Zu Zeiten der Regentschaft Königin Victorias (1837 - 1901), die Prüderie und Nationalismus fördert, und des wirtschaftlichen Aufschwungs durch die Industrialisierung, die einer breiten Gesellschaftsschicht ermöglicht, sich nur noch mit den schönen Dingen des Lebens zu befassen, veröffentlicht der englische Intellektuelle und Schriftsteller Oscar Wilde 1890 seinen Roman The Picture of Dorian Gray. Vor dem Hintergrund des Ästhetizismus (griech. aisthetike: Wissenschaft vom sinnlich Wahrnehmbaren, vgl. Duden), einer Epoche, die sich durch Hingabe an das Stilvolle und Schöne, an die sinnlichen Freuden und Genüsse auszeichnet, entwickelt Wilde die Lebensgeschichte eines Hedonisten, der nach einer Reihe genusssüchtiger, rücksichtlsloser und ausbeuterischen Beziehungen an seinem Selbstbild zugrunde geht. Anhand ausgewählter Textstellen wird die Lebensgeschichte Dorian Grays im folgenden psychoanalytisch gedeutet und auf pathologisch narzisstische Symptome hin untersucht. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Zusammenfassung des Buchinhalts
- Psychoanalytische Betrachtungen:
- Dorian Grays Kindheit: Aetiologische Aspekte
- Die Spiegelszene: Abwehrmechanismen eines Narzissten
- Dorian ermordet Basil Hallward: Die narzisstische Wut
- Dorian Grays Tod: Von der Unmöglichkeit Verdrängtes zu eliminieren
- Potentielles Kernbergsches Fazit
- „Das Portrait von Dorian Gray“ im Fokus weiterer Fragestellungen
- Die Galthea-Thematik
- Homosexualität: Die narzisstische Objektwahl?
- Narzissmus und Understatement: Wie wird man ein Star?
- Das Spiegelbild: Je est un autre!
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieses Referat analysiert Oscar Wildes Roman „Das Bildnis des Dorian Gray“ unter psychoanalytischen Gesichtspunkten, insbesondere im Hinblick auf narzisstische Persönlichkeitsstörungen. Die Arbeit untersucht, wie sich die Lebensgeschichte Dorian Grays und sein Handeln anhand pathologisch narzisstischer Symptome interpretieren lassen.
- Die Auswirkungen einer traumatisierten Kindheit auf die Entwicklung einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung.
- Die Rolle von Abwehrmechanismen wie Verdrängung und Projektion im Verhalten Dorian Grays.
- Die Manifestation narzisstischer Wut und die Konsequenzen für die zwischenmenschlichen Beziehungen.
- Die Bedeutung des Spiegelbilds und der Selbstwahrnehmung im Kontext des Narzissmus.
- Die Frage nach der Möglichkeit, verdrängte Inhalte zu verarbeiten und die Folgen der Unmöglichkeit.
Zusammenfassung der Kapitel
Einführung: Die Einführung situiert den Roman „Das Bildnis des Dorian Gray“ von Oscar Wilde im Kontext der viktorianischen Ära und des Ästhetizismus. Sie beschreibt den Roman als die Geschichte eines Hedonisten, dessen Selbstbild durch genusssüchtige und rücksichtslose Beziehungen zerstört wird. Das Referat kündigt eine psychoanalytische Deutung der Lebensgeschichte Dorian Grays an, die auf pathologisch narzisstische Symptome hin untersucht werden soll.
Zusammenfassung des Buchinhalts: Diese Zusammenfassung fasst die Handlung des Romans knapp zusammen. Sie beschreibt die Entstehung des Bildnisses, Dorians Wunsch, ewig jung zu bleiben, seine Beziehung zu Sibyl Vane und die Folgen seines egoistischen und moralisch verwerflichen Lebenswandels. Der Fokus liegt auf der zunehmenden Entfremdung Dorians von seiner Umwelt und seiner inneren Zerrissenheit, die durch die sichtbare Veränderung seines Portraits symbolisiert wird. Dorians Mord an Basil Hallward, der ihn mit seiner Verdorbenheit konfrontiert, wird als Höhepunkt der Handlung dargestellt. Die abschließende Szene mit dem zerstörten Bildnis und dem gealterten, verdorbenen Dorian Gray wird nur angedeutet.
