Der Begriff Cargo-Kult bezeichnet ein primär Melanesisches Phänomen, bei dem die Stationierung amerikanischer Truppen auf Inseln mit noch relativ traditionell lebender Bevölkerung religiöse Heilserwartungen auslöste.
Die Inselbewohner beobachteten, wie Schneisen in den Wald gerodet, diese
beleuchtet und mit weißen runden Schlägern gewunken wurde, auf dass donnernde
Stahlvögel zu Boden glitten und „Cargo“ brachten oder abwarfen. Irgendwann kamen keine neuen Güter mehr. Und fortan versuchten die Menschen, die neuen Götter – und damit das Cargo – durch die Nachahmung der beobachteten Rituale wieder herbeizulocken: Sie schlagen Schneisen in den Wald, führen Tänze mit weißen Fächern auf, schnitzen Kopfhörer aus Holz und der örtliche Prophet hisst jeden Morgen die Flagge der Götter – die Stars and Stripes.
Dieser sehr verkürzten und natürlich die Skurrilität des Cargo-Kultes betonenden Sicht ist es zu verdanken, dass der Begriff „Cargo-Kult“ auch in der englischen Wirtschaftssprache und unter Programmierern als Synonym für eine effektlose, obwohl „richtig“ ausgeführte Handlung gilt. Darüber hinaus wird gerne von Soziologen die Parallele zum Cargo-Kult gezogen um Kaufräusche und Materialismus in den Industriestaaten zu kommentieren. Eine genauere Betrachtung des Cargo-Kult Phänomens und vor allem der sozialpolitischen Bewegungen innerhalb des Glaubens (in dieser Hausarbeit an der „Vorzeigebewegung“ dieser Richtung, dem Paliau-Kult, illustriert) wird die Tragik-Komik des Populärwissens über Cargo-Kulte jedoch verblassen lassen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Cargo Kulte und die Paliau-Bewegung
- Der Cargo-Kult in Melanesien
- Die Geschichte Papua Neuguineas
- Die Ankunft der Amerikaner und die Entstehung des Cargo-Kultes
- Die Paliau-Bewegung
- Der Konflikt mit der australischen Regierung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert das Phänomen der Cargo-Kulte in Melanesien und untersucht anhand der Paliau-Bewegung als Beispiel, wie diese Kulte zu einem Ausdruck von Widerstands- und Reformbewegungen im Kontext der Kolonialisierung wurden.
- Die Entstehung von Cargo-Kulten im Kontext der Kolonialisierung
- Die Bedeutung von Religion und Politik in den Cargo-Kulten
- Die soziale und wirtschaftliche Reformbewegung der Paliau-Bewegung
- Der Konflikt zwischen der Paliau-Bewegung und der australischen Kolonialmacht
- Die Auswirkungen der Paliau-Bewegung auf die Gesellschaft von Manus
Zusammenfassung der Kapitel
- Der erste Abschnitt stellt den Cargo-Kult in Melanesien vor und erklärt seinen Ursprung im Kontext der amerikanischen Militärpräsenz während des Zweiten Weltkriegs.
- Der zweite Abschnitt beleuchtet die koloniale Geschichte Papua Neuguineas und beschreibt die verschiedenen Phasen der europäischen, australischen und japanischen Herrschaft.
- Der dritte Abschnitt betrachtet die Ankunft der Amerikaner und ihre Auswirkungen auf die melanesische Bevölkerung. Die Entstehung des Cargo-Kultes wird anhand der Beobachtung der Amerikaner und ihrer "magischen" Macht, Güter zu "erschaffen", erläutert.
- Der vierte Abschnitt stellt die Paliau-Bewegung als Beispiel für eine sozial-politische Reformbewegung innerhalb des Cargo-Kultes vor. Paliaus Ziele und Strategien zur Veränderung der traditionellen Lebensweise werden detailliert beschrieben.
- Der fünfte Abschnitt behandelt den Konflikt zwischen der Paliau-Bewegung und der australischen Kolonialmacht. Die Verfolgung Paliaus und die Bemühungen der australischen Regierung, seine Bewegung zu unterdrücken, werden dargestellt.
Schlüsselwörter
Cargo-Kult, Melanesien, Kolonialisierung, Paliau-Bewegung, Papua Neuguinea, Religion, Politik, soziale Reform, Widerstand, australische Kolonialmacht.
- Quote paper
- Katharina Kunze (Author), 2006, Der Cargo-Kult am Beispiel der Pailau-Bewegung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/70822