Gegenstand dieser Hausarbeit ist die regionale Ausbreitung des deutschen Bauernkrieges in den Jahren 1524 bis 1526 und ihre Gründe.
Hierfür muss man sich zunächst die Fragen nach den strukturellen Problemen im Vorfeld des Bauernkrieges stellen, um von ihnen auf die Ursachen schließen zu können, die im gesamten Aufstandsgebiet zu Forderungen von Seiten der Aufständischen führten. Obwohl diese Ursachen in den verschiedenen Regionen unterschiedlich intensiv waren, bleibt die zentrale Fragestellung, wo und warum sich die Untertanen gegen ihre Herrschaft erhoben und ob es Verbindungen zwischen den Untertanen verschiedener Herrschaften gab. Wenn ja, wie intensiv waren diese? Was waren die Gründe für die rasche und weitreichende Ausbreitung des Bauernkrieges? Nicht minder wichtig ist auch die Frage, wo und warum sich Untertanen nicht erhoben haben, obwohl strukturell ähnliche Begebenheiten vorlagen wie in den Aufstandsgebieten.
Von diesen Betrachtungen aus kann man auf die Lebensverhältnisse der Menschen in der frühen Neuzeit schließen. Aus den Forderungen der Aufständischen lässt sich erkennen, welche Probleme sie im Alltag bewältigen mussten und unter welchen Rahmenbedingungen sie ihr Leben gestalten konnten. Ebenso erhalten wir Einblicke in die frühkapitalistische Wirtschaftsordnung mit ihren Vor- und Nachteilen vor allem durch die Erschließung der Aufstandsbewegungen in den Städten und den Bergbauregionen. Ferner berührt die Fragestellung der Hausarbeit die Umstände, unter denen sich die modernen Staaten in Europa herausbilden konnten, welche Mittel dazu nötig waren, welche Faktoren diese Entwicklung förderten und welche sie behinderten. Auch für die Frage, wie anziehend die reformatorischen Lehren in der frühen Neuzeit für die Menschen waren, lassen sich aus diesem Blickfeld Schlüsse ziehen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Ursachen und Gründe des Bauernkrieges
2.1. Belastungen der Bauern
2.2. Krise des Feudalismus
2.3. Religiöse Ursachen
2.4. Landesherrliche Administration vs. Gemeindeautonomie
3. Hauptgebiete des Bauernkrieges
3.1. Hochrhein
3.2. Oberrhein
3.3. Oberschwaben
3.4. Württemberg
3.5. Franken
3.6. Mitteldeutschland
3.7. Alpenländer
3.8. Preußen
3.9. Westdeutschland
4. nichtbäuerliche Aufstandsbewegungen im Bauernkrieg
4.1. Reichsstädte
4.2. landsässige Städte
4.3. Erhebung der Bergknappen
5. Schlussgedanke
Warum beschränkte sich der Bauernkrieg auf die o.g. Gebiete?
6. Zusammenfassung
7. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Gegenstand dieser Hausarbeit ist die regionale Ausbreitung des deutschen Bauernkrieges in den Jahren 1524 bis 1526 und ihre Gründe.
Hierfür muss man sich zunächst die Fragen nach den strukturellen Problemen im Vorfeld des Bauernkrieges stellen, um von ihnen auf die Ursachen schließen zu können, die im gesamten Aufstandsgebiet zu Forderungen von Seiten der Aufständischen führten. Obwohl diese Ursachen in den verschiedenen Regionen unterschiedlich intensiv waren, bleibt die zentrale Fragestellung, wo und warum sich die Untertanen gegen ihre Herrschaft erhoben und ob es Verbindungen zwischen den Untertanen verschiedener Herrschaften gab. Wenn ja, wie intensiv waren diese? Was waren die Gründe für die rasche und weitreichende Ausbreitung des Bauernkrieges? Nicht minder wichtig ist auch die Frage, wo und warum sich Untertanen nicht erhoben haben, obwohl strukturell ähnliche Begebenheiten vorlagen wie in den Aufstandsgebieten.
