Strukturwandel in den Produktionsweisen und Arbeitsbedingungen von Journalisten und Programmgestaltern


Bachelorarbeit, 2002

40 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Medienpolitische Vorentscheidungen und der technisch ökonomische Wandel
2.1. Medienpolitische Vorentscheidungen
2.2. Der technisch ökonomische Wandel

3. Veränderungen in den Produktionsweisen von Journalisten/Programmgestaltern
3.1. Journalisten im Printmedienbereich
3.2. Journalisten im Rundfunkbereich/Programmgestalter

4. Veränderungen in den Arbeitsbedingungen von Journalisten/Programmgestaltern
4.1. Journalisten im Printmedienbereich
4.2. Journalisten im Rundfunkbereich/Programmgestalter
4.3. Medienakteure und die Online-Medien

5. Berufspezifischer Strukturwandel und dessen Auswirkungen auf die medialen Inhalte
5.1. Im Printmedienbereich
5.2. Im Rundfunkbereich

6. Zusammenfassung

7. Literaturverzeichnis

1.Einleitung

Die Veränderungen durch die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien und deren revolutionäres Spektrum an neuen Möglichkeiten in den 70er und 80er Jahren haben auch im journalistischen Alltag massiv ihre Spuren hinterlassen. Vor allem die Computerisierung und die Innovationen in der Telekommunikation führten zu einem Strukturwandel im journalistischen Arbeitsfeld und Arbeitsumfeld. Dieser Wandel wurde schon in einigen Publikationen dokumentiert. Daher soll in dieser Arbeit zusätzlich eine mögliche Ursache für diese Veränderungen eruiert werden. Neben den ständig wachsenden Bedürfnissen der westlichen Gesellschaft nach immer schnellerer und konkreterer Information war auch die Medienpolitik ein ausschlaggebender Punkt für den Umbruch im journalistischen Alltag, da sie die Maßnahmen für den Fortschritt und die Technisierung mitgeprägt hat und somit zur Verwirklichung dieser entscheidend beitrug. So soll in dieser Arbeit nicht nur der Strukturwandel der Arbeitsbedingungen und der Produktionsweisen von Journalisten und Programmgestaltern selbst, sondern auch die medienpolitische Mitverantwortung, d.h. medienpolitische Neuerungen, Veränderungen und Voraussetzungen, die mit zu diesem Strukturwandel im Zeitalter der Computerisierung und Digitalisierung beitrugen, beschrieben werden. Das Motto der österreichischen Regierungen zum Thema Medienpolitik lautete jedoch jahrzehntelang „die beste Medienpolitik, ist keine Medienpolitik“, daher wird sich die folgende Arbeit in all ihren Punkten am Beispiel Deutschland orientieren. Darauf aufbauend werden die tatsächlichen Veränderungen und Neuerungen in den Produktionsweisen und Arbeitsbedingungen von Journalisten und Programmgestaltern dargelegt, wobei hierbei ein besonderer Augenmerk auf wirtschaftliche und technische Veränderungen geworfen werden soll. Schließlich werden die Konsequenzen dieses Strukturwandels auf die medialen Inhalte untersucht und dargestellt. Nachdem die Forschungsfragen, wie sich der Strukturwandel in den Arbeitsbedingungen und Produktionsweisen von Journalisten/Programmgestaltern im Zeitalter der Computerisierung und der Digitalisierung in Deutschland vollzogen hat, inwieweit dafür medienpolitische Vorentscheidungen der deutschen Bundesregierung mitverantwortlich gemacht werden können und welche Auswirkungen dieser berufsspezifische Wandel auf die medialen Inhalte hatte, beantwortet worden sind, sollen in einem abschließenden Resümee die gewonnen Ergebnisse zusammengefasst werden, worin auch ein Blick auf künftig mögliche oder bereits bestehende Strukturwandelerscheinungen gewagt werden wird.

