„Jugend und Sucht“, so lautet der Titel des Referats, das im Sommertrimester 2006 im Rahmen des Seminars „Pädagogische Kindheits-und Jugendforschung“ an der Helmut-Schmidt-Universität gehalten wurde. Ziel des Vortrags war es, das Suchtverhalten sowie den Konsum legaler und illegaler Drogen von Jugendlichen zu thematisieren. Neben dem Zusammenhang von Risikoverhalten und Motiven, sollte vor allem der Einfluss des näheren Umfelds und der Peer-Group betrachtet und bewertet werden. Daran anknüpfend wurden Möglichkeiten zur Prävention und gängige Therapieansätze beleuchtet und diskutiert. Jugend und Drogen - ein Problem? Was wissen wir eigentlich über das Konsumverhalten von Jugendlichen? Wie sehen die Trends aus und welche Arten von legalen und illegalen Drogen sind es, die dazu führen, dass Kinder und Jugendliche an erster Stelle und als Schwerpunkt im Suchtbericht der Bundesregierung des Jahres 2005 auftauchen?
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Begriffsdefinition: Jugendlicher
3 Suchtbericht – ein Überblick
4 Jugend, Drogen und Kriminalität
5 Motive für Drogenkonsum
5.1 Motivationen im Umfeld der Familie
5.2 Neugier
5.3 Die Peer-Group / Risikoverhalten
6 Maßnahmen gegen den Konsum von Drogen
6.1 Prävention
6.2 Prävention in der Familie
6.3 Beratung und Therapie
7 Fazit
8 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
„Jugend und Sucht“, so lautet der Titel des Referats, das im Sommertrimester 2006 im Rahmen des Seminars „Pädagogische Kindheits- und Jugendforschung“ an der Helmut-Schmidt-Universität gehalten wurde.
Ziel des Vortrags war es, das Suchtverhalten sowie den Konsum legaler und illegaler Drogen von Jugendlichen zu thematisieren. Neben dem Zusammenhang von Risikoverhalten und Motiven, sollte vor allem der Einfluss des näheren Umfelds und der Peer-Group betrachtet und bewertet werden. Daran anknüpfend wurden Möglichkeiten zur Prävention und gängige Therapieansätze beleuchtet und diskutiert.
Jugend und Drogen – ein Problem? Was wissen wir eigentlich über das Konsumverhalten von Jugendlichen? Wie sehen die Trends aus und welche Arten von legalen und illegalen Drogen sind es, die dazu führen, dass Kinder und Jugendliche an erster Stelle und als Schwerpunkt im Suchtbericht der Bundesregierung des Jahres 2005 auftauchen?
2 Begriffsdefinition: Jugend
Um die im Folgenden betrachtete Gruppe der Jugendlichen eingrenzen zu können, ist es erforderlich diese zunächst klar zu definieren. Als Jugend gilt für gewöhnlich die Lebensphase zwischen der Kindheit und dem Erwachsenenalter. Der Beginn dieses Lebensabschnitts zeichnet sich biologisch betrachtet mit dem Eintreten der Geschlechtsreife ab. Es ist die Zeit in der junge Menschen Schritt für Schritt mehr Rechte bekommen und gleichzeitig mehr Verantwortung übernehmen um so zu einem Vollmitglied der Gesellschaft, dem Erwachsenen, heranzuwachsen.
Die Jugend lässt sich in verschiedene Phasen unterteilen. Sie beginnt mit der Vorpubertät, der Zeit kurz vor der eigentlichen Pubertät, die wiederum die 2. Phase der Jugend für sich beansprucht. Daran anknüpfend beginnt für den Jugendliche die Phase des Heranwachsens, die so genannte Adoleszenz. Angesichts längerer Ausbildungszeiten und der immer länger andauernden Abhängigkeit vom Elternhaus, spricht man neuerdings von der Postadoleszenz als 4. Phase der Jugend.[1] Betrachtet man die Jugend unter Berücksichtigung dieser vier Phasen, so lässt sie sich auf das 12. – 25. Lebensjahr festlegen.
