Der Kerngedanke des Werkes Das Sein und das Nichts. Versuch einer phänomenologischen Ontologie von JEAN-PAUL SARTRE ist die Aufspaltung des Seins in zwei verschiedene Seinsweisen: das An-sich-sein und das Für-sich-sein.
Alles gegenständliche, nicht-menschliche Sein existiert in der Art des An-sich, d.h. eines Seins, das mit sich selbst identisch ist. Gegenstände sind kurzerhand nur das, was sie sind. Ich nehme eine Welt wahr, die aus lauter Objekten bzw. An-sichs besteht und deren Zentrum ich bin.
Der Mensch besitzt die Fähigkeit, Bewusstsein von sich zu haben. Dieses Sich-Bewusstsein unterscheidet sich von seiner bloßen körperlichen Existenz und dem An-sich der nichtmenschlichen Dinge. Der Mensch existiert im Modus des Für-sich, da er nicht mit sich selbst identisch ist.
In dem Moment, in dem mich ein anderer Mensch erblickt, werde ich meiner selbst bewusst. Ich bin Objekt bzw. An-sich für einen Andern, der selbst Subjekt ist. Mein Wesen wird im Blick des Andern geschaffen, doch mein Sein ist von ihm abhängig, durch ihn bestimmt. Ich bin nicht An-sich, denn ich bin mehr als nur gegenständlich, und nicht Für-sich, denn ich bin nur, insofern ich für-andere bin. Ich bin mein eigenes Nichts.
Wenn ich nun zum Objekt eines fremden Subjekts werde, schäme ich mich. Schamgefühl ist Ausdruck eines Protestes gegen ein Etikett und gleichzeitig dessen Zustimmung. Der Mensch ist das, was er nicht ist, und ist nicht, was er ist.
Dennoch kann mich das Schamgefühl dazu veranlassen, zu meinem Wesen zurückzufinden. Ich kann den Andern sodann als Objekt erfassen, doch ich muss darauf Acht geben, ihn als solches zu fixieren. Ansonsten kehrt sich der beschriebene Prozess erneut um.
In den nachfolgenden Kapiteln sollen JEAN-PAUL SARTRES Ausführungen über Blick und Schamgefühl beleuchtet und veranschaulicht werden, um Einsicht in die Kerngedanken seines Werkes und in allgemeine Anschauungen des Autors zu erhalten.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Andere
- Der Andere als Objekt
- Der Andere als Subjekt
- Der Blick
- Was ist der Blick?
- Was geschieht, wenn ich erblickt werde?
- Die Anwesenheit des Andern
- Das Schamgefühl
- Objektivierung des Andern
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Text analysiert Jean-Paul Sartres Werk "Das Sein und das Nichts" mit einem Fokus auf die Konzepte des Anderen, des Blicks und des Schamgefühls. Die Arbeit untersucht, wie diese Konzepte die menschliche Existenz prägen und wie sie sich auf unser Selbstverständnis und unsere Beziehungen zueinander auswirken.
- Das Wesen des Anderen in Sartres Philosophie
- Die Rolle des Blicks in der Konstruktion der menschlichen Identität
- Die Bedeutung des Schamgefühls für die Selbstwahrnehmung
- Die Dialektik zwischen Subjekt und Objekt in der Begegnung mit dem Anderen
- Die Auswirkungen der Objektivierung des Anderen auf die menschliche Existenz
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Kerngedanke von Sartres "Das Sein und das Nichts" vor: die Spaltung des Seins in An-sich-sein und Für-sich-sein. Der Text erläutert, wie sich diese beiden Seinsweisen auf die menschliche Existenz auswirken, insbesondere im Kontext der Begegnung mit dem Anderen.
Kapitel 2 beleuchtet das Konzept des Anderen und unterscheidet zwischen dem Anderen als Objekt und dem Anderen als Subjekt. Es zeigt, wie der Andere unsere Wahrnehmung der Welt verändert und unsere eigene Subjektivität beeinflusst.
Kapitel 3 erforscht die Bedeutung des Blicks in Sartres Philosophie. Es analysiert die Auswirkungen des Erblicktwerdens und die Rolle des Blicks bei der Entstehung des Schamgefühls.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen des Textes sind die Konzepte des Anderen, des Blicks, des Schamgefühls, des An-sich-seins und des Für-sich-seins in Jean-Paul Sartres Philosophie. Die Arbeit beschäftigt sich mit der menschlichen Existenz, Selbstwahrnehmung, Subjekt-Objekt-Beziehung und der Beziehung zwischen Mensch und Welt.
- Quote paper
- Nina Strehle (Author), 2002, Der Blick und das Schamgefühl in Jean-Paul Sartres Werk "Das Sein und das Nichts", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/7072