Die 1494 erschienene Moralsatire des humanistisch gebildeten Juristen Sebastian Brant veranschaulicht im Kontext der sieben Todsünden das Sündige der menschlichen Existenz und die damit verbundene Abwendung von einem gottgefälligen Leben. In 112 Kapiteln werden, in didaktischer Absicht, die verschiedenen Facetten von Narrheit an den Pranger gestellt, wobei die fehlende Selbsterkenntnis der Narren das größte Hindernis auf dem Weg zur Weisheit1 ausmacht, so wie es Brant bereist in der Vorrede anklingen lässt: „Dann wer sich für einen narren acht/ Der ist bald zu eym wisen gmacht.2“
Nachdem dieser Sünden- und Narrenkatalog die allermeisten Lebensbereiche beleuchtet, werden dabei auch die Geschlechter in ihren Eigenschaften als sexuelle Wesen, Eheleute und Eltern betrachtet, was wiederum Rückschlüsse auf aus Brants Sicht wünschenswerte und verwerfliche Beziehungen zwischen Mann und Frau und deren Rolle innerhalb der Gesellschaft zulässt. Besonders interessant ist diese Darstellung der Geschlechter angesichts der Tatsache, dass sich gerade am Übergang zwischen Mittelalter und Neuzeit die Bedeutung von Ehe und Familie und auch die Stellung der Frau grundlegend verändern.
Die vorliegende Arbeit will deshalb versuchen, die Darstellung von Mann und Frau sowie Ehe und Familie in Brants Narrenschiff zu hinterfragen und vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Veränderungen darzustellen. Die zentrale Frage wird dabei sein, nach welchen Regeln Ehe und Familie bei Brant organisiert sind und welche Aspekte überhaupt zur Illustration herangezogen werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Sebastian Brant: Das Narrenschiff (1494)
- Der Autor
- Das Werk
- Der soziohistorische Kontext
- Die Zeitenwende im Verhältnis der Geschlechter
- Die Darstellung der Geschlechter
- Frauenbilder im Narrenschiff
- Klerikale Misogynie
- Venus als Sinnbild fleischlicher Lust
- Penelope als Gegenpol zur Venus-Symbolik
- Männerbeispiele im Narrenschiff
- Asmodeus und Boas
- Der verantwortungsbewusste Mensch
- Das gesellschaftliche Miteinander
- Der Sittenverfall in der beginnenden Bürgerlichkeit
- Unzüchtige Kleidung
- Irdische Vergnügungen
- Vergänglichkeit
- Die Rolle der Obrigkeit
- Die Ehe
- Sinn und Zweck der Ehe
- Ehebruch
- Ehe aufgrund materieller Interessen
- Die Familie
- Familiäre Hierarchie und Rollenverteilung
- Kindererziehung
- Zusammenfassung
- Das Frauenbild bei Brant
- Das Männerbild bei Brant
- Die Beziehung zwischen Mann und Frau
- Brants Sicht der Ehe
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Darstellung von Mann und Frau sowie Ehe und Familie in Sebastian Brants "Narrenschiff", einem Werk, das im Kontext der sieben Todsünden die menschliche Existenz und die Abwendung von einem gottgefälligen Leben beleuchtet. Die Arbeit untersucht die Beziehung zwischen Mann und Frau vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Veränderungen am Übergang zwischen Mittelalter und Neuzeit, wobei der Fokus auf der Organisation von Ehe und Familie in Brants Sicht liegt.
- Die Darstellung von Mann und Frau in Brants Narrenschiff
- Die Rolle der Geschlechter in der Gesellschaft des Spätmittelalters
- Die Bedeutung von Ehe und Familie im Kontext der sieben Todsünden
- Die Organisation von Ehe und Familie in Brants Narrenschiff
- Die kritische Auseinandersetzung mit Brants Sicht auf die Geschlechterrollen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des Narrenschiffs und die zentrale Frage nach der Organisation von Ehe und Familie bei Brant ein. Das erste Kapitel beleuchtet Leben und Werk des Autors Sebastian Brant und den historischen Kontext seiner Zeit. Das zweite Kapitel analysiert die Darstellung der Geschlechter im Narrenschiff, wobei Frauenbilder und Männerbeispiele sowie der verantwortungsbewusste Mensch im Mittelpunkt stehen. Das dritte Kapitel befasst sich mit dem gesellschaftlichen Miteinander, dem Sittenverfall, der Rolle der Obrigkeit, der Ehe und der Familie.
Schlüsselwörter
Sebastian Brant, Narrenschiff, Geschlechterrollen, Ehe, Familie, Sittenverfall, Spätmittelalter, sieben Todsünden, Humanismus, Gesellschaft, Moralsatire.
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- Magister Artium Clarissa Höschel (Author), 2004, Die Beziehungen zwischen Mann und Frau in Brants "Narrenschiff" (1494), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71170