Von diesen Betrachtungen aus kann man auf die Lebensverhältnisse der Menschen in der frühen Neuzeit schließen. Aus den Forderungen der Aufständischen lässt sich erkennen, welche Probleme sie im Alltag bewältigen mussten und unter welchen Rahmenbedingungen sie ihr Leben gestalten konnten. Ebenso erhalten wir Einblicke in die frühkapitalistische Wirtschaftsordnung mit ihren Vor- und Nachteilen vor allem durch die Erschließung der Aufstandsbewegungen in den Städten und den Bergbauregionen. Ferner berührt die Fragestellung der Hausarbeit die Umstände, unter denen sich die modernen Staaten in Europa herausbilden konnten, welche Mittel dazu nötig waren, welche Faktoren diese Entwicklung förderten und welche sie behinderten. Auch für die Frage, wie anziehend die reformatorischen Lehren in der frühen Neuzeit für die Menschen waren, lassen sich aus diesem Blickfeld Schlüsse ziehen.
Die Ausbreitung des Bauernkrieges als Gesamtkomplex scheint noch nicht sehr intensiv erforscht worden zu sein. Das mag an der Meinung der Forscher liegen, der Bauernkrieg sei eine Häufung von regional eigenständigen Erhebungen der Untertanen gegen ihre Obrigkeit. Aber dennoch gab es Berührungspunkte. Die frühen Aufstandsgebiete wirkten wie Funken, die das Feuer der Revolte in ihren Nachbargebieten entfachten. Diese wiederum waren ihrerseits wieder Brandstifter bei ihren Nachbarn. Diese Betrachtung kann man aber nur durch den Vergleich der vielen regionalen Darstellungen des Bauernkrieges konstruieren. Die regionalen Aufstände sind ausführlich anhand der vorhandenen Quellen in ihrem Verlauf und ihren Ursachen erforscht, meist von mehreren Historikern, sodass man als Leser mehrere Sichtweisen vergleichen kann. Sehr schlecht hingegen ist die Quellenlage und daher wohl auch der Forschungsstand für die Fragestellung, warum manche deutschen Herrschaften keinen Bauernkrieg kannten und welche die Ursachen für das Ausbleiben des Aufstandes waren.
In meiner Hausarbeit erörtere ich die Fragestellung zunächst anhand der Betrachtung der Ursachen und Gründe des Bauernkrieges, die in nahezu allen Aufstandsgebieten zu erkennen sind. Mehr oder minder stark in ihrer Ausprägung, dafür aber häufig in ihrem Auftreten, sind sie in den Beschwerdebriefen an die Obrigkeit im ganzen Bauernkriegsgebiet zu finden. Man könnte sie fast als „allgemeingültig“ bezeichnen.
Anschließend gehe ich auf die einzelnen Gebiete des Bauernkrieges ein. Hier betrachte ich die Ausdehnung der Erhebung innerhalb der Regionen, ich nenne Städte- und Herrschaftsnamen. Ferner zeige ich hier die regionalspezifischen Beschwerdegründe und Besonderheiten in der Struktur der Region und des Verlaufs des Aufstandes auf. Ich werde hier die allgemeinen Beschwerden nicht mehr gesondert erwähnen.
Anschließend stelle ich andere Verlaufstypen des Bauernkrieges dar, der streng genommen kein reiner Bauernkrieg war. In den Bergbaugebieten erhoben sich die Bergknappen, in den Städten die Bürger und Zünfte. Manchmal gelang eine Zusammenarbeit, aber nicht immer. Hier gilt es, die spezifischen Gründe der Erhebungen dieser nichtbäuerischen Bevölkerungsteile darzulegen.
Darauf folgt die Fragestellung, warum der Bauernkrieg auf bestimmte Regionen beschränkt war, andere Gebiete, auch Grenzgebiete nicht von ihm betroffen waren und weshalb dies nicht der Fall war. Hierauf folgt im Anschluss meine Zusammenfassung dieser Hausarbeit.
