Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit der Baugeschichte des Magdeburger Doms anhand des Bauwerks, d.h. es wird der Versuch unternommen, anhand der Betrachtung der Architektur verschiedene Bauetappen und Phasen zu erfassen.
Dass dies nicht immer einfach ist und auch heute in der Forschung immer noch zu Kontroversen führt, soll ebenfalls gezeigt werden.
So beginne ich mit einer Baubeschreibung des ottonischen Baus und seiner heute noch vorhandenen archäologischen Reste. Für dieses Kapitel musste auf historische Quellen zurückgegriffen werden, da eine Baubetrachtung nicht mehr möglich ist.
Der zweite große Abschnitt beschäftigt sich mit der rein formellen Baubeschreibung anhand der architektonischen Kriterien, wobei diese im dritten Anschnitt näher erklärt und gedeutet werden.
Zum Abschluss soll der Versuch unternommen werden, Bauabschnitte festzulegen und einige Fragen aufzuwerfen, die in nächster Zeit noch zu diskutieren sind. Die Festlegung der Bauabschnitte erfolgt in Interpretation primär der Architektur und sekundär von historischen Überlieferungen.
Inhalt
I. Einleitung
II. Die ottonische Gründung – der erste Dom
a. Baugeschichte
b. Erhaltene Reste
c. Der große Brand von 1207
III. Ein neuer Anfang – der zweite Dom
a. Baubeschreibung
b. Der Bauprozess
1. Der Chor – eine allgemeine Betrachtung
2. Der Chorumgang
3. Der Chorraum
4. Der Bischofsgang
5. Der Obergaden des Chors
6. Das Querhaus
7. Das Langhaus
8. Der Westbau
IV. Schlussbetrachtung
V. Literatur- und Abbildungsverzeichnis
Literatur:
Abbildungen:
I. Einleitung
Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit der Baugeschichte des Magdeburger Doms anhand des Bauwerks, d.h. es wird der Versuch unternommen, anhand der Betrachtung der Architektur verschiedene Bauetappen und Phasen zu erfassen.
Dass dies nicht immer einfach ist und auch heute in der Forschung immer noch zu Kontroversen führt, soll ebenfalls gezeigt werden.
So beginne ich mit einer Baubeschreibung des ottonischen Baus und seiner heute noch vorhandenen archäologischen Reste. Für dieses Kapitel musste auf historische Quellen zurückgegriffen werden, da eine Baubetrachtung nicht mehr möglich ist.
Der zweite große Abschnitt beschäftigt sich mit der rein formellen Baubeschreibung anhand der architektonischen Kriterien, wobei diese im dritten Anschnitt näher erklärt und gedeutet werden.
Zum Abschluss soll der Versuch unternommen werden, Bauabschnitte festzulegen und einige Fragen aufzuwerfen, die in nächster Zeit noch zu diskutieren sind. Die Festlegung der Bauabschnitte erfolgt in Interpretation primär der Architektur und sekundär von historischen Überlieferungen.
