Wie gehen Gesellschaften nach einem Weltkrieg mit einer Niederlage um? In der vorliegenden wissenschaftlichen Arbeit geht es darum, wie die deutsche Gesellschaft am Ende des Ersten Weltkrieges und mit dem Beginn der Weimarer Republik mit der Kriegsniederlage umgegangen ist. Zentrales Thema bildet dabei die so genannte Dolchstoßlegende, die von Paul von Hindenburg am 18. November 1919 vor dem Untersuchungsausschuss der Nationalversammlung als Ursache für die Kriegsniederlage genannt wurde. „Die Parteien haben den Widerstand der Heimat erschüttert. [..] Hinzugekommen ist die heimliche planmäßige Zersetzung von Flotte und Heer und die revolutionäre Zermürbung der Front. So mussten unsere Operationen misslingen, es musste der Zusammenbruch kommen. Die Revolution bildet nur den Schlussstein. Ein englischer General sagte mit Recht: „Die deutsche Armee ist von hinten erdolcht worden“.“
Im ersten Teil meiner Hausarbeit möchte ich mich der Frage widmen, wie die Dolchstoßlegende entstanden ist. Welche Faktoren bei den Menschen in Deutschland notwendig waren, damit sich diese erfundene Wahrnehmung verfestigen und so zu einer eingebildeten Wahrheit werden konnte, um damit der kommenden Weimarer Republik in den Rücken zu fallen und ihr somit eine schwere, nicht zu überwindende Last aufzubürden. In manchen Kreisen ging man nach dem Ende des Krieges sogar davon aus, dass eine Fortführung des Krieges oder ein zweiter Weltkrieg folgen müsse. So schrieb beispielsweise Delbrück in den Preußischen Jahrbüchern 1919, dass der Zeitpunkt kommen werde, „wo wir alles zurückfordern werden“. Was hat zu so einer Einstellung bei den Menschen geführt? War ein Zweiter Weltkrieg in den Gedanken der Menschen in Deutschland verankert? Dies möchte ich in meinem zweiten Abschnitt über die Weimarer Republik näher beleuchten. Welche Auswirkungen hatte die Dolchstoßlegende auf die junge Demokratie und welche Konsequenzen sind aus einer verdrehten Wahrnehmung für die Weimarer Republik entstanden?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Entstehung der Dolchstoßlegende
- Ursprung der Legende
- Hindenburg
- Verhältnis zwischen Heimat und Front
- Weimarer Republik
- Entstehung der ersten Demokratie in Deutschland
- Die Wirkung der Dolchstoßlegende auf die Bevölkerung und der politische Missbrauch
- Resümee
- Literaturverzeichnis
- Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese wissenschaftliche Arbeit untersucht, wie die deutsche Gesellschaft mit der Kriegsniederlage am Ende des Ersten Weltkriegs und dem Beginn der Weimarer Republik umgegangen ist. Der Fokus liegt dabei auf der Dolchstoßlegende, die von Paul von Hindenburg als Ursache für die Kriegsniederlage präsentiert wurde.
- Die Entstehung und Verbreitung der Dolchstoßlegende
- Die Rolle von Hindenburg und der Propaganda
- Der Einfluss der Dolchstoßlegende auf die Weimarer Republik
- Die Wahrnehmung der Kriegsniederlage durch die deutsche Gesellschaft
- Die Folgen der Dolchstoßlegende für die deutsche Politik und Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Frage, wie Gesellschaften mit einer Kriegsniederlage umgehen und führt in die Thematik der Dolchstoßlegende ein. Das erste Kapitel untersucht die Entstehung der Legende und beleuchtet verschiedene Faktoren, die zu ihrer Verbreitung beigetragen haben. Das zweite Kapitel widmet sich der Weimarer Republik und beleuchtet die Auswirkungen der Dolchstoßlegende auf die junge Demokratie und die politische Landschaft.
Schlüsselwörter
Dolchstoßlegende, Erste Weltkrieg, Kriegsniederlage, Weimarer Republik, Hindenburg, Propaganda, politische Desintegration, deutsche Gesellschaft, Kriegstrauma.
- Quote paper
- Benedikt Bärwolf (Author), 2006, Die Dolchstoßlegende in der Weimarer Republik - Eine Gesellschaft verarbeitet die Kriegsniederlage, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71229