„Der Motor der deutschen Wirtschaft läuft […] noch nicht rund.“ Die Überwindung einer zähen Stagnation durch die einsetzende konjunkturelle Erholung stützt sich vornehmlich auf einen beachtlich starken außenwirtschaftlichen Impuls. Der inländischen Verwendung wird hingegen höchstens ein stotternder Start attestiert. Privater Konsum und Bruttoanlageinvestitionen verharren auch in aktuellen Prognosen für 2005 nur auf Vorjahresniveau. Die im Grundsatz wettbewerbsfähige unternehmerische Basis und die Möglichkeit, aus eigener Kraft das Tal zu durchschreiten, werden überschattet durch von vielen in schwarzen Farben gemalte Zukunftsperspektiven der deutschen Volkswirtschaft.
„Endlich raus aus dem Jammertal“ soll Deutschland mit der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2006 , fordert Wolfgang Clement, der sich von der deutschen WM-Austragung Optimismus und „einen Schub für das Land“ verspricht. Angesichts derartiger Zuschreibungen fühlt man sich an 1974 erinnert: Mit „Fußball ist unser Leben“ besingen Tony Marschall, Franz Beckenbauer und die Mitstreiter der deutschen Elf damals die große Bedeutung von „König Fußball“. Abseits eines Bildes des Fußballs als „Spiegel der Gesellschaft oder soziales Paralleluniversum“ stellt sich die Frage, welchen Beitrag die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 zu den zentralen „Herausforderungen im Inland“ zu leisten vermag. Tatsächlich finden die von Wolfgang Clement proklamierten positiven Effekte des Turniers in der wissenschaftlichen und öffentlichen Diskussion breite Zustimmung. „Volkswirtschaftliches Gut von 10 Milliarden Euro“, „Jobmaschine schafft 30.000 neue Stellen bis 2010“ oder „realer Wachstumseffekt in Höhe von 0,5%“ sind nur eine exemplarische Auswahl von der WM 2006 zugeschriebenen Attributen. Die „sehr hohe Erwartungshaltung“ wird begleitet von teils ernüchternden Szenarien, die – von der Öffentlichkeit scheinbar unbemerkt – „die Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft eher pessimistisch“ beschreiben, das Bild von der „Wachstumsmaschine Sport als Mythos“ darstellen, am WM-Impuls 2006 zweifeln oder einen ökonomischen „Netto-Effekt nahe null“ für Sportgroßveranstaltungen identifizieren.
Der vorliegende Text greift den Dissens in der ökonomischen Diskussion auf und beleuchtet aus einer makroökonomischen Perspektive Herangehensweisen zur Abschätzung der Effekte von sportlichen Großereignissen.
Inhalt
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Das Spielfeld
2.1 Sportgroßveranstaltungen
2.2 Die FIFA Fußball-Weltmeisterschaft
2.2.1 1930 - 2006
2.2.2 Deutschland 2006
3 Auswirkungen sportlicher Großereignisse
3.1 Klassifizierung potentieller Wirkungen
3.2 Quantitativ
3.2.1 Primäreffekte
3.2.2 Sekundäreffekte
3.3 Qualitativ
4 Abschätzung makroökonomischer Effekte
4.1 Durchsicht
4.2 Kosten-Nutzen-Analyse
4.3 Input-Output-Analyse
5 Kritische Würdigung
6 Ausblick
7 Anhang
8 Literaturverzeichnis
8.1 Bücher, Zeitschriften und Sammelbände
8.2 Onlinequellen
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Offizielle Partner der FIFA Fußball-WM 2006
Abbildung 2: Beziehungsnetzwerk der Akteure um die FIFA WM Deutschland 2006
Abbildung 3: Multiplikatorprozess - eine schematische Darstellung
Abbildung 4: Multiplikatorprozess am Zahlenbeispiel
Abbildung 5: Ex-ante Schätzungen des Nettoeffektes einer FIFA WM Ausrichtung
Abbildung 6: Idealtypischer Prozessablauf einer KNA zur Abschätzung makroökonomischer Effekte sportlicher Großereignisse
Abbildung 7: Nettogegenwartswerte bei zunehmendem Zeithorizont
Abbildung 8: Veränderung des BIP nach Finanzierungsart - Abweichungen von der Basisprognose in Mrd. DM
Abbildung 9: Entwicklung der Beschäftigung infolge einer kreditfinanzierten Fußball-Weltmeisterschaft 2006 - Abweichungen zur Basisprognose in Tsd. Personen
Abbildung 10: Verschiedene Typen von Eventbesuchern
1 Einleitung
„Der Motor der deutschen Wirtschaft läuft […] noch nicht rund.“1 Die Über- windung einer zähen Stagnation durch die einsetzende konjunkturelle Erholung stützt sich vornehmlich auf einen beachtlich starken außenwirtschaftlichen Impuls. Der inländischen Verwendung wird hingegen höchstens ein stotternder Start attestiert. Privater Konsum und Bruttoanlageinvestitionen verharren auch in aktuellen Prognosen für 2005 nur auf Vorjahresniveau. Die im Grundsatz wettbewerbsfähige unternehmerische Basis und die Möglichkeit, aus eigener Kraft das Tal zu durchschreiten, werden überschattet durch von vielen in schwarzen Farben gemalte Zukunftsperspektiven der deutschen Volks- wirtschaft.2
„Endlich raus aus dem Jammertal“ soll Deutschland mit der FIFA Fußball- Weltmeisterschaft 20063, fordert Wolfgang Clement, der sich von der deutschen WM-Austragung Optimismus und „einen Schub für das Land“ verspricht.4 Angesichts derartiger Zuschreibungen fühlt man sich an 1974 erinnert: Mit „Fußball ist unser Leben“ besingen Tony Marschall, Franz Beckenbauer und die Mitstreiter der deutschen Elf damals die große Bedeutung von „König Fußball“.5 Abseits eines Bildes des Fußballs als „Spiegel der Gesellschaft oder soziales Paralleluniversum“6 stellt sich die Frage, welchen Beitrag die Fußball- Weltmeisterschaft 2006 zu den zentralen „Herausforderungen im Inland“7 zu leisten vermag. Tatsächlich finden die von Wolfgang Clement proklamierten positiven Effekte des Turniers in der wissenschaftlichen und öffentlichen Diskussion breite Zustimmung.8 „Volkswirtschaftliches Gut von 10 Milliarden
Euro“9, „Jobmaschine schafft 30.000 neue Stellen bis 2010“10 oder „realer Wachstumseffekt in Höhe von 0,5%“11 sind nur eine exemplarische Auswahl von der WM 2006 zugeschriebenen Attributen. Die „sehr hohe Erwartungs- haltung“12 wird begleitet von teils ernüchternden Szenarien, die - von der Öffentlichkeit scheinbar unbemerkt -„die Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft eher pessimistisch“13 beschreiben, das Bild von der „Wachstumsmaschine Sport als Mythos“14 darstellen, am WM-Impuls 2006 zweifeln15 oder einen ökonomischen „Netto-Effekt nahe null“16 für Sportgroß- veranstaltungen identifizieren.
Die vorliegende Arbeit greift den Dissens in der ökonomischen Diskussion auf und beleuchtet aus einer makroökonomischen Perspektive Herangehensweisen zur Abschätzung der Effekte von sportlichen Großereignissen.
Die jeweils besonderen Charakteristika einer Veranstaltung, verschiedene Umweltzustände im ausrichtenden Raum oder unterschiedliche Methoden wissenschaftlicher Arbeiten behindern die Vergleichbarkeit von Studien, erschweren die Übertragung empirischer Ergebnisse und erfordern eingangs eine exakte Abgrenzung des Untersuchungsgegenstandes. Der folgende Ab- schnitt (2.) unternimmt eine Klassifizierung von Sportgroßveranstaltungen und stellt das Produkt Fußball-Weltmeisterschaft in den Mittelpunkt der Arbeit. Der dritte Abschnitt (3.) führt mit einer Rundschau über das weite Areal von Wirkung sportlicher Großereignisse in die Diskussion ein. Darauf aufbauend bietet das vierte Kapitel (4.) eine Darstellung möglicher Methoden zur Abschätzung makroökonomischer Auswirkungen und zeigt Ergebnisse von Studien zu FIFA Fußball-Weltmeisterschaften. In einer kritischen Würdigung (5.) werden an- schließend zentrale Aspekte der Forschung aufgegriffen und bekannte Probleme herausgearbeitet. Die Möglichkeiten und Grenzen makroökonomischer Analysen sportlicher Großveranstaltungen bestimmen den Rahmen des abschließenden Ausblicks (6.).