II. Die ottonische Gründung – der erste Dom
a. Baugeschichte
König Otto I. stiftete am 21. September 937, ein Jahr nach seinem Regierungsantritt, in Magdeburg ein Benediktinerkloster zu Ehren des heiligen Mauritius. Die Gründung wurde durch die Anwesenheit von zwei Erzbischöfen und acht weiteren Bischöfen bezeugt und beurkundet.[1][2]
Otto hatte ein besonderes persönliches Verhältnis zu Magdeburg, verbrachte er dort doch einige Jahre seiner Jugend. Die Klosterkirche war somit wahrscheinlich von Anfang an als Grablege für die königliche Familie bestimmt. Seine erste Frau Editha, eine englische Königstochter, wurde nach ihrem Tode am 26. Januar 946 in der Klosterkirche auf der Nordseite beigesetzt.[3] Unbeantwortet bleibt, ob die Klosterkirche zu diesem Zeitpunkt bereits vollendet oder nur in Teilen fertig gestellt war. Ebenso ist eine genaue Lokalisierung der Grabstätte heute nicht mehr möglich.[4]
Der Plan, diese Kirche zu einer Kathedrale ausbauen zu lassen, wird wohl spätestens nach der Ungarnschlacht auf dem Lechfeld bei Augsburg im Jahre 955 gefasst worden sein.[5] Bis zum Einzug des Erzbischofs und seines Kapitels sollten aber noch weitere dreizehn Jahre vergehen. Das lag insbesondere daran, dass die Bischöfe von Mainz und Halberstadt ihre Zustimmung zum Bau hartnäckig verweigerten, obwohl die päpstliche Genehmigung für den Ausbau längst vorlag. Gründe für diese Verweigerung lagen wohl in der Befürchtung, an Macht und Einfluss zu verlieren, ebenso natürlich an Einnahmen. Gleichfalls versprach die Slawenmission in den östlichen Reichsteilen einen satten Gewinn; von diesem drohten Mainz und Halberstadt abgeschnitten zu werden. Bemerkenswert ist, dass der Erzbischof Wilhelm von Mainz kein geringerer war als der Sohn Ottos I.; erst nach dessen Tod und des Ablebens von Bischof Bernhard von Halberstadt hatte der Kaiser freie Hand.[6]
Aus Italien wurden antike Architekturteile herbeigeschafft, von denen heute immer noch einige, im gotischen Dom verbaut, zu bewundern sind. Ebenso erwarb Otto I. viele kostbare Reliquien, darunter auch welche des hl. Mauritius, welche 961 feierlich von Regensburg nach Magdeburg überführt wurden und einen besonderen Platz einnahmen. Sie waren vielleicht in der neuen Krypta untergebracht, deren Fertigstellung durch eine Schenkungsurkunde des Königs aus demselben Jahr bezeugt ist. Aus dem Jahr 965 ist eine Schenkung durch Otto I. für die Beleuchtung überliefert; zu diesem Zeitpunkt muss der Dom also zumindest teilweise benutzbar gewesen sein. Erster Magdeburger Erzbischof wurde Adalbert, ein Mönch aus dem berühmten Kloster St. Maximin in Trier. Er wurde am 18. Oktober 968 feierlich in sein Amt eingeführt.
Am 7. Mai 973 verstarb Otto I. in seiner Pfalz in Memleben. Sein Leichnam wurde nach Magdeburg überführt und in einem Stucksarg mit Marmorplatte im Dom beigesetzt. Dieser Sarg befindet sich heute im Chor des gotischen Doms. Zu diesem Zeitpunkt war der Bau wohl noch unvollendet.[7]
Unter Erzbischof Tagino (1004-1012) wurde nach Thietmar im Jahr 1008 eine Krypta geweiht. Falls es sich dabei um einen Neubau gehandelt hat, mussten somit auch Veränderungen im Chor entstehen, da der Hauptteil der Krypta üblicherweise unterhalb des Chorfußbodens lag. Von einer Umgestaltung des Chorraums ist allerdings nichts überliefert. Unter Erzbischof Hunfried (1023-1051) wurde, laut Überlieferungen, das Sanktuarium, der östliche Teil des Chores, erneuert und vergrößert. Ebenso wurde wohl die Krypta des Tagino vergrößert und Umbaumaßnahmen im Querhaus des Doms ausgeführt; dies lässt sich indirekt aus der Verlegung der Gräber der Erzbischöfe Tagino und Walthard weiter Richtung Westen ableiten; nur durch zwingende Gründe bedingt konnte solches veranlasst werden.
Zwei Brände sind für die ottonische Kathedrale überliefert. Der erste wütete in der Zeit Erzbischof Werners (1063-1078). Dieser verursachte offenbar nur geringe Schäden, welche schnell behoben werden konnten; schon im Jahre 1077 wurde der Hochaltar wieder geweiht. Der zweite jedoch war von verheerender Natur und sollte weit reichende Folgen für die Gestalt des Doms haben.