2. Medienpolitische Vorentscheidungen und der technisch-ökonomische Wandel

2.1. Die medienpolitischen Vorentscheidungen

Die Kommunikationspolitik der Bundesregierung sah bereits im Jahre 1973 vor, die Ausbildung von Journalisten auf die neuen Medien auszurichten. Daraufhin wurde die „Gemischte Kommission für Fragen der journalistischen Aus- und Fortbildung“ gegründet, die bereits am 12. Dezember 1973 einräumte, dass die Planung von Ausbildungsgängen zum Journalistenberuf versäumt wurden, dass dieser journalistischen Ausbildung jegliche wissenschaftliche Orientierung fehlt und dass man in Zukunft mehr praxisorientierte Studiengänge nach dem Münchner Vorbild anbieten will. Nur wenige Monate später im Februar 1974 kommt es zu einer weiteren Neugründung mit medienpolitischem Gewicht. Der damalige Bundespostminister Horst Ehmke gründet die „Kommission für den Ausbau des technischen Kommunikationssystems“ (KTK), deren Aufgabe es sein sollte, Vorschläge für ein wirtschaftlich vernünftiges und gesellschaftlich wünschenswertes technisches Kommunikationssystem zu erarbeiten. Zusätzliche Arbeitsplätze und eine neue Art der journalistischen Arbeit versprach man sich von einem Versuch des Videotextes, der am 01. September 1975 von ARD und ZDF in Verbindung mit dem Bundesverband der deutschen Zeitungsverleger BDZV vorgestellt wurde. Realität für die Bundesbürger wurde der Videotext allerdings erst am 01. Juni 1980 mit einem Umfang von 78 Grundtafeln. Die Redaktion saß in Berlin. Arbeitsbedingungsveränderungen befürchtete man bei der Frequenzverteilung in den Lang- und Mittelwellenbereichen im Oktober und November des Jahres 1975, wodurch mehr Sender in Deutschland zugelassen wurden. (vgl. Kopper 1992, S. 294ff)

Schon am 16. Dezember 1976 heißt es in einer Regierungserklärung zum Thema neue Kommunikationstechnologien unter Ziff. 64, dass auch trotz neuer Technologien die Meinungsvielfalt erhalten bleiben und darüber hinaus sogar noch gestärkt werden müsse und dass auch neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Fernsehen und Presse erprobt und entwickelt werden müssen, z.B. für mögliche Bildschirmzeitungen der Lokalpresse. (vgl. Presse- und Informationsamt 1981, S.19) Die Mediendeklaration der UNESCO diskutierte am 28. November 1978 den freien Fluss und ausgewogenere Verbreitung von Informationen als wesentlichen Faktor der internationalen Verständigung. Am Ende dieser Konferenz wurden Erlasse verabschiedet, die auch auf den journalistischen Arbeitsalltag der Zukunft Auswirkungen hatten. So heißt es im Artikel I, dass die Massenmedien den wichtigsten Teil zu dieser neuen Art der Verbreitung von Information zu leisten haben und dass diese sich bemühen sollten, ein Höchstmaß an Informationen aus verschiedenen Aspekten heraus rund um den Informationsgegenstand zu liefern. Im Artikel II/2 wird festgehalten, dass Journalisten für die gut durchleuchtete Information der Bürger verantwortlich sind und so als Vertreter der Massenmedien Zugang zu allen wichtigen Informationen und das Recht auf eine freie Berichterstattung haben müssen. Darüber hinaus muss im In- und Ausland der Schutz für Journalisten, der ihnen die besten Bedingungen für die Ausübung ihres Berufs bietet, gewährleistet sein. (vgl. Presse- und Informationsamt 1981, S. 66ff)

Am 01.10.1977 öffnet die gemeinsame „Zentralstelle Fortbildung Programm“ von ARD und ZDF in Frankfurt ihre Pforten. Ein halbes Jahr später tritt der Rastertarifvertrag in Kraft, ein Vertrag zur Einführung und Anwendung rechnergesteuerter Textsysteme, der u.a. den Gesundheitsschutz der vor dem Bildschirm arbeitenden Journalisten regeln sollte und eine Arbeitsplatzsicherungsregelung für die von der Rationalisierung bedrohten Fachkräfte beinhaltete. (vgl. Kopper 1992, S. 319ff) In einem medienpolitischen Beschluss des Bundeskabinetts vom 26. September 1979 wurde die Feststellung bestärkt, dass die politischen Entscheidungen über den Ausbau des technischen Kommunikationssystems von großer Bedeutung für die weitere Entwicklung der Demokratie sein würden. Aus diesem Grund müssten diese politischen Verfügungen mit größter Sorgfalt und mit Einbezug der Bürger getroffen werden. Darüber hinaus wird bekräftigt, dass die fortschrittlichen und revolutionären Entwicklungen der neuen Techniken sowohl das deutsche Mediensystem als auch die internationalen Vergleichssysteme entscheidend verändern können. In der auf diesem Beschluss basierenden Sitzung vom 26. Februar 1980 wird zum ersten Mal auch auf die wirtschaftliche Bedeutung der neuen Kommunikationstechniken hingewiesen. So ist es den Regierenden schon damals klar, dass dadurch nicht nur das technische Wissen ausgebaut wird, sondern dass diese neuen Techniken in hohem Maße zu wirtschaftlichen Investitionen aber auch Innovationen führen werden. (vgl. Presse- und Informationsamt 1981, S. 15)