2 Das Spielfeld
2.1 Sportgroßveranstaltungen
Sportgroßveranstaltungen tragen eine Vielzahl von sozialen, politischen, ökonomischen und ökologischen Wirkungen, deren kurz-, mittel- und langfristige Stärke die Gesamtheit der ‚Event induzierten’17 Effekte bestimmt. Dieses multidimensionale Netz wird gespannt von den besonderen Merkmalen der Veranstaltung, deren Identifikation und Unterscheidung somit notwendige Voraussetzung für eine Analyse ist. Eine allgemein gültige Definition ist in der Literatur nicht zu finden. Eine mögliche Klassifikation von Sportveranstaltungen erfordert die Auswahl entsprechender Kriterien, deren Festlegung in höchstem Maße vom Untersuchungszweck abhängt. Das Setzen von Schwellenwerten, deren Überschreitung die Zuordnung zur Kategorie der Sportgroß- veranstaltungen impliziert, kann eine erste Eingrenzung der Gesamtheit von Sportveranstaltungen eines geographischen Raumes leisten.18 Da „Sportgroß- veranstaltungen […] zweifellos eine beträchtliche […] Dimension“19 aufweisen, dient die Spezifikation von Grenzwerten lediglich einer Schärfung der dem Begriff immanenten Definition. Eine auf solchem Wege identifizierte Gruppe beinhaltet eine Vielzahl an Typen von Ereignissen.20 Eine weitere Klassifikation durch diejenigen Merkmale, die „große Unterscheidungskraft im Hinblick auf die Ausprägung der unterschiedlichen Effekte von Sportgroßveranstaltungen besitzen“21, ist erforderlich. Zu den in der Literatur häufig verwendeten Kriterien zählen Größe, Regelmäßigkeit und Dauer der Veranstaltung.22 Eine Kategorisierung anhand der Kennzeichen Zuschauer und Teilnehmerzahl als Indikator für die Größe, Regelmäßigkeit der Austragung am selben Veranstaltungsort, Dauer der Veranstaltung sowie Siedlungsstruktur kann bereits bei sehr geringer Tiefe der Merkmalsausprägungen mehr als 30 Typen sportlicher Großereignisse identifizieren.23
Andere Klassifikationen bedienen sich aus der Eventforschung bekannten Typologien.24 Die Bezeichnung von Großereignissen als Mega-, Special- und Hallmark-Events - eine in der englischsprachigen Literatur häufig verwendete Einteilung - stützt sich bspw. auf Kriterien zum Einzugsgebiet der Besucher als Indikator für den Attraktionsgrad.25 Mega-Events charakterisiert dabei eine inter- nationale Dimension, globale Beachtung und zunehmende Unabhängigkeit vom Veranstaltungsort sowie dessen gesellschaftlichen System. „Nach allgemeiner Auffassung“26 lassen sich derzeit nur die Weltausstellungen, Olympische Spiele und Fußball-Weltmeisterschaften zu den Mega-Events zählen. Aus Sicht des Ausrichterlandes handelt es sich um singuläre Ereignisse, deren Ausrichtung einmalig ist oder eine Wiederholung zumindest nicht planbar scheint.27
Neben den besonderen Kennzeichen der einzelnen Veranstaltungstypen fällt den Charakteristika des jeweiligen Ausrichters eine für die Analyse Event induzierter Effekte bedeutende Rolle zu.28 Der Vergleichbarkeit einzelner Studien zu verschiedenen Großveranstaltungen sind von dieser Seite inhaltliche Grenzen gesetzt.29 Die vorliegende Arbeit stellt die Fußball- Weltmeisterschaft als „einmaliges Sport-Mega-Event mit einer Sportart, vielen regional verteilten Standorten und einer relativ langen Eventdauer bei abnehmender Veranstaltungsintensität“30 in den Mittelpunkt der Darstellung makroökonomischer Effekte von sportlichen Großereignissen. Einzigartigkeit erlangt das Format Fußball-Weltmeisterschaft insbesondere durch die große ökonomische Bedeutung.31 Im Vergleich lösen Olympische Spiele und Welt- ausstellungen auf nationaler Ebene eine schwächere Wirkung aus, da deren geographische Konzentration stärkere Verdrängungs- und Versickerungseffekte impliziert. Darüber hinaus folgt aus der Begrenzung auf eine Sportart ein besonderes Nachfrageverhalten der Konsumenten. Die Verteilung auf mehrere Spielorte stellt spezielle Anforderungen an die Infrastruktur. Der lange Veranstaltungszeitraum verhilft den Wirkungen zu einer breiteren Entfaltung, während die abnehmende Intensität des Turniers zeitliche Gestaltungsräume für Organisatoren und Besucher schafft. Der folgende Abschnitt soll die Natur der Veranstaltung eingehend erkunden und am Beispiel der kommenden WM- Endrunde 2006 in Deutschland einen exemplarischen Überblick über das Beziehungsgeflecht zwischen an der WM beteiligten Akteuren geben.
2.2 Die FIFA Fußball-Weltmeisterschaft
2.2.1 1930 - 2006
Gemessen an den Zahlen zur weltweiten Fernsehverwertung ist die letzte FIFA Fußball-Weltmeisterschaft mit 49,2 Milliarden Stunden Zuschauervolumen noch vor den Olympischen Spielen das größte TV-Ereignis der Welt.32 Das große Interesse spiegelt sich auch in den Einnahmen aus dem Verkauf der TV-Rechte wider, die sich für die WM 2006 in Deutschland - ohne Berücksichtigung möglicher Zusatzeinnahmen - laut Angabe der FIFA auf rund 1,5 Milliarden Schweizer Franken belaufen. Die Summe der Einnahmen des Käuferkonsortiums aus dem Weiterverkauf an Fernsehanstalten in mehr als 200 Ländern muss noch höher geschätzt werden.33
Der Grundstein für die heute populärste Großveranstaltung der Welt wurde nach großem Erfolg der olympischen Fußballturniere der Jahre 1924 und 1928 durch eine Entscheidung des FIFA-Kongresses am 28. Mai 1928 in Amsterdam gelegt.34 Die beste Fußballelf der Welt wird alle vier Jahre an einem vom Veranstalter festgelegten Austragungsort ermittelt.35 Traditionell wechselt die Vergabe zwischen Ländern in Europa und Lateinamerika. Mit den Weltmeister- schaften 1994, 2002 und 2010 sollen Nordamerika, Asien und Südafrika eine fußballerische Erschließung erleben. Die globale Neuorientierung der Vergabe- strategie folgt dem Ziel einer weltweiten Förderung des Sports und der Er- schließung neuer Märkte.36
Zwei große Entwicklungsschritte des Wettbewerbs tragen dem zunehmenden Wachstum der FIFA als Dachverband37 und dem starken Wettbewerb der Mitgliederkonföderationen um WM-Startplätze - mit Ausweitung der WM-End- rundenteilnehmer 1982 und 1998 auf heute 32 Nationen - Rechnung. Die Erweiterung erweist sich als Schlüsselgröße der wirtschaftlichen Expansions- strategie und dient der Öffnung neuer regionaler Märkte für das Fußballgeschäft und damit verbundener Wirtschaftsaktivitäten.38 Unter sich ständig verändernden Rahmenbedingungen ist es der FIFA gelungen, die Fußball- Weltmeisterschaft als geschätztes Premium-Produkt und „globale Qualitäts- marke“39 zu etablieren. Die Nutzung der „Weltsprache Fußball“40, die Rolle des Fußballs als eine der beliebtesten Sportarten der Welt sowie ausgeprägter Team- und Nationalgeist stärken die weltumspannende Nachfrage nach der Veranstaltung und begründen ein wachsendes wirtschaftliches Potential der Fußball-WM. „Der Serien- und Markencharakter ist für eine langfristig stabile Nachfrage von hoher Bedeutung.“41 Neben dem IOC als Ausrichter der Olympischen Spiele positioniert sich die FIFA im Marktsegment für Sport-Mega- Events als monopolistischer Anbieter.42
Optimistische Versprechungen positiver Effekte der Ausrichtung eines Mega- Events verleihen der Forderung neuer Mitspieler nach einer Teilhabe an nach- haltigen volkswirtschaftlichen Gewinnen Nachdruck. Vor diesem Hintergrund gewinnt die Forschung zur Abschätzung der Mega-Event induzierten Aus- wirkungen zunehmend an Bedeutung. Rechtfertigen „die versprochenen Wachstumsimpulse“43 beachtliche Aufwendungen zur Erfüllung der strengen Vorgaben der FIFA-Pflichtenhefte oder treten die Nationen in einen Wettbewerb um „Fool’s Gold?“44.