2. Ursachen und Gründe des Bauernkriegs
2.1. Belastungen der Bauern
Die Bauern hatten mehrere Lasten zu tragen. Zum einen die dinglichen Abgaben wie Gülte, Zehnte und andere direkte und indirekte Steuern[1]. Zum anderen die Frondienste, die, regional unterschiedlich ausgeprägt, geleistet werden mussten. Eine weitere Belastung war die Leibeigenschaft. In Thüringen, Franken, Bayern, Tirol, Vorarlberg und in der Steiermark hatte sie kaum noch, in Südwestdeutschland hingegen eine starke Bedeutung. Im Vorfeld des Bauernkrieges häuften sich die Missernten in Deutschland, gleichzeitig herrschte ein hohes Bevölkerungswachstum. Die unterbäuerliche Schicht wuchs, konnte sich aber zunehmend schlechter selbst versorgen, da die Allmendnutzung eingeschränkt wurde, es herrschte Bodenmangel. Der Ausbau der Territorialmacht durch Erhöhung der Abgaben und regionale Verstärkung der Leibeigenschaft, beispielsweise durch den Abt von Kempten, wirkten in Verbindung mit der Veränderung der sozioökonomischen Struktur und den bleibenden Privilegien des Adels und der Geistlichkeit auf die Bauern mehr und mehr belastend und wurden schließlich unerträglich.[2]
2.2. Krise des Feudalismus
Es ist zu beobachten, dass gerade in Gebieten mit einer kleinräumigen Herrschaftsstruktur die Erhebungen am heftigsten waren. Dies traf vor allem auf Oberschwaben, das Oberrheingebiet einschließlich des Elsass, Franken und Thüringen zu. Diese Regionen wiesen zudem einen hohen Urbanisierungsgrad vor. Teile der Landbevölkerung zog es in die Städte, um die ihr auferlegten Belastungen zu mildern. Der Ausbau des modernen Staates passte mit der Struktur des mittelalterlichen Feudalismus nicht mehr zusammen. Sowohl in Kleinherrschaften als auch in bereits mediatisierten Herrschaften mussten die Belastungen für die Bauern als besonders drückend empfunden werden, versuchte die Obrigkeit doch mit allen Mitteln, eine Schwächung ihrer politischen Stellung gegenüber den Herrschern größerer Gebiete zu vermeiden. „Das ursprünglich gegenseitige Verhältnis von Herren und Bauern war zu einem einseitigen Abhängigkeitsverhältnis geworden, das von den Beherrschten als Ausbeutung empfunden wurde.“ (6: S.248). Die Legitimation der traditionellen Feudalgewalten Adel, Klöster und Geistlichkeit wurde grundsätzlich in Frage gestellt. Das Verhältnis zwischen Bauern und Feudalherren, betroffen waren neben der Geistlichkeit meist niederer und mittlerer Adel, war sehr gespannt. Ausdruck fanden diese Spannungen in Form der Burgen- und Klosterstürmungen im gesamten Aufstandsgebiet.[3]
2.3. Religiöse Ursachen
Sowohl in der Stadt als auch auf dem Land herrschte ein weit verbreiteter Antiklerikalismus. Dieser war hauptsächlich wirtschaftlich begründet, da der Klerus wie auch der Adel keinerlei Abgaben entrichtete. Zudem entwickelte sich die Geistlichkeit durch ihre landwirtschaftlichen Betriebe zunehmend zu einer Konkurrenz für die Bauern. Fügt man die weiteren Beschwerden gegen die Geistlichkeit in Form von willkürlicher Rechtsprechung der geistlichen Gerichte wie im Hochstift Chur oder der Diskrepanz zwischen der gepredigten Bescheidenheit und der gelebten ausufernden Dekadenz des Klerus vor allem in geistlichen Territorien dazu, so ist „die Aneignung reformatorischer Ideen