Bereits zu Beginn der 80er Jahre beschäftigte sich die deutsche Bundesregierung intensivst mit den rechtlichen Grundlagen für die Entwicklung der neuen Kommunikationstechniken, die vor allem im Bereich der geschäftlichen Kommunikation und Individualkommunikation äußerst willkommen waren. Am 01. Juni 1980 nahmen ARD und ZDF einen Videotext-Feldversuch auf, der drei Jahre andauern sollte. Bereits am 24. November 1982 wird von den öffentlich rechtlichen Rundfunkanstalten beschlossen, dass dieser Versuch noch bis Mai 1984 verlängert wird und dabei das Videotextangebot zeitlich und inhaltlich ausgeweitet wird. An diesem Versuch ist auch wieder der Bundesverband der deutschen Zeitungsverleger beteiligt. (vgl. Kopper 1992, S. 375)

Am 08. April 1981 wurde im deutschen Bundestag ein Gesetz verabschiedet zum Ausbau des Fernmeldenetzes und zum Aufbau eines integrierten Breitband-Glasfaserfernmeldenetzes, welches als Grundlage für ein schnelleres und qualitativ hochwertigeres Informationsnetz gilt. Einen Tag darauf wurde die Enquête-Kommission „Neue Informations- und Kommunikationstechniken“ eingesetzt, die sich mit der Vorbereitung von politischen Entscheidungen in Verknüpfung mit neuen elektronischen Kommunikationsformen wie Bildschirmtext, Videotext und Kabel- und Rundfunktechnik beschäftigte. Diese Enquête-Kommission hat sich mit den Problemen der neuen Informationstechniken unter rechtlichen Aspekten, d.h. v.a. den Datenschutz, die Gesellschaftspolitik, die Wirtschaft, die Technik und die Finanzen betreffend, auseinandergesetzt. (vgl. Presse- und Informationsamt 1981, S. 8 und S. 75f)

Nur wenige Monate später, am 24. Juni 1981, beschloss die Bundesregierung den Modellversuch eines Kabel-Pilotprojektes, das bereits 1976 von der KtK, der Kommission für den Ausbau des technischen Kommunikationssystems, vorgeschlagen wurde, um die neuen technischen Möglichkeiten für das Kabelfernsehen zu erproben. Diese Pilotprojekte, die in erster Linie die individuellen und gesellschaftlichen Bedürfnisse nach neuen Kabelkommunikationsdiensten, neuen Programminhalten und Programmformen erforschen sollten, haben v.a. medien- und kulturpolitische Relevanz. Mit der tatsächlichen Durchführung lässt sich die Regierung zwar noch bis 1984 Zeit, aber dann stand dem letzten Test der neuen Technologie nichts mehr im Wege und damit auch der allgemeinen Anerkennung der kommerziellen Programmproduktion nicht, bei der RTL und Sat1 sofort die Oberhand übernahmen. Ab 1985 erfolgte die Kabeleinspeisung von der deutschen Bundespost, die sich während all der parteipolitischen Kontroversen in dieser Zeit stets als eine entscheidende und antreibende medienpolitische Kraft erwies. Der originär dem Staate dienenden Funktion der deutschen Bundespost wurde vielmehr eine medienpolitische Funktion zu Teil, aufgrund der Handlungsohnmacht der zerstrittenen Parteien. So fand kurz darauf eine großräumige länderübergreifende Verkabelung statt und auch der Satellitenrundfunk machte jetzt große Fortschritte. In ihrer Funktion präjudizierte die deutsche Bundespost die Länder mit der Unterstützung des deutschen Postministers Schwarz-Schilling und griffen den privaten Programmanbietern so tatkräftig unter die Arme. Der tatsächliche Bedarf an Kabelfernsehen war zur damaligen Zeit nur vorgetäuscht, in Wirklichkeit herrschte Skepsis und Desinteresse des Bundesbürgers gegenüber dem Privatfernsehen. Schwarz-Schilling jedoch wollte durch die breitbandkabel- und satellitenbezogene Medienpolitik das deutsche Rundfunkwesen aufforsten. So gelang es, durch die offenere Medienpolitik neue Rundfunkstrukturen herzustellen. Auf der negativen Seite ist jedoch zu nennen, dass die technologischen Strukturentscheidungen die Publikumsbedürfnisse und die Rechtsstaatlichkeit zunehmend verdrängten. Die benötigte Informationsgesellschaft wurde sozusagen einfach produziert. Ab diesem Zeitpunkt war auch im Rundfunk der Markt das bestimmende Merkmal und die Tür stand offen für kommerzielle Medienunternehmen. (vgl. Eurich 1988, S. 42ff)