Psychoanalytische Betrachtungen: Dorian Grays Kindheit: Aetiologische Aspekte: Dieses Kapitel untersucht Dorians Kindheit und Jugend im Kontext der Entstehung seiner narzisstischen Persönlichkeitsstörung. Es wird die Bedeutung seiner frühen Verluste und die kalte, distanzierte Beziehung zu seinen Bezugspersonen hervorgehoben, die zu einer fragmentierten Selbst- und Objektwahrnehmung geführt haben könnten. Theorien von Kernberg, Auchter & Strauss und Dornes werden herangezogen, um den Einfluss frühkindlicher Erfahrungen auf die Entwicklung narzisstischer Züge zu erläutern. Die Bedeutung der frühen Bindung im Säuglingsalter wird ebenfalls beleuchtet, um die Entstehung pathologischer Narzissmus zu verstehen.
Schlüsselwörter
Narzissmus, „Das Bildnis des Dorian Gray“, Oscar Wilde, Psychoanalyse, Pathologie, Abwehrmechanismen, Verdrängung, Kindheitstrauma, Objektbeziehungen, Selbstbild, Hedonismus, Moral, Selbstzerstörung.
Häufig gestellte Fragen zu Oscar Wildes "Das Bildnis des Dorian Gray" - Psychoanalytische Interpretation
Was ist der Inhalt dieses Dokuments?
Dieses Dokument bietet eine umfassende Übersicht über eine psychoanalytische Interpretation von Oscar Wildes Roman "Das Bildnis des Dorian Gray". Es beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel und Schlüsselbegriffe. Der Fokus liegt auf der Analyse von Dorian Grays Charakter und Handeln unter dem Aspekt einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung.
Welche Themen werden im Referat behandelt?
Das Referat analysiert "Das Bildnis des Dorian Gray" unter psychoanalytischen Gesichtspunkten, insbesondere hinsichtlich narzisstischer Persönlichkeitsstörungen. Es untersucht die Auswirkungen einer traumatisierten Kindheit auf die Entwicklung eines pathologischen Narzissmus, die Rolle von Abwehrmechanismen wie Verdrängung und Projektion, die Manifestation narzisstischer Wut und die Bedeutung des Spiegelbilds und der Selbstwahrnehmung im Kontext des Narzissmus. Zusätzlich werden Aspekte wie die Galthea-Thematik, Homosexualität und die Frage nach der Möglichkeit der Verarbeitung verdrängter Inhalte behandelt.
Welche Kapitel umfasst die Analyse?
Die Analyse gliedert sich in eine Einführung, eine Zusammenfassung des Buches, einen Abschnitt mit psychoanalytischen Betrachtungen (inkl. der Analyse von Dorians Kindheit, der Spiegelszene, der Ermordung Basils und Dorians Tod), einen Abschnitt mit potentiellen Schlussfolgerungen im Sinne Kernbergs und einen Abschnitt, der weitere Fragestellungen im Kontext des Romans beleuchtet (Galthea-Thematik, Homosexualität, Narzissmus und Understatement, das Spiegelbild).
Wie wird Dorian Grays Charakter analysiert?
Dorian Grays Charakter wird als pathologisch narzisstisch interpretiert. Die Analyse untersucht die möglichen Ursachen in seiner Kindheit und Jugend, die Rolle von Abwehrmechanismen in seinem Verhalten, die Manifestation narzisstischer Wut und die Bedeutung seines Selbstbildes und seiner Selbstwahrnehmung. Theorien verschiedener Psychoanalytiker werden herangezogen, um seine Handlungen und Entwicklung zu erklären.
Welche psychoanalytischen Konzepte werden verwendet?
Die Analyse bezieht sich auf Konzepte der Psychoanalyse, insbesondere im Hinblick auf narzisstische Persönlichkeitsstörungen. Begriffe wie Verdrängung, Projektion, narzisstische Wut, Objektbeziehungen und die Bedeutung frühkindlicher Erfahrungen werden verwendet, um Dorian Grays Verhalten und Psyche zu verstehen. Die Theorien von Kernberg, Auchter & Strauss und Dornes werden explizit erwähnt.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Narzissmus, "Das Bildnis des Dorian Gray", Oscar Wilde, Psychoanalyse, Pathologie, Abwehrmechanismen, Verdrängung, Kindheitstrauma, Objektbeziehungen, Selbstbild, Hedonismus, Moral, Selbstzerstörung.
Für wen ist dieses Dokument gedacht?
Dieses Dokument ist für akademische Zwecke gedacht, um die Themen des Romans "Das Bildnis des Dorian Gray" auf strukturierte und professionelle Weise zu analysieren.
- Quote paper
- Franziska Amsel Muheim (Author), 2006, Dorian Gray auf der Couch von Prof. O.F. Kernberg, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/70988