durch die ländliche Gesellschaft“ (10: S.95) leicht zu verstehen. Diese reformatorischen Ideen schlugen sich vor allem in den bäuerlichen Forderungen an die Obrigkeit nieder, zum Beispiel in den Zwölf Artikeln, deren Verfasser sich auf das reine Evangelium beriefen. Wie es Martin Luther mit den Schlagworten „Glaube, Gnade Gottes, Schrift“ bezeichnete. Außerdem taten die Aktivitäten radikaler Prediger wie Thomas Müntzer in Thüringen und die damit verbundene Ausbreitung der Lehren der Reformatoren Luther oder Zwingli ihr Übriges.[4]
2.4. Landesherrliche Administration vs. Gemeindeautonomie
Im Vorfeld des Bauernkrieges verstärkten sich Druck und Zugriff der Obrigkeit auf die Untertanen. Die Landesherren versuchten, so die Durchsetzung des modernen Flächenstaates mit einer einheitlichen Verfassungs-, Gerichts- und Steuerorganisation zu gewährleisten. Allmendnutzung, Holzschlag, Jagd und Fischfang durch die Gemeinde wurden eingeschränkt oder gar untersagt, um so die expandierende Landwirtschaftsproduktion der herrschaftseigenen Betriebe zu sichern. Die Beamtenzahlen wurden erhöht, woraus eine effektivere Kontrolle der Untertanen und damit verbunden eine Einschränkung der Gemeindeautonomie resultierte. Der Volkszorn richtete sich oftmals gegen diese Beamten, da sie in die eigene Tasche wirtschafteten und ihre privilegierte Amtsstellung willkürlich ausnutzten. Die landsässigen Städte traf der Zugriff teilweise noch massiver. Zudem wurde in allen Herrschaften von der Obrigkeit versucht, das schriftlich fixierte Römische Recht statt des althergebrachten traditionellen Rechts einzusetzen. Daraus erklärt sich letztendlich auch, dass sich die Beschwerdeschriften und ihre Artikel auf das „Alte Recht“ beriefen bzw. forderten, dass wieder danach Recht gesprochen wird.[5]
3. Hauptgebiete des Bauernkriegs
3.1. Hochrhein
nördlich des Rheins
In der zum Hochrheingebiet gehörenden Landgrafschaft Stühlingen hatte der Deutsche Bauernkrieg seinen Ausgangspunkt. Von hier aus verbreitete sich die Erhebung in die übrigen deutschen Lande. Diese Region war geprägt durch eine große Zersplitterung in kleine Herrschaften, die aber zum Teil unter habsburgischem Schutz standen, wie die Klöster St.Blasien und St. Trudpert oder eben die Landgrafschaft Stühlingen. Mit den linksrheinischen habsburgischen Besitzungen im Sundgau und im Oberelsass bildeten sie Vorderösterreich. Man muss den Aufstand im Hochrheingebiet in zwei Phasen unterteilen. Die erste Phase reichte von Juni 1524 bis April 1525 und die Aktionen blieben herrschaftsintern, die zweite Phase ab April 1525 war herrschaftsübergreifend und erlangte ihren Impuls vor allem aus den Vorgängen in Oberschwaben. Zu Beginn der ersten Phase erhoben sich Ende Juni 1524 die Untertanen der Landgrafschaft Stühlingen und die Bürger der vorderösterreichischen Stadt Waldshut, im Oktober folgte der Hegau, der Südschwarzwald und der Klettgau. „Der Rechtsgrund aller Beschwerden von 1524 war das Alte Recht“ (6: S.74). Die Bauern zielten gegen die wachsende Beschwerung durch Dienste, Abgaben und Leibeigenschaft und gegen die zunehmende Verherrschaftung. Nur in Waldshut standen religiöse Motive im Vordergrund, hervorgerufen durch den Streit zwischen Obrigkeit und Stadt um den reformatorischen