Bereits am 8. März 1983 unterzeichneten die Ministerpräsidenten der Länder den Staatsvertrag über den Bildschirmtext Btx, als rechtliche Grundlage für die Einführung von Btx im gesamten Bundesgebiet. In einer Medienerklärung der Bundesregierung erklärte der damalige Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl, dass die Bundesregierung mit Nachdruck darauf einwirken wolle, dass die neuen Kommunikationstechniken und Informationstechniken auf breiter Front genutzt werden. Man begrüßte die Schaffung neuer Organisationsformen und Beteiligungsformen im Hörfunk und im Fernsehen. Am 2. Januar 1984 nahm der kurz zuvor von Bertelsmann gegründete Privatsender RTL plus die Ausstrahlung als erstes kommerzielles deutschsprachiges Fernsehprogramm auf. Es handelte sich hierbei um ein fünfstündiges Abendprogramm mit Produktionen deutscher Regionalzeitungen der Bertelsmann Gruppe, wie der Saarbrücker Zeitung oder der Rheinzeitung. Das Programm erreichte nach eigenen Angaben ca. 1,3 Mio. Zuseher (vgl. Kopper 1992, S. 380ff)

Ein Jahr darauf erschütterte ein Urteil des Arbeitsgerichts Bonn die gerade auf die neuen Techniken umgeschulten Redakteure und Journalisten. Das Arbeitsgericht Bonn erklärte am 02. Januar 1985 den von Redakteuren selbst praktizierten Textseitenumbruch am Bildschirm, der seit mehr als 2 Jahren im Metier Gang und Gäbe war, für rechtswidrig. Die Gestaltungs- und Korrekturarbeiten müssten von Fachkräften der Druckindustrie ausgeführt werden. Sechs Monate darauf wurde im öffentlich rechtlichen Fernsehen zum ersten Mal Werbung am Sonntag ausgestrahlt, basierend auf dem Werbeverhalten der privaten Kommerzsender. Dies galt als eindeutiger Schritt hin zu einer zunehmenden Kommerzialisierung der öffentlich rechtlichen Rundfunkstruktur. Im Juni 1985 beschloss die IG Druck und Papier die Bildung einer Mediengewerkschaft gemeinsam mit der Gewerkschaft Kunst und deren sechs Berufsvereinigungen. Die Mediengewerkschaft IG Medien – Druck und Papier, Publizistik und Kunst wurde am 03. Dezember 1985 gegründet und hatte damals bereits 167000 Mitglieder. (vgl. Kopper 1992, S. 427ff)

In den Jahren 1985 bis 1988 stellte das Bundeskabinett 939 Mio. DM für den weiteren Aus- und Aufbau von Datenbanksystemen zur Verfügung, da Deutschland bis dato bei den Online-Datenbanken mit nur 7% am internationalen Markt das Schlusslicht der westlichen Industriestaaten darstellte. Im Vergleich besaß Nordamerika zur selben Zeit 75% aller Online-Datenbanken weltweit. Am 04. November 1986 fällte das Bundesverfassungsgericht ein politisches Urteil, das besonders für kommerzielle Programmproduktion von großer Bedeutung war. Denn dieser Rechtsspruch löste den Verfassungsspruch, der das künstliche Schaffen von Realität bisher verbat, zu einem Großteil auf. (vgl. Eurich 1988, S. 84ff)