Dieser Brand geschah unter Erzbischof Albrecht II. (1205-1232) und führte zu einem nahezu vollständigen Abriss des ottonischen Bauwerks, dessen Sicherung und Wiederherstellung wohl im Bereich des Möglichen gelegen haben muss, wie in den schriftlichen Quellen ausdrücklich betont wird.[8]
b. Erhaltene Reste
Im Jahre 1926 wurden Reste einer Krypta und eines Chorbegleitturms in unmittelbarer Nähe des heutigen Doms freigelegt. Sie ließen sich dem ottonischen Dom zuordnen; dieser befand sich fast unmittelbar an derselben Stelle wie der heutige Bau, jedoch besaß der ottonische Dom eine andere Achslage. Sein Westabschluss befindet sich heute im Bereich des Langhauses, während Teile seiner Ostpartie noch südlich neben dem Domchor Erzbischof Albrechts nachzuweisen waren.
Bei symmetrischer Ergänzung der aufgefundenen Mauerreste ergibt sich eine beeindruckende Baugruppe. Die Krypta besaß eine eingezogene Apsis mit hufeisenförmiger Rundung. Seitlich davon befand sich je ein stützender Turm; die Fundamente des aufgedeckten Südturms zeigen eine breite, aufwärts führende Treppe im Inneren. In die gewaltige Mauerstärke der Apsis waren fünf halbkreisförmige Nischen eingetieft; der Innenraum der Krypta war vermutlich in fünf Schiffe gegliedert. Eine genaue Datierung ist problematisch. Die ausgegrabenen Teile dürften wohl am Ehesten zum Hunfriedbau gehören, da sie ja unter dem von diesem Erzbischof erneuerten Sanktuarium gelegen haben. Der Grundriss von Hunfrieds Sanktuarium muss dem der Krypta weitestgehend entsprochen haben, natürlich ohne Berücksichtigung der Innenaufteilung. Sind diese Schlüsse richtig, dann kann die Krypta in das zweite Viertel des 11. Jhs. datiert werden.
Der ottonische Dom war sicherlich kreuzförmig; sein östliches Querhaus wird mehrfach erwähnt. Nebenabsiden können vermutet werden; diese Annahme wird sowohl durch die historischen Überlieferungen als auch durch die Wiederaufnahme dieser Disposition im 13. Jh. bekräftigt. Das Langhaus war basilikal; seine Arkaden ruhten auf Säulen, die aus Italien, wahrscheinlich aus Ravenna stammten. Einige ihrer Schäfte sind erhalten. Sie wurden im 13. Jh. in den Neubau integriert in der Absicht, den Anspruch der Nachfolge des kaiserlichen Doms zu demonstrieren. Ein anderer Grund wird wohl ein finanzieller gewesen sein, da diese Schäfte aus Marmor und Granit bestanden und somit einen erheblichen Wert darstellten. Die Kapitelle und Basen dieser Säulen haben sich nicht erhalten. Sie wurden hier nicht weiter verwendet, da die alten Säulenschäfte nun vor der Wand aufgestellt wurden und so für die ausladenden, ehemals frei stehenden Kapitelle einfach nicht genügend Platz vorhanden war. Eine Vorstellung vom Aussehen und der Gestaltung dieser Kapitelle liefern jedoch die als Basen verwendeten byzantinischen Kapitelle unter den ebenfalls auf Ottos I. Veranlassung importierten Säulenschäften des Remters.
Der Westbau des ottonischen Doms war bis 1960 völlig unbekannt. Eine Ausgrabung im selben Jahr sollte Klarheit bringen. Als Befund ergab sich ein kleiner, vermutlich eingetiefter dreischiffiger Raum westlich vor dem Mittelschiff. Er wird als Krypta anzusehen sein und es liegt nahe, ihn als Teil eines Westwerks zu deuten. Hier bleibt aber auch alles offen. Die Ausrichtung dieses Bauteils entspricht zwar der Achsrichtung des ottonischen Doms, aber zu diesem passen weder die Mauerstärken der Fundamente noch die Raumbreite der kleinen Anlage. Somit lässt sich hier vermuten, dass der Befund entweder älter als der ottonische Dom ist und somit noch zur Klosterkirche gehörte oder er ist jünger und entstand erst nach der Mitte des 11. Jhs., aber natürlich vor 1209. Nach Westen erstreckte sich des Weiteren ein großes Atrium; somit übertraf der ottonische Dombezirk also die Länge des Nachfolgerbaus. Die Klausur, die sich im Süden des ottonischen Doms anschloss, hatte in etwa die gleiche Dimension wie die erhaltene des 13./14. Jhs., deren Südflügel noch für den ottonischen Bau gebaut wurde.[9]
c. Der große Brand von 1207
Ein verheerender Brand brach am Karfreitag, dem 20. April 1207 in Magdeburg aus; der ottonische Bau brannte offenbar vollständig aus. Nur die Umfassungswände blieben stehen, die Dächer und die Balkendecke stürzten ein und verbrannten. Noch im gleichen Jahr kam es zur Schleifung der ausgebrannten Ruine. Der Protest aus der Bevölkerung war gewaltig. Die Magdeburger waren anscheinend stolz auf ihre alte Kaiserkirche gewesen; außerdem scheuten sie wohl die immensen Kosten, die ein Neubau immer mit sich bringt. Jedenfalls blieben diese Proteste ohne Wirkung; es wurden Pläne für ein neues Gotteshaus geschmiedet.