3 Suchtbericht – ein Überblick
Schon eine grobe Betrachtung jugendlichen Suchtverhaltens lässt unterschiedliche, positive und negative Trends erkennen. Die erfreulichste Tendenz spiegelt die Raucherquote wieder. Die hohen Rückgänge sprechen eine deutliche Sprache und führen zu dem Rückschluss, dass Rauchen zunehmend uncool geworden ist. Waren es 2001 noch 28 % der 12- bis 17-Jährigen, so ging die Anzahl derer, die regelmäßig Tabak konsumieren bis zum Jahr 2004 auf 23% zurück.[2]
Einen genauen Überblick bietet die folgende Tabelle:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Quelle: Drogen- und Suchtbericht 2005, S. 20)
Es lässt sich deutlich erkennen, dass in der Altersgruppe der 12- bis 17-Jährigen die Raucherquote nach dem enormen Anstieg Mitte der 1990er Jahre zunächst für mehrere Jahre konstant bei 28 % lag. Seit 2001 sank die Anzahl derer, die Tabak konsumieren auf 23% im Jahr 2004 ab.
In der Altersgruppe der 18- 25-Jährigen liegt die Raucherquote deutlich höher. Aber auch hier lässt sich die gleiche Tendenz erkennen. Rauchten 1997 noch mehr als die Hälfte aller Jugendlichen in dieser Altersgruppe, so waren es im Jahr 2004 nur noch 44%.
Parallel dazu konnte festgestellt werden, dass die Gruppe der „starken Raucher“ mit einem Konsum von mehr als 20 Zigaretten am Tag, seit 1993 mehr als halbiert werden konnte.[3]
„Allarmierend ist hingegen vor allem der Steigende Konsum von Cannabis unter Jugendlichen – ein Trend der sich überall in Europa findet. Bereits in der Altersgruppe der 12- 15-Jährigen haben 7% der Jugendlichen in Deutschland Erfahrung mit dem Konsum von Cannabis. Unter den 18- 25-Jährigen hat jeder fünfte Jugendliche im letzten Jahr Cannabis konsumiert.“[4]
Damit wird Cannabis mit Abstand zur am häufigsten konsumierten illegalen Droge, was sich darauf zurückführen lässt, dass Jugendliche die negativen Folgen des Cannabiskonsums nicht erkennen oder verharmlosen. Cannabis gilt allgemein als ungefährliche Droge, was die folgende Tabelle zeigt:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Quelle: Moderne Drogen- und Suchtprävention III 2003, S. 18)
Demnach ordneten im Jahr 2003 immerhin 90% der befragten Jugendlichen Cannabis (Marihuana / Haschisch) als Droge ein. Parallel dazu entschieden sich jedoch 59% der Befragten, Cannabis nicht als „sehr gefährlich“ einzustufen. Als Grundtendenz lässt sich festhalten: „Auch wenn die illegalen Substanzen mehrheitlich als Drogen eingestuft wurden, wird ihre Gefährlichkeit weitaus geringer eingeschätzt.“[5]
Neben Cannabis ist Alkohol die zweite Droge mit einer besorgniserregenden Entwicklung. Ähnlich wie beim Cannabiskonsum ist auch hier eine steigende Tendenz zu erkennen, was sich vor allem auf die neu eingeführten alkoholischen Mixgetränke zurückzuführen lässt. Während der Konsum von Wein und Bier beinahe stagnierte, verdoppelte sich der Konsum von Alkopops zwischen 2001 und 2004 von 8% auf 16%.[6] Die Einführung von Alkopops führte zu einem höheren Verbrauch von Alkohol bei Jugendlichen. Als weitere Ursache für den durchschnittlich steigenden Alkoholkonsum gilt die soziale Erwünschtheit.[7]
Die Erhebung anlässlich der Studie „Moderne Drogen- und Suchtprävention III“ ergab folgendes Bild in Bezug auf das Konsumverhalten von Genuss- und Rauschmitteln:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Quelle: Moderne Drogen- und Suchtprävention III 2003, S.20)
Es wird deutlich, dass Nikotin, Alkohol und Cannabis die am häufigsten konsumierten Drogen in der Gruppe der Jugendlichen sind. Ecstasy, Kokain und Heroin spielen in dieser Altersklasse kaum eine Rolle.