2.2. Der technisch ökonomische Wandel

Kurz nach den bisher beschriebenen medienpolitischen Vorentscheidungen setzte ein technischer Strukturwandel mit tiefgreifenden ökonomischen Veränderungen ein, durch den die berufliche Situation der Medienakteure, wie kein anderes berufliches Feld, grundlegend revolutioniert wurde. Dieser technisch ökonomische Wandel kann in vier verschiedene Dimensionen unterteilt werden. Zum ersten ist hier die technologische Dimension zu nennen. Hierbei handelt es sich um das Zusammenwachsen der neuartigen Datenverarbeitung und -recherche mit den bahnbrechenden Übertragungsmöglichkeiten. Diese sind Resultate der technischen Errungenschaften im Bereich der Telekommunikation und der Steuerungs- und Regelungstechnik, die eine kostenextensivere Daten- und Textverarbeitung erlaubte. Wobei diese Dimension nicht nur auf die geschäftlich produzierende Kommunikation, d.h. z.B. die der Zeitungs- und Rundfunkredaktionen, zu beziehen ist, sondern auch auf die freizeitgerichtete konsumtive Kommunikation, z.B. die der Unterhaltungsbranche. Auf der zweiten, der ökonomischen Ebene, entstand so ein neues Industriesegment, dessen Schwerpunkt auf der elektronischen Datenverarbeitung und –übermittlung liegt. Kennzeichen dieses neuen High-Tech-Industriesegments ist neben dem hohen technisch-wissenschaftlichen Personalaufwand auch das rapide Wachstum und der hohe Forschungs- und Entwicklungsaufwand. Die Produkte dieses Industriezweigs sind v.a. Softwareartikel für produktive und konsumtive Kommunikationsmärkte. In der produktspezifischen Dimension wird zwischen drei Gruppen unterschieden. Einmal die funktional verbesserten Produkte, d.h. überarbeitete Versionen bereits bestehender Produkte, im Medienbereich sind dies z.B. neu überarbeitete Versionen bereits ausgestrahlter Filme und Serien. Dann Produkte mit Kosten- bzw. Qualitätsvorteilen gegenüber vorhandener Konkurrenz- und Eigenprodukte und schließlich Produkte mit neuen Technologien und Entwicklungen zur Basis, im Medienbereich v.a. durch die Digitalisierung besonders interessant. Die vierte und letzte Ebene ist die Institutionelle, besonders charakteristisch für moderne High-Tech-Unternehmen. Diese besitzen einen weltweiten Aktionsradius, sind jedoch als Institution oft nur formell sichtbar. Multi-Nationalität ist ein Merkmal des durch Technisierung und Kommerzialisierung entstandenen neuen Informationsangebotes. Des weiteren sind Schlagwörter wie Produktintegration und Produktdiversifikation v.a. in der geschäftlichen Kommunikation für den Strukturwandel besonders wichtig. In diesem Zusammenhang stehen auch Begriffe wie der „elektronische Marktplatz“. Worunter modernste Daten- und Übertragungstechnik, besonders komfortabel für die produktive Kommunikation, aber auch ökonomische Transaktionen, wie z.B. Börsengeschäfte, verstanden wird. (vgl. Weischenberg 1995, S. 69f)

Das Wachstum der Wirtschaftszweige im Vergleich

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: AEG (vgl. Eurich 1988, S.29)