Stadtprediger. Dieser erste Aufstand wurde durch Verhandlungszusagen der Adligen eingedämmt. Es kam jedoch in Folge des Scheiterns der Verhandlungen zu einer zweiten Aufstandsphase, ausgehend vom Hegau. Die dortigen Bauern vereinigten sich mit den Schwarzwäldern. Mitte April fielen Orte und Städte um das fürstenbergische Donaueschingen, anschließend zog der Bauernhaufen in den Hegau, belagerte erfolglos das vorderösterreichische Radolfzell. Den Truppen des Schwäbischen Bundes unter Truchseß Georg von Waldburg folgend zog der Haufe nach Norden bis Rottweil, änderte dort aber seine Richtung nach Westen. Trotz Aufforderung schloss sich das ebenfalls habsburgische Villingen dem Bauernhaufe nicht an. Doch hier blieb eine Belagerung aus, die Bauern zogen weiter nach Westen, um Freiburg zum Anschluss zu bewegen. Die Schwarzwälder Bauern zogen zusammen mit anderen Bauernhaufen aus der Ortenau, aus dem Breisgau und dem Markgräflerland, einen Belagerungsring um Freiburg, das sich nach vier Tagen den Bauern ergab. Die Bauern in dieser Region erhoben sich erst Mitte Mai 1525, „erhielten die Markgräfler den entscheidenden Anstoß wohl vom Schwarzwald, waren die Kaiserstühler stärker auf das Elsaß orientiert.“ (6: S.75). Am Hochrhein hatte der Aufstand noch einen rein bäuerlichen Charakter.[6]
südlich des Rheins
Die Gebiete südlich des Rheins gehörten zur Schweizerischen Eidgenossenschaft. Diese Region stand schon damals in einer langen Tradition von bäuerlichen Aufständen. Die Geburtsstunde der Schweiz 1291 war auch eine Erhebung des gemeinen Mannes, sodass die Ereignisse des Jahres 1525 als „Fortsetzung der früheren agrarischen Unruhen“ (8: S.152) gesehen werden können. Das Mittel des Aufstandes war den Menschen also eingedenk. Ab Ende April 1525 erhoben sich hier die Bauern. Betroffen waren die Orte[7] Zürich, St. Gallen, Thurgau, Schaffhausen, Solothurn und Teile Berns sowie die Bauern des Hochstifts Basel, das damals als geistliches Territorium nicht zur Eidgenossenschaft gehörte. Die Ursachen und Gründe für die Erhebung sind individuell von Ort zu Ort zu betrachten. Der revolutionäre Funke für die regional begrenzten Aufstände und Unruhen sprang von den nördlich des Rheins gelegenen Gebieten am Hochrhein über[8], die sich bereits in ihrer zweiten Aufstandsphase befanden. Keiner der schweizerischen Bauernhaufen berief sich auf die Zwölf Artikel der oberschwäbischen Bauern, denn ihre Beschwerdeschriften waren alle selbst ausgearbeitet. Meist ging es darin um die Abgabenlasten in Form von Zoll oder Ungeld, um die Reformation oder um die Beeinträchtigung der kommunalen Selbstverwaltung durch die eidgenössischen Landvögte. Um Leibeigenschaft handelte es sich bei den Beschwerden in den schweizerischen Orten nicht. Eine Ausnahme bildete nur Solothurn, hier war die Leibeigenschaft der einzige Beschwerdegrund. In der Stadt und dem Hochstift Basel ging es den Aufständischen zudem um das Salzmonopol, den Kornzoll und die Frondienste (8: S.148ff.). Forderungen zu deren Minderung oder Aufhebung waren gegen den Staatsausbau des Hochstifts gerichtet.[9]
3. 2. Oberrhein
Elsass