4 Jugend, Drogen und Kriminalität
„Jugenddelinquenz ist normal, ubiquitär, facettenreich, überwiegend bagatell- und episodenhaft: Irgendwelche Delikte kommen bei nahezu jedem in der Jugend vor, gleich welchen Geschlechts oder welcher Herkunft er ist.[8]
Es ist falsch anzunehmen, dass der Konsum von Drogen zwangsläufig zu Kriminalität führt. Trotzdem ist ein enger Zusammenhang zwischen Drogenkonsum und Kriminalität erkennbar. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Fakt ist, dass der Gebrauch von Drogen als Indikator des jeweiligen Lebensstils eines Jugendlichen gilt. Jugendliche aus behüteten Elternhäusern sind weniger anfällig für Drogen als Jugendliche aus sozial zerrüttelten Familien.
Neben der Droge an sich, spielen auch Faktoren wie die Clique oder der Medienkonsum des Jugendlichen eine beachtliche Rolle für delinquentes Verhalten.
Besonders intensiv wird die Beziehung von Drogen und Delinquenz im Bereich der Beschaffungskriminalität. Der regelmäßige Konsum von Drogen stellt den Konsumenten vor das Problem die Sucht finanzieren zu müssen. Drogenabhängige benötigen am Tag bis zu 100 Euro für die Befriedigung ihrer Bedürfnisse, was nur in den seltensten Fällen in einem regulären Arbeitsverhältnis erwirtschaftet werden kann. Dies drängt den jugendlichen Konsumenten in die Illegalität, und so ist die Zahl derer, die im Zusammenhang mit ihrer Abhängigkeit strafbar werden, überdurchschnittlich hoch. Gängige Mittel, um die Sucht zu finanzieren, sind neben Diebstählen auch Prostitution und Kurierdienste oder Botenfahrten die sich die Drogenabhängigen in Drogen ausbezahlen lassen.[9]
Neben der Persönlichkeit des Abhängigen entscheiden auch begleitende Sozialbedingungen, delinquente Vorerfahrungen, der soziale Kontext und das Milieu darüber, ob und in welchem Ausmaß mit der Drogenkarriere eine delinquente Entwicklung einhergeht.[10]
5 Motive für Drogenkonsum
Was motiviert einen Jugendlichen dazu Drogen zu nehmen? Was treibt ihn dazu, den Wunsch nach dem Rauscherlebniss größer sein zu lassen, als die Angst vor der Gefahr der Abhängigkeit oder gesundheitlicher Folgen? Der Frage nach den gängigsten Motiven wird im Folgenden Abschnitt nachgegangen.
5.1 Motivationen im Umfeld der Familie
Die Gründe für den Konsum von Drogen im Jugendalter sind vielfältig und wirken häufig aus verschiedenen Bereichen auf die Heranwachsenden ein. Oftmals sind es die Eltern selbst, die ein schlechtes Vorbild darstellen, und denen die Jugendlichen nacheifern. „Es gibt starke Zusammenhänge zwischen Drogen-, Alkohol-, Medikamenten- oder Nikotinmißbrauch der Eltern und dem Drogenumgang der Kinder.“[11] Diese Tatsache lässt sich darauf zurückführen, dass Jugendliche trotz wachsender Selbstständigkeit die Eltern als Bezugspersonen, Ansprechpartner und auch als Vorbilder sehen.
Der Konsum von Drogen, hier insbesondere von berauschenden Drogen, kann in anderen Situationen auch ein Mittel zur Realitätsflucht sein. Oftmals fühlen sich Jugendliche den durch das Elternhaus an sie gestellten Wünschen und Forderungen nicht gewachsen. Eine fehlende Übereinstimmung der jeweiligen Annsprüche kann dazu führen, dass sich der Jugendliche von seinen Eltern abwendet und bewusst die Normen und Werte verletzt, die ihm zu Hause vorgelebt werden. Diese Generationskonflikte können Auswirkungen auf die Identitätsfindung des Jugendlichen haben. Der Jugendliche flüchtet daraufhin in die Gruppe der Gleichaltrigen und ist dort einem erhöhten Risiko ausgesetzt.[12] Ähnliches bewirken auch Stresssituationen wie andauernde Streitereien oder die Scheidung der Eltern.