Die politische Natur des Bieterprozesses und der teils erbitterte Wettstreit um den Zuschlag unter Erwartung positiver Nettogesamteffekte und Ausblendung von Risiken lassen die Motive aller Beteiligten in den Mittelpunkt der Betrachtung rücken.45 Der folgende Abschnitt führt am Beispiel der kommenden Fußball-Weltmeisterschaft die Akteure und ihre Interessen in die Analyse ein und steckt so das Spielfeld für eine Abbildung der makroökonomischen Effekte sportlicher Großveranstaltungen ab.
2.2.2 Deutschland 2006
Am 6. Juli 2000 bestimmen die 24 Mitglieder des FIFA Exekutivkomitees in Zürich per geheimen Wahlentscheid den Gastgeber der 18. FIFA Fußball- Weltmeisterschaft im Jahre 2006. Südafrika und Deutschland können sich vor dem letzten Wahlgang gegen England, Marokko und Brasilien durchsetzen.46 Mit bereits 9 von insgesamt 17 Weltmeisterschaftsendrunden in Europa und keiner Ausrichtung auf dem afrikanischen Kontinent, dem afrikanischen Fußballverband als mitgliedsstärkster FIFA-Konföderation, der zunehmenden sportlichen Wettbewerbsfähigkeit afrikanischer Nationalteams und der Unter- stützung des FIFA Präsidenten Joseph Blatter für Südafrika stehen die Chancen für Deutschland schlecht. Die Schlüsselrolle fällt schließlich der einzigen Stimme des ozeanischen Verbandes OFC zu, der seinem Präsidenten Charles Dempsey für den Fall des Ausscheidens Englands die Unterstützung der südafrikanischen Bewerbung angewiesen hat.47 Die bevorstehende Einlösung des 1998 von Blatter zur Sicherung der afrikanischen Unterstützung seiner FIFA-Präsidentschaftskandidatur gegebenen Wahlversprechens, die WM erstmals nach Afrika zu vergeben, ließ die Börse in Johannisburg einen Höhen- flug ansetzten und „die südafrikanische Währung Rand […] in den beiden letzten Wochen vor der Vergabe gegenüber dem US-Dollar um fünfzehn Prozent steigen“48. Die hohen Erwartungen an die Gewinne einer Austragung spiegeln sich in den mit der Abstimmung verbundenen Hoffnungen der südafrikanischen Gesellschaft wider. Die Bewerbung spricht von der Vereinigung eines durch Rassismus geteilten Landes hinter einer gemeinsamen Leidenschaft für den Sport und einer Heilung der Wunden der Apartheid durch den Fußball.49 Als es schließlich aus der Messe Zürich verlautet „and the winner is … Deutschland“50 wird deutlich, dass Charles Dempsey dem Deutschen Fußball-Bund mit einer „dubiosen Stimmenthaltung“51 einen denkbar knappen Sieg ermöglicht hat. Die anschließende Diskussion lässt alte Wunden aufbrechen. Präsident Thabo Mbeki spricht von einer Tragödie für seinen Kontinent.52 Die Forderung nach einer Wahlwiederholung wird immer lauter.53 Als unmittelbare Reaktion wird auf Blatters Initiative das kontinentale Rotations- prinzip für zukünftige WM-Endrunden installiert und beschlossen, die Rotation 2010 mit Afrika zu beginnen.54 Die neue Vergabestrategie verstärkt den für einen Ausrichter einmaligen Charakter der Veranstaltung.55 Ein Verständnis für die Motive und Interessen der Bieter soll die folgende Skizze des Beziehungs- geflechts und die darauf aufbauende Darstellung zentraler Effekte von Groß- veranstaltungen entwickeln.
In Deutschland überwiegt die Vorfreude auf die Fußball-Weltmeisterschaft 2006, um deren Ausrichtung man sich seit 1992 offiziell bemüht.56 Unter dem Motto „Die Welt zu Gast bei Freunden“ findet die Endrunde der 18. Auflage des Turniers vom 9. Juni bis zum 9. Juli 2006 in Deutschland statt.57 Gastfreundlich, tolerant und heiter will man sich der Weltöffentlichkeit präsentieren. Angesichts der hohen Bedeutung des Fußballsports in Deutschland mit einer tiefen Verankerung in der Gesellschaft58 bietet der Gastgeber fruchtbaren Boden für die Ausbreitung der weit gefächerten ökonomischen und sozialen Wirkungen des Turniers. Durch Einsatz, Engagement und Enthusiasmus der gesamten Bevölkerung soll der Funke der Begeisterung überspringen.59
Die FIFA als Veranstalter und Rechteinhaber der Turnierserie legt die Anforderungen an die Ausrichtung in einem umfangreichen Reglement fest, für dessen Einhaltung sich das vom Verband speziell für den Zweck der WM einzu- richtende Organisationskomitee „in Kooperation und unter Kontrolle“60 einer FIFA Organisationskommission verantwortlich zeichnet.61 Insbesondere die Ge- währleistung der Bereitstellung von infrastrukturellen Voraussetzungen obliegt dem nationalen Organisationskomitee. Dabei stellt die Auswahl der Spielorte keinesfalls einen im Detail vorgegebenen Prozess dar. Vielmehr handelt es sich um ein nationales Bewerbungsverfahren für potentielle Austragungsstätten. Eine Auswahl der Spielorte erfolgt schließlich in Abstimmung zwischen nationalem OK und der FIFA. Die endgültige Festlegung erfolgt mehrere Jahre nach der Entscheidung für den Gastgeber und orientiert sich neben dem Erfüllungsgrad der qualitativen FIFA-Auflagen insbesondere an regional- ökonomischen und politischen Argumenten.62 Eine Schlüsselgröße spielt dabei die Anzahl der Austragungsorte, wobei erfahrungsgemäß mindestens zehn Spielstätten bereitgestellt werden müssen. Schließlich als „Lotterie 12 aus 15“63 ausgetragen, stellt die Bestimmung der Gewinner mit Implikationen für Gesamtinvestitionen, Tourismusausgaben sowie Nachhaltigkeit und Kapital- kosten einen zentralen Aspekt für die Ausbreitung makroökonomischer Effekte dar.