Das Elsass gilt als Heimat des Bundschuhs. „Ein Menschenalter hindurch hatte sich Aufstand an Aufstand gereiht“ (8: S.141ff.) wie 1493 in Schlettstadt und 1517 als Region im großen Bundschuhaufstand am Oberrhein zwischen Kraichgau und Basel. Es war also ein stetiger Unruheherd im Oberrheingebiet. Die Nachrichten aus Oberschwaben, dem Schwarzwald und dem Hegau „hätten aufreizend und ermutigend auf die Elsässer eingewirkt“ (1: S.20), sodass an Ostern 1525 der Aufstand ausbrach. Das Elsass war durch eine vielfältige Zersplitterung in weltliche und geistliche Territorien und freie Reichsstädte gekennzeichnet, sodass die Erhebung hier überterritoriale Züge aufwies. Außerdem gab es ein dichtes Städtenetz. Das Programm der Elsässer Haufen waren die Zwölf Artikel. Die Hauptforderungen bestanden aus der Rekonstruktion des Alten Rechts. Die gemeinsame Übernahme der Zwölf Artikel gewährleistete den überterritorialen Zusammenschluss der Aufständischen. Durch die Lage im Einzugsbereich der großen reformatorischen Zentren im Südwesten, Straßburg und Basel, hatte auch die Reformation Eingang ins Elsass gefunden. Daneben gab es eine Vielzahl von geistlichen Gebieten, durch die sich der starke antiklerikale Charakter der Bewegung in dieser Region erklären lässt. Das Elsass wurde in seiner ganzen Erstreckung von Süden nach Norden erfasst. Es bildete sich eine Vielzahl von Bauernhaufen, die sich nach den von ihnen erstürmten Klöstern benannten. Dies ist ein zusätzlicher Hinweis auf den „Pfaffenhass“ (6: S.86) im Elsass. Der Ausgangspunkt der Erhebung waren Barr und Heiligenstein in der Gegend südwestlich von Straßburg. Von hier aus breitete sich der Aufstand nach Norden ins Unterelsass mit den Grafschaften Hanau und Bitsch und der Reichslandvogtei Hagenau und nach Süden in den größtenteils habsburgischen Sundgau aus. Von hieraus angeregt kam es zu Städteunruhen in Belfort, Mömpelgard[10] und Besançon. Nur in Colmar und Mülhausen konnten diese verhindert werden. Vom Unterelsass aus schwappte die Aufstandswelle in die Pfalz, die Saargrafschaften, Deutschlothringen bis ins Erzbistum Trier über.[11]
[...]
[1] Das sind Ungeld, eine Abgabe auf Wein und Bier, die außerordentlichen Landessteuern zur Tilgung der Landesschulden, in geistlichen Gebieten Weihsteuern zur Deckung der Auslagen bei Amtsantritt eines neuen Bischofs, Reis- oder Wehrsteuern für die Landesverteidigung. (vgl. Buszello, Blickle, Endres S.239-243).
[2] vgl. Rudolf Endres: Ursachen in Buszello, Blickle, Endres S.217ff., Holenstein S.95ff.
[3] vgl. Rudolf Endres: Ursachen in Buszello, Blickle, Endres S.217ff.
[4] vgl. Blickle: Der Bauernkrieg S.52-54, Rudolf Endres: Ursachen in Buszello, Blickle, Endres S.217ff.
[5] vgl. Rudolf Endres: Ursachen in Buszello, Blickle, Endres S. 217ff., Holenstein S.95ff.
[6] vgl. Horst Buszello: Oberrheinlande in Buszello, Blickle, Endres S.63-80.
[7] In der Schweiz ist der Ort die alte Bezeichnung für einen selbstständigen, der Eidgenossenschaft angehörenden Landesteil. Später wurde der Ausdruck durch Kanton ersetzt. (vgl. Haberkern/Wallach S.464).
[8] Vgl. Buszello, Blickle, Endres S.78 Fußnote 28.
[9] vgl. Franz S.148ff. und Horst Buszello: Oberrheinlande in Buszello, Blickle, Endres S.61ff.
[10] heute Montbéliard.
[11] vgl. Alter S.20ff., Horst Buszello: Oberrheinlande in Buszello, Blickle, Endres S.80ff. Franz S.141ff.
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