Es lässt sich nicht von der Hand weisen, dass Soziale Arbeit mit abweichendem Verhalten und den Folgen von sozialen Problemen zu tun hat. Mit der Sozialen Arbeit verfügt die moderne Gesellschaft über ein Mittel, auf Problemlagen, die die gesellschaftlichen Systeme (auf welche Weise auch immer) hervorbringen, zu reagieren. Ich möchte in der vorliegenden Arbeit die Fragestellungen verfolgen, welche Aufgaben und Funktionen der „Sozialen Arbeit der Moderne“ aus einer systemtheoretischen Perspektive zukommt.
Niklas Luhmann (auch andere Vertreter folgen dieser Ansicht) beschreibt die moderne Gesellschaft als eine funktional differenzierte Gesellschaft, die sich in unterschiedliche, selbstreferentielle Systeme wie Wirtschaft, Politik, Recht, Wissenschaft, Religion etc. auszeichnet. Mit der Umstellung von einer stratifizierten zu einer funktional differenzierten Gesellschaft entstanden gleichzeitig auch gesellschaftsstrukturelle Problemlagen und Konflikte, die mit Ausschluss aus den Systemen und Teilhabebedingungen in die Systeme verbunden sind. Vor diesem Hintergrund kommt der Sozialen Arbeit die Funktion zu, sich um derart schwierige Inklusions- und Exklusionsverhältnisse zu „kümmern“. Jedoch, welches Verständnis liegt diesen Begriffen zugrunde? Unter welchen Bedingungen wird jemand inkludiert bzw. exkludiert? Was bedeutet es subsidiär der Inklusions- und Exklusionsproblematik zu begegnen?
In den vergangenen Jahren lässt sich eine breite fachliche Auseinandersetzung darüber beobachten, welche systemtheoretische Funktion der Sozialen Arbeit in der modernen Gesellschaft zukommt:
Während Dirk Baecker (vgl. Baecker 1994) die These verfolgt, dass sich die Soziale Arbeit als gesellschaftliches Funktionssystem ausweisen lässt, das Inklusionsprobleme betreut, bearbeitet und zu lösen versucht, sehen Michael Bommes und Albert Scherr (vgl. Bommes/Scherr 1996) die Soziale Arbeit lediglich auf einer Ebene von Organisationen (und nicht als Funktionssystem) angelegt, auf der es um Exklusionsvermeidung, Inklusionsvermittlung und/oder Exklusionsverwaltung im Sinne von Hilfeleistung geht. Peter Fuchs und Dietrich Schneider (vgl. Fuchs /Schneider 1995) hingegen beschreiben die Soziale Arbeit als sekundäres Funktionssystem, das sich der primären Funktionssysteme ausdifferenziert um so Exklusionen entgegen wirken zu können. Hier wird ersichtlich welche Divergenz die Theorien um die Soziale Arbeit aufzuweisen haben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Grundzüge der Systemtheorie
- Die Luhmann'sche Systemtheorie
- Differenzierung zwischen System und Umwelt
- Komplexität und Kontingenz
- Funktionssysteme der Moderne
- Verständnis von Inklusion und Exklusion
- Die Soziale Arbeit der Moderne
- Funktion der Sozialen Arbeit
- Der Code der Sozialen Arbeit
- Aufgaben der Sozialen Arbeit
- Soziale Arbeit und Selbstorganisation
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit beleuchtet die Aufgaben und Funktionen der Sozialen Arbeit in der modernen Gesellschaft aus systemtheoretischer Sicht. Sie setzt sich mit der Frage auseinander, wie die Soziale Arbeit in einer funktional differenzierten Gesellschaft auf Inklusions- und Exklusionsverhältnisse reagieren kann. Die Arbeit stützt sich dabei auf die Theorien von Niklas Luhmann und untersucht die Funktionssysteme der Moderne im Kontext der Sozialen Arbeit.
- Die Luhmann'sche Systemtheorie und ihre Anwendung auf die Soziale Arbeit
- Die Differenzierung zwischen System und Umwelt im Kontext von Inklusion und Exklusion
- Die Rolle der Sozialen Arbeit bei der Bewältigung von Problemlagen in der modernen Gesellschaft
- Die Aufgaben und Funktionen der Sozialen Arbeit im Rahmen der Funktionssysteme der Moderne
- Die Herausforderungen für die Soziale Arbeit in Bezug auf Inklusion und Exklusion
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik der Sozialen Arbeit und ihrer Rolle bei der Bewältigung von sozialen Problemen ein. Es stellt die Fragestellung der Arbeit vor und skizziert den theoretischen Rahmen, der durch die Luhmann'sche Systemtheorie geprägt ist.
Das zweite Kapitel widmet sich den Grundzügen der Systemtheorie. Es behandelt die allgemeine Systemtheorie und die Luhmann'sche Systemtheorie, insbesondere die Differenzierung zwischen System und Umwelt, die Komplexität und Kontingenz von Systemen sowie die Funktionssysteme der Moderne. Es wird auch auf das Verständnis von Inklusion und Exklusion im Rahmen der Systemtheorie eingegangen.
Das dritte Kapitel analysiert die Soziale Arbeit der Moderne. Es beleuchtet die Funktion und Aufgaben der Sozialen Arbeit in einer funktional differenzierten Gesellschaft. Der Code der Sozialen Arbeit und die Rolle der Selbstorganisation im Bereich der Sozialen Arbeit werden ebenfalls thematisiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themenfelder Inklusion und Exklusion, Soziale Arbeit, Systemtheorie, Niklas Luhmann, Funktionssysteme der Moderne, Selbstorganisation und soziale Probleme. Sie analysiert den Zusammenhang zwischen den genannten Konzepten und untersucht die Bedeutung der Sozialen Arbeit im Kontext der modernen Gesellschaft.
- Quote paper
- Robert Njari (Author), 2006, Zwischen Inklusion und Exklusion. Aufgaben und Funktion Sozialer Arbeit in der Moderne aus systemtheoretischer Sicht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71185