Aus dem Streben des Veranstalters nach einer hochklassigen Premium- Veranstaltung und den Auswirkungen des intensiven Bieterwettbewerbs ergeben sich immer strengere Vorgaben der FIFA-Pflichtenhefte, steigende Qualitätsanforderungen an die Austragungspläne und weit reichende Versprechungen der potentiellen Gastgeber im Rennen um den Zuschlag. Effizienz und Kontinuität der Serie unter Minimierung der Ausfallrisiken und Vermeidung schlechter Qualität stehen für den Ausrichter im Mittelpunkt einer sich immer schneller drehenden Qualitätsspirale. Transaktionsspezifische Investitionen des potentiellen Gastgebers bereits in der Bewerbungsphase treiben den Bieter in eine „Lock-in-Situation“64 mit der Gefahr hoher versunkener Kosten.65 Grundsätzlich erfordert die Durchführung einer sportlichen Großveranstaltung zunehmend die Bereitstellung modernster Rahmenbedingungen in den Bereichen Stadion, Medien, Sponsoring, Verkehr, Umwelt, Sicherheit und Tourismus. Neben infrastrukturellen Anforderungen ist von der nationalen Ausrichtung des Weiteren eine Vielzahl organisatorischer Voraussetzungen zu erfüllen. Auf der Anbieterseite spielen FIFA und nationales OK eine gemeinsame Hauptrolle in der Produktion der Veranstaltung. Ihr Verhältnis zueinander lässt sich mit dem einer typischen Franchising-Beziehung vergleichen. Die für den Gastgeber einmalige Durchführung der Veranstaltung mit anschließender Liquidation des nationalen OK entspricht allerdings nicht dem gewöhnlich systemimmanenten Ziel der Langfristigkeit einer Beziehung.66
Die Lösung der Menge von mit der Ausrichtung verbundenen Aufgaben und Problemen bedarf der Unterstützung und des Beitrags einer Vielzahl von Akteuren mit teils höchst unterschiedlichen Interessen, aus deren Zusammen- arbeit sich ein komplexes Netzwerk um FIFA und OK ergibt. Als unverzichtbar lässt sich allem voran die Teilnahme der Nationalmannschaften, deren Spieler, der Schiedsrichter sowie unterstützend der Betreuer, Funktionäre und Offiziellen beschreiben. Neben der „Freude am Fußball“67 streben sie nach Ansehen und eigener Wertsteigerung durch gute Leistungen im Fokus der Weltöffentlichkeit. Einen weiteren Anreiz mögen die von der FIFA ausgelobten Teilnahme- und Erfolgsprämien darstellen.68 Unmittelbar mit dem Erfolg der Veranstaltung verknüpft zeigt sich darüber hinaus die Rolle der Medien, die mit ihrer Berichterstattung ein Bild des Turniers, der Teilnehmer sowie des Gast- gebers zeichnen und weltweit verbreiten. Die Erwartung hoher Einschaltquoten und Marktanteile bestimmt maßgeblich die Preise der Übertragungsrechte69. Die exklusive Vergabe von Werberechten im Rahmen der FIFA WM an ausgewählte Sponsoren sichert darüber hinaus durch deren finanzielle und logistische Unterstützung die erfolgreiche Ausrichtung des Turniers.70 Für die Unternehmen stehen die hohe öffentliche Aufmerksamkeit und die WM als Plattform für die operative Umsetzung ihrer strategischen Vorgaben im Mittel- punkt des Engagements.71 Grundsätzlich lassen sich unterschiedlichste Motive für Sponsorenaktivitäten identifizieren. Beispielhaft können die Erhöhung der sog. Brand Awareness, Value Transfer von dem Event auf die Marke, Umsatz- erhöhungen durch spezielle Absatzmaßnahmen im direkten Umfeld oder Business-to-Business Aktivitäten rund um die Veranstaltung als strategische Ziele genannt werden. Exklusivität soll die hohen Investitionen sichern helfen. Mit Bannmeilen um die Stadien soll Trittbrettfahrern die Möglichkeit zur Eigen- darstellung verwehrt werden. Im Fahrwasser des Mega-Events versuchen Unternehmen zunehmend durch sog. Ambush-Marketing Aufmerksamkeit zu erregen. „Ambushing“72 beschreibt das Streben eines Unternehmens ohne offizielle Rechte, die eigene Marke mit der Veranstaltung zu verknüpfen und den Eindruck zu erwecken, selbst Sponsor zu sein. Branchenexklusivität schützt die Offiziellen Partner vor Konkurrenten aus dem eigenen Kreise der Mitwerber. Abbildung 1 zeigt die 15 Offiziellen Partner der 18. FIFA Fußball- Weltmeisterschaft.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Offizielle Partner der FIFA Fußball-WM 200673
Neben diesen in der Regel langfristig und international ausgerichteten Kontrakten der FIFA eröffnet sich der nationalen Organisation die Möglichkeit, eigene Einnahmen aus der Vermarktung von sechs Sponsoringpaketen mit dem Titelrecht ‚Nationaler Förderer’ zu generieren. Diese umfassen ausschließlich nationale Rechte. Das FIFA WM Organisationskomitee Deutschland konnte mit den Unternehmen Hamburg Mannheimer, EnBW, Obi, Postbank, Oddset und zuletzt der Deutschen Bahn namhafte Partner für die Budget-Finanzierung und Event-Durchführung gewinnen. Mit Blick auf die Akteure Medien und Sponsoren ist an dieser Stelle anzumerken, dass ein Großteil der generierten Umsätze aus dem Verkauf von Fernseh-, Lizenz- und Marketingrechten über den Haushalt der in Zürich ansässigen FIFA in andere
Verwendungen des Verbandes und somit am Gastgeber vorbei fließt. Das Engagement der offiziellen Partner mit inländischem Unternehmenssitz sowie die Zahlungen deutscher TV- und Lizenzrechtenehmer an die zumeist schweizerischen Verkäufer lassen sich sogar als Dienstleistungsimport beschreiben.74 Lediglich die vom Ausrichter gewährte Unterstützung der nationalen Ausrichtung in Höhe von ca. 172 Millionen Euro75, die direkten operativen FIFA-Aufwendungen zur Veranstaltungsorganisation im Inland76 und Erlöse aus dem Verkauf von dem OK überlassenen Rechten in Höhe von geschätzten 60 Millionen Euro77 können im Inland eine Event induzierte Verwendung erfahren.
Bereits viele Jahre vor der Entscheidung für einen Gastgeber ist auf nationaler Ebene die aufwendige Erstellung der Unterlagen sowie die Abgabe von Garantien zu Kostenübernahmen, Steuerfragen oder Finanzierungsplänen für den Bewerber nur unter Mithilfe öffentlicher und privater Akteure zu leisten. Nach dem Erreichen des Zuschlags wird der nationale Verband „rechtlich getrennt in Form des lokalen OK’s Partner der FIFA in der Erstellung des Angebots“78. Die Bereitstellung der geforderten Infrastruktur und die Umsetzung der Veranstaltungsorganisation erfordert sodann eine Intensivierung und Operationalisierung der Beziehungen und den Aufbau eines weit gespannten „öffentlich-privat gemischten Organisationsnetzwerks“79 im Austragungsland.
Eine zentrale Rolle fällt den Stadioneigentümern, -anteilseignern und - betreibern in den Spielorten zu. In Erwartung hoher Prestigegewinne einer WM- Austragung, weit reichender Imageeffekte durch die öffentliche Aufmerksamkeit und betriebswirtschaftlicher Einnahmeüberschüsse erfolgt eine Beteiligung am nationalen Bieterwettbewerb. In der Regel gehen die Bemühungen um die Ausrichtung unter den Bedingungen der FIFA Pflichtenhefte einher mit der Notwendigkeit aufwendiger Stadionum- oder neubauten sowie weiterer infrastruktureller Maßnahmen im Stadionumfeld. Die rechtlichen, regionalen, politischen und strukturellen Voraussetzungen sowie Art und Anzahl der jeweils an der Umsetzung beteiligten Akteure unterscheiden sich zwischen den Spielorten. Grundsätzlich lässt sich beobachten, dass eine rein privat- wirtschaftliche Bereitstellung der erforderlichen Stadioninfrastruktur nur in Ausnahmefällen zustande kommt und die hohen Investitionen nicht ohne öffentliche Unterstützung getragen werden.80 Abgeleitet aus Versprechungen positiver Wirkungen zusätzlicher Investitionstätigkeit, regionalökonomischen und sozialpolitischen Zielsetzungen sowie wahlstrategischem Handeln über- nehmen Städte und Kommunen, Länder und der Bund zum Teil weit reichende Verpflichtungen. Die vielfältigen Ausprägungen der Kooperation lassen sich unter dem Begriff des „Public-Private-Partnership“81 subsumieren und reichen von Sicherheitsgarantien oder Bürgschaften bis zu Beteiligungen an gemeinsamen Gesellschaften.
