenden genauer auf die Kapitel 1 und 2 des Tatenberichts eingehen, die Augustus’ Aufstieg beschreiben. Da Augustus nicht einfach plump gelogen hat, sondern Geschehnisse vielmehr positiver dargestellt hat, als sie sich tatsächlich zugetragen haben, werde ich in dem ersten meiner beiden Hauptkapitel genauer auf diese Schönfärbereien eingehen. Anschließend werden jene Dinge behandelt, die nicht in die Res Gestae mit aufgenommen wurden, da sie für Augustus Ansehen nicht gerade förderlich gewesen wären. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Allgemeines zu den Kapiteln 1 und 2 der Res Gestae
- Schönfärberei
- Die „,eigenen Mittel“ des Oktavian
- Die Befreiung Roms aus der „Gewaltherrschaft“ durch die Schlacht von Mutina 43 v. Chr.
- Der politische Seitenwechsel: die Wahl zum Konsul am 19.08.43 v. Chr.
- Doppelschlacht von Philippi 42 v. Chr.
- Weglassung
- Die Haltung des Senats und die Unterstützung durch Cicero
- Die Triumviratszeit
- Die Beseitigung der Gegner durch die Proskriptionen
- Die Veteranenansiedlung 41 v. Chr.
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert den Aufstieg des Augustus, wie er in den Res Gestae Divi Augusti dargestellt wird. Im Fokus steht die Frage, wie Augustus sich selbst in diesem Selbstdarstellungswerk inszeniert und welche Strategien er dabei einsetzt.
- Schönfärbung und bewusste Verdrehung von Fakten
- Die Darstellung des eigenen Aufstiegs als rechtmäßig und reibungslos
- Der Umgang mit den politischen Gegnern und die Rechtfertigung von Gewalt
- Die Konstruktion eines positiven Images als Retter Roms und idealer Staatsführer
- Die Bedeutung des Selbstdarstellungswerkes für die Selbstdarstellung des Augustus und die Legitimation seiner Herrschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Arbeit widmet sich der Einleitung und bietet einen Überblick über die Res Gestae Divi Augusti. Es werden wichtige Aspekte wie die Funktion des Tatenberichts als Selbstdarstellung und die Absicht des Augustus, sich in einem positiven Licht zu präsentieren, erläutert.
Das zweite Kapitel stellt die Kapitel 1 und 2 der Res Gestae vor und analysiert die darin enthaltenen Informationen über die politische Laufbahn des Augustus. Es wird deutlich, wie er seinen Aufstieg als rechtmäßig und notwendig für die Rettung der römischen Republik darstellt.
Das dritte Kapitel befasst sich mit dem Thema der Schönfärberei in den Res Gestae. Anhand von konkreten Beispielen wird aufgezeigt, wie Augustus seine Handlungen verharmlost und negative Aspekte seiner politischen Karriere verschweigt.
Schlüsselwörter
Res Gestae Divi Augusti, Augustus, Selbstdarstellung, Schönfärberei, politische Laufbahn, Triumvirat, Philippi, Cicero, Senat, mos maiorum, Gewaltherrschaft, Propaganda, Römische Republik.
- Arbeit zitieren
- Regina Eberle (Autor:in), 2006, Der Aufstieg des Augustus im Spiegel der Res Gestae Divi Augusti, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71377