„Kinder und Jugendliche, die sich in einem emotionalen Dauerstress mit den Eltern befinden, neigen dazu, ihren Frust durch Drogenkonsum betäuben und ihr psychisches Wohlgefühl wiederherstellen zu wollen.“[13]
5.2 Neugier
Ausgelöst durch die Verharmlosung von Drogen und der breiten Akzeptanz in der Gruppe der Gleichaltrigen entwickelt sich bei vielen Jugendlichen ein Gefühl der Neugier. Eine Erhebung unter 14- bis 21-jährigen Schülern in der Schweiz brachte die Erkenntnis, dass knapp 50 % der befragten Jugendlichen gern einmal ein Rauschgift ausprobieren würden. Die beliebteste Droge war mit knapp 25 % aller befragten LSD, was sich jedoch vermutlich darauf zurückführen lässt, dass ein großer Teil der Befragten bereits Erfahrungen im Konsum von legalen Drogen und Haschisch / Marihuana gesammelt hatte. Begründet wurde der Wunsch eine Droge zu testen oftmals mit der Bemerkung, dass diese Droge nicht Süchtig machen würde.
Die Wiederholung des ersten Rauschgiftversuchs schlossen mehr als 90% der Befragten aus. Diese Haltung widerspricht allerdings der Realität und so folgen einem ersten Drogenversuch häufig weitere Versuche.[14]
5.3 Die Peer-Group / Risikoverhalten
In der bereits angesprochenen Befragung von Jugendlichen in der Nordschweiz, wurde auch deutlich, dass das Umfeld, und hier insbesondere die Clique, eine nicht zu unterschätzende Rolle in der Frage nach der Motivation spielt. So war die Anzahl derer, die von Drogenerlebnissen im Freundeskreis erfahren hatte, und sich nun ein eigenes Bild machen wollten, acht mal höher als die Anzahl derjenigen, die gesellschaftliche Unzufriedenheit oder Protest gegen das Elternhaus als Gründe angaben.[15]
„Junge Drogenbenutzer allgemein, besonders aber Drogenabhängige weisen frühere und stärker prägende Orientierungen außerhalb der Familie auf“[16],
was zu dem Umkehrschluss führt, dass das ausserfamiliäre Umfeld der Jugendlichen ein höheres Risiko in sich birgt und schneller zum Konsum von Drogen verleitet. Somit bildet die peer-Group einen Gegenpol zum Elternhaus. Der Freundeskreis wird zum Experimentierfeld und erlaubt Normüberschreitungen ohne die elterliche Kontrolle oder negative Konsequenzen. Der Jugendliche begibt sich im Schutz der Peer-Group auf die Suche nach dem Risiko. Je nach der Art der Freizeitgestaltung ist dieses Risiko höher oder niedriger. So gelten häufige Discobesuche als negativer Faktor. Diskotheken und ähnliche Lokale galten in den 1970er Jahren als Hauptumschlagplätze für Drogen. Der Besuch von Sportveranstaltungen oder Kirchengruppen hingegen wird als harmlos eingestuft.[17]
Oftmals wird in der Gruppe auch der Rang des jeweiligen Jugendlichen über die Bereitschaft zu Risikoverhalten definiert. So lässt sich der Konsum von Drogen in der Peer-Group vor allem darauf zurückführen, dass „Jugendliche sich selbst und Ihren Bezugsgruppen gegenüber etwas demonstrieren wollen. Der Drogenkonsum in der Einstiegsphase hat also – psychologisch und soziologisch gesehen – einen instrumentellen Charakter.“[18]
[...]
[1] Vgl. Schaub / Zenke 2004, S.303
[2] Vgl. Drogen- und Suchtbericht 2005, S.10
[3] Vgl. Drogen- und Suchtbericht 2005, S.21
[4] Drogen- und Suchtbericht 2005, S.10
[5] Moderne Drogen- und Suchtprävention III 2003, S. 18
[6] Vgl. Drogen- und Suchtbericht 2005, S.19
[7] Vgl. Wittrock 2002, S.50
[8] Kreuzer 1987, S. 21f
[9] Vgl. Baumann / Buschmeier 2001, S.118f
[10] Vgl. Kreuzer 1987, S.59
[11] Kreuzer 1987, S. 26
[12] Vgl. Bründel / Hurrelmann 1997, S. 89f
[13] Bründel / Hurrelmann 1997, S. 90
[14] Vgl. Biener 1982, S. 29ff
[15] Vgl. Biener 1982, S. 35
[16] Kreuzer 1987, S. 31
[17] Vgl. Kreuzer 1987, S. 31
[18] Bründel / Hurrelmann 1997, S. 43
- Arbeit zitieren
- cand.paed Florian Hering (Autor:in), 2007, Jugend und Sucht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71257
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