Darüber hinaus leistet die Bundesregierung bereits bei der Bewerbung u.a. durch die Abgabe von Regierungsgarantien gegenüber der FIFA intensive Unterstützung. Die Einrichtung des Stabs WM 2006 im Bundesministerium des Innern als „zentrale Koordinierungsstelle der Bundesregierung für alle staatlichen Handlungsfelder“82 setzt die Zusammenarbeit fort. Zu den Leistungen zählen u.a. die Beschleunigung der Visaerteilung, die Einführung der genehmigungsfreien Beschäftigung, Erleichterungen im Zoll- und Steuer- recht bis hin zu Steuerbefreiungen, weitgehende Leistungen für die Sicherheit sowie umfangreiche Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur und Verkehrslenkung.83 Eine Vielzahl von durch die Bundesregierung initiierten oder unterstützen Projekten und Kampagnen umrahmt das sportliche Event. Sie vermitteln und stärken die Vorfreude auf die Veranstaltung bei Bevölkerung und Gästen. Die Weltoffenheit und kulturelle Vielfalt des Gastgebers soll bspw. ein Kunst- und Kulturprogramm zur Fußball-Weltmeisterschaft weltweit präsentieren. Die Unterstützung der vom DFB gegründeten Gesellschaft durch den Bund in Höhe von rund 30 Millionen Euro wird finanziert durch die Auflage eines WM-Münzprogramms.84 Schließlich macht die vom OK „unter aktiver Mitwirkung der Bundesregierung“85 ins Leben gerufene Service- und Freundlichkeitskampagne mit dem Ziel einer serviceorientierten und gastfreundlichen Vorstellung Deutschlands zur WM besonders deutlich, dass die Rolle des Gastgebers nur gemeinsam ausgefüllt werden kann und nicht zuletzt die Stimmung in der Bevölkerung zum Erfolg beiträgt. Die Veranstaltung mit Leben zu füllen, ist auch eine der Aufgaben von über 15.000 freiwilligen Helfern. Im direkten Kontakt mit den ausländischen Besuchern soll die Begeisterung, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft des Ehrenamts das Bild vom Gastgeber positiv prägen und in die Welt tragen.
Private Beiträge aus dem Unternehmenssektor - zumeist motiviert durch betriebswirtschaftliche Chancen und Potentiale - unterstützen ferner den reibungslosen Ablauf und helfen, eine mitreißende Atmosphäre rund um die Weltmeisterschaft aufzubauen und zu tragen.
Die Produktion der Veranstaltung ist letztlich auszurichten an den Bedürfnissen und der Nachfrage der Konsumenten. Sport befriedigt als Unterhaltungsgut die Bedürfnisse des Zuschauers. Über die sportlichen Leistungen der Aktiven hinaus steht die Unterhaltung im Vordergrund, was einen konsumorientierten Sportbegriff prägt.86 Der Konsum erfolgt unmittelbar am Ort der Leistungs- erstellung oder mittelbar dank moderner Medienlandschaft ohne örtliche und zeitliche Bindung. Stadionbesucher unterscheiden sich von TV-Konsumenten, ausländische von inländischen Touristen, Fans von neutralen Beobachtern oder beiläufig Interessierten.
Die Natur des offen gelegten Beziehungsgeflechts, die zum Teil unter- schiedlichen Motive sowie die Herausforderungen gegenüber vielfältigen Präferenzen, Neigungen und Einstellungen der Nachfrager vor einer gemeinsamen Aufgabe für den Standort des Gastgebers machen die Notwendigkeit vernetzten Handels deutlich. Abbildung 2 zeigt die involvierten Akteure um FIFA und OK als für die Ausrichtung zentrale Organisationseinheiten.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Beziehungsnetzwerk der Akteure um die FIFA WM Deutschland 200687
Aufbauend auf den Erkenntnissen zu sportlichen Großereignissen im Allgemeinen, der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft als Mega-Event und der bevorstehenden WM-Endrunde 2006 in Deutschland im Speziellen betrachtet der folgende Abschnitt die grundlegenden Effekte der Ausrichtung auf die Volkswirtschaft des Gastgeberlandes aus einer makroökonomischen Perspektive.
3 Auswirkungen sportlicher Großereignisse
3.1 Klassifizierung potentieller Wirkungen
Aus dem im vorstehenden Abschnitt skizzierten Engagement der Akteure und den Verknüpfungen mit verschiedenen Sektoren der Volkswirtschaft ergeben sich Wirkungen sportlicher Großveranstaltungen, die weit über ein „Erlebnis“88 für das Gastgeberland hinausweisen. Grundsätzlich sind positive von negativen Effekten zu unterscheiden, deren systematische Erfassung zum Gegenstand aller Untersuchungen, Studien oder Entscheidungsprozesse zur Ausrichtung einer Sportgroßveranstaltung wird. Aufgrund der Vielzahl und Komplexität der Verflechtungen wird keine Analyse allen Effekten Aufmerksamkeit schenken können.89 Die Berücksichtigung der Faktoren und Wirkungseinflüsse ist dabei nur bis zu dem Umfang sinnvoll, „bei dem der Nutzen der Informations- gewinnung […] größer ist als die Kosten der Informationsbeschaffung.“90
Mögliche Klassifizierungen orientieren sich vornehmlich an dem Untersuchungsziel. Wirkungsanalysen mit einem engen betriebswirtschaftlichen Ansatz mögen sich auf ökonomische Größen beschränken. „Sozio- ökonomische“ Evaluationen betonen stark politische, gesellschaftliche, gesund- heitliche oder ökologische Aspekte und sind von interdisziplinärem Charakter. Neben wirtschaftliche Auswirkungen treten soziale und kulturelle Effekte, physische, umweltbezogene, psychologische, politische sowie administrative Wirkungen.91 Ein klassisch volkswirtschaftlicher Ansatz stellt die Auswirkungen sportlicher Großereignisse auf makroökonomische Größen wie Produktion, Beschäftigung und Einkommen einer Volkswirtschaft in den Mittelpunkt.92
Grundlegend für die konsistente Analyse stellt sich eingangs die Abgrenzung des Untersuchungsgegenstandes in räumlicher und zeitlicher Dimension dar. Die Definition des Untersuchungsraums bestimmt maßgeblich die Menge und Größe wirtschaftlicher Effekte. Die für positive Auswirkungen bedeutenden zusätzlichen Nachfrageimpulse, die von außerhalb des Betrachtungsraums der Wirtschaft zu Gute kommen, nehmen bei enger räumlicher Abgrenzung zu.93 Die Wahl kleinerer Analyseeinheiten impliziert bspw. positivere Ergebnisse, wenn als externer Mittelzufluss betrachtete Subventionen von anderen Projekten abgezweigt werden und außerhalb der Region negative Nach- wirkungen hinterlassen. Weite Grenzen umfassen gleichzeitig mehr wirtschaftliche Effekte und Austauschprozesse, die in und mit der untersuchten Region anfallen. Die regionalen Verflechtungen der Sektoren untereinander erlauben es dabei nicht, ausgehend von Ergebnissen aus Beobachtungen kleiner Einzugsgebiete wie Städte oder Gemeinden durch Addition zu einer landes- oder bundesweit gültigen Erkenntnis zu gelangen.94 Eine besondere Rolle spielen in dieser Hinsicht Verdrängungs- und Umverteilungseffekte. Mit dem Ziel einer gesamtwirtschaftlichen Abschätzung makroökonomischer Effekte durchgeführte Analysen sehen sich durch den weiten Untersuchungs- rahmen mit einer Vielzahl auftretender Wechselbeziehungen und -wirkungen konfrontiert. Grundsätzlich stellen Mittel, die aus dem Betrachtungsraum fließen, Importe dar, während alle Mittel, die von außerhalb in die Region fließen, von Exporten stammen und als autonome Ausgaben bezeichnet werden können.