3. Veränderungen in den Produktionsweisen von Journalisten/Programmgestaltern

In einer allgemeinen Definition werden die Medienakteure als ein Teil des Kommunikators angesehen. Diesen Teil des Kommunikators kann mit dem Standpunkt der Aussagenentstehung gleichgesetzt werden. Diese Gleichsetzung enthält zwei grundlegende Vorteile. Erstens können so Aspekte des publizistischen Handelns vermieden werden, die nichts mit der Aussagenentstehung zu tun haben und zweitens sind mit dem Begriff Aussagenentstehung nicht nur Einzelpersonen angesprochen, sondern auch publizistische Institutionen und Organisationen. Journalisten sind die wichtigste Berufsgruppe, die unter den Begriff Kommunikator fallen. Der Journalismus ist hierbei der bekannteste Beruf von inzwischen weit mehr als 120 publizistischen Tätigkeiten, die direkt an der Aussagenproduktion arbeiten. In der heutigen Anhäufung von Kommunikationsberufen kann der Journalismus sehr allgemein als eine berufliche Tätigkeit für und bei Massenmedien definiert werden, die sich mit der Gestaltung und Verbreitung aktueller Aussagen beschäftigt. Durch die Technisierung der meisten journalistischen Aufgaben im Zusammenhang mit den technischen und strukturellen Entwicklungen der Medien kam es zu neuen Formen der Arbeitsteilung und zu neuen Tätigkeitsprofilen. Inzwischen ist bei journalistischen Produktionsweisen immer mehr eine Verschmelzung von journalistischen und technischen Funktionen festzustellen und somit entstanden auch neue Aufgaben in der Planung und Gestaltung journalistischer Produkte. Je nach der Organisationsform des Unternehmens und dessen Rationalisierungs- und Kommerzialisierungsgrades kann man inzwischen grob unterscheiden zwischen redaktionellem Infoverwalter, der den Anforderungen der neuen Produktionstechniken entspricht und dem journalistischen Infotainer, der nach amerikanischem Vorbild arbeitet. Im Allgemeinen kann gesagt werden, dass die technischen Veränderungen ein großes Spektrum an Kommunikationsberufen aufgetan haben und somit die journalistische Rolle schwerer einzustufen ist. (Weischenberg 1995, S. 376ff)

3.1. Journalisten im Printmedienbereich

Die Journalisten im Printmedienbereich erlebten durch die Computerisierung einen weiteren Strukturwandel. Denn bereits der Wandel der Öffentlichkeit ab Mitte des 19. Jahrhunderts durch Industrialisierung, Urbanisierung, Liberalisierung und Technisierung, in dem sich auch die Gesinnungspresse zu einer Gesellschafts- und Massenpresse wandelte, bedeutete für die Printjournalisten bereits einen Strukturwandel. Jedoch mehr auf Qualitäts- und Öffentlichkeitsbasis als aufgrund ökonomisch technischer Revolutionen, wie bei der Computerisierung Anfang der 80ger Jahre. (vgl. Weischenberg 1995, S. 383)

Gründe für die Einführung elektronischer Zeitungsherstellung Mitte der 70er Jahre waren v.a. ökonomische. Die Konsumenten der Zeitungen waren inzwischen äußerst verwöhnt vom Farbfernsehen und von immer schneller werdenden Informationsdienstleistungen anderer Medien. Dies hatte zur Folge, dass auch die Printmedien schneller und qualitativ auf höchstem Niveau produzieren mussten, um nicht von den anderen Medien überholt zu werden. So kam schnell Farbe in die deutschen Zeitungen. Um mit der wachsenden Konkurrenz standhalten zu können, mussten die Zeitungen aktueller, illustrativer und drucktechnisch hochwertiger sein, wodurch die Verlage bewegt wurden auf neue Techniken und auf neue mediale Möglichkeiten zurückzugreifen. Für eine ökonomischere und auch profitablere Printproduktion wurde der Rotstift v.a. in den teuren Produktionsbereichen wie Druck und Satz eingesetzt, seit je her die am meisten rationalisierten Bereiche. (vgl. Pürer 1986, S. 6ff)

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Details

Titel
Strukturwandel in den Produktionsweisen und Arbeitsbedingungen von Journalisten und Programmgestaltern
Hochschule
Universität Salzburg  (Institut für Kommunikationswissenschaft)
Veranstaltung
Strukturwandel in der Medienindustrie
Note
1,0
Autor
Jahr
2002
Seiten
40
Katalognummer
V70758
ISBN (eBook)
9783638617031
Dateigröße
559 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Strukturwandel, Produktionsweisen, Arbeitsbedingungen, Journalisten, Programmgestaltern, Strukturwandel, Medienindustrie
Arbeit zitieren
Thomas Schmidle (Autor:in), 2002, Strukturwandel in den Produktionsweisen und Arbeitsbedingungen von Journalisten und Programmgestaltern, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/70758

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