Diese Aufgabe fiel nun Erzbischof Albrecht II. (1205-1232) zu, einem weit gereisten Mann, der die Baustellen und das Entstehen der neuen gotischen Kathedralen in Frankreich beobachtete und diesen Stil nach Magdeburg bringen sollte.[10]
III. Ein neuer Anfang – der zweite Dom
a. Baubeschreibung
Die reine Baubeschreibung ist in fast allen Publikationen enthalten, wobei die von Ernst Schubert wohl eine der besseren ist. An dieser Beschreibung orientiert sich auch das nun folgende Kapitel.[11]
Der zweite Magdeburger Dom ist ein aus Sandstein errichteter Quaderbau. Schubert nennt ihn den ersten im Grundriss gotisch konzipierten Dom in Deutschland.[12] Diese Aussage ist jedoch heute zu differenzieren. In die frühe deutsche Gotik fallen auch die Elisabethkirche in Marburg (1235-1283) und die Liebfrauenkirche in Trier (1242-1253).[13] Insbesondere die Elisabethkirche erscheint in ihrer Konzeption eher gotisch als der Magdeburger Dom, bei dem in der ersten Bauzeit immer noch auf romanische Elemente zurückgegriffen wurde. Dazu später mehr.
Im Aufriss ist der französisch-gotische Einfluss deutlich zu erkennen, es dominiert hier aber noch die spätromanisch-sächsische Tradition im Zusammenklang mit rheinisch-westfälischen Beeinflussungen.[14] Das liegt wohl in erster Linie an der Tatsache, dass der Erzbischof westfälische, mittel- und niederrheinische als auch niedersächsische Steinmetze beschäftigte, denen das volle Verständnis für gotische Gestaltung und Konstruktion noch vollends fehlte.
[...]
[1] Vgl. Abb. 1
[2] Schubert, Ernst: Der Magdeburger Dom. Leipzig 1984, S. 11
[3] Leopold, Gerhard: Zur Baugeschichte des ottonischen Doms in Magdeburg. In: Ullmann, Ernst (Hg.): Der Magdeburger Dom. Ottonische Gründung und staufischer Neubau. Leipzig 1989, S. 62
[4] Schubert, Ernst: Der Magdeburger Dom. Leipzig 1984, S. 11
[5] Leopold, Gerhard: Baugeschichte des ottonischen Doms, S. 62
[6] Schubert, Ernst: Der Magdeburger Dom. Leipzig 1984, S. 11
[7] Leopold, Gerhard: Baugeschichte des ottonischen Doms, S. 62f.
[8] Schubert, Ernst: Der Magdeburger Dom. Leipzig 1984, S. 12f.
[9] Schubert, Magdeburger Dom, S. 13ff.
[10] Schubert, Magdeburger Dom, S. 16f.
[11] Vgl. Abb. 2
[12] Schubert, Leipzig 1984, S. 17
[13] Ullmann, Ernst: Gotik. Deutsche Baukunst 1200-1550. Leipzig 1984, S. 48
[14] Schubert, Magdeburger Dom, S. 17
- Quote paper
- Marco Chiriaco (Author), 2006, Der Dom zu Magdeburg - Die Baugeschichte der gotischen Kathedrale anhand des Bauwerks, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/70997
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