Darüber hinaus entgeht der Betrachtung ein wichtiger Teil, wenn sich die Analyse allein auf eine kurze Präsenzphase bezieht. Vielmehr können sich die Wirkungen der Großveranstaltung über einen langen Zeitraum erstrecken. Die Definition des Untersuchungszeitraums determiniert entscheidend die Menge der in der Analyse erfassten Wirkungen. Zum einen ergeben sich im Falle einer FIFA Fußball-Weltmeisterschaft bereits in der Bewerbungsphase vor der Ent- scheidung für einen Gastgeber sowie auf einer zweiten Stufe im Wettbewerb der Städte um die Ausrichtung zahlreiche transaktionsspezifische Investitionen bzw. Event induzierte Wirkungen, die sich schließlich in einer als Prä-Event zu bezeichnenden Phase bis zur Ausrichtung erstrecken. Grundsätzlich sind die für die Produktion eines Mega-Events notwendigen Infrastrukturinvestitionen in den Jahren vor der Veranstaltung zu berücksichtigen. Zum anderen kann die Vernachlässigung veranstaltungsbedingter Folgeaktivitäten das Unter- suchungsergebnis maßgeblich beeinflussen. Der Stadionbetrieb kann in der Nachnutzung negative Nettoergebnisse erwirtschaften und langfristig Zuschüsse für das operative Management, den Betrieb und die Instandhaltung verschlingen. Kapitalkosten der Finanzierung sind ebenso der Post-Event- Phase zuzurechnen. Multiplikator- und Akzeleratoreffekte lassen ökonomische Effekte noch lange nach der kurzen Austragungsperiode auftreten. Für soziale und ökonomische Aspekte können schließlich ebenso lange Wirkungszeiträume unterstellt werden. Die explizite Berücksichtigung von Langzeitwirkungen ist - wie der unterstellte Zeitrahmen - Ursache für divergierende Untersuchungs- ergebnisse. Die zeitliche Ausweitung der Untersuchung hat unmittelbare Folgen für deren Komplexität, erschwert die Nachprüfbarkeit von ex-ante Beiträgen und erhöht die Unsicherheit der Schätzungen.95 Die vollständige Erfassung der wichtigsten Auswirkungen erfordert ein Zeitintervall der Analyse um die Präsenzphase, dessen Breite mindestens 20 Jahre betragen sollte.96
Eine weitergehende Untersuchung in einem räumlich und zeitlich festgelegten Rahmen steht vor der Aufgabe einer systematischen Kategorisierung der einzelnen Effekte. Die Bildung von Gruppen und die anschließende Zuordnung der Elemente werden bestimmt von den gewählten Analyse-, Erfassungs- und Quantifizierungsmethoden.97
Im Allgemeinen sieht sich die Abschätzung der Effekte mit Entscheidungs- problemen der Datenerfassung und Bewertung konfrontiert.98 Auf einer ersten Stufe muss eine Unterscheidung zwischen veranstaltungsbedingten und nicht veranstaltungsbedingten Wirkungen vorgenommen werden. Dabei gilt es her- auszuarbeiten, welche Effekte das Event verursacht, die nicht ohne es aufgetreten wären. Bei Investitionsentscheidungen über Stadionneu- und umbauten oder Infrastrukturmaßnahmen mag eine Großveranstaltung trotz zeitlicher Nähe keine Rolle spielen, ein Kriterium verkörpern, Auslöser für Planung und Umsetzung sein oder ein Verschieben des Projekts bedingen. Die Berücksichtigung der Investitionsausgaben könnte gar nicht, teilweise, voll- ständig oder im Ausmaß der durch die zeitliche Verschiebung induzierten Effekte erfolgen. Bei langfristigen Entwicklungen ist zudem häufig schwer zu erkennen, auf welche Ursachen die Veränderungen einzelner Größen zurück- zuführen sind. Es kann nur schwer festgestellt werden, ob es sich um veranstaltungsbedingte Folgen oder lediglich die Ausprägung der allgemeinen konjunkturellen Entwicklung handelt.99 Die Multidimensionalität und Komplexität der erzeugten Wirkungen macht eine Klassifizierung abhängig von Zurechnungsmethoden, deren systematische Auswahl einen zum Teil subjektiven Prozess verkörpert.100 Eine zweite Schwierigkeit der Erfassung liegt in der Erhebung der Daten.101 Nur vorhandene und auf gesicherter Grundlage gut abzuschätzende Werte können in der Analyse Verwendung finden. Erfasste Effekte müssen sich darüber hinaus einer Bewertung unterziehen. Die Schwierigkeit liegt in der Abgrenzung zwischen monetarisierbaren und nicht monetarisierbaren Auswirkunken. „Zu Marktpreisen bewertete […] Effekte müssen schließlich […] nach ihrem tatsächlichen Wert hinterfragt und ggf. mit ihrem Schattenpreis korrigiert werden.“102
Aus den Erfassungs- und Bewertungsproblemen folgt unmittelbar die Notwendigkeit einer Spezifizierung und Erfassung in separaten Ansätzen.103 Die folgende Darstellung ausgewählter Abgrenzungsmerkmale soll dem Überblick über mögliche Typisierungen von Projektwirkungen dienen.
[...]
1 Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (2004), 337.
2 Vgl. ebenda, 2; 331.
3 Zur offiziellen Verwendung des Veranstaltungsnamens vgl. FIFA (2005). In der vorliegenden Arbeit meint Fußball-Weltmeisterschaft, Weltmeisterschaft, Fußball-WM oder WM die von der FIFA als Dachverband des weltweiten Fußballspiels ausgerichtete FIFA Fußball-Weltmeisterschaft. Entgegen des markenrechtlich geschützten Veranstaltungsnamens „FIFA Fussball-Weltmeisterschaft“ wird in der Arbeit einheitlich auch im Bezug zum WM-Turnier die Schreibweise Fußball verwandt. Vgl. Duden (1996).
4 Frankfurter Allgemeine Zeitung (2005).
5 Die Zeit (2002).
6 Frankfurter Allgemeine Zeitung (2004).
7 Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (2004).
8 Beispielhaft für positive Einstellungen und hohe Erwartungen im Hinblick auf die Fußball- Weltmeisterschaft 2006 sei zunächst verwiesen auf Wegweiser GmbH Berlin (2004).
9 DW-World (2005).
10 Dresdner Bank (2004).
11 Postbank (2005), 3.
12 GfW (2004), 14.
13 Dietl, Helmut M.; Pauli, Markus (2001), 160.
14 Manzenreiter, Wolfram (2004), 68.
15 Financial Times Deutschland (2005).
16 Szymanski, Stefan (2002), 171.
17 Der Ausdruck ‚Event induziert’ wird im Sinne von ‚durch die Veranstaltung angestoßen’ verwendet, d.h. er beschreibt Effekte, die ohne Ausrichtung des Events nicht auftreten. Die Problematik einer exakten Abgrenzung und Zuordnung von Wirkungen soll an späterer Stelle aufgegriffen werden. Zur sprachlichen Verwendung vgl. u.a. Rahmann, Bernd et al. (1998), 68ff.
18 Beispielhaft für die Auswahl derartiger Grenzwerte und Indikatoren: Müller, Hansruedi; Stettler, Jürg (1999), 19. Der von den Autoren gewählte Grenzwertsatz charakterisiert einen Sportanlass als ‚groß’, wenn er mindestens einen der folgenden Indikatoren übertrifft: 10.000 Sportler, 1.000 Betreuer/Funktionäre, 20.000 Zuschauer, ein Budget von 1 Mio. Fr., Direktübertragung oder Teilaufzeichnung im Fernsehen. Vgl. auch Stettler, Jürg (2003), 19 oder Rütter, Heinz; Stettler, Jürg et al. (2002), 22-25.
19 Ahlert, Gerd; Meyer, Bernd (2002), 83.
20 Daumann, Frank; Langer, Mathias (2002), 279 nennen bspw. wöchentliche UEFA Champions League Spiele, vierzehntägige Formel 1 Übertragungen, jährlich stattfindende mehrtägige Tennis-Turniere, Radrundfahrten, Leichtathletik-Meetings, Olympische Spiele oder die Fußball-Weltmeisterschaft. Gans, Paul; Horn, Michael; Zemann, Christian (2002), 124 behandeln auch Veranstaltungen mit geringer Zuschauerzahl als Sportgroßveranstaltungen, „sofern sie eine herausragende Bedeutung innerhalb der jeweiligen Sportart besitzen.“ Auf diesem Wege identifizieren die Autoren „in Deutschland von Januar 1999 bis April 2001 […] insgesamt 1682“ Sportgroßveranstaltungen. Ebenda, 133.
21 Gans, Paul; Horn, Michael; Zemann, Christian (2002), 133.
22 Vgl. auch Stannek, Guido (2000), 18ff.
23 Vgl. u.a. Gans, Paul; Horn, Michael; Zemann, Christian (2003), 232 ff. Der dort gewählte Ansatz dient der Erarbeitung eines Bewertungsschemas mit höchst universalem Charakter.
24 Vgl. zu den Ausführungen des Abschnitts insbesondere Hall, C.M. (1992), 2ff.; Rahmann et al. (1998), 65 ff.; Kurscheidt, Markus (2004), 8f.; Gans, Paul; Horn, Michael; Zemann, Christian (2003), 81 ff.
25 Hallmark-Events als regionale touristische Attraktionen sind von geografisch begrenzter Bedeutung. Special-Events besitzen eine nationale Reichweite und sind eng mit einem besonderen politischen, kulturellen oder sportlichen Anlass verbunden.
26 Kurscheidt, Markus (2004), 8.
27 Ausnahmen lassen sich für die Fußball-Weltmeisterschaft in den Fällen Mexiko (1970 und 1986), Italien (1934 und 1990), Frankreich (1938 und 1998) sowie Deutschland (1974 und 2006) finden. Während die drei letztgenannten 56, 60 bzw. 32 Jahre auf eine erneute Ausrichtung warten mussten, stellt Mexiko mit nur 16 Jahren eine wohl auch zukünftig absolute Ausnahme dar. Der Verzicht Kolumbiens auf die Gastgeberrolle aufgrund innenpolitischer Schwierigkeiten nötigte die FIFA 1986, sich auf die positiven Erfahrungen mit Mexiko zu besinnen.
28 So mögen die Effekte einer Großveranstaltung sich in Entwicklungsländern gänzlich anders entfalten als in entwickelten Industrienationen oder die nachhaltige Auslastung einer Stadioninfrastruktur von den Konsumneigungen der Bevölkerung abhängen. Vgl. zu den Besonderheiten der Ausrichtung von Sport-Mega-Events in Entwicklungsländern auch Baade, Robert A.; Matheson, Victor A. (2004).
29 Trotz der Vielzahl unterschiedlicher theoretischer Ansätze und institutioneller Rahmenbedingungen weisen insbesondere methodische Aspekte zum Teil allgemeine Gültigkeit auf und erlauben so in gewissen Grenzen einen Blick auf Studien zu Großveranstaltungen aller Art, der diese Arbeit stets begleitet.
30 Kurscheidt, Markus (2004), 7.
31 Als einzige Großveranstaltung mit ähnlich hoher nationaler ökonomischer Bedeutung kann die Tour de France identifiziert werden, die sich allerdings aufgrund eines verhältnismäßig geringen Maßes an notwendigen Infrastrukturinvestitionen sowie ihrer regelmäßigen und aus kulturellen Gründen an Frankreich gebundenen Ausrichtung in ihren Wirkungen wiederum essentiell unterscheidet. Vgl. auch Rahmann et al. (1998), 92.
32 Vgl. u.a. FIFA (2004). Das gesamte Zuschauervolumen der Olympiade 2000 in Sydney lag bei 36 Milliarden TV-Stunden. Vgl. GfW (2004), 16. Die WM TV-Übertragungen waren 2002 in 213 Ländern zu sehen und dauerten insgesamt 41.100 Stunden. Kumulativ wurden an den 25 Spieltagen 28,8 Milliarden Fernsehzuschauer gezählt - ein neuer Rekord seit der Erfindung des Fernsehens. Die hohen - die Weltbevölkerung übertreffenden - Zahlen ergeben sich aus der Berücksichtigung der Zuschauer je Spiel über alle 64 Begegnungen kumuliert. Vgl. FIFA (2004). Für einen Kommentar vgl. brandeins (2004).
33 Vgl. FIFA (2004); Die Zeit (2002b).
34 Vgl. zu diesem Abschnitt insbesondere FIFA (2002), FIFA (2004b), Baade, Robert A.; Matheson, Victor A. (2004b), 2-5; Baade, Robert A.; Matheson, Victor A. (2004), 3-7.
35 Das Turnier findet versetzt zu den im gleichen Rhythmus ausgetragenen Olympischen Sommerspielen statt - vermutlich, um einen direkten Wettbewerb für alle Beteiligten zu vermeiden.
36 Dem Konflikt zwischen kommerzieller Orientierung der Vergabeentscheidung unter der Prämisse eigener Profitmaximierung und der Forderung nach sportlicher Rechtfertigung einer Gastgeberrolle ist die FIFA 2002 mit der Benennung Japans und Süd-Koreas als sog. Co-Hosts begegnet, was „in einem logistischen Alptraum“ endete - „zwei Weltmeisterschaften aber nur ein Einkommen“, Wochenzeitung (2004).
37 Nach dem Beitritt Bhutans im August 2000 finden sich 204 Mitglieder unter dem Dach der 1904 gegründeten FIFA.
38 Vgl. Kurscheidt, Markus (2004), 5.
39 Ebenda, 6.
40 Goethe-Institut (2005).
41 Kurscheidt, Markus (2003), 50f.
42 Aus den Merkmalen der Beziehung zwischen Veranstalter und nationalem Ausrichter ergeben sich Implikationen für den Bieterwettbewerb. Die hohe Nachfrage nach der Veranstaltung in einem engen oligopolistischen Wettbewerb um das Austragungsrecht und das auktionsähnliche Vergabeverfahren üben einen erheblichen Druck auf die Bewerber aus und ziehen Ineffizienzen nach sich. Vgl. u.a. Kurscheidt, Markus (2003), 47.
43 Manzenreiter, Wolfram (2004), 2.
44 Baade, Robert A.; Matheson, Victor A. (2002).
45 Immer wieder werden Abstimmungen zur Vergabe der Ausrichtung von Mega-Events mit Korruption und Erpressung in Verbindung gebracht. Nach dem „Bestechungsskandal“ um die Olympischen Winterspiele 2002 in Salt Lake City ist jüngst die Vergabe der Olympischen Sommerspiele 2012 unter Korruptionsverdacht geraten. Vgl. u.a. ZDF (2004). Auch die Entscheidung für Deutschland als Gastgeber der Fußball-WM 2006 wurde als skandalös bezeichnet, als der ozeanische FIFA-Delegierte Charles Dempsey sich entgegen der Weisung seines Verbandes der alles entscheidenden Stimme enthielt. Vgl. u.a. BBC (2000).
46 Vgl. zum Wahlentscheid und den folgenden Ausführungen auch DFB (2000), BBC (2000), BBC (2000c); Baade, Robert A.; Matheson, Victor A. (2004b), 2-5.
47 Während die elf Stimmen der Verbände CONMEBOL, CONCACAF und CAF an Südafrika gehen, Deutschland 12 Stimmen von UEFA und AFC auf sich vereint, und der Präsident im Falle eines Gleichstandes mit seiner Entscheidung Südafrika zum Sieger küren würde, fällt der OFC-Stimme in der Tat die entscheidende Rolle zu. Die asiatische Unterstützung für Deutschland ist vermutlich auf deren andauernden Konflikt mit Joseph Blatter zurückzuführen und soll noch kurz vor der Wahl nicht eindeutig festgestanden haben.
48 Wochenzeitung (2004). Zur Börsenentwicklung in Südafrika um die Vergabeentscheidung der WM vgl. u.a. Handelsblatt (2000b).
49 The Economist (2004).
50 Vgl. u.a. FIFAworldcup.com (2003).
51 Wochenzeitung (2004). Wie bereits angesprochen wurde die Enthaltung auch mit Bestechungs- und Erpressungsversuchen in Verbindung gebracht. Die persönliche Entscheidung zur Stimmenthaltung sei ohne Wissen um ihren ausschlaggebenden Charakter gefallen und lediglich eine Reaktion auf enormen Druck gewesen. Der Rücktritt des OFC Präsidenten ist die Folge. Vgl. BBC (2000d).
52 Vgl. BBC (2000e).
53 Vgl. u.a. Handelsblatt (2000a).
54 Zwischenzeitlich ist auch bekannt, dass der Fußballzirkus 2014 zu seinen südamerikanischen Wurzeln zurückkehrt.
55 So ist beispielsweise zu vermuten, dass eine nach dem regionalen Rotationsprinzip ausgerichtete FIFA Weltmeisterschaft in diesem Jahrhundert nicht nochmals in Deutschland gastiert; unterstellt, dass die Veranstaltung in einem 20 Jahre Rhythmus nach Europa vergeben wird und eine deutsche Bewerbung in den kommenden europäischen Bieterrunden aufgrund der jüngsten Austragung 2006 übergangen würde.
56 FIFAworldcup.com (2003).
57 Vgl. hierzu und im Folgenden u.a. Schily, Otto (2004).
58 „Dem Deutschen Fußball-Bund gehören im Jahr 2004 exakt 6.272.803 Mitglieder an. Fußball bleibt damit die Sportart Nummer eins in Deutschland.“ DFB (2004).
59 „Die nationale Charme-Offensive ist allerdings kein Selbstzweck, sondern volkswirtschaftlich korrektes Benehmen, das dem Standort Deutschland zu einer späteren Dividende verhelfen soll.“ Die Zeit (2005).
60 Kurscheidt, Markus (2004), 3.
61 Vgl. auch FIFA (2003).
62 Die zeitliche Lücke zwischen der Benennung des Gastgeberlandes und der anschließenden nationalen Stadienauswahl sowie die steigende Komplexität der veranstaltungsbedingt anzustoßenden Infrastrukturmaßnahmen mit langen Bauzeiten zwingen u.U. zu Entscheidungen über transaktionsspezifische Investitionen der Bewerberstädte ohne Sicherheit über eine Berücksichtigung. Zu einer Rundschau über mögliche politische Triebfedern der Stadienauswahl vgl. auch Handelsblatt (2002a).
63 Handelsblatt (2002b).
64 Den „Lock-in-Effekt“ beschreibt Backhaus als eine anbieterseitig erzeugte Abhängigkeitsposition des Nachfragers. Backhaus, Klaus (2003), 610.
65 Die Minimierung des Risikos einer falschen Bieterwahl (Adverse Selektion, Moral Hazard) stellt für die FIFA vor dem Hintergrund drohender Reputationsverluste bei Ausfall oder schlechter Qualität der Veranstaltung eine wichtige Aufgabe dar, so dass die Anreize zu transaktionsspezifischen Investitionen bspw. durch nominale Erhöhung der Anforderungen und steigende Unsicherheit der Bieter gegenüber wahren Auswahlkriterien wirksame Instrumente verkörpern. Allerdings muss bei einer Überhitzung der Bindung ebenfalls von negativen Implikationen für den Veranstalter ausgegangen werden; bspw. durch sinkende Nachfrage auf Bieterseite oder empfindliche Reputationsverluste. Die Höhe der sog. Sunk Costs des Ausrichters darf folglich ein „faires Maß“ nicht übersteigen. Vgl. zu diesem Absatz insbesondere Kurscheidt, Markus (2003), 52f.
66 Zu den besonderen Merkmalen einer Franchise-Beziehung vergleiche bspw. Picot, Arnold; Dietl, Helmut; Franck, Egon (2005), 173ff.
67 Ökonomisierung und Kommerzialisierung lässt das Spiel als vermeintlichen Ursprung des Untersuchungsgegenstandes teilweise in den Hintergrund treten. An dieser Stelle bleibt anzumerken, dass der Sportler seine Teilnahme an der Fußball-WM auch als ehrenvolle Aufgabe oder Ziel seiner Karriere begreifen mag.
68 Insgesamt schüttet die FIFA 220 Millionen Euro an Prämien aus. Vgl. u.a. ARD (2005).
69 In Deutschland steht auch das gemeinsame Interesse an einer erfolgreichen Darstellung des Standorts im Mittelpunkt. So rückt das Ziel der Refinanzierbarkeit des Rechtekaufs für ARD und ZDF, die sich mit 48 bis 49 Begegnungen einen Großteil der 64 Spiele für ca. 229 Millionen Euro sichern konnten, in den Hintergrund. ARD-Programmchef Günter Struve äußert sich gegenüber dem Handelsblatt: „Wir wollen die WM 2006 möglichst großartig darstellen." Handelsblatt (2004). Privatsender RTL als erfolgreicher Käufer von acht Sonntagsspielen für 20 bis 30 Millionen Euro stellt demgegenüber zwar die Refinanzierbarkeit des Rechtekaufs in den Mittelpunkt seiner Strategie, lässt allerdings deutlich werden: „2006 geht es um den Standort Deutschland.“ Handelsblatt (2004).
70 Vgl. u.a. FIFA (2003).
71 Vgl. Handelsblatt (2004b)
72 Crompton, John L. Ambush-Marketing, Möglichkeiten der (2004) bietet eine wissenschaftliche Diskussion des Phänomens zeigt potentielle Betätigungsfelder der Trittbrettfahrer sowie Abwehr und diskutiert die ökonomischen Implikationen für Sportgroßveranstaltungen komplettiert durch eine ethische Stellungnahme.
73 FIFA (2003b).
74 Zu nennen sind hier beispielhaft die Aufwendungen der deutschen Fernsehanstalten ARD, ZDF, Premiere Fernsehen und RTL gegenüber dem im schweizerischen Zug beheimateten Rechteinhaber Infront, die Sponsoringaufwendungen der Deutschen Telekom an die FIFA oder die Kosten für Merchandising Lizenzen der Karstadt-Quelle AG.
75 „Damit erhält Deutschland vom Weltverband etwa die gleiche Summe wie Japan und Südkorea als Gastgeber der WM 2002.“ Handelsblatt (2002b). Das Geld soll vornehmlich aus Einnahmen stammen, die von der Agentur iSe garantiert sind. Die Agentur ist mit der exklusiven Vermarktung von Hospitality-Paketen beauftragt. Vgl. insbesondere WM- Journal (2003).
76 Vgl. Kostenübernahmeverpflichtungen der FIFA insbesondere Art. 43 in FIFA (2003).
77 Vgl. u.a. WM-Journal (2004).
78 Kurscheidt, Markus (2004), 4.
79 Rahmann, Bernd et al. (1998), 82.
80 Anhang 1 bietet einen kurzen Überblick über die Stadion-Baumaßnahmen sowie die Finanzierungsträger in den 12 FIFA WM-Spielorten 2006.
81 Vgl. u.a. Nord/LB Volkswirtschaft (2001), 18.
82 BMI (2005).
83 Die weit reichende öffentliche Unterstützung der WM stößt in den Reihen der politischen Opposition auf Widerstand. Gefordert werden u.a. für alle deutschen Spitzensportverbände gleichermaßen ausgestaltete Voraussetzungen sowie ein Einsatz der Bundesregierung dafür, „dass die Vergabe internationaler sportlicher Großveranstaltungen nicht mehr von Steuerbefreiungen oder Steuervergünstigungen abhängig gemacht wird.“ Deutscher Bundestag (2003).
84 Vgl. u.a. BMI (2005b). Detaillierte Informationen bietet u.a. DFB Kulturstiftung (2005).
85 BMI (2005c).
86 Vgl. Daumann, Frank; Langer, Mathias (2002), 283f.
87 Eigene Darstellung.
88 Preuß, Holger (2004), 171.
89 Vgl. dazu insbesondere Thöni, Erich (1999), 343f.
90 Derselbe, 344.
91 Vgl. derselbe, 345; 348.
92 Késenne, Stefan (1999), 337.
93 Vgl. u.a. Rütter, Heinz; Stettler, Jürg et al. (2002), 29; Gans, Paul; Horn, Michael; Zemann, Christian (2003), 84.
94 Rahmann, Bernd (1998), 92.
95 Vgl. Preuß, Holger (2004), 173.
96 In der Literatur werden zum Teil höchst unterschiedliche Zeiträume gewählt. Meyer, Bernd (2000) untersucht die ökonomischen Auswirkungen der FIFA WM 2006 in einem Zeitraum von 8 Jahren, 2003-2010. Eine Untersuchung der Olympischen Sommerspiele 2000 in Sydney von KPMG Peat Marwick (1993) identifiziert eine Ausbreitung der Effekte über 14 Jahre in einem Intervall von 1991-2004. Die mit Rahmann et al. (1998) verknüpften Arbeiten wählen für die Analyse der FIFA WM 2006 ein Intervall von 2000-2015 und betonen damit die Post-Event-Phase stärker.
97 Zu den verschiedenen Herangehensweisen der Abschätzung von Auswirkungen sog. Mega-Events vgl. insbesondere Abschnitt 4 der vorliegenden Arbeit. Vorwegzunehmen ist, dass „kein bislang verwendeter Ansatz geeignet ist, allen Anforderungen der komplexen Bewertungsproblematik zu entsprechen.“ Laesser, C.; Ludwig, E. (1999), 24.
98 Vgl. auch im Folgenden insbesondere Preuß, Holger (2004), 175.
99 Vgl. auch Stettler, Jürg (2000), 23.
100 Eine Systematik zur Unterscheidung schlägt Preuß, Holger (2004b) vor.
101 Vgl. überblicksartig Hanusch, Horst (1994).
102 Preuß, Holger (2004), 175.
103 Hanusch, Horst (1994), 8.
- Quote paper
- Philip Hartmanis (Author), 2005, Zur Abschätzung makroökonomischer Effekte von sportlichen Großereignissen. Die Fußballweltmeisterschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71222
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